Buddha-Tatoo: Touristin in Sri Lanka festgenommen

5 Zeilen Überschrift und 7 Zeilen Text sprechen für keinen besonders aussagekräftigen Artikel.

Wie ist eigentlich die Rechtslage, wenn aufgrund körperlicher Merkmale die Einreise verboten wird? Müsste es nicht eine Listeverbotener Symbole (z.B. Nazi-Tätowierungen) oder sowas geben? Oder auch in der Form, wie bspw. in Iran das Befolgen islamischer Bekleidungsvorschriften verlangt wird?
Das Auswärtige Amt schreibt lediglich
Es ist untersagt, sich mit dem Rücken zu einer Buddha-Statue fotografieren zu lassen. Respektlose Fotos vor religiösen Motiven können zu empfindlichen Strafen bis hin zu Gefängnis führen.

Und noch eine weiter Frage:
Aus dem Artikel
Über die Gründe für das Urteil wurden keine Angaben gemacht.
Kann so etwas sein oder hatte die Augsburger Allgemeine nur kein Interesse daran genauer zu recherchieren?
 
Wie ist eigentlich die Rechtslage, wenn aufgrund körperlicher Merkmale die Einreise verboten wird?
Dazu gibt es (zumindest in den meisten Ländern) keine eindeutigen Rechtsbestimmungen und Vorschriften (außer vielleicht in Deutschland, wo auch ein Ausländer gegen jeden und alles klagen kann).

In den meisten Ländern entscheidet - ganz abgesehen vom Visum und/oder irgendwelchen Einreisebestimmungen - letztendlich der Grenzbeamte ob er einen Besucher ins Land lässt oder doch nicht.

Man mag das gut finden oder nicht, aber so ist das nun mal.

Bezüglich der Einreisebestimmungen in Sri Lanka habe ich andernorts gelesen:
Einreisebeschränkungen

Ein ungepflegtes Äußeres kann bei der Einreise zu Problemen oder sogar zu einer Einreiseverweigerung führen.


Wenn da der diensthabende Grenzbeamte diese Buddha-Tätowierung als "Verletzung religiöser Befindlichkeiten" klassifiziert, muss man das wohl so hinnehmen. In manche mohammedanische Länder darf man auch keine Bibel einführen oder einen Kreuz-Anhänger tragen. Warum sollte ausgerechnet Sri Lanka diesbezüglich anders handeln ?

Wenn die Einreisebestimmungen in Sri Lanka auch heute weitaus toleranter gehandhabt werden, kann ich mich noch gut daran erinnern, dass man Langhaarigen die Einreise verweigerte und dass Frauen, die nicht darauf verzichten wollten sich barbusig zu sonnen, zum Flughafen expediert und des Landes verwiesen wurden.

Nach meiner Auffassung muss nicht jedes Land seine Wertevorstellungen über Bord werfen, um Ausländer nicht zu verärgern, so wie das in Deutschland/Europa inzwischen geübt wird. Da finde ich es doch als ein Zeichen von Selbstbewusstsein, wenn ein so kleines Land bestimmte Grenzen setzt und nicht jede andere (Un)Sitte bei sich duldet und unwidersprochen hinnimmt..
 
Zuletzt bearbeitet:
Das Thema hatten wir bereits im SLB und es ist für mich immer noch befremdlich, wie man deshalb für vermeintliche Gäste des Landes die Haft in Anspruch nehmen muss.

In oben genannten Beitrag gingen viele User noch davon aus, dass man nicht verhaftet wird.

Ich empfehle in diesem Thema das Lesen folgender Beiträge:

# 6 - # 9

Zusätzlich könnte auch folgendes Thema diese konsequente Verfahrensweise fördern.

[h=3]Sri Lanka vor dem UN-Menschenrechtsrat[/h]
 
Befremdlich nur das in Thailand wo ebenfalls der in Sri Lanka beheimatete Theravada Buddhismus gelebt wird, buddhistische Mönche selbst heilige Tattoos stechen. Ob dort allerdings Buddha selbst auch Objekt der Kunst wird entzieht sich meiner Erkenntnis. Schade finde ich allerdings, dass sich radikale Buddhisten in Sri Lanka immer mehr ein Vorbild bei ihren muslimischen Gegenspielern suchen. Ein Bildverbot wie im Islam existiert nämlich im Buddhismus nicht. Genau so wenig wie ein Verbot von Tattoos. Das dies "haram", also verboten sein soll, hat man sich ganz offensichtlich vom Islam abgeguckt. Nur eines von vielen Beispielen.

Mal ganz abgesehen davon, dass ich der Erste bin der was dagegen hat wenn sich Ausländer in Sri Lanka - egal gegen welche Religion - respektlos verhalten.

http://www.spiegel.de/reise/fernweh/tattoo-tempel-in-thailand-der-heilige-stich-a-813024.html
 
Befremdlich nur das in Thailand wo ebenfalls der in Sri Lanka beheimatete Theravada Buddhismus gelebt wird, buddhistische Mönche selbst heilige Tattoos stechen. Ob dort allerdings Buddha selbst auch Objekt der Kunst wird entzieht sich meiner Erkenntnis.

Hallo Manuel,

ich finde, dass dein Vergleich (den ich auch schon im von Hänschen verlinkten Thread gelesen habe) nicht funktioniert. Schließlich wurden die Touristen nicht aufgrund der Tatsache verhaftet, dass sie tätowiert sind, sondern weil sie sich ein Abbild Buddhas haben tätowieren lassen. Das Problem an den Buddha-Tattoos könnte auch daran liegen, das man sich auf diese Art über Buddha stellt. Der eigene Kopf ist höher als der Buddhas.
Sicherlich ist es auch vergleichbar mit den Resentiments der thailändischen Regierung gegen "Westler", die sich sak yant Tätowierungen stechen lassen (wie in dem von dir verlinkten SPON-Artikel zu lesen: "Der Andrang ist groß, für viele der Besucher in dem mit unzähligen Buddha-Statuen geschmückten Warteraum ist es wie für Somchai nicht das erste Mal. Die meisten sind jedoch Europäer und Amerikaner, was ausgerechnet der Regierung immer mehr ein Dorn im Auge ist. 'Für viele Ausländer sind diese Art von Tattoos schlicht Mode", schrieb Thailands Kulturminister Niphit Intharasombat bereits im Juni 2011 in einer Erklärung auf der Website des Ministeriums. "Das ist kulturell nicht angemessen und untergräbt den Respekt vor der Religion.'")

Die buddhistischen Tätowierungen scheinen ja weit mehr zu sein als nur Schmuck: "Dass die heiligen Motive für die Thais mehr sind als nur ein weiterer Modetrend, zeigt sich schon bei den Pflichten, die mit jedem Tattoo einhergehen: 'Damit die sak yant ihre Wirkung behalten", erklärt Luang Phituk, "muss jeder Träger die fünf Sittlichkeitsregeln, die silas, einhalten: nicht töten, nicht stehlen, kein sexuelles Fehlverhalten betreiben, nicht lügen und keine Drogen nehmen.'" [...] "Somchai [der Tätowierer] schiebt den Stuhl zur Seite, setzt sich auf einen Hocker und faltet die Hände zum thailändischen Gruß Wai, während Luang Phituk [der Tätowierte] erst auf die gerötete Haut pustet und anschließend ein kaum hörbares Gebet murmelt. Erst jetzt ist das heilige Tattoo aktiviert, erst jetzt kann er auf die versprochenen Kräfte hoffen."
Das kann eine bloße Buddha-Tätowierung (am besten noch an einer leicht bekleideten Touristin oder einem Alkohol trinkenden Tourist) eben nicht erfüllen. Ich kenne mich im Buddhismus nicht wirklich gut aus, aber durch so eine Tätwoierung verleibt man sich Buddha ja gewissermaßen ein und kann ihm nicht den gebotenen Respekt zollen. Eine Tätowierung geht doch Hand in Hand mit "nicht vor Buddha-Statuen fotografieren" und "sich nicht respektlos gegenüber Buddha-Darstellungen" verhalten. Das wird gemeinhein ja auch akzeptiert.

Das Problem ist doch, dass sich die Regierung in ihren Wertevorstellungen missachtet fühlt und der Tätowierte einen Eingriff in sein Persönlichkeitsrest sieht.

Im Grunde sehe ich es so wie Tabro:
Nach meiner Auffassung muss nicht jedes Land seine Wertevorstellungen über Bord werfen, um Ausländer nicht zu verärgern

Dass dies zu Spannungsfeldern führt, ist klar. Wichtig ist meiner Meinung nach daher, dass diese Wertvorstellungen und Grenzen klar benannt sind, damit man weiß, woran man ist. Wenn ich nicht bereit bin, meinen Körper wie gefordert zu bedecken, dann ist eben der Iran nicht das Land, in das ich reise. Veränderungen müssen aus der Gesellschaft selber kommen und nicht von Touristen, die ihre eigenen Vorstellungen in diese Gesellschaften hinein tragen.
 
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Hier einmal die komplette Geschichte, Reaktionen darauf und mehr im Zusammenhang ( englisch ):

SL Tourism on damage control over Buddha-tattoo Naomi

Irgendwie kann es auch lächerlich werden. Man sollte Fakten schaffen, damit Touristen eindeutige Regeln zur Hand haben. Da hilft es nicht, mal flott ein Business-Class-Ticket für den Rückflug auf den Tisch zu legen. Die negativen Berichte in den Medien über die gezeigte Verfahrensweise ist sicher keine Werbung für den dringend benötigten Boom im Tourismus.
Thema in diesem Fall sind aber auch einmal mehr sexuelle Belästigung und versuchte Bestechung.

Sri Lanka hat zahlreiche Kredite zu bedienen und die stetig fallende Rupie macht es sicher nicht leichter.
 
Auch in Sri Lanka macht man sich entsprechende Gedanken..

Übersetzt aus The Island: Wenn das Tragen von Buddha-Abbildungen auf dem Körper beleidigend ist, für unsere hyperempfindliche buddhistische Gesellschaft, was sollen wir mit Mönchen aus Thailand und anderen südostasiatischen Ländern machen, die rituelle Buddha Tätowierungen auf ihrem Oberkörper tragen? Sollten wir auch sie abschieben? In vielen Ländern tragen gläubigen Buddhisten Buddha Bilder auf Amuletten um den Hals; sollten wir das verbieten, die Menschen vom Betreten unseres Landes hindern? Jedes Jahr gebe ich Hunderte von Kindern - sowohl in Sri Lanka als auch in Amerika - kleine Bilder des Buddha, die sie tragen können, um sie an die Gebote zu erinnern und zu helfen, mitfühlend und verständnisvoll in ihrem täglichen Leben zu sein. Sollen diese Kinder aus der Dhamma Sonntagsschule geworfen werden? Im Westen haben viele Sangha (Mitglieder buddhistischer Mönchsorden) gelben Roben, ungewohnte Kleidung für viele in der sri-lankanischen Gesellschaft. Sollten wir diese auch verbieten? Wie würden wir uns fühlen, wenn wir für die Art, wie wir uns als Mönche kleiden in anderen Ländern ausgestoßen werden? Sollen auch wir von Amerika und anderen Ländern abgeschoben werden, nur weil wir anders aussehen? Weil sie es möglicherweise als respektlos empfinden würden, wenn wir uns als Mönch kleiden?

Der ganze Artikel auf Englisch unter The Island

Geschrieben übrigens von dem sinhala buddhist Monk Ven. Walpola Piyananda
 
Das Thema ist noch nicht zuende:

May 22, Colombo : Ein weiblicher britischer Tourist den Sri Lanka für eine Tätowierung auf ihrem Arm Buddha deportiert hat, hat eine Klage gegen srilankischen Behörden eingereicht. Sie klagt auf 10 Millionen (US $ 78.000 ) Schadenersatz für den Vorfall , berichtete AFP.

Weiterlesen: hier draufdrücken
 
Auch deutsche Medien berichten inzwischen über die Klage. Ein Beispiel ist "Die Welt".

Britin verklagt Sri Lanka nach Ausweisung wegen Buddha-Tattoos

Einen Erfolg der Klage kann ich mir kaum vorstellen, selbst wenn die Frau Britin ist und Premier Cameron mit Mahinda auf Kriegsfuss steht. Einen Anwalt aus SL vor einem Gericht in Colombo mit der Klage einer Ausländerin zu beauftragen, erscheint mir genauso sinnvoll zu sein, als wenn man Sri Lanka auf salziges Wasser rund um die Insel verklagt. Die Frau hat für mich absolut keine Ahnung, was in SL wirklich passiert und welchen Aufwand die Verfahren mit sich bringen.
SL geht vor der UN nicht in die Knie, lässt sich in die Politik nicht reinreden und eine Frau will den "Löwen" zähmen ?

Sollten die Medien so richtig einsteigen, in aller Welt darüber berichten, ist es zumindest eine negative Werbung für den Tourismus, den SL dringend benötigt.

Ein erster Termin für eine Verhandlung steht wohl noch nicht fest und auch das wird dauern, wieder verschoben und bla bla bla.....

Perlen für die Säue.
 
May 22, Colombo : Ein weiblicher britischer Tourist den Sri Lanka für eine Tätowierung auf ihrem Arm Buddha deportiert hat, hat eine Klage gegen srilankischen Behörden eingereicht. Sie klagt auf 10 Millionen (US $ 78.000 ) Schadenersatz für den Vorfall , berichtete AFP.

Weiterlesen: hier draufdrücken

Sri Lanka's Tourism Development Authority expressed regret for the incident. The Authority paid for her flight home in business class and also offered to fly her back for a free holiday in future.

Und wie soll das dann funktionieren? Tattoo vorher weglasern lassen?
 
Die Entscheidung über die Einreise trifft letztendlich der Grenzbeamte, das ist überall so auf der Welt und ein Recht auf Einreise in ein anderes Land gibt es für Ausländer nirgendwo.

Die unangemessene Behandlung durch das Gefängnispersonal dürfte sich ohne Zeugen schwer nachweisen lassen.

Die Tourismusbehörde hat mit der Sache überhaupt nichts tun, denn die Entscheidung über die Einreise eines Ausländers obliegt der Grenzbehörde.
 
Ich sehe das so wie Hänschen oben beschrieben hat. Als Tourist sollte man sich auch etwas über das Land informieren, was ein no go ist. Die Mißachtung von religiösen Symbolen löst Emotionen aus und das überall auf der Welt. Leider fehlt es oft an Respekt. Buddha verkommt immer mehr zu einem Deko Artikel, steht achtlos auf dem Boden oder ziert ein Gartentischchen im Sommer. Auf dem Ayers Rock rennen die Leute mit Wasserflaschen auf den heiligsten Berg und die Aboriginies stehen fassungslos da. Sie wollen es nicht, können es aber nicht verhindern....
Was glaubt die junge Touristin, dass sich Sri Lanka entschuldigit und ihr Geld überweist? Wie blauäugig muss man da sein? Der Anwalt wird gut verdienen und am Ende wird Sie viel Lehrgeld bezahlt haben. Eines dürfte auch klar sein, dass die Gefängnisse in Süd- und Südostasien nicht zimperlich mit ihren Insassen umgehen und schläge gehören als Züchtigung zum Programm. Sri Lanka ist eben keine Partyinsel sondern ein Staat, der sich gegen jede äußere Einmischung wehrt und sich nicht um internationale Rechte sorgt.
 
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