George Dias

Biggi

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Einmal Deutschland – und nicht mehr zurück


Stadtspiegel Bochum 18.07.2007

Als Asylbewerber in Hamm – Nun Karriere in der Wirtschaft

Die Geschichte, die der dunkelhäutige, junge Mann im dunklen Anzug zu erzählen weiß, klingt unglaublich. Es ist seine Geschichte. Sie beginnt in einer Kleinstadt im Norden Sri Lankas und nimmt ihren Lauf in Mitten des Ruhrgebiets – in Bochum.

Es ist die Geschichte des heute 39-jährigen Tamilen George Dias, der vor mehr als 20 Jahren als Asylbewerber über Colombo und Moskau nach Deutschland kam. In ein Land, dessen Sprache er nicht sprach und dessen Kultur er nicht kannte. „Wir waren in Deutschland“, sagt Dias mit einem bitteren Unterton. Heute arbeitet der diplomierte Dialoge als Pharmareferent, macht parallel seien MBA-Abschluss an der Essener Fachhochschule für Oekonomie & Management, ist verheiratet und hat eine acht Monate alte Tochter.

Wenn George Dias zurückblickt, ist es ein Blick in eine andere Vergangenheit. Er erzählt vom Bürgerkrieg zwischen Tamilen und Singhalesen, von der Zeit als die Armee seine Familie vertrieb, sein College und seine Heimatstadt in Brand setzte und er mit seinen Eltern und drei Geschwistern mehrmals in die Savanne fliehen musste. Bis seine Mutter für ihn entschied, er müsse das Land verlassen.

„Meine Mutter organisiere eine Agentur, die nötigen Papiere und ein Ticket nach Berlin“, erinnert sich George Dias heute. Er war damals 17, stand gerade vorm Abitur, und hatte eine andere Zukunft geplant.

Im März 1985 landete Georg Dias in Berlin-Schönefeld: „Es war bitter kalt, ich dachte ich sterbe.“ Weiter ging es nach Westen. Frankreich war eigentlich sein Ziel. Doch beim Halt in Hamm sah er plötzlich ein vertrautes Gesicht: Ein anderer Tamile stand späte abends am Bahnsteig und wartete auf seine Verlobte. „Der Mann war mein Glück.“ Der Unbekannte, der nur seine Herkunft teilte, nahm sich des Jungen an, brachte ihn in eine Unterkunft und kümmerte sich um George Dias. Ich habe damals sehr lange geschlafen.“ Ein deutsches Ehepaar habe ihm damals die Sprache beigebracht. Er lernte schnell, ging an die VHS, arbeitete vormittags Straßenkehrer, nachmittags lerne der Deutsch. Später arbeitete er als Dolmetscher – er ist mittlerweile der einzige ermächtigte Übersetzer für tamilische Sprache im Bereich des Oberlandesgerichts Hamm – er jobbte auf einem Bauernhof und bekam schließlich bei einer Fast-Food-Kette in Dortmund eine Anstellung. Zehn Jahre arbeitete er dort schaffte es von der Rotationskraft bis zum Assistenten der Geschäftsleitung.

Sein Ehrgeiz in Deutschland Fuß zu fassen, war ungebrochen. Georg Dias machte sein Abitur an einem Hammer Abendgymnasium, als erster Asylbewerber in der Geschichte der Schule, begann 1995 Sicherheitstechnik in Wuppertal zu studieren und wechselte 1997 mit Biologie an die Ruhr-Universität Bochum.

Heute arbeitet der Diplom-Biologie als Pharmareferent bei einem Münchener Unternehmen. Ein Knochen-Job, der ihnen mit vielen Menschen zusammen bringt. „Ich mag es, Menschen für eine Sache zu begeistern“, erklärt Dias seine Jobwahl. Nebenbei gibt er Kochkurse, hat sogar schon ein Kochbuch über die tamilische Küche geschrieben.

Irgendwann war sein Weiterbildungshunger wieder geweckt und er entschied sich für ein weiteres Studium, dieses Mal an der Fachhochschule für Oekonomie & Management in Essen. Jetzt steht er kurz vom Abschluss zum Master of Business Administration. In seiner Abschlussarbeit schreibt er über interkulturelle Kompetenz, er untersucht tamilische geführte Unternehmen in NRW.

Mit der Arbeit geht er zurück in seine Vergangenheit. Doch zurück will er nicht. „Ich habe mein Leben hier, ich liebe dieses Land und seine Menschen, und ich bin sehr dankbar für die Unterstützung, die ich erfahren habe.





Zusammenhängend mit der Küchenschlacht bei ZDF (Deutsches Fernsehen)hier die Biographie von Herr Georg Dias.
 
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