Altmärker Hilfsaktion für Alutgama in Sri Lanka sorgt für Ärger
Spenden landeten bei Bürgermeister, der sich als Strandjunge entpuppte
Wir wollten doch nur helfen. Und nun so etwas. Burghard Bannier versteht die Welt nicht mehr. Die von ihm initiierte Spendensammlung für Tsunami-Opfer in Sri Lanka sorgt in Alutgama, Heimatdorf des Freundes Ruchira Nishantha, für reichlich Missgunst. Denn der Großteil der 25 000 Euro, die Altmärker gespendet hatten, soll anderen Dörfern zugute gekommen sein.
Arendsee. Seit 1994 ist Burghard Bannier Stammgast in Alutgama an der Südspitze Sri Lankas. Ebenso lange währt seine Freundschaft zur Familie von Ruchira Nishantha, die er während der Urlaubsreisen kennen gelernt hatte. Als am zweiten Weihnachtsfeiertag 2004 die schreckliche Nachricht von der Flutkatastrophe um die Welt ging, stand für den Arendseer fest: Ich muss helfen. Mit dem örtlichen Tourismusverein richtete er ein Spendenkonto ein. Die Resonanz war riesig. 25 000 Euro kamen zusammen. Das Geld überwies Bannier in kleinen Tranchen an Alutgamas vermeintlichen Bürgermeister Ruchira Richy Nishantha, der vor Ort die Verwendung koordinierte.
Die Volksstimme berichtete darüber, auch von Richys Einladung nach Arendsee in diesem Monat. Inzwischen hat sich ein dunkler Schatten über die Hilfsaktion gelegt. Am Montag meldete sich der Iserlohner Lutz Malaschöwski telefonisch in der Redaktion: Ruchira Nishantha ist kein Bürgermeister, sondern ein einfacher Strandjunge. Alutgama hat gar keinen Bürgermeister und dort ist nicht ein einziges Haus zerstört. Der Rentner, der derzeit seinen ebenfalls aus Alutgama stammenden Freund Siri Da Silva zu Besuch hat, wittert Betrug. Der ehemalige Stadtrat und Polizeibeamte, der seit 1980 mit eigenen Spendensammlungen 16 Wohnhäuser für bedürftige Familien in Sri Lanka errichten ließ, hat nämlich einschlägige Erfahrungen. So habe beispielsweise ein Iserlohner Bankinstitut für ein vermeintliches Hilfsprojekt geworben. Das Geld landete aber letzlich bei einer der reichsten Familien in Sri Lanka. Außer Siri Da Silva würde ich dort keinem Geld anvertrauen.
Burghard Bannier ist über die Vorwürfe erschüttert. Er räumte ein, dass Ruchira Nishantha kein Bürgermeister ist, aber das sei auch nicht der Kernpunkt: Wir vom Tourismusverein waren uns einig, dass nur den Leuten geholfen wird, die tatsächlich vom Tsunami betroffen sind. Das habe ich, Richy ans Herz gelegt. Es tut mir so leid, dass er dafür nun in seinem Dorf Dresche bekommt. Sein Freund habe rund 30 Kilometer entfernt von Alutgama die Hilfsgelder eingesetzt, weil sie dort dringender benötigt wurden. Er kaufte Bücher und Instrumente für Schulen, Lebensmittel für Bedürftige. Sogar ein zerstörtes Haus sei wiederaufgebaut worden. An Richys Integrität lässt der Hotelier keine Zweifel: Er ist grundehrlich, würde nie daran denken, etwas für sich zu nehmen. Traurig ist Bannier, dass sein Freund nun mit der Missgunst der Nachbarn leben muss, die nichts vom Geld aus Deutschland abbekommen hatten. Das habe ich ihm eingebrockt, gibt er sich die Schuld. Dass die Spenden ihren Zweck erfüllten, will der Arendseer demnächst in einer Fotoausstellung für alle Geldgeber dokumentieren.
Burghard Bannier wie Lutz Malaschöwski sind sich einig, dass direkte Hilfslieferungen sinnvoller sind als Spenden über große Organisationen. Während meines jüngsten Aufenthaltes in der Region Payagala war bei den Bautätigkeiten keine Spur zu sehen von dem von der Bundesregierung zugesagten Hilfsfonds über 500 Millionen Euro, schildert der Iserlohner. Die Gelder zum Wiederaufbau sollen erst in den nächsten drei bis fünf Jahren fließen, habe ihm Christina Rau, Sonderbeauftragte des Bundeskanzlers für die Fluthilfe, auf Nachfrage geschrieben. Während einer Tagung des Deutschen Städtetages zum Thema Welthungerhilfe und Tsunami vor drei Wochen in Bonn hätten zudem Experten vorgeschlagen, ganze Straßenzüge mit Bürgersteig und Beleuchtung zu bauen und die Häuser mit Telefonanschlüssen auszurüsten. Und dies in den unwegsamsten Gebieten der Insel. Darüber kann Lutz Malaschöwski nur den Kopf schütteln.
Von Torsten Adam (VS)
URL: www.volksstimme.de/artikelanzeige.asp?Artikel=722506
Spenden landeten bei Bürgermeister, der sich als Strandjunge entpuppte
Wir wollten doch nur helfen. Und nun so etwas. Burghard Bannier versteht die Welt nicht mehr. Die von ihm initiierte Spendensammlung für Tsunami-Opfer in Sri Lanka sorgt in Alutgama, Heimatdorf des Freundes Ruchira Nishantha, für reichlich Missgunst. Denn der Großteil der 25 000 Euro, die Altmärker gespendet hatten, soll anderen Dörfern zugute gekommen sein.
Arendsee. Seit 1994 ist Burghard Bannier Stammgast in Alutgama an der Südspitze Sri Lankas. Ebenso lange währt seine Freundschaft zur Familie von Ruchira Nishantha, die er während der Urlaubsreisen kennen gelernt hatte. Als am zweiten Weihnachtsfeiertag 2004 die schreckliche Nachricht von der Flutkatastrophe um die Welt ging, stand für den Arendseer fest: Ich muss helfen. Mit dem örtlichen Tourismusverein richtete er ein Spendenkonto ein. Die Resonanz war riesig. 25 000 Euro kamen zusammen. Das Geld überwies Bannier in kleinen Tranchen an Alutgamas vermeintlichen Bürgermeister Ruchira Richy Nishantha, der vor Ort die Verwendung koordinierte.
Die Volksstimme berichtete darüber, auch von Richys Einladung nach Arendsee in diesem Monat. Inzwischen hat sich ein dunkler Schatten über die Hilfsaktion gelegt. Am Montag meldete sich der Iserlohner Lutz Malaschöwski telefonisch in der Redaktion: Ruchira Nishantha ist kein Bürgermeister, sondern ein einfacher Strandjunge. Alutgama hat gar keinen Bürgermeister und dort ist nicht ein einziges Haus zerstört. Der Rentner, der derzeit seinen ebenfalls aus Alutgama stammenden Freund Siri Da Silva zu Besuch hat, wittert Betrug. Der ehemalige Stadtrat und Polizeibeamte, der seit 1980 mit eigenen Spendensammlungen 16 Wohnhäuser für bedürftige Familien in Sri Lanka errichten ließ, hat nämlich einschlägige Erfahrungen. So habe beispielsweise ein Iserlohner Bankinstitut für ein vermeintliches Hilfsprojekt geworben. Das Geld landete aber letzlich bei einer der reichsten Familien in Sri Lanka. Außer Siri Da Silva würde ich dort keinem Geld anvertrauen.
Burghard Bannier ist über die Vorwürfe erschüttert. Er räumte ein, dass Ruchira Nishantha kein Bürgermeister ist, aber das sei auch nicht der Kernpunkt: Wir vom Tourismusverein waren uns einig, dass nur den Leuten geholfen wird, die tatsächlich vom Tsunami betroffen sind. Das habe ich, Richy ans Herz gelegt. Es tut mir so leid, dass er dafür nun in seinem Dorf Dresche bekommt. Sein Freund habe rund 30 Kilometer entfernt von Alutgama die Hilfsgelder eingesetzt, weil sie dort dringender benötigt wurden. Er kaufte Bücher und Instrumente für Schulen, Lebensmittel für Bedürftige. Sogar ein zerstörtes Haus sei wiederaufgebaut worden. An Richys Integrität lässt der Hotelier keine Zweifel: Er ist grundehrlich, würde nie daran denken, etwas für sich zu nehmen. Traurig ist Bannier, dass sein Freund nun mit der Missgunst der Nachbarn leben muss, die nichts vom Geld aus Deutschland abbekommen hatten. Das habe ich ihm eingebrockt, gibt er sich die Schuld. Dass die Spenden ihren Zweck erfüllten, will der Arendseer demnächst in einer Fotoausstellung für alle Geldgeber dokumentieren.
Burghard Bannier wie Lutz Malaschöwski sind sich einig, dass direkte Hilfslieferungen sinnvoller sind als Spenden über große Organisationen. Während meines jüngsten Aufenthaltes in der Region Payagala war bei den Bautätigkeiten keine Spur zu sehen von dem von der Bundesregierung zugesagten Hilfsfonds über 500 Millionen Euro, schildert der Iserlohner. Die Gelder zum Wiederaufbau sollen erst in den nächsten drei bis fünf Jahren fließen, habe ihm Christina Rau, Sonderbeauftragte des Bundeskanzlers für die Fluthilfe, auf Nachfrage geschrieben. Während einer Tagung des Deutschen Städtetages zum Thema Welthungerhilfe und Tsunami vor drei Wochen in Bonn hätten zudem Experten vorgeschlagen, ganze Straßenzüge mit Bürgersteig und Beleuchtung zu bauen und die Häuser mit Telefonanschlüssen auszurüsten. Und dies in den unwegsamsten Gebieten der Insel. Darüber kann Lutz Malaschöwski nur den Kopf schütteln.
Von Torsten Adam (VS)
URL: www.volksstimme.de/artikelanzeige.asp?Artikel=722506