Lübeck baut ein Wasserwerk

Admin

Administrator
Registriert
23. Juli 2005
Beiträge
2.113
Lebkuchen in den Regalen, Christbäume in den Fenstern: Drei Wochen noch, dann ist Weihnachten. Doch 10 000 Kilometer von Lübeck entfernt, in dem kleinen Fischerdorf Kathaluwa, ist den Menschen gar nicht zum Feiern zumute. Von Vorfreude keine Spur. Wenn die Männer, Frauen und Kinder dort an Weihnachten denken, dann vor allem an Leid und Zerstörung. Fast ein Jahr ist es her: Am 26. Dezember 2004 rollte der gewaltige Tsunami in Südasien über das Dorf im Süden von Sri Lanka hinweg. Bis heute sind nicht alle Spuren beseitigt, doch es geht bergauf - dank der Aktion "Lübeck hilft".

136 175,57 Euro sind im Lauf des Jahres für die Hilfsaktion zusammengekommen. Die ersten Projekte wurden bereits realisiert: Für die Fischer im Dorf wurden neue Boote gekauft, 21 Stück. Alle in den lübschen Farben Rot und Weiß lackiert und mit dem Doppeladler am Bug. Zusätzlich gab es aus dem Spendentopf Außenbordmotoren, Netze und weitere Utensilien für die Fischerei im Indischen Ozean. "Die Menschen in Kathaluwa sind auf den Fischfang angewiesen. Von einem Boot leben bis zu drei Familien. Insgesamt haben wir 200 Menschen eine Perspektive gegeben", sagt Dr. Sven Kroehnert. Er ist Vorsitzender des Lübecker Vereins zur Förderung Sri Lankanischer Schulkinder und einer die Hauptinitiatoren der Flutopfer-Hilfe. Bereits im Juni wurden die Boote ausgeliefert, im November kamen sie jedoch erstmals zum Einsatz. "Zuvor hatte der Monsun Sri Lanka fest im Griff. Da war es unmöglich, auf See zu fahren", so Kroehnert. Aus dem Lübecker Spendentopf wurden aber nicht nur die See-Fischer bedacht. Nein, auch die Binnen- und Fluss-Fischer Kathaluwas bekamen Unterstützung. Zehn jeweils 60 Zentimeter breite Einbaum-Boote samt Ausleger und Netzen wurden mit Mitteln aus der Hansestadt gebaut. Mit diesen Booten gehen Familien im Binnenland auf ScampiFang.

Auch für die restlichen 60 000 Euro, die sich noch im Topf befinden, haben Dr. Sven Kroehnert, Fluthilfe-Koordinator Kenneth Meyer und Eike Schulz bereits eine sinnvolle Verwendung gefunden: In einem Dorf nahe des Ortes Hambantota, etwa 80 Kilometer von Kathaluwa entfernt, ist seit der Katastrophe die Trinkwasserversorgung zusammengebrochen. Ein Wasserwerk soll Abhilfe schaffen. Schulz berichtet: "Das Meerwasser hat die Brunnen überflutet. Das Wasser ist ungenießbar - und macht krank." Ebenfalls zerstört wurde die Highschool des Dorfes, an der 700 Schüler unterrichtet worden. "Unsere Helfer und Vertrauensleute vor Ort erzählen von katastrophalen Zuständen. Die Gegend liegt fern ab der Touristenzentren. Dort will sich keine Hilfsorganisation engagieren", so Kroehnert. Damit die Menschen wieder sauberes Wasser bekommen, soll nun ein Brunnen gebohrt werden - bis zu 25 Meter tief. Zudem werden ein kleiner Wasserturm und die notwendigen Pumpanlagen entstehen. "Wir werden nicht nur die Schule, sondern auch große Teile des Dorfes mit frischem Wasser versorgen", erklärt Meyer.

Wie viel der Bau der Anlagen kosten wird, ist noch nicht sicher. Fest steht nur: Das Geld im "Lübeck hilft"-Topf reicht dafür aus. Im Januar werden Kroehnert und Schulz wieder nach Sri Lanka reisen und dort mit ihrem Vertrauensmann Aruna Shanta die Lage prüfen. "Und wenn noch etwas übrig bleibt, werden wir dafür auch sinnvolle Verwendung finden", versichert Meyer. Eine Umverteilung der Mittel für anderen Aktionen, etwa die Erdbeben-Hilfe in Pakistan oder die Sanierung des Holstentores, sei nicht möglich. Meyer dazu: "Die Mittel sind zweckgebunden, dürfen nur für Sri Lanka ausgegeben werden." Weitere Spenden für die Aktion seien allerdings nicht mehr nötig.

http://www.ln-online.de/regional/luebeck/1760185
 
Oben