étoile
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Auf die richtige Erdbebenhilfe kommt es an
In Pakistan versuchen die Organisationen Fehler wie nach dem Tsunami zu vermeiden
Das Erdbeben in Pakistan hat eine internationale Hilfswelle ausgelöst. Aus aller Welt treffen Rettungsteams in Islamabad ein, zahllose Staaten haben Sach- und Finanzhilfen zugesagt.
Neu-Delhi · Die internationalen Hilfsorganisationen rufen zu Spenden auf und bereiten Einsätze im Erdbebengebiet vor. Hilfe wird dringend gebraucht: Millionen Menschen in den verwüsteten Regionen sind obdachlos - sie warten verzweifelt auf Wasser, Nahrung, Decken, Zelte und Medizin.
Solch massive Hilfseinsätze sind nicht immer bestens gelaufen. Die Flutkatastrophe in Asien vor zehn Monaten offenbarte Missstände und Auswüchse im internationalen Hilfswesen. Als am 26. Dezember 2004 der Tsunami 230 000 Menschen tötete, folgte eine beispiellose Welle der Solidarität. Elf Milliarden Dollar Spenden sollen allein bei privaten Hilfswerken eingegangen sein. Ob sie das Geld sinnvoll einsetzten, ist kaum nachvollziehbar; transparente Kontrolle fehlt.
Im Scharen zogen Helfer in die Flutgebiete. Allein auf der Urlaubsinsel Sri Lanka , die gerade so groß wie Bayern ist, sollen sich fast 2000 kleinere und größere Hilfsgruppen getummelt haben. Viele bewiesen einen erschreckenden Mangel an Professionalität und arbeiteten gegeneinander, statt sich abzusprechen. Böse Zungen sagen, zeitweise hätten sich mehr als 30 Organisationen darum gestritten, einem Opfer zu helfen.
In einem Report hat das Internationale Rote Kreuz jüngst eine kritische Bilanz der Tsunami-Hilfe in Indonesien und Sri Lanka gezogen. Mangelnde Koordination und Konkurrenzdenken der Organisationen hätten Hilfe behindert und erschwert, bemängeln die Autoren. Einige Orte seien mit Hilfe überschüttet, andere vernachlässigt worden. Unter dem Druck, riesige Summen schnell auszugeben, hätten sie Geld vergeudet.
Kritik übt der Report auch an der Rolle der Vereinten Nationen (UN), denen die Koordinierung der Hilfe obliegt. Sie hätten nicht die Autorität aufgebracht, die Helfer einzuordnen. Viele hätten die UN-Treffen geschwänzt und lieber ihr eigenes Süppchen gekocht. In Sri Lanka klagen viele Menschen inzwischen, die ausländischen Helfer hätten die Insel "geradezu kolonisiert ". Auch Afghanistan hat zwiespältige Erfahrungen. So viel Geld versickerte in Apparaten und Projekten der zahllosen Hilfsgruppen, dass sich die afghanische Regierung genötigt sah, ihren Zugang gesetzlich zu reglementieren.
Aus der Kritik lernen
Zumindest die UN bemühen sich offenbar, diesmal die Kontrolle zu behalten. Sie schickten noch am Wochenende ein achtköpfiges Expertenteam nach Pakistan, das die Hilfe koordinieren soll. Auch Pakistans Präsident Pervez Musharraf will offenbar ein Hilfe-Chaos wie in Sri Lanka vermeiden. Er sagte klar, was das Land braucht: Hubschrauber, Hilfsgüter wie Zelte, Decken, Nahrung, Medizin und Geld. Entscheidend wird sein, ob auch die Hilfsorganisationen dazugelernt haben. Christine Möllhoff
http://www.fr-aktuell.de/ressorts/nachrichten_und_politik/aus_aller_welt/?cnt=739567
In Pakistan versuchen die Organisationen Fehler wie nach dem Tsunami zu vermeiden
Das Erdbeben in Pakistan hat eine internationale Hilfswelle ausgelöst. Aus aller Welt treffen Rettungsteams in Islamabad ein, zahllose Staaten haben Sach- und Finanzhilfen zugesagt.
Neu-Delhi · Die internationalen Hilfsorganisationen rufen zu Spenden auf und bereiten Einsätze im Erdbebengebiet vor. Hilfe wird dringend gebraucht: Millionen Menschen in den verwüsteten Regionen sind obdachlos - sie warten verzweifelt auf Wasser, Nahrung, Decken, Zelte und Medizin.
Solch massive Hilfseinsätze sind nicht immer bestens gelaufen. Die Flutkatastrophe in Asien vor zehn Monaten offenbarte Missstände und Auswüchse im internationalen Hilfswesen. Als am 26. Dezember 2004 der Tsunami 230 000 Menschen tötete, folgte eine beispiellose Welle der Solidarität. Elf Milliarden Dollar Spenden sollen allein bei privaten Hilfswerken eingegangen sein. Ob sie das Geld sinnvoll einsetzten, ist kaum nachvollziehbar; transparente Kontrolle fehlt.
Im Scharen zogen Helfer in die Flutgebiete. Allein auf der Urlaubsinsel Sri Lanka , die gerade so groß wie Bayern ist, sollen sich fast 2000 kleinere und größere Hilfsgruppen getummelt haben. Viele bewiesen einen erschreckenden Mangel an Professionalität und arbeiteten gegeneinander, statt sich abzusprechen. Böse Zungen sagen, zeitweise hätten sich mehr als 30 Organisationen darum gestritten, einem Opfer zu helfen.
In einem Report hat das Internationale Rote Kreuz jüngst eine kritische Bilanz der Tsunami-Hilfe in Indonesien und Sri Lanka gezogen. Mangelnde Koordination und Konkurrenzdenken der Organisationen hätten Hilfe behindert und erschwert, bemängeln die Autoren. Einige Orte seien mit Hilfe überschüttet, andere vernachlässigt worden. Unter dem Druck, riesige Summen schnell auszugeben, hätten sie Geld vergeudet.
Kritik übt der Report auch an der Rolle der Vereinten Nationen (UN), denen die Koordinierung der Hilfe obliegt. Sie hätten nicht die Autorität aufgebracht, die Helfer einzuordnen. Viele hätten die UN-Treffen geschwänzt und lieber ihr eigenes Süppchen gekocht. In Sri Lanka klagen viele Menschen inzwischen, die ausländischen Helfer hätten die Insel "geradezu kolonisiert ". Auch Afghanistan hat zwiespältige Erfahrungen. So viel Geld versickerte in Apparaten und Projekten der zahllosen Hilfsgruppen, dass sich die afghanische Regierung genötigt sah, ihren Zugang gesetzlich zu reglementieren.
Aus der Kritik lernen
Zumindest die UN bemühen sich offenbar, diesmal die Kontrolle zu behalten. Sie schickten noch am Wochenende ein achtköpfiges Expertenteam nach Pakistan, das die Hilfe koordinieren soll. Auch Pakistans Präsident Pervez Musharraf will offenbar ein Hilfe-Chaos wie in Sri Lanka vermeiden. Er sagte klar, was das Land braucht: Hubschrauber, Hilfsgüter wie Zelte, Decken, Nahrung, Medizin und Geld. Entscheidend wird sein, ob auch die Hilfsorganisationen dazugelernt haben. Christine Möllhoff
http://www.fr-aktuell.de/ressorts/nachrichten_und_politik/aus_aller_welt/?cnt=739567