glänzende Augen ...

étoile

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Glänzende Augen in Sri Lanka

Großenhain/Negombo. Damit hatten die Großenhainer kaum gerechnet. Mehr als 20.000 Menschen knieten im Freien auf mitgebrachten Decken oder Plastiktüten nieder und schauten zu dem festlich beleuchteten Altarplatz auf. Gemeinsam mit Armenpriester Terrence Perera und den Tausenden Gläubigen sangen sie ein eigens komponiertes "Tsunamilied". Für Projektmanager Jens Krüger gehörte dieser Augenblick zu den ergreifendsten: "Die Dankbarkeit der Menschen hier strahlt aus ihren Gesichtern. Nach allen Aufregungen und Aufgaben, die dieses Spendenprojekt mit sich gebracht hat, ist das für mich die schönste Anerkennung", resümierte der Mitarbeiter der Großenhainer Stadtverwaltung, bevor die Gruppe wieder in den Flieger nach Deutschland stieg.

Der Begriff "Tsunami-Hilfe" ist in Sri Lanka jetzt auch durch Großenhain greifbar geworden. In Negombo flossen 160.000 Euro in den Neubau eines Beratungszentrums für die Opfer der Flutkatastrophe im Dezember 2004. Die beachtliche Summe spendeten die Einwohner der Region Großenhain nachdem die Stadtverwaltung mit ihrem Bürgermeister Burkhard Müller das Hilfsprojekt vor Ort ausgewählt hatte. Unterstützt wurden die Großenhainer durch weitere Spenden öffentlicher Institutionen wie der Ingenieurkammer. Auch die Auszeichnung des bürgerlichen Engagements mit dem Medienpreis "Goldene Henne 2005 Charity" kam dem Haus zugute. Nach einjähriger Bauphase wurde das Gebäude am 17. Februar eingeweiht. Zur Eröffnung reisten 27 Großenhainer auf eigene Kosten nach Sri Lanka.



Heute beginnt Ausbildungvon Straßenkindern



Das Zentrum "SPC Grossenhain" ist an die St. Peters Church in Negombo angegliedert. Der Bau bietet auf drei Etagen zirka 3000 Quadratmeter Platz. Im Erdgeschoss gibt es Beratungsplätze für Angehörige von Tsunami-Opfern. Sie können dort psychologische Betreuung durch Fachkräfte in Anspruch nehmen. Im neuen Zentrum befinden sich außerdem ein großer Unterrichtsraum, ein Computerkabinett, ein Raum für Näh- und Bastelarbeiten sowie eine Holz- und Metallwerkstatt.


Heute soll in diesen Räumen die Ausbildung von Straßenkindern und Behinderten beginnen. Bisher sind Letztere in die Gesellschaft Sri Lankas kaum integriert. Pater Terrence, der auch die Fäden des Verwaltungsapparates der Negomboer Gemeinde in den Händen hält, griff die Idee bei seinem Besuch in den Diakonischen Werkstätten in Großenhain auf. Aktuell stehen nur 20 Ausbildungsplätze zur Verfügung. Trotzdem besteht an dieser fortschrittlichen Idee schon landesweit Interesse. Anton Fernando (39), Initiator des Projektes, lebt mittlerweile in der sächsischen Kleinstadt, stammt aber aus Negombo: "Wir haben hier ein Zeichen gesetzt für das Miteinander aller Menschen. Nicht nur in Deutschland und Sri Lanka, sondern weltweit."


Dass Anton Fernando längst nicht mehr allein ist, wenn es gilt, Brücken über den Indischen Ozean zu schlagen, beweist die Anwesenheit von Bert Schädlich vor Ort. Damit sich die allgemeine Euphorie über den gelungenen Bau nicht in den Tücken der Selbstverwaltung auflöst, bekommen die Sri Lanker deutsche Starthilfe. Der 26jährige Vermessungsingenieur von der Ingenieurkammer Sachsen lebt für einige Wochen in Negombo und packt kräftig mit an: "Natürlich gibt es auch hier Anfangsschwierigkeiten", berichtet der junge Deutsche. "Aber alle sind fleißig und wir haben bereits Nächte durchgearbeitet, um das Netzwerk des Compu-terkabinetts einzurichten."


Jetzt beginnt im "SPC Grossenhain" der Alltag. Die gespendeten Maschinen müssen aufgebaut, Hausverwaltung und Ausbildungsplan geregelt werden. In Deutschland will man Positives aus Sri Lanka hören. Das Haus versteht sich prinzipiell als Hilfe zur Selbsthilfe und soll sich künftig selbst tragen. "Zunächst ging es ja ausschließlich um ein neues Gebäude. Aber mittlerweile haben wir auch eine Vielzahl gespendeter Ausstattungsgegenstände nach Sri Lanka vermittelt.", freut sich Jens Krüger von der Stadtverwaltung Großenhain.


Astrid Withulz
http://www.dnn-online.de/dnn-heute/61042.html
 
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