Wer hilft Opfern von Terror-Anschlägen??

jörg

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Wenn der Krieg plötzlich konkret wird

Einen Monat hatte ich nichts von meinen Freunden aus Mount Lavinia gehört. Die sympathischen, offenen Eheleute waren meine Nachbarn, als ich im Februar und März 6 Wochen in Mount wohnte. Ich genoß die unverkrampften Unterhaltungen mit Roshan und Anusha, umrahmt vom fröhlichen Spielen ihrer beiden quicklebendigen Töchter. Freunde wie ich sie mir oft gewünscht habe in Sri Lanka: ohne geschäftliche Interessen, ohne Neid und Mißgunst auf alle, die ein schöneres Auto haben (die Insider kennen die Neid-Debatte in Sri Lanka) und vertraut mit der westlichen Lebensweise, so dass wir uns mehr zu sagen hatten als die üblichen netten Floskeln.Richtig tolle, aufgeschlossene und hilfsbereite Leute. So blieben wir auch nach meiner Rückkehr in Kontakt. Doch dann 4 Wochen Sendepause...bis diese mail kam:

"Hi Jörg,
There is a very bad news to tell you.We got caught to a bomb blast last 28th of may and i lost roshan.I also got injured with three pellets inside and one in the head.... "


Der Anschlag, der eigentlich einem Kommando der Streitkräfte galt, hatte 8 unbeteiligte Zivilisten in den Tod gerissen....doch dieses Mal waren es nicht nur Namenlose, Unbekannte für mich, sondern es war ein guter Freund unter Ihnen.
Ich konnte es einfach nicht glauben, hielt es für ausgeschlossen, dass ausgerechnet diese beiden fröhlichen, wunderbaren Menschen so vom Schicksal bestraft worden waren.

Aber es ist Realität, die traurige Geschichte konnte ich im Internet in den



Daily News (siehe Link unten)



lesen noch bevor ich mit Anusha telefonieren konnte.


Die Beerdigung von Roshan fand an seinem Geburtstag statt, seine Frau konnte nur ein paar Minuten anwesend sein, da Sie selbst bei dem Anschlag schwer verletzt wurde.

Aber auch die weiteren Begleitumstände dieses Anschlages sind unfaßbar, grauenhaft.
So wurden Anusha noch die Geldbörse und das Handy aus dem zerfetzten Auto gestohlen. Im Krankenhaus wurde Sie zynisch angefahren, sie solle Geduld haben, es gäbe noch genügend andere Patienten. Nun muß sie sich in einem psychisch und physisch schlimmen Zustand mit der singhalesischen Bürokratie rumschlagen, um Entschädigung und Hilfe durch den Staat zu bekommen. Jeder, der das land etwas kennt, weiß, worum es in Ämtern in SL geht.


Ich möchte der Familie gern helfen, irgendetwas tun, was Ihnen das Leben etwas leichter macht. Aber natürlich habe ich keine Ahnung, welche Möglichkeiten es gibt, sprich ob Vereine, NGO, Hilfsorganisationen sich speziell um die Opfer solcher Anschläge kümmern.

Ich hoffe auf das Forum.


Und ich hoffe einmal mehr, dass das sinnlose Töten durch beide Seiten endlich aufhört.


JörgBericht in Daily News
 
hallo Jörg,

es tut mir leid um Deinen Freund und für seine Familie!
Das Schicksal Deiner Freunde berührt mich sehr.
Wir haben dort auch Freunde, an der Ost- und Westküste.
Es ist schlimm, wenn ich daran denke, dass Ihnen was passiert!

Man denkt immer, der Krieg ist so fern, selbst wenn man auf der Insel ist und alle Anzeichen dafür sieht (z.B. die Kontrollpunkte, bewaffnete Army), weil ja nichts passiert ist. Jedenfalls nicht seinen Freunden oder einem selbst. Dabei passiert das jeden Tag etlichen Familien.

Sicherlich ist eine seelische Betreuung für Anusha und Kinder aber auch finanzielle Hilfe jetzt wichtig.
Roshan war sicherlich Alleinverdiener, da Du ja auch von den 2 Kindern schreibst?!?

Ich denke, es wird zwar schwer für Dich, wenn Du sie beim nächsten Aufenthalt besuchst, aber Gespräche werden ihr bestimmt gut tun.

Wie können wir Dir/ihr helfen?

Liebe Grüsse, Biggi
 
Hallo und herzlichen Dank für Eure Anteilnahme, ich denke, dass ist im Moment auch für Anusha das Wichtigste: einfach das Gefühl haben, das man nicht allein mit der Sache ist. Emotional dauert es sicher sehr lange, bis man soetwas verarbeitet hat, vom staat (der ja letztlich verantwortlich für den krieg ist, kommt nichts, zumindest nicht von allein). Ihr kennt ja die Verhältnisse in den Amtsstuben der Insel. Dabei würde ich halt gern helfen, damit man durch die bürokratie nicht erneut gedemütigt wird. Leider habe ich bisher noch keine Hinweise, ob es auch vereine etc. gibt, die sich mit diesem problem beschäftigen. es gibt -zig Vereine für Tsunami-Hilfe (was sehr wichtig ist), aber offenbar stehen die terroropfer in sl allein da. eigentlich merkwürdig, wenn man überlegt, wieviele mittlerweile auf beiden seiten getötet wurden und wie lange das problem schon existiert. aber wie biggi schon schreibt: man denkt immer, der krieg ist weit weg...erst wenn man selbst betroffen ist, erkennt man das ausmaß des leids.

Nachdenkliche Grüße und nochmals danke: Jörg
 
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