Kreitmeir´s "Little Smile" Kinderheim in Koslanda

Foto des Monats Februar 2021
Nichts bleibt wie es ist! Wie viele Kinder sind in den vergangenen 21 Jahren im Kinderdorf Mahagedara herangewachsen, sind gegangen und neue haben um Hilfe gebeten. Und auch das Dorf ist gewachsen, verändert ständig sein Gesicht.
Hirushi präsentiert stolz die neue Litte Smile Uniform und dem neuen Speisesaal, mit Studiersälen und Meditationstürmen, fast wie bei Harry Potter!
 

Foto des Monats März 2021 — Glück im Unglück

Mehr als nur einen Schutzengel hatte Rogith Anfang März. Bei einem schweren Unfall auf einer der gefährlichsten Bergstraßen Sri Lankas brach sich der Junge zwar beide Beine, kurz vorher aber hatten die Insassen eines Busses, der in die Tiefe stürzte, weniger Glück. 15 Menschen starben. Seine Mutter Manju, die für unser Bubenheim in Hill Top verantwortlich ist, wird nun für viele Wochen dort ausfallen, um sich im Krankenhaus der Provinzhauptstadt Badulla um Rogith zu kümmern.
 

Phase 86: Januar bis März 2021​

hier geht es zu den Fotos und Berichten -} Little Smile

Liebe Grüsse ins Kinderdorf! Bleibt gesund und wir wünschen weiterhin viel Kraft für die Kinder und Eure täglichen Aufgaben!
 

Nachtgedanken​

Der gar nicht normale Wahnsinn an einem Montag im März 2021​

Ruhe, endlich! Einen Moment nachdenken bevor die Müdigkeit mich übermannt. Ich öffne alle Fenster, die Hitze des langen Tages soll entweichen, Platz machen der Kühle der heute sternklaren Nacht. Ein paar Affen sind in Streit geraten oder haben einen Feind entdeckt, ihr Gekreische hat einen Pfau geweckt der nun seine Warnschreie in die Dunkelheit brüllt. Dann wieder Ruhe, nein, Ruhe ist das falsche Wort, ruhig ist es nie hier im Kinderdorf Mahagedara im Bergurwald Sri Lankas. Entfernt bellen Hunde, Zikaden zirpen, von den Reisefeldern unten im Tal, wie eine ferne Brandung, das Quaken zahlloser Frösche, mal leiser dann wieder lauter, ein Gespräch wohl mit zahllosen Teilnehmern sobald einer – oder ist es eine - anfängt. Irgendwo zwischen Dachziegeln, der Isolation und der Holzdecke nagt ein Streifenhörnchen, vergrößert wohl sein Nest. Die Holzlatten geben die Geräusche der Zähne weiter wie der Resonanzkörper eines Instruments. Man kann nur hoffen, dass auch diese Tiere irgendwann müde werden, es gibt keinen Schutz vor ihnen, egal wie man jeden möglichen Eingang versperrt, vernagelt, sie finden einen Weg. Die Geckos, hier Unas genannt, diese Amphibien im Miniformat, die hier an den Mauern, Decken, in jeder Ecke hausen, höre ich schon gar nicht mehr mit ihrem Meckern, ihr Kot am Morgen freilich ist allgegenwärtig, unübersehbar und der Gestank penetrant. Eine Fledermaus hat sich durch das offene Fenster in mein Zimmer verirrt, schießt auf mich zu, weicht im letzten Moment aus, spüre den Windzug in meinem Gesicht, den Haaren. Nachtfalter und fliegende Termiten umschwirren die Lampe, haben wohl die Fledermaus angezogen, die sich nur schwer verjagen lässt. Schnell schließe ich das Fenster wieder.
Ich setze mich hin, die Bilder des Tages in meinem Kopf und nicht nur dort. Kein Tag gleicht dem vorausgegangenen und Nichts ist wirklich vorhersehbar. So lange alle Kinder, alle Mitarbeiter gesund durch den Tag kommen, weder in den Farmen noch auf den vielen Baustellen ein Unfall passiert ist, war es ein guter Tag. Doch heute war es leider kein guter Tag sondern einer, bei dem man sich nichts mehr wünscht als dass man die Uhr einfach zurückdrehen könnte, wenigstens zum Morgen, nach einmal anfangen kann, diesen ersten offiziellen Schultag nach endlosen Coronaunterbrechungen.

Ein nicht ganz normaler Wochenstart​

Es geht rund an diesem Montagmorgen im März 2021. Fünf verschiedene Gruppen müssen vor 7 Uhr fertig werden, zwei für unsere interne Schule und drei für verschiedene Schulen draußen. Die 12 tamilischen Kinder, die wir in die über eine Busstunde entfernte Schule in Haputale geschickt haben, weil sie dort ernsthaft unterrichtet werden, ganz im Gegensatz zur tamilischen Schule in unserem Nachbarort, sind da längst auf dem Weg.
11 Mädchen haben ihre schulischen Pflichtjahre hinter sich gebracht, überwiegend mit sehr mäßigem Erfolg, 8 von Ihnen bekamen wir innerhalb des letzten Jahres vom Gericht zugewiesen, keine von Ihnen konnte da auch nur die Grundrechenarten, ja nicht einmal vernünftig lesen und schreiben. Sie beginnen heute hier im Kinderdorf mit einem Training in unserer Nähschule.

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Elefanten haben in der Nacht den Schutzzaun in der Farm in Rajagiri durchbrochen, der Schaden ist noch unklar, eines unserer jungen Pferde in der Farm in Dikapitiya ist verschwunden, es ist schon in diesen frühen Morgenstunden warm, sehr warm, wird wohl wieder ein heißer Tag.

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Ich erinnere mich daran, wie schwer es am Vormittag für mich war, einfach nur weg zu kommen. Musste unbedingt in unser Ayurvedaausbildungszentrum ins 40 Kilometer entfernte Buttala, eine Fahrt von mindestens 90 Minuten, doch die Schlange der Menschen, die am Tor warten, war lang, sehr lang. Manche waren seit gestern unterwegs in der Hoffnung, in Little Smile einen Platz für ein Kind, etwas Geld oder einen Job zu bekommen


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Es brennt
Sitze endlich im Auto da kommt der Anruf unserer Betreuerin aus Hill Top. Es brennt, lichterloh. Für Manomani ist das eine neue Situation. Seit sie die Betreuung unserer großen Jungs in Hill Top von Bawani übernommen hat, die ihrerseits in unser Projekt nach Buttala ging, gab es noch kein größeres Feuer. Nun aber ist das passiert, was ich schon lange befürchtet habe. Die wilden Camper an den oberen Wasserfällen des Diyaluma haben ihre illegalen Lagerfeuer am gestrigen Sonntag nicht richtig gelöscht, etwas Wind, die strohtrockenen Berghänge … Als Manomani beim Rundgang das Feuer entdeckt, hat es bereits in weiten Teilen unseres Berggrundstücks verheerenden Schaden angerichtet, einen Teil der mühsam angelegten Plantage zerstört. Ich schwinge mich aufs Motorrad, die kleine Straße hoch nach Hill Top ist längst von dem Bautrupp zerstört, der hier, unterstützt von internationalen Hilfsgeldern, seit fast 3 Jahren eine Monsterstraße in den Berghang sprengt. Fortschritt nennt man das, auch wenn wirklich Niemand sagen kann, wofür dieser Highway der in einem Bergtamilendorf enden wird, gut sein soll. Klar, alle Beteiligten verdienen eine Menge, Straßen sind Goldadern für die, die sie bauen und besonders für die, die sie genehmigen. Nur mit dem Motorrad schaffe ich den Weg derzeit auf dem, was die Fortschrittsbringer von unserer einst kleinen aber feinen Bergstraße übriggelassen haben, bevor sie abgezogen wurden, weil woanders einen Fortschrittstraße sie dringender braucht und es da noch mehr zu verdienen gibt.

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Oben in Hill Top beruhige ich Manomani, ich versichere ihr, dass es das Feuer nicht auf die andere Seite zu unseren Bubenhäuser und dem Bungalow schaffen wird. Ich sollte mich leider täuschen. Bawani ruft aus Buttala an: „Lokuthatha, wo bleibst du, die Leute, die den neuen Elefantenschutzzaun gebaut haben, warten schon und auch der Elefantenminister ist schon da. Elefantenminister, wusste nicht mal, dass es sowas gibt.


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Lieber Michael,

Du bist jeden Tag für die Kinder, ganze Familien da, teilst ihre Sorgen und hilfst, wo es nur möglich ist, passt auf alle auf.

Aber pass Du bitte auch auf Dich auf !

Wir können Dir und Anka in diesen schweren Zeiten nur viel Kraft senden! Bleibt vor allem gesund!

Dem kleinen Rogith wünschen wir gute Besserung und drücken die Daumen, dass er vollständig genesen wird!

Herzliche Grüsse, Biggi und Hänschen
 
Foto des Monats April 2021
Das singhalesische Neujahrsfest Mitte April feierten wir im Kreis der großen Little Smile Familie im Kinderdorf Mahagedara, während draußen eine wahre Völkerwanderung stattfand. Durch das Corona bedingte Ausbleiben ausländischer Touristen sind die Preise für Übernachtungen extrem gefallen und so stürmten Heerscharen von Einheimischen fast jeden Winkel der Insel, die angespannte Pandemie Situation im Nachbarland Indien war kein Thema. Und so kam, was kommen musste: Ende April war Covid 19 plötzlich allgegenwärtig in Sri Lanka, der Neujahrsleichtsinn hatte einen hohen Preis.
 
Foto des Monats Mai 2021

Auch wenn das Kinderdorf sehr groß ist und es bei mehr als 100 jungen Menschen sicher nie langweilig wird, wenn draußen wirklich alles dicht ist und die Welt jenseits des Tores wegen des strengen Corona Lockdowns verboten ist, dann ist Abwechslung willkommen. Und so wurden mit Hingabe und im Wettstreit der Kinderhäuser so viele Laternen für das wichtigste buddhistische Fest „Vesak“ gebastelt wie noch nie zuvor. Und weil die viel zu schön sind, um versteckt zu werden präsentieren wir hier eine kleine Auswahl.

 
Foto des Monats Mai 2021

Auch wenn das Kinderdorf sehr groß ist und es bei mehr als 100 jungen Menschen sicher nie langweilig wird, wenn draußen wirklich alles dicht ist und die Welt jenseits des Tores wegen des strengen Corona Lockdowns verboten ist, dann ist Abwechslung willkommen. Und so wurden mit Hingabe und im Wettstreit der Kinderhäuser so viele Laternen für das wichtigste buddhistische Fest „Vesak“ gebastelt wie noch nie zuvor. Und weil die viel zu schön sind, um versteckt zu werden präsentieren wir hier eine kleine Auswahl.

Die Laternen sind wunderschön geworden
 

Covid 19​

The never ending story​

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Wer hat es nicht kennengelernt, dieses Gefühl, das sich noch am besten mit Erschöpfung beschreiben lässt. Man hat sowas „von die Nase voll“, trotz Maske. Was wurden wir alle bombardiert, Welle um Welle: Corona, Covid 19, der chinesische, der englische der indische Virus – man kann es einfach nicht mehr hören. Am allerwenigsten all die Ratschläge, Expertenmeinungen, Versprechen. Plötzlich war Geld da, ohne Ende, die Milliarden purzelten nur so. Woher die kamen, wo doch in der Zeit vor C die Renten nicht sicher, die Sozialsysteme marode und einfach nicht genug da war, nicht mal um Flüchtlinge menschenwürdig zu behandeln? Zuerst gab es keine Masken, dann öffneten Politiker die Geldschleusen und leiteten den Strom in die richtigen Kanäle, auch die eigenen, versteht sich. Dass dann ein Teil dieser überteuerten Masken nichts wert war, wen kümmert das heute, wo man wieder ohne rumlaufen darf, wo die Flieger wieder fliegen und in Europa so getan wird, als sei da nichts gewesen. Selbst die Erkenntnis, dass die, die schon vorher extrem reich waren noch reicher wurden, die Mächtigen noch mächtiger, was soll‘s?

Multimillionäre treten wieder gegen den Ball, der ist immer noch rund und langsam dürfen sogar wieder Fans, kostenpflichtig und aktuell getestet, in die Stadien. Brot und Spiele halt. Die Kreuzfahrtschiffe verpesten wieder die Umwelt, Fluglinien, mit Steuermilliarden gefüttert, sorgen dafür, dass die modernen Völkerwanderungen, billionenfach im Internet als Selfies zu bestaunen, wieder in Schwung kommen, Sorge um Klima und Welt war gestern. „Friday for future“, was war das gleich wieder mal? Greta, vergessen! Aufholen, nachholen, genießen, Alles wie gehabt. In Europa zumindest, wobei, einige der Freiheiten, die man vorrübergehend eingeschränkt hat, zu unserem Schutz versteht sich, werden wohl verlorengehen, weitgehend unbemerkt vermutlich, weil fast alle mit glänzenden Augen endlich wieder konsumieren was das Zeug hält und die Welt in Ordnung ist, weil man keine Maske mehr tragen muss.

Und hier in Sri Lanka?
Lange hat es ausgesehen als wäre Corona, nur ein Schreckensgespenst, weit weg, eine Geisel für Europa, Amerika, dann auch für Südamerika. Asien blieb weitgehend verschont, obwohl die Pandemie ja in China ihren Ursprung hatte. Auf der Insel Sri Lanka hatte es zwar zu Beginn auch Lockdowns gegeben, strenge sogar, aber als in Europa die zweite Welle tobte, als dort Weihnachten und später auch noch Ostern ausfielen, dachte man in Sri Lanka längst wieder über eine Öffnung für Touristen nach. Im Februar wurden von einem Minister Sonderflüge für wohlhabende Sonnenhungrige aus der Ukraine organisiert, die Nachricht, dass man sich mit einer dieser Reisegruppen auch den Virus ins Land geholt hatte, wurde freilich offiziell dementiert. Und dann kam diese indische Variante. Indien ist nicht weit weg, gar nicht weit weg, sogar. Als im Nachbarland dann die Zahl der Infizierten explodierte und das Gesundheitssystem dort, soweit man von sowas reden kann, völlig überfordert war, feierte man hier das Singhalesische Neujahr. Jeder war unterwegs, durch das Ausbleiben von Ausländern waren Preise für Hotels, Trips, Restaurants an das lokale Niveau angepasst worden, die große Chance, das eigene Land zu entdecken. Nicht nur in unserer Nachbarschaft, wo sich in Up Diyaluma mehrere Wasserfälle aus natürlichen Pools ergießen, stauten sich die Menschenmassen. In dem Canyon, vielleicht 200 Meter breit und etwas mehr als 1 Kilometer lang drängten sich bis zu 5000 Menschen um Natur pur zu erleben, es wurde getrunken, getanzt, natürlich gegessen und ein Berg von Müll dagelassen...
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Sehr lesenswert, und schaut bitte auch in die Galerie :fing002:

Liebe Grüße nach Koslanda aus Koblenz
 
Foto des Monats Juni 2021

Der Corona Lockdown gibt uns seit mehr als einem Jahr die Möglichkeit, ungestört unsere Vorstellungen von „Bildung“ zu verwirklichen. Dazu gehört auch, dass die Jungen von den Alten lernen, etwa wie man einheimisches Gemüse pflanzt und zwar völlig ohne Chemie.
Mehr zu den verschiedenen Seiten von Covid 19 für Little Smile finden sie hier.
 
Juli 2021
Längst war die mit hunderten von Blüten umwucherte Hinweistafel des Kinderdorfes an der Straße zwischen Wellawaya und Beragalla zu einem Wahrzeichen geworden, immerhin hatte die Bougainvillea mehr als 15 Jahre Zeit zum Wachsen gehabt. An einem Morgen Mitte Juli läuteten Nachbarn Sturm am Tor und zeigten auf ein Trümmerfeld, wo einst das schönste Hinweisschild weit und breit stand (im kleinen Bild im Jahr 2011). Wilde Elefanten freilich wurden zu Unrecht verdächtigt und es war auch kein Lastwagen, der unser Wahrzeichen gerammt hatte. Vielmehr war der Konstruktion nach einem nächtlichen Gewitter das Gewicht der Blütenpracht zum Verhängnis geworden. Was bleibt ist die Erinnerung, einige Fotos und als Trost, das Morgenlächeln von Peshala.

 

Weit, weit weg und doch ganz nah!​

oder — Die zwei Gesichter der alten Heimat​

Wer kennt das nicht? Man geht auf ein Klassentreffen, will die Kumpels und tollen Mädels wiedertreffen und es kommt ein Club älterer Herrschaften, einzige Ausnahme ist man natürlich selbst, eh klar. Während man sich nämlich an das eigene Altern in kleinen Schritten gewöhnen konnte, hatte die Erinnerung die Schulzeit und alle darin handelnden Akteure eingefroren.

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Geht es mir genauso, wenn ich an mein Leben in Deutschland denke, vielmehr an das Deutschland, das ich vor mehr als 20 Jahren verlassen habe? Erliege ich der Versuchung das Vergangene, irgendwie ja Verlorene, zu verklären oder was ist der Grund, dass mir die Heimat von einst heute so fremd scheint?

Faktencheck! Rückblende ins Jahr 2000.​

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Allen Verschwörungstheorien zum Trotz war die Welt zur Jahrtausendwende nicht untergangen, ja nicht mal die Computersysteme waren, wie vielfach prognostiziert, zusammengebrochen, wobei Computer und Internet noch eine sehr untergeordnete Rolle spielten. Kaum zu glauben: Facebook und Co waren noch nicht mal erfunden und hatten daher auch noch nicht die Macht an sich gerissen zusammen mit anderen Internetriesen.

Altkanzler Helmut Kohl gab seine „Ehrenwort-Erklärung“ und verriet nicht, wer ihm in fünf Jahren 2 Millionen Mark für die Parteikasse der CDU gegeben hatte. Immerhin, Wolfgang Schäuble zog Konsequenzen und gab den Parteivorsitz auf.
Der Pharmakonzern Pfizer war schon damals unvorstellbar reich, machte viel Geld, nein, nicht mit einem Virus, sondern mit der Potenzpille „Viagra“. Äthiopien und Eritrea beendeten ihren Krieg, die Großmächte bemühten sich um nukleare Abrüstung und in Deutschland wurde die gewaltfreie Erziehung von Kindern per Gesetz festgeschrieben.
Zwei Anschläge gegen Synagogen und rechtsradikale Aufzüge gab es leider auch schon damals, aber dagegen gingen 300.000 Menschen auf die Straße und die NPD wurde verboten...

den Brief könnt Ihr hier weiterlesen...


Der Brief berührt mich und Michael hat alles schonungslos und ehrlich be- und geschrieben. Es tut gut, denn mit so vielem spricht er mir aus der Seele!

Lieber Michael, ich wünsche, dass Du hoffentlich bald Deine Kinder, Deine lieben Menschen in Gesundheit wieder sehen kannst, ob in Deutschland oder Sri Lanka!
Bleib gesund und herzliche Grüße zu Dir, Anka und den Kindern nach Koslanda
 
Phase 87:April bis Juni 2021

Es ist wie im richtigen Leben. Niemand kann immer im schützenden Daheim bleiben, irgendwann geht es raus in die Welt. Also bringen unsere drei kleinen Helferinnen die Pfefferpflanzen nach drei Monaten in der Pflanzschule dahin, wo sie dann von den größeren Little Smile Schwestern eingegraben werden.

 


Foto des Monats August 2021

Gerade die Coronakrise zeigt, wie wichtig es ist, dass sich ein Land selbst ernähren kann. Little Smile hat von Anfang an großen Wert auf landwirtschaftliche Ausbildung der Kinder und Jugendlichen gelegt. Im Juni hat die 19jährige Nadeesha mit ihren Gartenmädels ein brachliegendes Reisfeld gesäubert und ausschließlich heimische Gemüsesorten gepflanzt. Viel Arbeit, zahllose Auseinandersetzungen mit Affen und Wildschweinen und zwei Monate später wird bereits erstmals geerntet. Besonders die Maniokpflanzen gedeihen prächtig. Zuerst werden immer wieder die unteren gezackten Blätter geerntet, die geschnitten, gestampft und gekocht als Beilage zum Reis sehr beliebt sind. Die Wurzelknollen, die wie Süßkartoffel schmecken, werden erst in einigen Monaten reif, vorausgesetzt es gelingt Nadeesha, Megala, Dilakshi und all den anderen vom „Team Landwirtschaft“ auch weiterhin die wilden Tiere auf Abstand zu halten.

Hier geht es zum Foto -}
 

Foto des Monats September 2021
Beschenkt werden durch die Freude derer, denen man schenkt.
Nach 18 Monaten Coronabeschränkungen, die gerade für die einfachen Menschen nur schwer auszuhalten waren und sind, kamen die „Geburtstagsgeschenke“ von Lokuthaththa Michael Kreitmeir Mitte September daher wie eine Sonnenstrahl während eines schier endlosen Gewitters.
Anka hatte wochenlang organisiert um so selbst Mangelprodukte wie Milch und Butter aufzutreiben, die es aus Devisenmangel schon lange nicht mehr in den Geschäften gibt. Beschenkt wurden alle Arbeiter und Angestellten von Little Smile und nicht nur die Kinder in Mahagedara und so wurde das Lächeln, das ein seltener Genuss und ein voller Magen erzeugen, in mehr als 100 Arbeiterfamilien zum wahren Geburtstagsgeschenk von Michael Kreitmeir.
 
Oktober 2021
Es gibt nichts Schlimmeres als dass Eltern in das Grab ihres Kindes blicken müssen!
Dabei begann dieser Tag im Oktober mit Sonnenschein für die kleine Familie, die seit 6 Monaten in unserem Grundstück in Rajagiri lebte. Darshani und ihrem Mann war es gegangen wie so vielen während der Pandemie, sie hatten ihren Job verloren, die Schulden wurden immer drückender. Da erinnerte sich die junge Frau daran, dass sie Lokuthaththa um Hilfe bitten könnte, sie hatte ihre Kindheit hier im Kinderdorf verbracht. Sie bekamen die Arbeit, ein Haus, besonders die 4jährige Udeshani war glücklich. An diesem Tag aber fiel sie mitten unterm Spielen um, Gehirnblutungen, wie sich später herausstellte, sie wachte nicht mehr auf. Little Smile versuchte zu trösten wo es keinen Trost gibt, kümmerte sich um die Beerdigung und wird auch weiter für die Eltern da sein, deren Träume zerplatzt waren.

 
Foto des Monats November 2021

Am Samstag wurde es in den Nachrichten verkündet, dass am Montag wieder die Schule losgehen soll, dabei war Mitte November Corona allgegenwärtig. Nach nur 2 Tagen wurden die ersten Schulen wieder geschlossen, weil Lehrer am Virus erkrankt waren.
In Little Smile ließen wir uns von dem Durcheinander draußen nicht verrückt machen, wir unterrichteten weiter im Kinderdorf und schlossen diverse praktische Kurse, wie hier den Nähschnupperkurs, mit Prüfungen und Diplom ab.
Ende November dann mussten auch unsere Kinder wieder in die staatlichen Schulen geschickt werden. Tests wurden eingestellt, Impfungen gab es schon lange nicht mehr auch nicht für Anka Blank und Michael Kreitmeir.

 

Phase 88: Juli bis September 2021​


Rein rechnerisch müsste im Kinderdorf zwei Mal jede Woche Geburtstag gefeiert werden. Weil so oft Feiern aber nicht funktioniert, gibt es in Little Smile eine monatliche Party, bei der die Geburtstagskinder des Monats in die Vorbereitungen einbezogen werden. Besonders beliebt das gemeinsame Kochen mit Anka und dann das Geburtstags-Abendessen im Mainhaus....

weiterlesen, was sich alles so in den Monaten Juli bis September im LS zugetragen hat, könnt Ihr hier:


(Auf die Bilder klicken!)
 
Stimmungsbericht Little Smile Ende 2021

Gegen das Vergessen
Es passiert einfach zu viel hier im und um das Kinderdorf in den Bergen Sri Lankas. Da machte und macht auch das Jahr 2021 keine Ausnahme. Wie aber soll man sich auch an die oft so wichtigen Kleinigkeiten erinnern, wenn kein Tag dem vorausgegangen gleicht, es nie so kommt, wie man geplant hat und man jeden Abend todmüde ins Bett sinkt? Irgendwann ist wieder Weihnachten, ein Jahr vorbei, die Kinder sind gewachsen, einige haben uns verlassen, neue sind gekommen, man selbst spürt auch dieses Jahr in den Knochen. Aber sonst? Der ganz normale Wahnsinn so vieler Tage und Wochen vermengt sich, verschwimmt zu einem „viel los gewesen“. Aber Einzelheiten? Und weil das wirklich schade ist, weil ich auch die unscheinbaren, dabei oft so besonderen Momente nicht verlieren sondern wieder erlebbar machen möchte und nicht nur die ganz Außerordentlichen, habe ich auch 2021 mit mir gekämpft, todmüde manchmal und habe es geschafft, wie schon 2020 und 2019 und so manches Jahr davor.
Auf 258 Seiten liegt 2021 vor mir, ein paar werden noch dazu kommen, dann ist auch es nur noch Erinnerung. Und die wird, dank dieser Aufzeichnungen nicht verblassen! Ob ich oder irgendwer sonst dieses Tagebuch einmal lesen wird? Ich weiß es nicht und das ist im Moment auch nicht wichtig. Ich kann, wenn ich will, die Tage zurückholen, sie nochmal fühlen, ihre Freude, ihren Schmerz. Immer wieder war ich kurz davor aufzugeben, war zu müde, es gab 1001 Gründe, warum es gerade nicht passt. Aber ich habe es geschafft, Gott sei Dank! Manchmal sehe ich mich als alter Mann in einem Schaukelstuhl sitzen, am liebsten mitten in unserem Naturschutzgebiet. Vor mir diese Bücher, in denen auch mein Leben, mein Fühlen, Hoffen, meine Versuche, Siege, Enttäuschungen und Niederlagen festgehalten sind. Wie könnte ich 2021 fassen, ohne noch einmal einzutauchen in die zahllosen großen aber eben auch kleinen Geschichten, die mein, die unser Leben hier so besonders machen.

Corona und kein Ende
„Wohl selten gab es ein Jahr, dass so verdammt wurde wie 2020. Kann eigentlich nur besser werden, war zum Vergessen, hat überwiegend gar nicht stattgefunden, weil einfach zu viel eingesperrt. So schlimm war es für mich nicht, Corona hat mein Leben nur in Maßen beeinflusst und eingeschränkt. Konnte nicht nach Deutschland und auch keinen Urlaub mit meinen Kindern, weder hier noch dort machen, aber sonst? Hatte sogar was Gutes, dass man mehr Zeit hatte für die Little Smile Kinder, auch wenn dadurch viel Arbeit in den anderen Projekten liegengeblieben ist“.
So beginne ich am Neujahrsmorgen 2021 das Tagebuch dieses Jahr. Auch in diesem Jahr konnten Anka oder ich nicht nach Deutschland reisen, Corona war nicht besiegt worden, im Gegenteil. Neue Mutationen freuen vermutlich nur die Pharmariesen, die Gesellschaft in vielen Ländern hat sich geteilt in strikte Impfgegner und Menschen, die sich und ihre Gesundheit von dieser Haltung bedroht sehen, von der so gerne zitierten Solidarität ganz zu schweigen. In Sri Lanka gab es diese Diskussionen nicht, wer sich ums Überleben sorgt hat dafür keine Zeit. Wer konnte, ließ sich impfen, überwiegend mit chinesischen Impfstoffen, zu deren Nebenwirkungen es gar keine Veröffentlichungen gibt und die auch deshalb in Deutschland gar nicht zugelassen sind. Also haben Anka und ich gehofft, warum sollten wir nicht einen auch in unserer Heimat erlaubten Impfstoff bekommen, etwa über die Botschaft. Wir sind doch auch Deutsche und wir wollen uns ja impfen lassen und wir möchten gerne mal wieder die Menschen besuchen, die uns auch ans Herz gewachsen sind.

Doch nur Botschaftsangehörige kamen in den Genuss der eingeflogenen Impfstoffe, wir blieben Deutsche 2. Kategorie. Die Versprechen vieler Offizieller und Politiker in Sri Lanka, dass man da schon einen Weg finden werde, immerhin würden wir ja eine der größten Kinderschutzeinrichtungen des Landes leiten, waren am Ende nur heiße Luft.

Und so ließ ich mich, Mitte August von der Armee mit Sinovac impfen, mit mauem Gefühl im Magen. Dass ich einige Wochen später richtig krank wurde und mit Herpes Zoster im Gesicht eine neue Dimension an Schmerzen erlebte. Nebenwirkung oder nur Zufall? Eine der vielen Fragen hier ohne Antwort. Eine zweite Impfung hätte ich auch ohne diese Krankheit nicht bekommen, es gab diesen chinesischen Impfstoff nicht mehr, ausgegangen oder zurückgezogen wegen zu vieler Nebenwirkungen blieb offen.
Mit dem, der ausreichend vorhanden war, Sinopharm, vertrug sich Sinovac offensichtlich nicht. Also musste ich 3 Monate warten, bis ich dann, kurz vor Weihnachten, meinen nun wieder ersten Shot mit Sinopharm bekam. Während ich diese Zeilen schreibe, lausche ich in mich hinein, warte und hoffe, die Impfung war erst gestern. Ohne Impfung zu bleiben wäre in meinen Augen unverantwortlich. Habe ja nicht nur mit Kindern sondern auch mit vielen alten und kranken Menschen in unseren Hilfsprojekten zu tun. Freilich hilft mir und Anka, die gestern ihre zweite Dosis bekam, Sinopharm nicht weiter, wenn es um den Wunsch geht, mal wieder nach Deutschland zu fliegen. Wenn es so weit ist wird sich schon ein Weg finden, wer weiß heute schon, was uns dieser Virus morgen noch machen lässt.
Staatliche Bildung – ein Kasperltheater
Die ersten drei Monate von 2021 mussten wir Kinder in die staatlichen Schulen schicken, im täglichen Wechsel mal klassenweise, mal nur die Hälfte, mal nur die Kleinen, immer was Neues. Es war nicht klar, ob die Versäumnisse des alten Schuljahres aufgeholt werden sollten oder das neue Schuljahr begonnen hatte, eine neue erste Klasse gab es jedenfalls nicht. Unbedingt wollte man die Abschlussprüfungen durchziehen, obwohl ja im Jahr 2020 kaum unterrichtet worden war. Für uns hieß das, dass wir bereits um 4 Uhr am Morgen Frühstück kochen mussten für die Kinder, die an dem Tag zur Schule sollten und trotzdem immer mindestens die Hälfte der schulpflichtigen Kinder hier hatten.
Und dann lies sich Corona auch in Sri Lanka nicht mehr leugnen, die Schulen machen wieder dicht. Die Eltern, viele längst nach mehr als einem Jahr arbeitslos in existenziellen Nöten, wurden angewiesen, Smartphones zu kaufen und viele, viele Daten für Unterricht durchs Internet. Dass ständiger Stromausfall, mangelhafte Reichweite des Signals und ständige Abstürze der Plattform, die da schnell eingerichtet wurde, ein solches Vorhaben schon technisch erschwerten, dass die Lehrer keine Ahnung hatten, wie man einen solchen Unterricht gestalten soll und so nur weiter aus dem Schulbuch vorlasen und die Schüler sich viel lieber mit ihren Freunden auf Facebook rumtrieben, wenn mal das Internet funktionierte, kurz, die Sache wurde ein umwerfender Erfolg.
In Little Smile hatten wir nie aufgehört, unabhängig von dem, was in der Schule los war, zu unterrichten. Komplizierter wurde es freilich auch für uns, weil wir ja nicht mehr nur nach Stärke der jeweiligen Schülerinnen und Schüler die Gruppen zusammenstellen konnten sondern auch noch berücksichtigen mussten, wer gerade da war. Ab April wurde es dann wieder einfacher für uns, die staatlichen Schulen störten den Lernerfolg unserer Kinder nicht weiter. So blieb das dann bis Mitte November.
Da erfuhren wir aus dem Radio, dass in der kommenden Woche die staatlichen Schulen wieder aufmachen würden, wieder im Wechsel, um die Schülerzahl gering zu halten, Ausnahme, die Abschlussklassen.

Nachtrag: Weil unsere Kinder offiziell nicht am Internet Unterricht teilgenommen hatten, mussten sie ganze Bücher abschreiben. Dass sie viel gelernt haben und vielfach ihren Mitschülern weit voraus sind, tut da nichts zu Sache.

Schwere Momente
Warum das Traurige, das Tragische, der Misserfolg und die Enttäuschung immer lauter sind als die guten Erlebnisse, zumindest in der ersten Phase des Erinnerns? Vielleicht liegt es daran, dass im Kinderdorf und damit auch in meinem Leben ganz grundsätzlich eine eher positive Grundstimmung herrscht, dass Lächeln und Freude zu Teilen meines Alltags geworden sind, aus denen dann hervorsticht, was weh tut oder erschüttert.

Die erste, richtig schlechte Phase kam im März, kurz vor Ostern. Am 22.03. verlor ein Mensch, den ich sehr schätzte und der als Rechtsanwalt zuhause auch meine Interessen in einer leidigen Erbgeschichte vertrat, unter sehr rätselhaften Umständen sein Leben.

Nur einen Tag später verunglückten zwei Jungs aus Little Smile, die sich einen Three Wheeler „geborgt“ hatten, um den Bus, der ihnen mit den Schulsachen davon gefahren war, nachzujagen. Während der viel zu junge Fahrer unverletzt blieb, wurde der mitfahrende Klassenkamerad schwer verletzt, wurde im Jahr 21 mehrmals operiert und sitzt immer noch im Rollstuhl.

Am 30. März dann geschah das für mich Unfassbare, es erwischte mich selbst und zwar auf dem Motorrad, das hier ja mein Hauptfortbewegungsmittel ist. Zwar verheilten meine Wunden rasch, aber der Schock darüber, dass auch ich stürzen kann, sitzt tief, hielt ich mich da doch für absolut unverwundbar nach fast einem halben Jahrhundert Erfahrung auf 2 Rädern...



Es zerreißt einem das Herz, wenn man von den Schicksalsschlägen liest, den vielen traurigen und schlimmen Umständen im Land!
Und dann bin ich trotzdem unendlich froh, dankbar, wenn ich den letzten Abschnitt lese!!! "Und doch: Danke für dieses Jahr"

Liebe Anka, lieber Michael,
wir wünschen Euch ein besseres, gesundes und glückliches neues Jahr! Und wir wünschen Euch weiterhin die Kraft für dieses wunderbare "Projekt", für die Kinder, für die armen Menschen, die in ihrer Not an das Tor des Little Smile um Hilfe klopfen!

Seid ganz lieb gegrüßt, Biggi und Hänschen

Und Michael:
"Manchmal sehe ich mich als alter Mann in einem Schaukelstuhl sitzen, am liebsten mitten in unserem Naturschutzgebiet."
Eine schöne Vorstellung und das wünschen wir Dir von Herzen!
 
Phase 89: Oktober bis Dezember 2021

Es begann mit einem Ausschlag auf der Stirn, dann schwoll das rechte Auge zu und die stechenden Schmerzen auf der rechten Seite des Gesichts wurden fast unerträglich. Wenn das Gesundheitssystem im Land versagt, gut wenn man da medizinische Fachleute in der eigenen Familie hat. Über Ferndiagnose erkannte Daniela Kreitmeir, die jüngere Schwester des Leiters von Little Smile „herpes zoster“. Trotz richtiger Medikamentierung folgten Tage, Wochen, ja Monate voller Schmerzen.....

 
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