Negombo

Die kleine Hafenstadt Negombo (Sinhala මීගමුව [miːgamuə]) mit ihren ca. 140.000 Einwohnern liegt ganz in der Nähe zum Bandaranaike-Flughafen (6 km) und zu Colombo (40 km) und war schon in den 1970er Jahren ein bedeutendes Touristenzentrum Sri Lankas. Entlang der Beach Road und des Strandes findet man heute zahllose touristische Einrichtungen wie Restaurants, Kneipen, Souvenirläden sowie Hotels und Gasthäuser aller Preiskategorien. Die Flughafennähe macht den Ort für ankommende Reisende attraktiv, die nach einem langen Flug nicht gleich zu entfernteren Zielen weiterreisen möchten oder Negombo als letzten Stopp ihrer Reise mit kurzer Anfahrt zum Airport vor dem Heimflug nutzen.

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Der breite Strand ist allerdings nicht sonderlich tropisch und reizvoll, an vielen Stellen gar vermüllt und verschmutzt. Das gleiche gilt für das Meer. Vor der Küste ergeben sich aber ausgezeichnete Tauchmöglichkeiten in bunten Korallenriffen und exotischen Fischwelten. Zudem werden Kitesurfen, Segeln und Surfen angeboten.

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Negombo Beach

Zahlreiche Verbindungen mit Bus und Bahn nach Colombo und in andere Teile der Insel bieten auch Touristen vielfältige Möglichkeiten der preiswerten Weiterreise. Der Busterminal im Zentrum gilt zudem als einer der Modernsten des Landes.
Vom Tsunami infolge des Seebebens vor der indonesischen Insel Sumatra am 26. Dezember 2004 war Negombo wenig betroffen. Todesopfer gab es keine, lediglich einige direkt am Strand liegende Fischerhütten und Hotels wurden beschädigt.
Bei den Terroranschlägen in Sri Lanka vom 21. April 2019 wurde die römisch-katholische Kirche St. Sebastian in Negombo schwer beschädigt, das Dach des Gotteshauses fast völlig zerstört. Mindestens 67 zum Gottesdienst zusammengekommene Menschen sollen an diesem traurigen Ostersonntag getötet worden sein.

Geschichte

Negombo gilt als das Anbaugebiet des „besten Zimts der Welt“. So waren es die Mauren, arabische Händler, die hier schon vor mehr als tausend Jahren mit Zimt handelten und in ihre Heimatländer brachten. Um 1600 übernahmen die Portugiesen die Vorherrschaft, errichteten erste Befestigungen und exportierten Zimt und andere Gewürze nach Europa. Neben dem Gewürzhandel beschäftigten sich die Portugiesen leidenschaftlich mit der Missionierung der lokalen Bevölkerung. Zahlreiche katholische Kirchen und Straßennamen wie Ave Maria Road oder St. Joseph Street zeugen noch heute vom Erfolg der Südeuropäer.

1644 nahmen die an Gewürzen interessierten Holländer die Stadt ein, förderten den weiteren Anbau von Zimt, bauten die vorhandenen Befestigungen zu einem wehrhaften Fort aus (1678–1720) und legten einen Kanal für den Transport von Waren an, der im Norden bis Puttalam, im Süden bis Colombo reichte. Bei einem Spaziergang im Zentrum von Negombo überquert man diesen Zimtkanal („Dutch Canal“) auf einer kleinen Brücke der Main Street. Neben dem „Dutch Fort“ findet man noch heute etliche weitere Hinterlassenschaften der Niederländer in Form von Kirchen und hübschen Kolonialgebäuden.

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Zimtkanal in Negombo

Die Holländer zogen sich 1796 aus der Gegend zurück und überließen den Briten das Feld. Diese bauten ein neues fünfeckiges Fort mit einem darin angelegten Gefängnis. 1843 zogen sich die Briten zurück und geben Negombo als militärische Basis auf. Zu dieser Zeit spielte die Zimterzeugung in der Umgebung keine große Rolle mehr, Fischfang und Kokosnuss-Produktion drangen in den Vordergrund.

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Sehenswertes

Abseits der touristischen Meile am Strand findet man in der Innenstadt ein reges kleinstädtisches Alltagsleben mit vielen Geschäften, zahlreichen kleinen Restaurants und einem fotogenen Fischmarkt. Bereits ab 3 Uhr am frühen Morgen wird hier der Fang der letzten Nacht lautstark an die Kundschaft, häufig Großhändler und Einkäufer der großen Hotels, gebracht. Feste Preise gibt es selten, verkauft wird wie auf einer Auktion an den Meistbietenden. Das Geschäft mit größeren Fischen findet auf dem Boden statt, der übersät ist mit beeindruckenden Schwert- und Thunfischen, Barrakudas, Haien und einer Vielfalt kleinerer Fische wie Sardinen und Makrelen sowie Krustentiere.
Große Exemplare werden hier auch gleich zerteilt – ein beeindruckendes, wenn auch blutiges Spektakel, das wundervolle Fotomotive liefert. Gegen 5 Uhr herrscht Hochbetrieb und spätestens, wenn die ersten Touristen mit ihren Kameras einfallen ist das ganz große Business gelaufen.
Der Fischereihafen an der Lagune von Negombo gilt als der bedeutendste Sri Lankas. Von hier aus wird das ganze Land mit Fisch und den beliebten Meeresfrüchten versorgt. Zum Fischen wird noch häufig der traditionelle und sehr fotogene Oruwa genutzt, ein schmaler und sehr schneller Katamaran mit einem quadratischen braunen Segel. Der bis zu 13 m lange Rumpf wird häufig aus Jackfruit-Bäumen gefertigt.

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Auf dem Fischmarkt von Negombo

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Oruwa am Strand von Negombo

Ein lohnender kleiner Ausflug ist die Fahrt mit dem Tuk-Tuk zum buddhistischen Angurukaramulla-Tempel wenige Kilometer östlich der Stadt. Das Innere des Tempels betritt man durch die „Kauleiste“ eines Löwen. Zu sehen sind einige interessante Malereien und Statuen, darunter ein recht beeindruckender liegender Buddha. In der Sea Street finden interessierte Besucher drei kleine, farbenfrohe Hindutempel: Kali Amman Kovil, Sri Muthumari Amman Kovil und Sri Sitthi Vinayagar Kovil.

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Angurukaramulla-Tempel

Vom an der Lagune in der Nähe des Fischmarkts gelegenen holländischen Fort aus dem Jahr 1678 sind heute nur noch ein paar Ruinen, Mauerreste und der Glockenturm zu sehen. Im Fort befindet sich heute ein Gefängnis, dieser Bereich ist für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Ganz in der Nähe liegt ein alter holländischer Friedhof mit dem Grab von Thomas Heatherington. Er war der erste Brite, der nach Inbesitznahme Sri Lankas durch das Königreich dort bestattet wurde.
Im Juli findet in der St. Mary’s Church das Fishermen’s Festival statt, ein christliches Pilgerfest, das Tausende von Gläubigen aus allen Teilen der Insel anlockt. Zu Ostern werden Passionsspiele abgehalten, zum Teil auf improvisierten Straßenbühnen. Über die Hälfte der Einwohner (ca. 60%) von Negombo bekennt sich zum Christentum. Interessanterweise wird im Ort überwiegend Tamil gesprochen, auch von den Singhalesen.
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