étoile
Member
- Registriert
- 25. Juli 2005
- Beiträge
- 638
Aachener Hightech liefert Trinkwasser nach dem Tsunami
Von Hellmuth Nordwig
Technik. - Vor genau einem Jahr überspülte eine immense Flutwelle Küsten zwischen Indonesien und Ostafrika und riss zahllose Menschen in den Tod. Mangel an Trinkwasser bereitete Rettern danach die größte Sorge. Hilfe kam damals aus Aachen: Filteranlagen modernster Bauart.
Verdursten nach der Flut - diese Gefahr bestand für viele, die den Tsunami überlebt hatten. Die riesige Welle war auch in viele Brunnen in der Nähe der Küste geschwappt, hatte sie versalzen und unbrauchbar gemacht. Trinkwasser heranzuschaffen, das war in den letzten Dezembertagen 2004 noch wichtiger als Tote zu bergen. In den betroffenen Ländern mobilisierten auch die ausländischen Vertretungen alle Hilfsmöglichkeiten. Einer der Anrufe erreichte Dr. Stephan Köster am Institut für Siedlungswasserwirtschaft der Rheinisch Westfälischen Technischen Hochschule Aachen.
Wir sind auf Anfrage des Auswärtigen Amtes angesprochen worden, ob wir nicht eine Trinkwasseraufbereitungsanlage für Sri Lanka bereitstellen können. Geplant war, diese Anlage im Norden von Sri Lanka zu installieren. Das ist das Gebiet, das durch die Tamilen kontrolliert wird.
Die Aachener Forscher sind Spezialisten auf einem Gebiet, das für die Aufbereitung von Wasser immer wichtiger wird: die Membrantechnik.
Allgemein gilt, dass die Membrantechnik sehr zuverlässig ist, was die Entnahme von Partikeln angeht, und je feiner die Porenweiten werden, auch bis hin zu Viren, und gerade im Katastrophenfall geeignet ist, ein gutes Trinkwasser bereitzustellen.
Durch Membranen wird das Wasser gefiltert, im Prinzip wie bei der Zubereitung von Kaffee. Allerdings sind die Poren sehr viel kleiner als bei einem Kaffeefilter. In diesem Fall messen sie nur einen zehntausendstel Millimeter. Durch solche winzigen Poren passen nicht einmal Bakterien. Um eine möglichst große Filterfläche auf engstem Raum unterzubringen, werden die Membranen zu Kapillaren aufgerollt. Die sehen so ähnlich aus wie lange Strohhalme, durch deren Wand das Wasser gefiltert wird. Die winzigen Löcher in den Kapillaren sind mit dem bloßen Auge nicht zu sehen. Farb- und Aromastoffe gelangen aber trotzdem hindurch - und anders als beim Kaffee ist das bei Trinkwasser unerwünscht.
Am Anfang gab es noch geschmackliche Probleme. Und dadurch, dass die Porenweite bei dieser Ultrafiltration begrenzt ist, kann man nicht sagen, dass neben den Bakterien auch alle Viren herausgeholt wurden. Es wurde deshalb noch eine weitere Stufe im Anschluss notwendig: Die Anlage wird seit längerer Zeit mit einer Aktivkohlefiltration im Anschluss an die Ultrafiltration betrieben, so dass am Ende eine einwandfreie Trinkwasserqualität vorliegt, die auch hygienisch unbedenklich ist.
Wie wichtig die Membrantechnik inzwischen ist, zeigt sich daran, dass allein in der vergangenen Woche zwei Anlagen in Deutschland in Betrieb genommen wurden: Eine reinigt das Abwasser eines kleinen Dorfes in der Nähe von Heidelberg, das nicht an die Kanalisation angeschlossen ist. Die andere Membrananlage ist die größte ihrer Art in Deutschland. Sie steht in Roetgen in der Nähe von Aachen und filtert aus einem Stausee Trinkwasser für eine halbe Million Menschen. Die Membrantechnik tritt damit in Konkurrenz zu den herkömmlichen Verfahren der Trinkwasseraufbereitung wie der UV-Bestrahlung und der Desinfektion mit Chlorverbindungen. Elf Fußballfelder an Filterfläche stehen in Roetgen zur Verfügung, und die Module mit den Kapillarmembranen füllen eine ganze Halle. Verglichen damit, nimmt sich der kleine Lkw-Anhänger, der nach Sri Lanka geschickt wurde, bescheiden aus.
Relativ spontan musste alles geregelt werden. Dann wurde erst die Anlage mit einem Hilfstransport nach Colombo in Sri Lanka geflogen und dann musste erst einmal der Transport in den Norden organisiert werden. Das war relativ aufwändig. Die Fahrzeit betrug über 14 Stunden dorthin, und dann noch der problematische "Grenzübergang" zwischen dem singhalesischen und dem tamilischen Gebiet im Bürgerkriegsland Sri Lanka. Die in Einzelteile zerlegte Anlage musste vor Ort erst mal aufgebaut werden und wurde sukzessive in Betrieb genommen.
Sie erzeugt 2500 Liter Trinkwasser in der Stunde, die mit Tankwagen verteilt werden. Weil sauberes Wasser in Sri Lanka immer noch Mangelware ist, läuft die Anlage aus Aachen ununterbrochen seit Anfang Januar.
http://www.dradio.de/dlf/sendungen/forschak/452210/
Von Hellmuth Nordwig
Technik. - Vor genau einem Jahr überspülte eine immense Flutwelle Küsten zwischen Indonesien und Ostafrika und riss zahllose Menschen in den Tod. Mangel an Trinkwasser bereitete Rettern danach die größte Sorge. Hilfe kam damals aus Aachen: Filteranlagen modernster Bauart.
Verdursten nach der Flut - diese Gefahr bestand für viele, die den Tsunami überlebt hatten. Die riesige Welle war auch in viele Brunnen in der Nähe der Küste geschwappt, hatte sie versalzen und unbrauchbar gemacht. Trinkwasser heranzuschaffen, das war in den letzten Dezembertagen 2004 noch wichtiger als Tote zu bergen. In den betroffenen Ländern mobilisierten auch die ausländischen Vertretungen alle Hilfsmöglichkeiten. Einer der Anrufe erreichte Dr. Stephan Köster am Institut für Siedlungswasserwirtschaft der Rheinisch Westfälischen Technischen Hochschule Aachen.
Wir sind auf Anfrage des Auswärtigen Amtes angesprochen worden, ob wir nicht eine Trinkwasseraufbereitungsanlage für Sri Lanka bereitstellen können. Geplant war, diese Anlage im Norden von Sri Lanka zu installieren. Das ist das Gebiet, das durch die Tamilen kontrolliert wird.
Die Aachener Forscher sind Spezialisten auf einem Gebiet, das für die Aufbereitung von Wasser immer wichtiger wird: die Membrantechnik.
Allgemein gilt, dass die Membrantechnik sehr zuverlässig ist, was die Entnahme von Partikeln angeht, und je feiner die Porenweiten werden, auch bis hin zu Viren, und gerade im Katastrophenfall geeignet ist, ein gutes Trinkwasser bereitzustellen.
Durch Membranen wird das Wasser gefiltert, im Prinzip wie bei der Zubereitung von Kaffee. Allerdings sind die Poren sehr viel kleiner als bei einem Kaffeefilter. In diesem Fall messen sie nur einen zehntausendstel Millimeter. Durch solche winzigen Poren passen nicht einmal Bakterien. Um eine möglichst große Filterfläche auf engstem Raum unterzubringen, werden die Membranen zu Kapillaren aufgerollt. Die sehen so ähnlich aus wie lange Strohhalme, durch deren Wand das Wasser gefiltert wird. Die winzigen Löcher in den Kapillaren sind mit dem bloßen Auge nicht zu sehen. Farb- und Aromastoffe gelangen aber trotzdem hindurch - und anders als beim Kaffee ist das bei Trinkwasser unerwünscht.
Am Anfang gab es noch geschmackliche Probleme. Und dadurch, dass die Porenweite bei dieser Ultrafiltration begrenzt ist, kann man nicht sagen, dass neben den Bakterien auch alle Viren herausgeholt wurden. Es wurde deshalb noch eine weitere Stufe im Anschluss notwendig: Die Anlage wird seit längerer Zeit mit einer Aktivkohlefiltration im Anschluss an die Ultrafiltration betrieben, so dass am Ende eine einwandfreie Trinkwasserqualität vorliegt, die auch hygienisch unbedenklich ist.
Wie wichtig die Membrantechnik inzwischen ist, zeigt sich daran, dass allein in der vergangenen Woche zwei Anlagen in Deutschland in Betrieb genommen wurden: Eine reinigt das Abwasser eines kleinen Dorfes in der Nähe von Heidelberg, das nicht an die Kanalisation angeschlossen ist. Die andere Membrananlage ist die größte ihrer Art in Deutschland. Sie steht in Roetgen in der Nähe von Aachen und filtert aus einem Stausee Trinkwasser für eine halbe Million Menschen. Die Membrantechnik tritt damit in Konkurrenz zu den herkömmlichen Verfahren der Trinkwasseraufbereitung wie der UV-Bestrahlung und der Desinfektion mit Chlorverbindungen. Elf Fußballfelder an Filterfläche stehen in Roetgen zur Verfügung, und die Module mit den Kapillarmembranen füllen eine ganze Halle. Verglichen damit, nimmt sich der kleine Lkw-Anhänger, der nach Sri Lanka geschickt wurde, bescheiden aus.
Relativ spontan musste alles geregelt werden. Dann wurde erst die Anlage mit einem Hilfstransport nach Colombo in Sri Lanka geflogen und dann musste erst einmal der Transport in den Norden organisiert werden. Das war relativ aufwändig. Die Fahrzeit betrug über 14 Stunden dorthin, und dann noch der problematische "Grenzübergang" zwischen dem singhalesischen und dem tamilischen Gebiet im Bürgerkriegsland Sri Lanka. Die in Einzelteile zerlegte Anlage musste vor Ort erst mal aufgebaut werden und wurde sukzessive in Betrieb genommen.
Sie erzeugt 2500 Liter Trinkwasser in der Stunde, die mit Tankwagen verteilt werden. Weil sauberes Wasser in Sri Lanka immer noch Mangelware ist, läuft die Anlage aus Aachen ununterbrochen seit Anfang Januar.
http://www.dradio.de/dlf/sendungen/forschak/452210/