DFB als Entwicklungshelfer auf Sri Lanka

sathyajith

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Fußball - DFB als Entwicklungshelfer auf Sri Lanka




Fußball ist für viele die schönste Sache der Welt und die Fans freuen sich, dass endlich die Winterpause vorbei ist.

Fußball kann eine heilende Kraft haben - das Fieber auf dem Platz kann das Elend im restlichen Leben vergessen machen. Diese Erfahrung macht derzeit Holger Obermann. Er ist ehemaliger Torhüter und Fernsehreporter und arbeitet seit Jahren für den Deutschen Fußballbund als Entwicklungshelfer. Zurzeit ist er in Sri Lanka, wo er ein Jugendcamp errichtet.


Sri Lanka - viele Menschen dort leiden noch immer an den Folgen des Tsunamis, der Weihnachten 2004 Tausenden das Leben kostete und verheerende Schäden anrichtete. Holger Obermann will Waisenkindern an der Südspitze Sri Lankas helfen, mit ihrem Trauma umzugehen:

Das Interview im Wortlaut:

Clemens Schulze: Wie groß ist denn das Trauma der Kinder?

Holger Obermann: Es war natürlich entsetzlich groß unmittelbar nach der Katastrophe, nach dem Tsunami. Ich habe damals zum ersten Mal für die FIFA hier in Sri Lanka ein Projekt geleitet, das sich mit diesen traumatisierten Kindern beschäftigt hat. Und ich muss sagen, es gab eigentlich für diese Kinder nur eine einzige Chance, mal so ein Lächeln auf ihr Gesicht zu zaubern. Das war das Spiel. Und ich bin froh, dass ich da einfach ein bisschen mitwirken kann.

Schulze: Das Spiel hat also auch therapeutische Wirkung. Können Sie sich das erklären: Warum ist das so? Warum können die Leute beim Spiel, beim Fußball insbesondere die Realität so gut ausblenden?

Obermann: Ich denke, das ist eine Frage der Ablenkung. Die Kinder spielen. Und der Ball hat ja schlechthin eine Faszination, von der man eigentlich gar nicht weiß, woher sie herkommt. Sport schlechthin und das Spiel vermitteln Lebensfreude. Und die Kinder, die damals ihre Familien verloren haben, die auch Freunde verloren haben, die gewinnen über den Umweg des Sports wieder neue Freunde. Sie entwickeln auch dieses Kameradschaftsgefühl. Sie lernen einfach wieder miteinander umzugehen. Der Sport und im Speziellen der Fußball ist Labsal für die Seele. Und damit ist eigentlich alles gesagt.

Schulze: Sie werden im Sommer zusammen mit Oliver Bierhoff das German Sri Lankian Football House eröffnen. Eine Institution soll das werden an der Südspitze von Sri Lanka in dem Ort Matara. Wie wird das im Ort selbst gesehen, wie kommt das bei den Menschen dort an - ihr Engagement?

Obermann: Matara hatte 4.000 Tote aufzuweisen und darunter waren natürlich auch viele Kinder und Jugendliche. Als wir damals zum ersten Mal an die Öffentlichkeit gegangen sind, auch im Namen der deutschen Fußballnationalmannschaft - das muss ich immer wieder sagen! - da hat man sich im Land doch sehr gefreut. Denn da kommt plötzlich eine deutsche Nationalmannschaft nach einem Benefizspiel dazu, zu sagen: Wir wollen das nicht an diese großen Institutionen geben, wir möchten etwas Besonderes machen. Und da wir nun mal Fußballer sind, haben wir das Gefühl, wir müssen genau da ansetzen. Und damals war ja noch Jürgen Klinsmann der Nationaltrainer, und ich war damals schon gerade hier zu einer ersten Aktion. Und da hat mich Jürgen Klinsmann gefragt: Sag mal, wäre das vorstellbar, Raum und Boden zu gewinnen, um das Haus dorthin zu setzen?

Schulze: Sri Lanka kämpft ja nicht nur mit den Folgen des Tsunami. Der Bürgerkrieg mit den Tamilen ist inzwischen wieder aufgeflammt. Wie wirkt sich denn das auf Ihre Arbeit aus?

Obermann: Natürlich auf keinen Fall vorteilhaft. Die Angst geht doch in dem Land um. Und wenn die hiesige Polizei und das Militär weiterhin so radikal vorgeht, wie das im Augenblick der Fall ist, dann sehe ich auf der einen Seite, dass die Tamilenrebellen so zurückgedrängt werden von der Masse der Soldaten und von der Masse der Polizisten. Das Ende ist abzusehen, dass sie sich immer mehr zurückziehen. Aber das gibt dann natürlich wieder den Tamilen, den Rebellen, die Möglichkeit, Anschläge voranzutreiben - im Süden dann natürlich auch und erst recht in der Hauptstadt Colombo.



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