Armutsbekämpfung durch Chancengleichheit

Hänschen

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Armutsbekämpfung durch Chancengleichheit

Gegenseitige Annäherung in der Entwicklungsdoktrin

Sowohl die Weltbank als auch das Uno-Entwicklungsprogramm (UNDP) betonen in ihrem diesjährigen Bericht, dass Gleichheit im Zugang zu Ressourcen und Macht für die Armen entscheidend sei. Schweizerische Akteure haben diese entwicklungspolitische Konvergenz an einer Veranstaltung in Bern grundsätzlich positiv aufgenommen.




C. W. Bern, 1. November

Umfangreiche Papiere der internationalen Entwicklungsorganisationen beschäftigen die schweizerische Politik in der Regel wenig. Die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza) und das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) haben nun an einer Tagung zwei neue solche Berichte bekannt gemacht und in Beziehung zu schweizerischen Positionen und Aktivitäten gesetzt. Es referierten Francisco Ferreira und Giovanna Prennushi über den World Development Report der Weltbank und Kevin Watkins als Leiter des Human Development Report des UNDP.

Gerechtigkeit beim Start
Trägt die Weltbank vor allem die «neoliberale» Etikette, während das Uno-Entwicklungsprogramm eher für staatliche Interventionen und Programme steht, so treffen sich die periodischen Grundsatzberichte der beiden Institutionen diesmal im zentralen Begriff der Gleichstellung. Gemeint ist mit «equity» weder eine Gleichheit des individuellen wirtschaftlich-sozialen Erfolgs noch eine schwer definierbare «höhere» Gerechtigkeit, sondern die Gleichheit der Chancen. Bestimmen Ungleichheiten der Herkunft, des Geschlechts oder der sozialen Zugehörigkeit den Zugang zu Bildung, Gesundheitsdiensten, Land und anderen Ressourcen, so entstehen - dies ist das pragmatische Hauptargument - wirtschaftliche Ineffizienzen, die der Gesamtentwicklung entgegenstehen.

Es lässt sich zum Beispiel zeigen, dass in Indien das Wissen über die Kastenzugehörigkeit einer Person die Beurteilung ihrer Leistung beeinflusst, dass Kleinbauern zu Unrecht nicht als kreditwürdig gelten oder dass Arme für Trinkwasser an Zapfstellen und bei Verkäufern im Durchschnitt mehr zu bezahlen haben als Wohlhabende mit Netzanschluss. Hohe Kindersterblichkeit korreliert mit grossen Unterschieden innerhalb eines Landes in Abhängigkeit vom Bildungsniveau. Umgekehrt sagt das Durchschnittseinkommen nicht unbedingt etwas über die Verbreitung von Armut aus. Das Einkommen des «untersten» Viertels der Bevölkerung liegt in Vietnam und Sri Lanka höher als im «reicheren» Mexiko. Weltweit sind seit 1990 Fortschritte zu verzeichnen, gleichzeitig aber auch, wie nie zuvor, in 18 Ländern Afrikas und der GUS reale Verschlechterungen.

Partizipation auf allen Ebenen
Aus der Analyse ergaben sich die entwicklungspolitischen Postulate: Den Armen ist ein besserer Zugang zu öffentlichen Diensten und Infrastrukturen wie auch zu den Entscheidungsprozessen zu verschaffen. Die Weltbank versucht zum Beispiel, Gelder nicht den Ministerien, sondern über spezielle Organisationen aktiven lokalen Gemeinschaften zuzuleiten. Auf internationaler Ebene sollten Exporte aus Entwicklungsländern erleichtert, Agrarsubventionen abgebaut, legale Migrationswege geöffnet und Patentrechte für Medikamente zugunsten bestimmter Regionen eingeschränkt werden. Die Hilfe müsste besser koordiniert werden und im Umfang verlässlicher sein.

Von schweizerischen Fachleuten erhielten die Berichte fast auf dem ganzen Spektrum Lob, von einem Bankökonomen mit kleinen Einschränkungen, von einem Deza-Vertreter mit ausdrücklicher Freude. Seitens der Hilfswerke fragten Bruno Gurtner (Alliance Sud) und Simonetta Sommaruga (Swissaid) speziell nach den Konsequenzen für die Praxis der Weltbank, die bisher doch etwas anders agiert habe. Die angesprochenen Referenten wiesen darauf hin, dass der Weltentwicklungsbericht ein Dokument des Mitarbeiterstabs und nicht des Exekutivdirektoriums sei. So klar das prinzipielle Ziel, so flexibel scheint die Umsetzung je nach Kontext zu sein. Dies gilt speziell für die allenfalls kontraproduktive Einflussnahme auf die Politik eines Entwicklungslands.

Es gebe indessen tatsächlich eine Washingtoner Opposition (der Weltbank) gegen den «Washingtoner Konsens», indem man etwa die Rolle der Preisstabilität für die Entwicklung weniger stark betone und Wert darauf lege, Liberalisierungen mit direkter Förderung der Produktion und Massnahmen zugunsten der «Verlierer» zu flankieren. Das Seco, ergänzte Oscar Knapp, engagiert sich in diesem Sinn für die Beratung von Exporteuren, damit sie den Marktzugang auch mit geeigneten Produkten nutzen können. Arme Länder seien zudem dabei zu unterstützen, in der WTO ihre Interessen zu vertreten, nachdem sie früher teilweise absichtlich abseits gestanden hätten.

http://www.nzz.ch/2005/11/02/il/articleDA9WO.html

auch karl marx hatte träume ........... leider ist vieles in der welt sehr unrealistisch und eher wunschdenken. menschen, die all diese tatsachen festestellen, sollten doch einfach einmal auf der strasse nach links und rechts schauen - damit fängt es an. wir leben in D wirklich noch gut ! das ist faktum - auch, wenn ich mir den zorn einiger hier ...........
 
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