Nachts streifen Elefanten durch die Gegend

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Ananda und Sunila Withanachchi aus Mehlem kümmern sich weiter um Opfer der Flutkatastrophe in ihrer Heimat Sri Lanka - Komiker bringt Kinder in Lagern zum Lachen

Von Miltiadis Oulios

Bad Godesberg. Der karamellisierte Würfel zergeht zuckrig auf der Zunge. Ananda und Sunila Withanachchi reichen Renate Müller eine Süßigkeit aus Sri Lanka zum schwarzen Tee. Und dann erzählt das Ehepaar seiner deutschen Freundin, wie sie alles verteilt haben.

Alles was die Nachbarn, die Freunde und Bekannten in Mehlem gespendet haben, als die traurigen Fernsehbilder von den Tsunami-Opfern am Weihnachtstag in ihre Wohnzimmer schwappten.


Über ein halbes Jahr ist es her, dass der Tsunami die Küsten Südostasiens verwüstete. Die Opfer sind längst aus den Schlagzeilen verschwunden. Aber sie benötigen weiterhin Hilfe, weiß das Bonner Ehepaar aus Sri Lanka. "Wir haben an 200 Familien Küchenteile, Eimer, Waschbecken und Kochtöpfe verteilt", berichtet Ananda Withanachchi, und seine Frau Sunila sekundiert: "Die Menschen leben dort immer noch in Tempeln, Kirchen oder Schulen. In Sri Lanka gibt es immer noch Campingplätze mit Zelten, wo die Leute wohnen. Wir sind unseren Nachbarn so dankbar für die Spenden."

Sunila und Ananda Withanachchi leben seit 20 Jahren in Bonn. Sie betreiben ein Reisebüro. Seit einem halben Jahr sind die beiden selber ständig unterwegs. Für zwei Monate flog Ananda nach Sri Lanka. Dann kam er zurück und Ehefrau Sunila machte sich auf die Reise. Als sie sahen, dass dort, wo Freunde und Verwandte leben, alles zerstört wurde, konnten sie keine Minute länger ruhig sitzen. Im Gepäck trägt Sunila jetzt stets Schulhefte, Stifte, Zahnbürsten, Puppen und Schokolade. Und im Frachtraum des Flugzeugs fliegen immer kartonweise Kleiderspenden aus der Bonner Nachbarschaft mit.

"Die Sachen habe ich alle an Waisenkinder verteilt", erzählt Sunila und zeigt ein Foto, dass sie geschossen hat: Dutzende Kinder kauern vor einem Holzhaus und warten auf die Spenden. Noch immer seien die meisten Orte zerstört, kaum etwas aufgebaut.

Die professionellen Hilfsorganisationen versorgten vor allem die Hauptkatastrophengebiete. Aber viele betroffene Orte im Hinterland erreiche kaum Hilfe. "In den Dörfern, die vom Strand etwas entfernt sind, leben jetzt viele Tsunami-Opfer. Und bei jedem Auto, das vorbeifährt, warten sie noch auf Hilfe", erzählt Ananda. Deshalb fahren der stille, untersetzte Mann und seine Ehefrau immer wieder dorthin.

Wenn sie zurückkommen, haben sie jedes Mal Geschichten im Gepäck. Zum Beispiel von den Elefanten. Die streifen seit dem Tsunami herrenlos durch die Gegend. Und sie zwingen die Menschen, nachts Wache zu schieben und Feuer anzuzünden, damit keiner der Dickhäuter durch ein Flüchtlingslager trampelt. Oder die Geschichte von dem buddhistischen Mönch.

Der kam auf Ananda Withanachchi zu und fragte ihn, ob er ihm helfen könne. Er möchte die Waisenkinder wieder zum Lachen bringen. Das fand der Bonner Singhalese eine tolle Idee. Zusammen engagierten sie einen Komiker, der in Sri Lanka Kindersendungen im Fernsehen moderiert. Mit ihm zogen sie vier Tage lang von Lager zu Lager. "Diese Kinder haben alle einen Schock", sagt Ananda Withanachchi.

"Mit dem Kinderprogramm haben wir ihnen eine große Freude gemacht. Und danach Süßigkeiten verteilt." Dabei haben die Withanachchis längst nicht alle Spendengelder aus der Nachbarschaft ausgegeben. Sie wissen, dass ihre Hilfe auch in ein paar Monaten noch gebraucht wird. Deshalb haben sie einen Teil der Spenden aufbewahrt. Ihre Freundin haben sie angesteckt. Renate Müller möchte mitkommen, wenn das Ehepaar im Herbst wieder nach Sri Lanka fliegt. Sie sagt: "Das hat mit Neugierde nichts zu tun. Ich bin so ein Mensch, ich kann nicht auf der Couch sitzen und mich aufregen, ich muss etwas tun".

http://www.general-anzeiger-bonn.de/index_frameset.html?/news/artikel.php?id=95278
 
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