Gehalt einer Näherin in Kogalle

Samavene

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in dieser Woche habe ich in der Zeitung gelesen, dass H & M nun in Ätiopien produzieren läßt, da die Löhne in Asien steigen. Der Kommentar einer ätiopischen Näherin war:...." sie könne von dem Geld nicht leben, hoffe aber einmal sich selbständig machen zu können".
Eine Familienangehörige unseres Freundes arbeitet als Näherin in Kogalle für die Firmen M & S, H & M und Levis. Zur Zeit näht sie Unterwäsche. Bei einem 8 Stundentag und einer 6tagewoche erhält sie 17 000 LKR, umgerechnet + - 105 € im Monat. Sie muss dafür eine Stückzahl von 105 Teile am Tag fertigen, ansonsten reduziert sich das Gehalt. Krankheitstage, Urlaub......werden nicht weitergezahlt. H & M lobt sich selbst über seine enormen Verbesserungen im Umgang mit der Fertigung von Bekleidung in den Entwicklungsländern. Ich kenne das Gehalt der äthiopischen Frau nicht, aber mit 105 € kann man in Sri Lanka nicht über die Runden kommen. Die Ausbeutung billiger Arbeitskräfte geht weiter, trotz allen Versprechungen und schön redens.
 
Das ist ein großes globales Problem.

Wir z.B. produzieren unsere Textilien auch in Sri Lanka.
Allerdings sind unsere Produktionsstätten (Spinnerei/Näherei/Färberei/Druckerei) komplett nach fairtrade-Standards und nach GOTS zertifiziert.
Das ganze wird regelmäßig und ungeplant/spontan von unabhängigen Unternehmen überprüft, z.B. Ceres oder Control Union.

D.h. bei uns wird kein gesetzlicher Mindestlohn gezahlt, sondern ein Existenzlohn. Dieser living wage wird von der Asia Floor Wage Alliance ausgerechnet und anhand eines spezifischen Warenkorbes festgesetzt.
Zum Vergleich: der gesetzliche Mindestlohn in Sri Lanka liegt bei knapp 12.000 LKR, der Existenzlohn liegt bei knapp 45.000 LKR, also mehr als 3 1/2 mal so hoch.
Auch gibt es in zertifizierten Betrieben weit bessere Arbeitsbedingungen (Arbeitsschutz) und soziale Standards, sowie ein festes Gehalt plus Boni.

Also, es macht einen riesigen Unterschied wo man z.B. als Näherin arbeitet.

Zur Info: M+S produziert viel in Sri Lanka, H&M allerdings überhaupt nicht (soweit ich weiß) ...
 
Also, es macht einen riesigen Unterschied wo man z.B. als Näherin arbeitet....
Eine meiner Nichten hat auch vor etlichen Jahren als Näherin begonnen und sich dann innerbetrieblich weiter qualifiziert und hochgearbeitet, ebenso wie ihr Mann. Jetzt besitzen sie ein schmuckes Häuschen und obwohl ich hier in Deutschland einiges mehr verdient habe als die von Euch genannten 17.000 SLR, habe ich es nicht zum eigenen Haus geschafft.
 
Mal kurz nachgefragt ... M & S ist Marks & Spencer aus England?
 
Jetzt besitzen sie ein schmuckes Häuschen.

Da wird sie dann aber deutlich mehr als 17.000 SLR verdienen.

Nochmals zur Verdeutlichung: sobald eine Firma den gesetzlichen Mindestlohn bezahlt, macht sie rechtlich gesehen alles korrekt. der liegt bei knapp 12.000 SLR.
Wenn man in einer zertifizierten Firma arbeitet, werden Existenzlöhne gezahlt, die liegen bei maximal 45.000 SLR.

So wird der Unterschied deutlich.

Für welches Modell sich die großen Global Player entscheiden, ist klar...

Und zum Vergleich: in Äthiopien liegt der Mindestlohn z.Zt bei knapp 1 US-$ PRO TAG, für einen 10-12 Stunden Arbeitstag...
 
Da wird sie dann aber deutlich mehr als 17.000 SLR verdienen....
Davon würde ich ausgehen.
Ich wollte damit nur andeuten, dass es auch unteren Gehaltsgruppen mit entsprechenden Fleiß und Engagement möglich ist, sich zu qualifizieren und damit letztlich höhere Einkommen zu erzielen. Da erfordert allerdings eine gute Arbeitsmoral, die allerdings in Sri Lanka weitgehend nicht allzu verbreitet sein dürfte.

Da kommt man eben mal zur Arbeit und mal nicht. Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit sind dort nicht unbedingt üblich. Mit so einer Einstellung kann man wohl kaum in eine höhere Gehaltsgruppe wechseln und ein berufliches Fortkommen erreichen.

Ich habe mich lange genug in Sri Lanka aufgehalten, um die Feststellung zu machen, dass Verlässlichkeit, Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit und das Einhalten von Versprechen und Abmachungen, nicht unbedingt zu den Tugenden gehört, die dort gepflegt werden.

Wer entgegen diesen allgemeinen Schlendrian Engagement zeigt und seine Arbeit ordentlich und gewissenhaft erledigt, dem steht einem beruflichen Aufstieg auch nichts im Wege.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wer entgegen diesen allgemeinen Schlendrian Engagement zeigt und seine Arbeit ordentlich und gewissenhaft erledigt, dem steht einem beruflichen Aufstieg auch nichts im Wege.

Da gebe ich dir absolut Recht... das haben wir auch schon zig-mal selbst erlebt, wie man sich vor Ort hocharbeiten kann. Sehr gute Leistung wird in der Tat (sehr oft) belohnt.
 
Gegenbeispiel:
würden alle Näherinnen mehr gezahlt bekommen, wenn sie fleißig, gewissenhaft, pünktlich, kooperativ.....nie krank am Arbeitsplatz Einsatz zeigten????
Es geht um Gewinnmaximierung und nicht um Menschenförderung. Warum sonst wurde die Textilindustrie in Entwicklungsländer verlegt. Meine Mutter hat noch in D genäht. Ich zweifle nicht daran, dass es Menschen gibt, die sich hoch arbeiten können, auch in Sri Lanka, aber am Besten gelingt es mit Beziehungen.
 
Hallo all
laut meinen Infos bekommen die Mädchen in Koggala in der Freihandelszone 30000-35000 LKR und gehören damit schon zu den besser verdienenden Frauen. Die Job's sind sehr begehrt und die Firmen brauchen nicht lange suchen. Überstunden werden mit 100-150LKR pro Stunde bezahlt. Wer gut ist, also schnell arbeitet, kann eine "kleine Führungskraft" werden und mehr verdienen. Ich weiß von einigen Fauen das sie ihren Job dort nicht aufgeben würden. Allerdings glaub ich das außerhalb der Freihandelszone weitaus weniger gezahlt wird.
Gruß Maumi
 
Eine Familienangehörige unseres Freundes arbeitet als Näherin in Kogalle für die Firmen M & S, H & M und Levis. Zur Zeit näht sie Unterwäsche. Bei einem 8 Stundentag und einer 6tagewoche erhält sie 17 000 LKR, umgerechnet + - 105 € im Monat. Sie muss dafür eine Stückzahl von 105 Teile am Tag fertigen, ansonsten reduziert sich das Gehalt. Krankheitstage, Urlaub......werden nicht weitergezahlt. H & M lobt sich selbst über seine enormen Verbesserungen im Umgang mit der Fertigung von Bekleidung in den Entwicklungsländern.

Diese Information habe ich bekommen. Ich kenne die junge Frau seid Jahren und das Einkommen um die Hälfte weniger als von Dir genannt. Wie gesagt sie produziert für H&M und Levis. Ich weiß natürlich nicht, ob innerhalb oder außerhalb der Freihandelszone. Ich nehme an, bei den internationalen Demonstrationen geht es genau darum, die schlechte Bezahlung und Arbeitsbedingungen öffentlich zu machen. Wenn es auch anderes gibt, ist es erfreulich. Mit 35 000 LKR kann man schon leben.
 
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