Eine Chance droht zu verstreichen

Hänschen

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Was passiert mit den Tsunami-Spenden?

Dem Tsunami am 2. Weihnachtsfeiertag folgten zahllose Spendenaktionen weltweit. Ein bis dahin in diesem Ausmaß nie dagewesener kollektiver Ausbruch an Altruismus und Mitmenschlichkeit - jeder, ja wirklich fast jeder wollte irgendwie helfen. Ein Teil der immensen Spendengelder wurde für die erste Nothilfe verbraucht. Jetzt geht es um die langfristigen Aufbauprojekte und da gibt es immer öfter Kritisches zu hören. Politiker der betroffenen Länder und vor Ort weilende Hilfsorganisationen lassen da manchmal kein gutes Haar aneinander, werfen sich einerseits Korruption und Unfähigkeit vor und andererseits Unwissenheit über die örtlichen Gegebenheiten. Die mangelnde Koordination geht zu Lasten der Opfer, die auf unsere Hilfe nach wie vor dringend angewiesen sind. Und es ärgert zu recht die großzügigen Spender, wenn sich in manchen Gegenden bis zu 40 verschiedene Hilfsorganisationen tummeln beziehungsweise verzetteln. Was also passiert mit unseren Spenden ? Der Kompass hat sich in Sri Lanka umgesehen.

Zerstörung nach der Tsunami-Welle Die Hilfsgüter lagern in den Containern



Im Süden Sri Lankas. Die Menschen feiern das Vollmondfest. Doch es kommt kaum Stimmung auf. Die Gedanken sind noch immer bei den schrecklichen Ereignissen des zweiten Weihnachtsfeiertages 2004. Damals war es auch der Tag des Vollmondfestes als die Tsunami-Welle Sri Lanka traf. Mehr als 30.000 Menschen starben, viele verloren alles. Unterwegs an der Südküste: Trotz der größten weltweiten Spendenaktion aller Zeiten hat sich an der Situation in Sri Lanka wenig geändert. Zerstörungen wohin das Auge reicht, die Menschen leben am Rande des Existenzminimums. Wir treffen Saringa: Er lebt immer noch in Hikkadua. Hier erfasste damals die Welle einen vollbesetzten Zug. 2500 Menschen starben. Auch Saringa hat alles verloren. Sein Geschäft wurde vernichtet. Bisher hat seine Familie aber nur umgerechnet 100 Dollar bekommen: "Bis jetzt gibt es keine Lösung. Kein Land, kein Geld, keine Kredite für mich und meine Freunde. Eine Lösung ist nicht in Sicht."

Das Problem in Sri Lanka: Nur ein Bruchteil der Spenden kommt direkt zu den Opfern. Viele Menschen haben sogar noch gar keine Hilfe bekommen. J.C. Weliamuna, Director Transparency International: "Hunderttausende stehen noch immer da ohne Häuser, ohne alles, sie leben in sehr schwierigen Umständen. Die Frage ist, ob das Geld wirklich so verwendet wird wie gedacht, da ist Transparency International sehr besorgt." Wohin fließt das Geld? Das fragt sich auch Wolf Kurner. Nach der Katastrophe hat er mit seiner Beratungsfirma mitgeholfen, dass die Soforthilfe auch dort ankommt wo sie hin soll. Durch seine Kontakte funktionierte das anfangs auch problemlos. Jetzt aber tauchen immer mehr Schwierigkeiten auf. Wulf Kurner, Firma Hammer International: "Es gibt andere Fälle hier in Sri Lanka, wo Spenden geliefert wurden, diese teilweise aber bis heute noch im Hafen lagern, weil die damit befassten Stellen überfordert sind."

Hier im Hafen von Colombo liegen Container mit Hilfsgütern. Container, die von den Behörden oft nicht herausgeben oder mit so hohen Gebühren belegt werden, dass manche Hilfsorganisationen sie nicht zahlen können oder wollen. Selbst die katholische Kirche hat das zu spüren bekommen. Immer noch wartet sie auf Lieferungen. Viele der Opfer aber sind Katholiken. Sie gehören in Sri Lanka zu den ärmeren Schichten. Oft wohnen sie nahe am Meer und haben durch die Flut alles verloren. Oswald Gomis, Bischof Colombo: "Die zuständigen Stellen haben eine Menge Hilfe versprochen, aber wir hatten einige Probleme als es darum ging, aus dem Ausland geschickte Hilfsgüter tatsächlich auch ins Land zu bekommen." Claudia Karges aus Nürnberg hat nach der Flut Hilfe zur Selbsthilfe organisiert. Sie sprach mit den Menschen und erfuhr so, was sie brauchen. Hier hat sie mit privaten Spenden ein Haus gebaut. Bürokratische Hürden und Hindernisse haben Karges und ihre Mitstreiter nicht aufgehalten. Nun wird die Arbeit vor Ort aber immer schwieriger: "Es ist seit einigen Monaten so, dass alle Spendengelder die an hier registrierte Hilfsorganisationen ins Land kommen mit drei Prozent versteuert werden. Das ist nicht wenig, wenn man berücksichtigt, dass mindestens 500 Millionen Euro an privaten Spenden für alle Tsunami Länder gegeben worden sind, selbst wenn nur die Hälfte davon nach Sri Lanka gekommen ist, wenn man davon drei Prozent berechnet, das ist ordentliches Geld ja."

Nicht das einzige Problem. Was auffällt: Die Dichte der internationalen Hilfsorganisationen vor Ort ist riesig. Die meisten sind bestens ausgestattet und ihre Mitarbeiter leben in Komfortablen Unterkünften. Aber nicht immer ist ihre Hilfe effizient. Wir treffen Rangit, der seit 27 Jahren für die einheimische Hilfsorganisation ‚Help for children’ arbeitet. Hier organisiert er den Bau von Häusern für Tsunami Opfer. Enttäuscht ist Rangit von der Zusammenarbeit mit vielen ausländischen Hilfsorganisationen: "Die Hilfsorganisationen haben keine Normen und keine Strategie. Sie wollen nur ihre Arbeit machen und verhindern alle anderen Hilfsmaßnahmen." Dies hat auch Claudia Karges bemerkt. Hilfsgelder sollten sinnvoll und zielgerichtet eingesetzt werden. Nicht alle Helfer arbeiten aber nach diesem Zielorientierung. Bei vielen Hilfsorganisationen sieht sie einen großen Unterschied zwischen Anspruch und Wirklichkeit: "Ich sehe nicht furchtbar viel Aktivitäten von Ihnen, ich sehe viele Schilder, ich sehe auch, dass sie viel im Land unterwegs sind, weil die Fahrzeuge ja alle beschriftet sind, aber richtig effektive Aktionen haben wir jetzt noch nicht viele gesehen." Der Tsunami hat Sri Lanka in eine Trümmerlandschaft verwandelt. Durch die große weltweite Hilfsbereitschaft gibt es eine Chance für die Menschen in Sri Lanka ihr Land wieder aufbauen. Diese Chance aber droht zu verstreichen, weil die Hilfe oft nicht da ankommt, wo die Menschen sie brauchen.

http://www.br-online.de/politik/ausland/themen/2005/00281/


irgendiwe werd ich das gefühl nicht los, dass doe hilfsorganisationen aus ihren fehlern nicht lernen . warum nicht ?
 
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