Ein „leichter Ritt“ in den Osten

artweb

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Ein „leichter Ritt“ in den Osten - Teil 1


Aus dem Augenwinkel sehe ich türkisfarbenes Meer, weißen Sand, einen Felsen auf einer
Halbinsel und eine Einfahrt auf ein Grundstück mit einem Restaurant direkt am Wasser. Ich
stoppe in dem dichten Verkehr, drehe und fahre zurück zu dieser Einfahrt.
Ich bin unterwegs mit einem Motorrad auf der A2 an der Westküste Sri Lankas 40 km südlich
von Galle…

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Mein Ziel ist der Osten des Landes, der in den letzten 30 Jahren während des „Konfliktes“,
wie es die Einheimischen zu sagen pflegen, nur schwer zu erreichen war.
Zwei Tage vorher, am Sonntag morgen, bin ich nach langer Zeit wieder mal in Katunaike
(jetzt Banderaneike Airport) gelandet. Ich teile mit einem Paar aus Schwäbisch Hall ein Taxi
(ein Fahrer der gerade eine Tour zu dem Flughafen gemacht hat.) Sie wollen nach Bentota in
das „Serendib“, ich will nach Hikkaduwa, wo ich die größte Auswahl an Motorrädern auf der
Insel habe. Die Art, den Straßenverkehr zu „händeln“, hat sich auch nach 12 Jahren nicht
geändert: Es ist weiterhin ein Hupen, Drängeln, fließen lassen und gelassen bleiben.
Das „Serendip“ ist nicht meine Kragenweite und so nehme ich mir zum „Ankommen“ ein
schönes Zimmer im „Ayobowan Swiss Lanka Guesthouse“ (www.ayubowan.ch/default.html)

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mit einem großen See und Pool im tropischen Garten. Am nächsten Morgen kann ich einen
„Expressbus“ nach Galle anhalten. Ich steige in Hikkaduwa aus und einige Mitfahrer
verstehen nicht warum man bei einer Busfahrt einen Motorradhelm dabei hat.
Stopp zwei Tage und Nächte im „Nippon Villa“ im Penthouse, direkt über den Indischen
Ozean. Hier sehe ich zum ersten Mal mit eigenen Augen, was der Tsunami alles verändert
und zerstört hat.

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Am Dienstag erst mal ein Bike mieten und mit einer 100km Tour checken, wie zuverlässlich
es ist und sich ein wenig an den Verkehr gewöhnen.
Frühstück im „Hotel Francis“, Lunch in Unawatuna, Dinner im „Moon Beam“ und Drawed
Lion Beer im „Blue Moon“

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Mittwoch morgen 7.30 Start Richtung Süden bzw. Ostenküste, frühstücken in Unawatuna am
Strand, weiter auf der A2, habe ich die seltene Gelegenheit, die Privatinsel Taprobane
(Taprobane ist das alte griechische Wort für Sri Lanka) zu besuchen. In der Bucht von
Weligama sehe ich zwei einheimische Arbeiter Stühle von der kleinen Insel tragen, um sie auf
einen LKW zu verladen. Ich stoppe und biete spontan meine Hilfe an, die auch dankbar
angenommen wird. Die Tagesmiete für die Insel, die zwischen 1000 und 2000€ pro Tag liegt,
habe ich aber nicht dabei:

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http://www.taprobaneisland.com/

http://en.wikipedia.org/wiki/Taprobane_Island

…zurück zu meinen aus dem Augenwinkel gesehenen Stück türkis: ich stehe hier am Strand,
fühle mich zurückversetzt nach Hikkaduwa Ende der 70er Jahre bzw. nach Unawatuna
Anfang der 90er: eine mondsichelartige Bucht mit einem Surfspot, einen exponierten Felsen
auf einer Halbinsel, kleine Unterkünfte und Restaurants unter Palmen. Im Süden noch eine
kleine Bucht geschützt durch Felsen, ruhiges Wasser, ideal zum Schnorcheln. Klettern,
Schwimmen, einen leckeren Lunch noch im „SunSet“, mich zum Abschied auf das Moped
schwingend mit dem Versprechen, auf dem Rückweg hier wieder einzukehren und länger zu
bleiben, in dieser kleinen, liebenswürdigen Bucht mit dem dazugehörigen kleinen Dorf, mit
dem Namen „Mirissa“.

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Weiter geht es in Richtung Matara, Hier lässt die Dichte des Straßenverkehrs spürbar nach.
Auch wenn es bei Dickwella die größte Buddhastatue Sri Lankas steht, entschließe ich mich
dennoch für einen kurzen Abstecher zu einem kleinen, schön gelegenen österreichischem
Ayurveda Resort (www.austrianbeach.com) bzw. das „Blasloch“ (Blow Hole Hummanaya)
bei dem 3 km entfernten Dorf Kudawella zu bewundern. Eine Felsspalte im Berg bläst durch
den Druck der Brandung Wasserfontänen meterhoch in die Luft.
Tangalle ist zu nah um zu übernachten, hier tanke ich nur und mache mich weiter in Richtung
Hambantota. Da ich gut in der Zeit bin, die Strassen neu und ich noch richtig Lust habe
Moped zu fahren, verlasse ich nach Hambantota die Küste Richtung Norden und nehme die
restlichen 180 km über Wellawaya in Angriff, um noch bei Tageslicht Pottuvil zu erreichen.
Die Strecke über Tissamaharama und Kataragama habe ich mir für den Rückweg
vorgenommen. Notfalls kann ich im Lakenschlafsack und einem Moskitonetz im Schutze des
Motorrades biwakieren.

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Teil 2


Eigentlich reise ich nicht mit einem Motorrad bzw. einem Moped. Nach reiflicher Überlegung
habe ich mich diesmal für einen „Scooter“ von „Honda Hero“ entschieden. Die Vorteile
liegen auf der Hand: der 100er Roller ist sparsamer, ich kann mehr Gepäck laden (der
Rucksack steht bei den Füßen), die Automatik ist komfortabler, die maximale
Geschwindigkeit von 90 km/h reicht völlig aus. Die etwas geringere Geländetauglichkeit
durch die kleineren Räder sind einer kleiner Nachteil.
Oft werde ich gefragt, ob Zweiradfahren in Sri Lanka nicht zu gefährlich sei. Wenn man
gewisse Regeln beachtet, durchaus nicht gefährlicher als in Europa. Da man nach dem
asiatischen Motto „size means matter“ in einer sehr schwachen Position ist, ist es ratsam sich
der einheimischen Fahr-Mentalität anzupassen. Natürlich kann es vorkommen mal einem
entgegenkommenden Bus oder LKW auf das Bankett ausweichen zu müssen oder auch nur
leicht abgedrängt zu werden.
Der Straßenverkehr hinter Matara lässt so stark nach, dass es richtig Freude macht Roller zu
fahren, sich nach Lust und Laune frei zu bewegen, für eine Coke, eine King-Coconut, einen
Rotty oder ein Curry einfach nur stehen zu bleiben und es zu genießen. Motorradfahren auf
Sri Lanka ist eine sehr gute Möglichkeit individuell zu reisen. Ich habe den Eindruck, dass die
sowieso schon sehr gastfreundlichen Ceylonesen, alleinreisenden Bikern gegenüber, noch
offener bzw. interessierter sind.
Dennoch kann etwas passieren:
Ein Cola-Laster muss knapp hinter einem Bus anhalten und danch zurückstoßen was das
Schutzblech meines Scooters nicht übersteht und ich von Roller abspringen muss. Ein kurzer
Blick des Beifahrers nach hinten und schon ist er weg. Sieben atemberaubende Kilometer
Verfolgungsfahrt enden im Hof des Fahrers und nach langen zähen Verhandlungen kann ich
mit 4000 Rupies Entschädigung weiterfahren.

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Zwischen Oya und Huratgamuwa habe ich den ersten Checkpoint und ich die Gelegenheit,
mich mit den Polizisten und Soldaten einen zu unterhalten, werde u.a. nach meinem
Regenschirm und meinem Reiseziel befragt. Ach ja, Pass und Internationaler Führerschein
wird auch noch angeschaut.
Viertel nach vier am Nachmittag. Noch einmal voll tanken in Buttala und dann die restlichen
100 Kilometer nach Arugam Bay. In 90 Minuten eine tolle, neue Strasse wie ein „leichter
Reiter“ mit gerade mal 2 entgegenkommenden Autos durch eine herrliche einsame Landschaft
cruisen (die morgendliche Rückfahrt genieße ich bald noch mehr). Ich erreiche Pottuvil in der
Dunkelheit. Leider muss ich jetzt noch 12 Stunden warten um mein altgeliebtes „Arugam
Bay“ bei Tageslicht zu begrüßen. Aber dies wird ein separater Bericht! (Arugam Bay, nicht
nur ein touristisches Kleinod!)

Mein späterer Rückweg zum Flughafen wurde nur unterbrochen von einem

• Besuch des Leuchtturms „Dondra head“,

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• einer Tour durch Matara,

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• drei Tage in „lovely Mirissa“,

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• einen Stopp in Galle Fort Tennisclub bis zur

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• Abgabe des Scooters in Hikkaduwa und einen
• heißen Expressbus Ritt nach Colombo. (youtube.de)
Der Flug hat 9 Stunden Verspätung und so habe ich noch die Nacht in der Bar des „Galadari
Hotels“ Gelegenheit Pläne für meine nächste Tour durch Sri Lanka zu machen. Aber das wird
wieder eine andere Geschichte…
sm9:
 
Hallo artweb,

danke für diesen tollen Bericht und die Bilder!
Ich freu mich jetzt schon auf die Fortsetzung. :)

• heißen Expressbus Ritt nach Colombo. (youtube.de)

Hast Du ein Video über den Busritt dort hinterlegt? Wenn ja, dann hätte ich gern den Link. :aufsmaul::mrgreen:

L.G., Biggi
 
Hallo artweb,

danke für den super Bericht und die Bilder. :danke:
Er lädt ein, auf dem Roller mitzufahren.

Ich bin neugierig auf die Fortsetzung sm9:
 
Hallo Artweb

oder hallo Biker

Vielen Dank für den tollen Bericht Auch uns machts viel mehr Spass mit den Mofas unterwegs zu sein (fahren bis 60kmh als mit dem Van, die Bevölkerung zu spüren und einfach anhalten zu können wo immer wir wollen

Freue mich auf Deine Fortsetzung

Gruss aus Batticaloa

Aliel
 
ein sehr schöner bericht und tolle bilder. diese orte besuchte ich 2005. daanke
 
Inzwischen gibt es auch 3 Videos über die Touren mit dem Moped durch das Land.







Danke an Artweb und ich freue mich auf den angekündigten kommenden Reisebericht.

Hänschen :coffee:
 
Danke für die Videos.
Ich glaub, da bin ich auch schon mal lang gefahren. sm7::smilinse:

L.G., Biggi
 
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