Befremdlich nur das in Thailand wo ebenfalls der in Sri Lanka beheimatete Theravada Buddhismus gelebt wird, buddhistische Mönche selbst heilige Tattoos stechen. Ob dort allerdings Buddha selbst auch Objekt der Kunst wird entzieht sich meiner Erkenntnis.
Hallo Manuel,
ich finde, dass dein Vergleich (den ich auch schon im von Hänschen verlinkten Thread gelesen habe) nicht funktioniert. Schließlich wurden die Touristen nicht aufgrund der Tatsache verhaftet, dass sie tätowiert sind, sondern weil sie sich ein Abbild Buddhas haben tätowieren lassen. Das Problem an den Buddha-Tattoos könnte auch daran liegen, das man sich auf diese Art über Buddha stellt. Der eigene Kopf ist höher als der Buddhas.
Sicherlich ist es auch vergleichbar mit den Resentiments der thailändischen Regierung gegen "Westler", die sich sak yant Tätowierungen stechen lassen (wie in dem von dir verlinkten SPON-Artikel zu lesen: "Der Andrang ist groß, für viele der Besucher in dem mit unzähligen Buddha-Statuen geschmückten Warteraum ist es wie für Somchai nicht das erste Mal. Die meisten sind jedoch Europäer und Amerikaner, was ausgerechnet der Regierung immer mehr ein Dorn im Auge ist. 'Für viele Ausländer sind diese Art von Tattoos schlicht Mode", schrieb Thailands Kulturminister Niphit Intharasombat bereits im Juni 2011 in einer Erklärung auf der Website des Ministeriums. "Das ist kulturell nicht angemessen und untergräbt den Respekt vor der Religion.'")
Die buddhistischen Tätowierungen scheinen ja weit mehr zu sein als nur Schmuck: "Dass die heiligen Motive für die Thais mehr sind als nur ein weiterer Modetrend, zeigt sich schon bei den Pflichten, die mit jedem Tattoo einhergehen: 'Damit die
sak yant ihre Wirkung behalten", erklärt Luang Phituk, "muss jeder Träger die fünf Sittlichkeitsregeln, die
silas, einhalten: nicht töten, nicht stehlen, kein sexuelles Fehlverhalten betreiben, nicht lügen und keine Drogen nehmen.'" [...] "Somchai [der Tätowierer] schiebt den Stuhl zur Seite, setzt sich auf einen Hocker und faltet die Hände zum thailändischen Gruß Wai, während Luang Phituk [der Tätowierte] erst auf die gerötete Haut pustet und anschließend ein kaum hörbares Gebet murmelt. Erst jetzt ist das heilige Tattoo aktiviert, erst jetzt kann er auf die versprochenen Kräfte hoffen."
Das kann eine bloße Buddha-Tätowierung (am besten noch an einer leicht bekleideten Touristin oder einem Alkohol trinkenden Tourist) eben nicht erfüllen. Ich kenne mich im Buddhismus nicht wirklich gut aus, aber durch so eine Tätwoierung verleibt man sich Buddha ja gewissermaßen ein und kann ihm nicht den gebotenen Respekt zollen. Eine Tätowierung geht doch Hand in Hand mit "nicht vor Buddha-Statuen fotografieren" und "sich nicht respektlos gegenüber Buddha-Darstellungen" verhalten. Das wird gemeinhein ja auch akzeptiert.
Das Problem ist doch, dass sich die Regierung in ihren Wertevorstellungen missachtet fühlt und der Tätowierte einen Eingriff in sein Persönlichkeitsrest sieht.
Im Grunde sehe ich es so wie Tabro:
Nach meiner Auffassung muss nicht jedes Land seine Wertevorstellungen über Bord werfen, um Ausländer nicht zu verärgern
Dass dies zu Spannungsfeldern führt, ist klar. Wichtig ist meiner Meinung nach daher, dass diese Wertvorstellungen und Grenzen klar benannt sind, damit man weiß, woran man ist. Wenn ich nicht bereit bin, meinen Körper wie gefordert zu bedecken, dann ist eben der Iran nicht das Land, in das ich reise. Veränderungen müssen aus der Gesellschaft selber kommen und nicht von Touristen, die ihre eigenen Vorstellungen in diese Gesellschaften hinein tragen.