Und viel Geld liegt auf der Bank

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Zwar ist der Bericht von 2005, aber immer noch aktuell.

Die ganze Welt spendete für die Opfer des Tsunami, auch die deutsche Rockband Tote Hosen. Was ist aus ihrer Spende geworden? Eine Bilanz nach sechs Monaten

Es ist der 26. Dezember 2004, acht Uhr morgens. Der Tsunami überrollt die Westküste der indonesischen Provinz Aceh. Meulaboh ist die dem Epizentrum des Seebebens nächstgelegene Stadt. Die Flut hinterlässt eine Verwüstung, die man nur mit einem Flächenbombardement vergleichen kann. Ein Stadtteil versinkt unter dem Meeresspiegel.

Drei Stunden später sucht die Flutwelle die Ostküste Sri Lankas heim. Kinniya ist eine flache, der Hafenstadt Trincomalee vorgelagerte Insel. Das aufwogende Wasser zerstört, wie eine spätere Zählung ergibt, 1.481 Häuser. Das örtliche Krankenhaus ist völlig verwüstet. 1.179 Häuser werden schwer beschädigt, 3.000 Brunnen durch Meerwasser versalzen.

28. Dezember, Potsdam.
Redaktionskonferenz bei Radio Fritz, dem »Laden gegen Langweilige im rrb«. Thomas Vogel, ein unauffälliger und bescheidener Mann, der bei dem Sender für Veranstaltungen zuständig ist, ergreift die Initiative. Die schiere Größenordnung der Katastrophe beginnt sich erst langsam abzuzeichnen. Doch ihm ist klar, dass das eine große Story ist. Er glaubt, da müsse der Sender mit einer Aktion einsteigen, die bei den Hörern »einen aktuellen Erkenntnisstand und Betroffenheit herstellt«.

Eine der zahllosen Spendenaktionen nimmt ihren Anfang, die nach der großen Katastrophe das Elend der Opfer lindern und das schlechte Gewissen der in Weihnachtsstimmung schwelgenden Wohlstandswelt mildern sollte. Dies ist die Geschichte ihres langen Weges von Berlin nach Meulaboh und Kinniya. Man wird sehen, dass nicht alles, was gut gemeint ist, Gutes bewirkt. Wir werden erleben, wie Mentalitäten und Kulturen aufeinander stoßen. Und dass das, was sein könnte, oft nicht passiert, weil ein System, in dem immer mehr Spendengelder durch die Hände der NGOs (non-governmental organizations), der Nichtregierungsorganisationen, gehen, dem Ausmaß der Katastrophe nicht gewachsen ist.

Thomas Vogel erhält das Okay seiner Kollegen. Er organisiert eine Spenden-Hotline. Im Programm soll ständig auf die Nummer hingewiesen und zeitgleich die Zahl der Anrufer bekannt gegeben werden, um dem Ganzen »einen sportlichen Anreiz zu geben«. Damit die Discjockeys immer wieder sagen können: »Hey, da geht doch noch mehr!«

Das zu organisieren ist nicht einfach. Man braucht einen »Mittler zwischen zwei Teilen der Service-Ruf-Wertschöpfungskette«, wie das im Jargon heißt: eine Firma, die die Anrufe technisch und kaufmännisch abwickelt und den Anbieter – in diesem Fall Radio Fritz – mit der Deutschen Telekom zusammenbringt. Die eine Firma ist zu teuer, die branchenüblichen Provisionen belaufen sich auf bis zu 20 Prozent, andere Anbieter können die technischen Anforderungen nicht erfüllen. Schließlich wird Vogel mit der Deutschen Telefon- und Marketingservice AG in Mainz (dtms) handelseinig.

Die Chefredaktion wählt die Aktion Deutschland hilft (ADH) als Spendenempfänger aus. Die ADH wird in Nachrichtensendungen immer wieder an erster Stelle als vertrauenswürdige Organisation genannt. Sie ist ein Zusammenschluss von zehn großenteils christlich-sozial inspirierten Hilfsorganisationen.

Vogel will einen weiteren Anreiz schaffen. Für den 30. Dezember ist in der Arena Berlin ein Konzert der Toten Hosen angesetzt. Es ist ausverkauft. Wäre es da nicht eine Idee, die Show live zu übertragen – vorausgesetzt, die Telefonaktion bringt 2.000 Euro? Vogel legt die Mindestgrenze willkürlich fest, sie soll die Spendenbereitschaft fördern. Er ruft bei dem Agenten der Deutschrocker an. Die Band muss den Vorschlag diskutieren. Erst spätabends ruft Campino, der Sänger der Gruppe, zurück. Er gibt seine Zusage und sagt: »Hey, da müsst ihr noch viel größer einsteigen!«


29. Dezember, Berlin/Brandenburg.
Die dtms schaltet die Nummer 0900-124000 frei. Um das Handy-Budget der jungen Hörer nicht zu strapazieren und sie »an die Telefone der Eltern zu treiben«, wie Vogel es formuliert, werden nur Anrufe aus dem Festnetz entgegengenommen. Jeder Anruf kostet 1,79 Euro.

Campino ist im Programm. »Aus den 2.000 machen wir 10.000 Euro«, spornt er das Publikum an. Nach dreieinhalb Stunden ist die 2.000-Euro-Marke erreicht. Campino verkündet, die Toten Hosen seien bereit, sämtliche Konzerteinnahmen zu spenden – jedoch nicht an die Aktion Deutschland hilft, sondern an Ärzte ohne Grenzen, die deutsche Sektion von Médecins Sans Frontières (MSF). Die Toten Hosen halten MSF für die förderungswürdigste Hilfsorganisation. Die Donots, die als Zweitband auftreten (Motto: »Teaching the world to kick ass since 1994«), schließen sich an, ebenso der Veranstalter, die Produktionsfirma, die Arena Berlin, der Trucking Service und die technische Crew. Campino weiß auch schon, wofür das Geld verwendet werden wird: eine Wasseraufbereitungsanlage in Aceh, die etwa 100.000 Euro kostet.

Am gleichen Tag stoppt MSF alle Spendenaufrufe. Die deutsche Sektion hat im ganzen Geschäftsjahr 2004 bis zum 26. Dezember zwölf Millionen Euro eingenommen. Allein in den drei Tagen nach dem Seebeben gehen auf ihrem Konto weitere sechs Millionen Euro für Südostasien ein, viel mehr, als die Organisation in dem Krisengebiet ausgeben kann.


30. Dezember, Berlin/Brandenburg.
Janina Niemitz, Pressesprecherin der Aktion Deutschland hilft, berichtet den Hörern von Radio Fritz in einem Telefoninterview, was mit ihrem Geld geschehen soll. Noch weiß niemand, dass das Spendenaufkommen die Erwartungen um ein Vielfaches übertreffen wird. Janina Niemitz spricht von der Notwendigkeit, schnell für sauberes Wasser zu sorgen und Decken, Schlafmatten und Lebensmittel bereitzustellen. BILD

Während des Konzerts heizt Campino die Spendenbegeisterung immer weiter an. 15.000, dann 20.000 Radiozuhörer wählen die Hotline. Der Sänger Arnim von den Beatsteaks gibt eine Sondereinlage und spendet 10.000 Euro. Das Publikum stopft Münzen und Geldscheine in herumgehende Sammelbüchsen. Als Olaf von Maydell, Finanzchef der Ärzte ohne Grenzen, die Büchsen am späten Abend in den Tresor im Büro der Organisation im 6. Stock eines Geschäftshauses Am Köllnischen Park einschließt, enthalten sie 6.120,78 Euro.


6. Januar 2005, Berlin.
Das Büro der Ärzte ohne Grenzen verbucht eine Vorabüberweisung über 100.000 Euro vom Management der Toten Hosen. Eine Mitarbeiterin kontaktiert den Agenten der Band und bittet, die Spende für andere Zwecke freizugeben. Andere von Not heimgesuchte Weltgegenden wie Darfur und der Kongo gehen in der Konzentration aller Aufmerksamkeit auf Südostasien leer aus. Doch die Band besteht darauf, dass das Geld für Tsunami-Öpfer gespendet worden sei und deshalb auch für sie verwendet werden müsse. Die Ärzteorganisation hatte das ursprünglich zugesagt. Jetzt steht sie den Toten Hosen gegenüber in der Pflicht – gegen besseres Wissen und Gewissen.


18. Januar, Colombo.
Walter Berier, Ingenieur, Projektkoordinator von Help, einer Mitgliedsorganisation der Aktion Deutschland hilft, und nach eigener Einschätzung »ein Macher«, trifft in der Hauptstadt Sri Lankas ein. Sri Lanka wird von NGOs geradezu überrannt. Über 6.000 Vereine und Verbände sollen es sein. Niemand kennt die genaue Zahl. Die meisten Helfer reisen als Touristen ein, um Formalitäten zu umgehen. Die echten Touristen sind abgereist, doch kaum ein Hotel bemerkt Umsatzrückgänge. Das feine Mount Lavinia Hotel südlich von Colombo ist, wie zu dieser Jahreszeit üblich, zu 70 Prozent belegt.

Fast alle Mitglieder der Aktion Deutschland hilft sind an Ort und Stelle. Jeder Verband versucht, »einen Fuß in die Tür zu kriegen« und »ein Bein auf den Boden zu bekommen«, wie Berier es ausdrückt. Warum? »Dafür gibt es keine schlüssige Erklärung, außer dass eben jeder dabei sein will.«

Berier, 39 Jahre alt, macht sich auf der Suche nach Projektmöglichkeiten umgehend in Richtung Süden auf, nach Galle, dann die Ostküste hinauf in Richtung Trincomalee. »Das ist wie in der Wirtschaft«, beschreibt er die Vorgehensweise. »Man muss einen Bedarf ausmachen, die Kosten schätzen und Leistung erbringen.«


25. Januar, Kinniya.
Berier entdeckt auf der Insel ungedeckten Bedarf. Hier hat noch keine Hilfsorganisation Fuß gefasst. Berier schickt seinem mittlerweile in Colombo etablierten Landesbüro einen Projektantrag zur Verteilung von Hilfsgütern, zur Trümmerbeseitigung, zur Brunnenreinigung und zum Wiederaufbau. Der Antrag wird an die Help-Zentrale in Bonn weitergeleitet. Die Zentrale beantragt Mittel bei der Aktion Deutschland hilft. Der ganze Prozess dauert nicht länger als eine Woche.

Die Aktion Deutschland hilft nimmt in den Wochen nach dem Tsunami 125 Millionen Euro ein, in Deutschland der zweitgrößte Betrag nach dem des Roten Kreuzes. Wie hoch der Anteil der Radio-Fritz-Spende daran ist, wurde noch nicht ermittelt. Niemandem fällt das auf. Für den Sender ist das Thema nach der zweitägigen Spendenaktion beendet. Die Aktion Deutschland hilft wird von 1,6 Millionen Einzelspenden überrollt, sie hat jeden Überblick verloren.


1. Februar, Kinniya.
Berier mietet ein Haus und richtet ein Büro mit drei Zimmern ein. Er stellt 300 Einheimische als Tagelöhner an und lässt sie in Handarbeit Trümmer vom Strand räumen, eine »einkommensschaffende Maßnahme«.


14. Februar, Kinniya.
Berier hat eine mobile Pumpe, einen Generator und ein Wassertestgerät angeschafft und weist vier Einheimische in die Brunnenentsalzung ein. In der ersten Nothilfephase richteten Katastrophenschutzdienste, darunter auch das deutsche Technische Hilfswerk (THW), irreparable Schäden an. Sie entleerten die Zisternen wie Klärgruben und zerstörten im ganzen Land Hunderte, wenn nicht Tausende Wasserlöcher. Aus ihnen quillt jetzt nur noch Salzwasser. Will man das vermeiden, muss man ganz behutsam zu Werke gehen. Oft ist es besser, gar nichts zu tun; dann reinigen sich die Brunnen von selbst. Wenn man sie fachgerecht reinigt, kann man den Prozess beschleunigen, dann liefern sie möglicherweise nach drei Monaten wieder trinkbares Wasser. Erzwingen lässt sich nichts.


14. Februar, Köln.
Sechs Wochen nach dem Konzert der Toten Hosen geht auf dem Konto der Aktion Deutschland hilft ein Betrag von 40.824,68 Euro ein – die Ausbeute der Hotline-Aktion von Radio Fritz. Schneller hätte sich die Überweisung »wegen der Modalitäten der Verrechnungsströme und des Call-Daten-Austausches mit dem Teilnehmernetzbetreiber« – der Deutschen Telekom – nicht abwickeln lassen, erklärt die Pressesprecherin der Vermittlungsfirma dtms.

Neben dem Zeitverlust gibt es einen Wegverlust von rund 1.050 Euro. Die Firma behält eine Zuschaltgebühr von 300 Euro und einen Abzug von 1,8 Prozent für ihre Dienstleistung ein – eine weit unter den üblichen Raten liegende Gebühr, die, so gibt die Sprecherin zu verstehen, einer indirekten Spende gleichkomme.


21. März, Meulaboh.
Die holländische Sektion von Médecins Sans Frontières übernimmt das örtliche Büro von der Sektion Belgien. Fünf der weltweit 19 Sektionen der Nothilfeorganisation engagieren sich direkt in Krisengebieten, die anderen organisieren und sammeln Geld. Holland ist das ausführende Organ der deutschen Sektion. Die in Deutschland für die Tsunami-Opfer gesammelten Spenden werden über das Büro Amsterdam in das Krisengebiet geleitet.


31. März, Berlin. Üblicherweise sind nur zehn Prozent der Spenden an die Ärzte ohne Grenzen mit einem Verwendungszweck versehen. Die meisten Förderer verlassen sich auf das Urteilsvermögen der Organisation, wie und wo ihr Geld am besten eingesetzt wird. In den ersten drei Monaten dieses Jahres gingen trotz des Aufrufs vom 29. Dezember 37 Millionen Euro unter dem Stichwort »Seebeben Südostasien« ein, 75 Prozent aller Spenden. Die müssen zweckgebunden ausgegeben werden, sonst verstößt die Organisation gegen das Gesetz.

In der Regel werden 23 Prozent der Einnahmen für Werbung, Verwaltung, Public Relations und Managementkosten ausgegeben. Werbung fiel beim Tsunami nicht an, die lieferte das Fernsehen frei Haus. Aufgrund des hohen Spendenaufkommens reduzieren sich die laufenden Verwaltungskosten auf voraussichtlich ein Prozent anstatt der üblichen vier Prozent. Von den 111.690,78 Euro, welche die Toten-Hosen-Spende am Ende exakt beträgt, bleiben 101.590 Euro – ein sehr guter Ertrag. Die deutsche Sektion von MSF hat bis zu diesem Tag allerdings erst 6,88 Prozent ihres wider Willen aufgeblähten Tsunami-Budgets in Aceh verbraucht, also nur knapp 7.000 Euro vom Geld der Toten Hosen.

Von den 7.000 Euro kann der Missionschef vor Ort etwa zweieinhalb Monate bezahlt werden – oder eine einheimische Krankenschwester knapp vier Jahre lang. Die Gehälter für das medizinische Personal schlagen im Budget mit 36.000 Euro zu Buche, die für Logistiker und Koordinatoren mit 145.000. Die Ärzteorganisation ist ein kopflastiger Betrieb geworden. Doch sie führt akribisch und transparent Buch. Sie hat für Anreise, Verpflegung, Unterbringung und Einweisung des internationalen Personals in Aceh genau 281.954 Euro ausgegeben, etwas über ein Zehntel des verbrauchten Geldes.


14. April, Köln.
Im Eingang des Büros der Aktion Deutschland hilft türmen sich Stapel falsch adressierter und von der Post zurückgeschickter Spendenquittungen. Die in einem Außenbezirk von Köln untergebrachten Geschäftsräume bestehen im Wesentlichen aus vier Angestellten und ein paar Zimmerpflanzen. Die Aktion Deutschland hilft wurde 2001 gegründet, um den Verwaltungsaufwand der Mitgliedsverbände durch gemeinsame Strukturen zu verringern. Das macht es nicht einfacher, den Verbleib der von den Radio-Fritz-Hörern gespendeten 40.824,68 Euro nachzuvollziehen. Niemand weiß, wie teuer der Aufwand für die Verwaltung sein wird. Addiert er sich auf zwei Prozent? Oder auf fünf Prozent? Einen Präzedenzfall gibt es nicht.


Für die Mitgliedsorganisationen fallen natürlich nach wie vor Nebenkosten an. Das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen sieht einen Gesamtaufwand von 35 Prozent der Einnahmen für Werbung und Verwaltung als vertretbar an. Help, Walter Beriers auf Kinniya tätige Hilfsorganisation, kommt mit sieben bis neun aus. Das ist sehr viel weniger als die Nebenkosten anderer Mitgliedsverbände. Manche geben allein für Werbung über acht Prozent aus.

Die Aktion Deutschland hilft hat bis Ende April 19 Millionen Euro in die Krisengebiete überwiesen, etwas über 15 Prozent ihrer Einnahmen. Sie schneidet damit im Vergleich zu Verwaltern anderer Großspenden sehr gut ab. Die Egidius-Braun-Stiftung des Deutschen Fußballbundes (DFB) gab bislang gerade ein halbes Prozent ihrer mit großem Brimborium gesammelten Gelder aus. Ein Benefizspiel der deutschen Fußballnationalmannschaft, zu dem am 26. Januar 52.000 Zuschauer in die Arena AufSchalke pilgerten, erbrachte zwischen 4 und 4,6 Millionen Euro. Genau ausgezählt hat das noch niemand. Die Stiftung schickte 200.000 bis 300.000 Euro – auch hier gibt es keine genauen Angaben – für den Wiederaufbau des Stadtkrankenhauses nach Banda Aceh. Der Rest liegt auf der Bank in Deutschland.

Kinniya, ein knappes halbes Jahr nach dem Tsunami. Nach dem Marsch durch die Institutionen sind von der Radio-Fritz-Spende 5.000 Euro in Sri Lanka angekommen. Walter Berier benötigt 5.000 Euro pro Woche, um sein Projekt in Kinniya in Gang zu halten. In seinem Tresor bewahrt er ständig 5.000 Dollar auf, als Papiergeld und in Form von Quittungen. Wenn die Dollar aufgebraucht sind, werden die Quittungen in Ordnern abgelegt und erneut 5.000 Dollar in den Safe gelegt. Mit diesem System behält er genau Kontrolle über den Geldfluss. Er hat seinen einheimischen Arbeitern die Bedeutung von Quittungen derart eingetrichtert, dass einer, der für ihn eine Packung Zigaretten vom Kiosk holt, sogar dafür eine Rechnung mitbringt. »Die haben schon gemerkt«, sagt er, »dass es mit deutscher Ordnung besser geht.«

Berier geht haushälterisch mit seinem Geld um. Er hat einen indischen Kleinlaster und zwei Motorräder gekauft, nicht japanische Geländewagen, wie das bei anderen NGOs üblich ist. Alles orientiert sich bei ihm an Sparsamkeit und Ordnung. In dem Schuppen, den er zur Lagerung von Baumaterialien angemietet hat, kommt man sich vor wie in einem deutschen Baumarkt. Ein zerstörter Kindergarten, von dem bislang erst die Umrandungsmauer wieder steht, »wird ein richtig deutscher Kindergarten, so was haben die hier noch nicht gesehen.«

Und eine am Landeplatz der Fähre wiederaufgebaute öffentliche Toilette wird »eine deutsche Toilette«, mit Handwaschbecken, überdachtem Warteraum und allem Drum und Dran. Seine Organisation, die sich in Deutschland Help – Hilfe zur Selbsthilfe nennt, heißt im Ausland Help from Germany. Überall künden Plakate vom Herkunftsland; überall begegnet man auch dem schwarz-rot-gelben Markenzeichen der Aktion Deutschland hilft.

Von der Toilette abgesehen, ist vom Wiederaufbau noch nicht viel zu erkennen. Die Einfassungsmauer um den geplanten Kindergarten, ein 30 Meter langes Zaunfundament am Fischmarkt, mehr nicht. Am Strand heben etliche Arbeiter einen Graben aus. Dabei, sagt Berier, könnte er auf der Stelle mit einem groß angelegten Hausbauprogramm loslegen. »Ich habe Material, ich habe Arbeiter, das Geld liegt auf der Bank.« Doch seine Pläne scheitern am Widerstand des Kreisrats.

Berier ist ein moderner Deutscher, liebenswürdig und charmant. Er spricht von »Konfliktsensibilität« und »partizipatorischem Ansatz«. Dennoch hat er sich in einen regelrechten Kleinkrieg mit dem örtlichen Obmann der Regierung, einer Art Kreisrat, verstrickt. Der stoppte immer wieder den Bau des Klos, mal wegen einer fehlenden Genehmigung des Wasserwirtschaftsamts, dann, weil eine Toilette so nah am Fähranleger fehl am Platz sei. Berier versteht das nicht: »Meine Toilette ist doch so viel besser als die alte!«

Es kommt zum Eklat. Berier weigert sich, ein Memorandum zu unterzeichnen, das NGOs verpflichtet, bei Bauvorhaben die Verantwortung für Elektrizitätsversorgung, Abwassersysteme und Bauauflagen zu übernehmen sowie auf staatseigenem Land zu bauen und mit Drittfirmen zu von Regierungsseite geschätzten Preisen zu arbeiten. Andere Organisationen – mittlerweile sind 36 offiziell registrierte NGOs in der Gegend tätig – unterschreiben, »weil ihnen die Heimatbüros auf der Pelle sitzen. Die wollen wissen, ob wir hier nur Urlaub machen«.

Berier entlässt seine Tagelöhner. Die tun sich zu einem Demonstrationszug zusammen, ziehen mit Schildern »Lasst HELP helfen« und »Wir wollen kein politischer Spielball sein« vor das Distriktamt und halten den Kreisrat eine Stunde lang gefangen. Sie werfen Scheiben ein. Das Gerücht geht um, Help zerstöre Regierungsgebäude. Berier behauptet, der Kreisrat lüge, er sei ein aalglatter Typ. Der Kreisrat sagt, er sei schockiert von der Demonstration. »Ich bin auch nur ein Mensch. Meine Frau drängt mich schon lange, mein Amt niederzulegen. Dies ist eine explosive Gegend.«

Fast täglich kommt es unweit der Insel zu Scharmützeln zwischen der Armee und tamilischen Rebellen. Herr Berier, fährt der Kreisrat fort, verstehe die Lage nicht richtig. »Er ist hier Gast, wir sind die Gastgeber. Er ist willkommen, aber er muss verstehen, dass ich dafür verantwortlich bin, wie den Menschen auf dieser Insel geholfen wird, nicht er. Ich repräsentiere die Regierung. Er kann die Souveränität der Regierung nicht infrage stellen.«

Berier ist, wie er selbst einräumt, politisch völlig unbeschlagen: »Ich weiß gerade, was ein Sozialdemokrat ist.« Eine einheimische Zeitung hat eine kluge Rede eines Ministers abgedruckt, der sich mit der Frage beschäftigt, inwieweit von Max Weber entwickelte idealtypische Verwaltungsprinzipien in einer Notsituation wie der jetzigen Gültigkeit haben können. Berier gesteht, den Namen des berühmten Soziologen noch nie gehört zu haben. »Ist das eine Bildungslücke?«, fragt er treuherzig.

Das Problem sei, sagt der Kreisrat, dass alle NGOs Häuser bauen wollen, »aber es ist unsere Aufgabe, Bauanträge zu prüfen und einen neuen Bebauungsplan durchzusetzen, dem zufolge entlang des Strandes eine Sicherheitszone eingehalten wird, in der nicht gebaut werden darf. Wir müssen auch aufpassen, dass nur die Leute Hilfe bekommen, die einen Anspruch darauf haben. Menschen kommen immer auf alle möglichen Tricks, um sich unredlich zu bereichern. Ich stehe der internationalen Gemeinschaft gegenüber in der Pflicht, dass das nicht geschieht.«

Auch in der Presse Sri Lankas macht sich Unmut über NGOs Luft. Eine Zeitung nennt sie »ein notwendiges Übel«. Eine andere Zeitung zieht über Organisationen her, die lauter Waisenhäuser bauen wollen, wo doch nur 97 der durch die Katastrophe elternlos gewordenen Kinder nicht bei Verwandten ein Unterkommen gefunden hätten. Wieder ein anderes Blatt berichtet von einer Demonstration, auf der Sprecher das Volk aufriefen, sie sollten »das Vaterland gegen die NGO-Mafia verteidigen«, die sich auf Kosten des Landes bereichere.

Die NGOs misstrauen ihrerseits den einheimischen Politikern. Sie bezichtigen sie gern der Korruption. Fragt man nach Beispielen, können sie die Beschuldigungen meistens nicht untermauern. Berier führt immerhin einen Polizeichef an, der sich in seine Auseinandersetzungen mit dem Kreisrat eingemischt und verlangt habe, dass Help zuerst einen Tennisplatz für die Polizeischule baue, »dann bekommt ihr eure Genehmigung«.

Tatsächlich gehen viele der greifbarsten Wiederaufbauerfolge auf heimische Initiativen zurück. Die Flutwelle hatte die rund 200 Kilometer lange Eisenbahnlinie von Colombo nach Galle zerstört, Brücken aus den Fundamenten gerissen und den Bahndamm teilweise völlig unterspült. Heute fahren die Züge wieder. Bewerkstelligt hat das die staatliche Eisenbahngesellschaft des Landes.

In Beruwela, zwischen Colombo und Galle, schleuderte die Flut fast die gesamte Fischereiflotte an Land. 60 von 80 zum Teil schwer beschädigten Kuttern fahren wieder zur See. Die restlichen 20 sind in Gärten und Hinterhöfen aufgebockt. Überall wird an ihnen gefeilt und gesägt und gehämmert. Bezahlt werden die Reparaturen von der einheimischen Ceynor Foundation mit Unterstützung der Food and Agriculture Organisation (FAO) der Vereinten Nationen. Auch das zukunftsweisendste Projekt zur Eindämmung der Folgen von Seebeben und Taifunen geht auf eine Regierungsinitiative zurück, nicht auf Aktivitäten der NGOs. Die Umweltbehörde und das Forstministerium planen eine bis zu hundert Meter breite Bepflanzung der Küste mit Palmen, Akazien und anderen salzwasserfesten Bäumen. Wo es solche Anpflanzungen schon gab, kann man ihre segensreiche Wirkung sehr gut sehen.

Abends treffen sich etliche Nothelfer im Restaurant des French Garden Guesthouse. Da wird über die Kollegen hergezogen. Zum Beispiel über die 40 Mitglieder des italienischen Katastrophenschutzes, die seit drei Monaten im Club Oceanic für 70 Dollar pro Person und Nacht untergebracht sind und nichts Konkretes auf die Beine gestellt hätten. Oder über das griechische Ärzteteam, das in einem mit zwei Swimmingpools ausgestatteten Luxusdampfer im Hafen eingelaufen sei und für zwei Monate an der Militärmole festgemacht habe. Dort würden angeblich nur vom Militär ausgesuchte Patienten behandelt. Alle NGOs waren wütend. Zur Abschiedsparty mit Ouzo und Sirtaki kamen ihre Leute dann aber doch an Bord.

Das French Garden Guesthouse ist eine bescheidene, aber saubere und wunderschön von Palmen umstandene Herberge mit zwölf Zimmern für Rucksacktouristen und ewige Hippies. Sie wurde ebenfalls von der Flut zerstört, jetzt gibt es sie wieder. 4,8 Millionen Rupie hat der Wiederaufbau gekostet, umgerechnet 37.000 Euro. Ein Vermögen in Sri Lanka. Woher kam das Geld? Von der Versicherung? Von der Regierung? Der Hausherr lächelt über die Frage. Hat eine NGO geholfen? »Nein.«

NGOs investieren nicht gern in Tourismusprojekte. Das kommt bei den Spendern nicht gut an. Wie hat er es dann bewerkstelligt? »Meine Frau hat ihren Schmuck versetzt. Mein Vater hat Erspartes beigesteuert, meine Schwester und ein Geschäftsfreund ebenso. Ich habe ein Darlehen bei der Bank aufgenommen. Und ich habe hart gearbeitet.«

Meulaboh, ein knappes halbes Jahr nach dem Tsunami. Kostas Dombros nennt die restaurierte, rosarot gestrichene Villa der Ärzte ohne Grenzen in der verwüsteten Stadt ironisch einen »schicken kleinen Palast«. Im Dezember schwemmten auf der Straße davor 200 Leichen an. Hinter dem Haus erstreckt sich bis zum Meer ein Ruinenfeld. MSF zahlt 2.600 Euro Monatsmiete, das Zwölffache der ortsüblichen Sätze vor dem Tsunami. Die UN trieben den inoffiziellen Mietspiegel in die Höhe, als ihr Quartiermacher die Forderung für eine Jahresmiete als Monatsmiete missverstand und akzeptierte.

Dombros, ein bulliger, kettenrauchender ehemaliger Greenpeace-Aktivist, ist Missionsleiter seiner Organisation in Aceh. Sein Motto lautet: »Es gibt drei Wege, etwas zu tun. Richtig, falsch oder auf die griechische Art.«

Richtig ist es, Nothilfe zu leisten. »Auf dem Gebiet gibt es kaum eine Kontroverse.«

Falsch ist es, wenn Hilfsorganisationen sich in Regierungsgeschäfte einmischen. »Es ist nicht unsere Aufgabe, die Welt zu verändern.« Den Druck, Geld auszugeben, nur weil es da ist, hält er für »surreal, eine Perversion des Prinzips humanitärer Hilfe«. Aber es gibt auch eine Grauzone. In der bewährt sich die griechische Art:

Vor dem Tsunami war Aceh militärisches Sperrgebiet. Die Armee wollte ihren Feldzug gegen die Rebellen der Unabhängigkeitsbewegung GAM unbeobachtet von der Außenwelt zu Ende führen. Jetzt nimmt Dombros die Gelegenheit wahr, fliegende Kliniken zu errichten und Malariakampagnen im von den Rebellen kontrollierten Bergland durchzuführen. Die Ärzte ohne Grenzen wollten dort schon lange tätig werden. Jetzt endlich gelingt es. Die Versorgung der Bevölkerung ist dort sehr viel schlechter als im von Regierungstruppen kontrollierten Küstenland. Malaria, Lepra und Tuberkulose haben sich ausgebreitet.

Meulaboh. Auch an der Küste hat die Arbeit der Ärzteorganisation immer weniger mit dem Tsunami zu tun. Zwei mit internationalem und einheimischem Personal besetzte Allradwagen und ein offener Jeep machen sich zu einer der zweimal wöchentlich in Drien Rampak stattfindenden Visite auf. Man gelangt nur in einer dreistündigen, knochendurchrüttelnden Fahrt über halsbrecherische Brücken dorthin. In Drien Rampak kam die Hälfte der 30 Angestellten des Gesundheitszentrums ums Leben. Der Arzt, der das Zentrum leitete, verlor seine gesamte Familie und zog nach Jakarta.

Die 15 überlebenden Angestellten des Gesundheitszentrums, erzählt die holländische Krankenschwester Nicole Krützen auf der Fahrt, kämen eigentlich ganz gut zurecht. Mit 30 Leuten sei die Klinik überausgestattet gewesen. Natürlich fehle der Doktor, aber die Schwestern und Hebammen seien kompetent. Sie kümmere sich jetzt hauptsächlich darum, hygienische Standards zu verbessern.

Die Psychotherapeutinnen Sylvia Wamser aus Österreich und Michelle Choninard aus Kanada müssen sich die Nachfrage für die psychologische Nachbehandlung der Tsunami-Opfer erst schaffen. Frau Choninard sagt, dass sie am ehesten über die Kinder Zugang zu Erwachsenen finde. Deshalb organisiere sie zuerst immer Kinderaktivitäten. Als die einheimische Psychologin Venus Eleonora einwirft, dass die Bevölkerung das Desaster im Allgemeinen mental sehr gut überstanden habe, vor allem wegen ihres starken sozialen Zusammenhalts und ihrer tiefen Religiosität, schneiden die westlichen Kolleginnen ihr fast das Wort ab. Sylvia Wamser konstatiert, dass Menschen nach solchen Ereignissen das Trauma abkoppelten, das kenne man von Opfern sexuellen Missbrauchs. Michelle Choninard spricht über Spätfolgen, die sich in Selbstmorden, Alkoholmissbrauch und sexueller Gewalt niederschlagen können. Mit Zahlen über die Häufigkeit psychosomatischer Erkrankungen kann sie nicht aufwarten.

Auf der Ladefläche des Jeeps liegen zwei Betonringe, Standardmaterial, das sich zum Bau von Latrinen, Brunnen und Gruben eignet. Joel Melanson, der für Wasser und sanitäre Anlagen zuständig ist, baut in dem Gesundheitszentrum eine Verbrennungsanlage für medizinische Abfälle und einen Schacht zur Entsorgung von Injektionsnadeln. Auch das ist ein Projekt, das mit den Folgen der Flutwelle nichts zu tun hat.

Die Wasseraufbereitungsanlage, von der Campino den Radio-Fritz-Hörern berichtet hat, gibt es nicht. Ärzte ohne Grenzen stellt keine derartigen Maschinen auf. Nicht nur dass sie wegen ihrer Kosten, ihres Energieverbrauchs und ihrer schwierigen Wartung sehr umstritten sind. Selbst die weniger teure Versorgung der Bevölkerung mit in Tanklastwagen herangeschafftem Trinkwasser – sie ist teuer genug – erwies sich vom medizinischen Standpunkt aus als überflüssig. Die Sterblichkeit in von der Außenwelt abgeschnittenen Dörfern war nicht höher als in von Anfang an zugänglichen Orten. »Das hier«, erklärt der sudanesische Projektkoordinator Salah Dongudu, »ist nicht Afrika. In Afrika wären der Katastrophe Seuchen und Epidemien gefolgt. Hier weiß die Bevölkerung, dass man Wasser abkochen muss.«


Die Einheimischen wissen sich zu helfen. Und die wirksamsten Methoden sind oft die billigsten – Einsichten, die Spendern schwer zu vermitteln sind. Im reichen Westen grassiert immer noch die aus Kolonialzeiten überbrachte Vorstellung, die Bewohner anderer Kontinente seien in allen Belangen auf seine Hilfe angewiesen. Das soll nicht heißen, Hilfe sei überflüssig. Doch sie muss sich den örtlichen Gegebenheiten anpassen. Wenn die Toten Hosen Geld sammeln für etwas, das gar nicht benötigt wird, und das Geld einer Organisation aufzwingen, die dafür keine Verwendung hat, verkommt das Geben zum irrationalen Selbstzweck.

Nichts, was die Ärzte ohne Grenzen tun, geht über das hinaus, was auch andere NGOs leisten. Vieles wird auch vom einheimischen Gesundheitsdienst bewältigt. Es gibt jetzt zwar eine bessere Koordination, nicht mehr ein chaotisches Durcheinander wie zu Beginn, als mindestens vier Organisationen gegen Masern impften, ohne sich abzustimmen und ohne Rücksicht auf bestehende Strukturen. Dennoch wird das in dem vermutlich größten Ausbruch von Altruismus in der Menschheitsgeschichte gesammelte Geld weithin vergeudet. Nicht aus bösem Willen, aber die NGOs verzetteln sich, sie kratzen an Symptomen und vervielfachen den Aufwand. Das Ausmaß der Zerstörung überfordert sie völlig.

Es kann jetzt nur darum gehen, ein groß angelegtes Wiederaufbauprogramm in Gang zu setzen. Würde das Spendenaufkommen in einem großen Fonds zusammengefasst, in einem Marshallplan für das von den Naturgewalten zerstörte Aceh, könnte es Wunder bewirken. In der traurigen Wirklichkeit beschränkt sich der Wiederaufbau auf die Instandsetzung von 110 Brücken und 80 Straßenkilometern durch das Militär, eine technisch enorme Leistung, die aber in erster Linie strategischen Bedürfnissen Rechnung trägt. Hunderte in der Kaserne von Meulaboh ertrunkene Soldaten sind in roh aufgeschütteten Massengräbern beerdigt worden. Die Armee hat neue Rekruten herangeschafft und widmet sich wieder ganz der Jagd nach Rebellen.


Die Zerstörungen schreien nach Geld. Aber den Ärzten ohne Grenzen fällt es immer schwerer, ihr Geld auszugeben – eine groteske Situation. Im ersten Quartal bildeten Charterkosten für Hubschrauber mit einer halben Million Euro den größten Einzelposten. Die Charterfirma hat ihre Hubschrauber abgezogen, für sie besteht wegen des verbesserten Straßennetzes nicht mehr genug Bedarf. Von der Spende der Toten Hosen sind im April nur noch knapp 2.000 Euro nach Aceh durchgesickert.


Der Konvoi aus Meulaboh nähert sich Drien Rampak. Zwei Kilometer vor dem Ziel verschwindet die Straße in einem über das Ufer getretenen Fluss, der in atemberaubender Geschwindigkeit lehmbraun aus dem Urwald schießt. Das Wasser wird immer tiefer. Einheimische warnen, ein Stück weiter sei es mannshoch. Es bleibt nichts übrig, als umzukehren.

Melanson will seine Betonringe nicht umsonst mitgenommen haben. Auf der Rückfahrt hält er vor einem Obdachlosenlager, das auf eine zusätzliche Latrine wartet. Die Entladung ist ein Kraftakt. Alles geht gut. Dann schubst einer seiner Mitarbeiter einen Ring über einen Drainagegraben – und der Beton zerbirst. Melanson starrt auf den Scherbenhaufen, der von dem Spendengeld übrig geblieben ist. »Okay«, sagt er dann, mehr zu sich selbst als zu den Umstehenden. »Okay. Wir wollen deswegen jetzt kein Theater machen. Okay.«
 
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