Neujahr in Aluthgama

hajo

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15. Feb. 2009
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Liebe Leute

So, nun bin ich wieder auf Sri Lanka, aber etwas anders als sonst.
Nach einer eher unspektakulären Anreise mit Emirates und der Feststellung, dass der Flughafen in Dubai zwar noch größer aber keinesfalls schöner geworden ist, empfängt mich die feuchte Hitze mit der übliche Keule.
Immigration langsam aber problemlos, beim Zoll ist niemand zu Hause.
In der Vorhalle Gewusel und Gedränge, diverse Taxifahrer müssen
weggeschlagen (freundlich abgewiesen) werden.
Am Ausgang leichtes Erstaunen bei den schwerbewaffneten Posten.
Rechts gegenüber der Ausfahrt ist die Bushaltestelle und schon kommt der Bus und ich kann mich draußen anhängen. Am Busbahnhof in Bandaranaike
kann der Schaffner meinen 1000 RP Schein nicht wechseln und erläßt mir für das Surferlebnis den Fahrpreis. Am Bahnhof wird mir sofort der Weg zum Klimabus nach Colombo gewiesen. Woher die mein Ziel wohl wissen?
Im Klimabus ist es gesteckt voll, so dass ich wieder auf Tuchfühlung mit der
Bevölkerung gehen kann. Trotz der Fülle hält der Bus alle 30m und der Schaffner singt das Fahrtziel aus. Bambalabamballabam- oder so ähnlich.
Nach ca. 1 Stunde erreichen wir dann Colombo Fort, den Hauptbahnhof.
Relativ schnell finde ich heraus, dass der Express erst in 3 – 4 Stunden fährt. Also der Bummelzug.
Livemusik mit uralter tragbarer Orgel, danach Liveband mit gräßlich verstimmten Gitarren, Trommeln und ,Oh,Gott, jetzt singt er auch noch.
Snacks aller Art, eine halbe Tischlerwerkstatt, aber keine lebenden Tiere.
Wenn ich nicht so kaputt wäre, wäre es doppelt schön. Die Bahnlinie führt überwiegend direkt an der Küste entlang. Endlich Aluthgama. Der Tuk Tuk Fahrer nervt zum 5. Mal, dass ich zu Fuß mein Ziel nie finden werde
( Wetten doch ! )
3 mal verlaufen und schließlich, von zwei Fahrradschiebern geleitet,
am Ziel.
Vor der Tür erwartet mich Andrea mit ihrer Tochter Alisha auf dem Arm.
Geschafft. Andrea empfängt mich als wenn ich mal eben weg gewesen wäre, dabei kennen wir uns nur von mails und Telefonaten. Mein Zimmr ist ausgestattet mit einem Riesenbett, allerdings nur in der Breite. Landesüblich enden die Betten bei 180. Macht aber nichts, schräg passt es schon. Miefquirl, Moskitonetz Schrank, alles da, aus den Fenstern der Blick ins Grüne.
Andrea und Lal , ihr Mann, führen hier ein offenes Haus, man fühlt sich sofort wohl. Im Haus herrscht eine friedliche Atmosphäre, Mittelpunkt ist Alisha, 1 Jahr alt und eigentlich immer am Strahlen. Zentrum des Wohnbereiches ist ein großer Eßtisch. Gekocht wird hier für Europäer gewürzt, so dass man ohne Feuerlöscher die ganzen leckeren Sachen probieren kann.
Im Erdgeschoß des Hauses befinden sich die Schulungsräume. Ein Klassenzimmer mit Tafel und Bänken sowie ein klimatisierter Computer-
Raum mit den Ausbildungsrechnern. Klimatisiert, weil die Rechner in der
feuchten Wärme sonst schnell kaputt wären.
Aufgrund des Neujahrsfestes ruht der Schulbetrieb und ich konnte nur
noch die Jahresabschlußfeier miterleben. Die Mädchen hatten gebacken
und Getränke organisiert. Es gab allerhand Reden und gemeinsames Singen.
Auch ich musste singen, es waren aber hinterher noch alle da.
Auffällig ist der zwar freundschaftliche aber respektvolle Umgang der Schüler mit den Lehrern.
Außerdem Singhalesen, Tamilen, Moslems fröhlich zusammen, wieder ein Indiz dafür, das der Konflikt hauptsächlich von bestimmten Interessengruppen geschürt wird.
Die Kinder stammen aus Familien, die sich bezahlten Zusatzunterricht nicht leisten können. Man muss dazu wissen, dass die Amtssprache in Sri Lanka
zwar Singhalesisch ist, die normale Bevölkerung spricht Singhalesisch oder Tamil.
Ein Zugang zu besseren Jobs ist aber nur mit gehobenen Englischkenntnissen möglich. Die Oberschicht ( oder wer dazu gehören möchte ) spricht auch untereinander und mit den Kindern ausschließlich Englisch.
Hier wird also mit praktischer Hilfe Kindern und Jungerwachsenen eine
Chance geboten ihr Leben besser in den Griff zu bekommen.
Über die Unterrichtsfächer Englisch, Russisch,Deutsch und EDV hinaus
werden mit den Kindern auch noch Umweltprojekte, wie Neuanpflanzung
von Mangroven, Strandreinigung usw. durchgeführt. Ziel ist es in der jungen Generation ein Gefühl für die Umwelt zu entwickeln.
Das ganze Projekt finanziert sich nach einem Anschub aus der Industrie aus
Spenden. Die fließen leider nicht so regelmäßig. Deshalb werden zur Zeit
auch Russisch- und Deutschkurse für Erwachsene gegen Bezahlung angeboten.
Dazu ist zu sagen, dass Andrea und Lal nicht von dem Projekt leben. Lal
bekleidet eine Managementfunktion in einem besseren Ressort.
Trotzdem stecken sie ihre ganze übrige Zeit in das Projekt.
Hier sind ganz großherzige Menschen am Werk.
Nach diesem kurzen Werbeausflug zurück zu meinen Aktivitäten.
Erst mal zum Aryuveda Doktor zu den 3 sisters. Eine gute Adresse in Aluthgama. Der Besitzer versucht zwar immer nach kostenfreier Untersuchung das volle Paket zu verkaufen aber diesmal will ich mir nicht die Zeit so verplanen lassen. Wobei die Preise erheblich günstiger sind als in den großen angesagten Zentren. Das volle Treatment für eine Woche mit Dampfbad, Ganzkörpermassage, Wannenbad im Garten ist ausserordentlich angenehm, aber eben auch zeitaufwendig. Ich entscheide mich für die einfache Ganzkörpermassage, wobei über eine Stunde mit viel Öl jeder Muskel bis auf den kleinen in der Mitte bearbeitet wird. Zum Schluß schwebt man aus dem Raum. Das Ganze für 25€, dafür bekommt man am Flughafen 5 Minuten Kopfmassage.
Auch ein sehr lohnender Besuch. Shit schon wieder Werbung, na ja, irgendwie muss ich den zusätzlichen Urlaub ja finanzieren.
Am zweiten Tag bin ich zu Fuß nach Induruwa gegangen, um Sunil, meinen
langjährigen Freund und seine Familie zu besuchen. Für den zweiten Tag war es etwas grenzwertig, denn schon der Spanier weiss: Nur Esel und Touristen gehen in der Mittagshitze raus.
Bentotas Verkehrsaufkommen hat sich womöglich noch mal verdoppelt.
Hinter der neuen Brücke über den Bentota River, man kann jetzt ohne Lebensgefahr rüber, muss ich zwei freundlichen Polizisten am Checkpoint
begreiflich machen, dass ich tatsächlich zu Fuß gehen will.
Bei Sunil ist alles ok. Am Abend bringt er mich bei sintflutartigem Regen
nach Haus.
Ostersonntag bin ich bei Rosi und Nelson eingeladen, zum Eierpecken.
Eierpecken stammt aus Österreich. Jeder Teilnehmer nimmt ein gekochtes Ei in die Hand und schlägt es gegen des Ei des Gegners. Das Ei, das heil bleibt ist Sieger.
Rosi und Nelson betreiben das A- Prima Hotel in Katukurunda. Das liegt auf der Halbinsel vor Kalutara im Süden . Rosi ist Österreicherin und lebt schon 30 Jahre hier. Die Beiden habe ich bei meiner ungeplanten Tsunami Hilfe kennengelernt.
Ich wusste, dass ein mir bekannter Krankenpfleger runterfliegen wollte. Er hatte schon Geld gesammelt und ich dachte, das kann ich auch, da kommen bestimmt 100€ oder noch ein wenig mehr zusammen, die ich ihm mitgeben kann. Dann kann er helfen und ich bin ein feiner Kerl. Weit gefehlt. Nachdem ich ein Rundmail losgelassen hatte, hatte ich am Abend schon locker 3000 € zusammen. Oops. Am Ende waren es über 6000€, die auf einem flugs eingerichteten Sonderkonto lagen. Watt nu ? Kollegen hatten mir namhafte Beträge in die Hand gedrückt mit dem Bemerken, dann kommt es wenigstens an. Das konnte ich doch nicht so einfach weitergeben. Also
kurzer Entschluß, ich fliege selbst, natürlich auf eigene Kosten. Harald, der Krankenpfleger, hatte schon etwas mit Rosi und Nelson angeleiert und stellte den Kontakt her. So konnte ich mit Hilfe der Beiden für das zertrümmerte Dorf auf der Landzunge für über 80 Familien eine Küchengrundausstattung und Vorräte bei kleinen einheimischen Händlern kaufen und mit Nelsons Hilfe gerecht verteilen. Vom Rest und nach nachgeflossenen Spenden nach einem Bericht im Anzeigenblatt in Hamburg
konnten wir dann noch den Kindergarten sanieren. Somit konnte ich die gesamte Spendensumme zu 100% an die Bedürftigen bringen. Eine Erfahrung, die mich sicher geprägt hat und die ich, wenn der Anlass nicht so grauenvoll gewesen wäre, auch nicht missen möchte. Zumindest hat es mir einen völlig anderen Zugang zum Land ermöglicht als man normalerweise als Tourist bekommen kann.
Rosi und Nelson hatten sich jedenfalls, obwohl ihre Existenz buchstäblich den Bach runtergangen war, sehr um das Dorf bemüht. Inzwischen steht ihr Hotel wieder und sie haben ein paar sehr schöne Zimmer direkt am Strand aber aus naheliegenden Gründen nur noch im ersten Stock. Die Küche ist exzellent. Wer sich interessiert, einfach mal Sri Lanka A- Prima googeln.
Am Ostermontag kam Sita, die Tochter der beiden aus Österreich, wo sie studiert, an. Ihr Bruder Nihal , in Österreich ausgebildeter Koch, hatte sein Bestes gegeben. Livemusik in besserer Qualität als im Zug. Eine perfekte Feier. 4 Sterne Menue vor der Kulisse des indischen Ozeans, nicht zu toppen.
Das Neujahrsfest durfte ich mit Andrea und ihrer Famlie verbringen. Im Prinzip ein bißchen wie Weihnachten. Gut essen und danach gut essen.
Nur die Nacht zu Jahreswechsel enthält ein paar Regeln. Lt. Horoskop musste gegen 18.00 Uhr das letzte Mal gegessen werden, dann fasten bis 05.50 Uhr ! . Dann wieder opulent essen. Also vom Fasten her keine wirkliche Herausforderung. Am Abend wurden Geschenke ausgetauscht. Ich bekam einen Sarong in XXXL. Wenn ich irgendwann die Knotentechnik beherrsche ein überaus luftiges bequemes Kleidungsstück. Den musste ich natürlich gleich anziehen.
Am Neujahr war ich ( schon wieder ) zum Essen bei Sunil und seiner Familie eingeladen.
Also Rucksack mit Sarong und frischer Wäsche gepackt und wieder losmarschiert. Die Polizeiposten kennen mich nun schon und an jeder Ecke
Happy New Year. Alle sind irendwie gut drauf. Der Marsch gelingt nun auch besser, da ich mich ein wenig an das Klima gewöhnt habe.
Nach zwei Dritteln der Strecke eine frische Kokosnuss trinken, belebt Körper und Geist, der zahnlose Nussaufschläger freut sich wahrscheinlich heute noch über den viel zu hohen Preis, ich gönne es ihm.
Bei Sunil großer Bahnhof: Schwiegermutter, Schwägerinnen, Schwester,
alle da. Sayuri, die 8 jährige Tochter spricht nach dem Auftauen schon allerhand Englisch mit mir. Wir finanzieren den englischen Zusatzunterricht.
Das hat sich offenbar gelohnt. In ihrem Zeugnis der allgemeinen Schule steht bei Englisch 100%.
Als ich nach dem Duschen im Sarong auflief Staunen in der Menge. Nun konnte inzwischen auch mit Fingern essen, ganz großes Kino.
Vor zwei Jahren hatten wir Sunil geholfen den Führerschein für Personenbeförderung zu machen. Er hat jetzt auf Teilbasis neben dem Tuk Tuk, das er über 10 Jahre unfallfrei fährt, einen Toyota Bus zur Verfügung.
Werbeblock Anfang:
Umsichtiger freundlicher Fahrer zu empfehlen. Mittlere Deutsch und Englisch Kenntnisse. Organisiert alles zu moderaten Preisen ohne Beschiß.
Gepflegter Kleinbus allerdings ohne Klimaanlage. Wobei ich persönlich das nicht als Nachteil empfinde. Diese eiskalten Klimaanlagen machen nur krank. Sunil ist auf jeden Fall zuverlässig, pünklich, ehrlich und kennt sich aus. Ausserdem ist er ein umsichtiger ruhiger Fahrer und was das Beste ist, er ist mein Freund. Wenn ihr Euch auf mich beruft, kostet Fahrer mit Auto und Sprit z.Zt 5000 RPs / Tag, wobei die Spritpreise hier natürlich auch wechseln. Bei mehrtägigen Fahrten sinkt der Tagespreis, da dann meistens pro Tag nicht so viele km anfallen. Besichtigungsprogramme organisiert er natürlich auch.
5000 RPs sind knapp 40€, da hat er nicht viel verdient bei 70 RS / Liter Diesel
Den Gewinn muß er natürlich mit dem Besitzer des Wagens teilen.
Also, wenn Ihr zufrieden seid, seid nicht geizig. Er kann es gebrauchen.
Er holt natürlich auch vom Flughafen ab.
0776211434 Ihr könnt mir natürlich auch eine PN schicken und ich organisiere es.
Werbeblock Ende.

Wieder Essen. Das Chili hat Nadeeka extra auf den Tisch gestellt. Unerschrocken zugefaßt, durchgemischt und in den Mund. Nicht
von schlechten Eltern, Nadeeka beobachtet genau die Schweißperlen auf meiner Stirn, jetzt nur keine Schwäche zeigen.
Landesüblich lallert allerdings die ganze Zeit der Fernseher. Ich glaube Sunil hat extra für mich eine DVD oder so etwas von einer Wahl der Miß Sri Lana besorgt. Jedenfalls guckt die ganze Familie gebannt zu wie einer zugegeben hübschen jungen Frau ein Krönchen aufgesetzt wird und ein paar Tränen kullern. Dieter Bohlen war zum Glück nicht dabei.
Andere Länder andere Sitten.
Am Abend bringt mich Sunil wieder nach Hause, mal sehen was die Woche noch so bringt.
Einen neuen Namen habe ich auch: sudu zija (Weißer Opa)
 

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WOW - Langeweile hast du aber keine :mrgreen:

Danke für den ausführlichen und informativen Bericht:smil_dankä:
 
Hallo Hajo,

danke für Deinen Bericht. :respekt:
Ich wünsch Dir noch eine schöne Zeit in der Sonne und uns noch mehr Berichte von Dir. :smil_arbei:

L. G. Biggi
 
Nachdem ich nun die diversen Neujahrseinladungen überstanden habe, bin ich gestern ein wenig Richtung Norden gelaufen. Eigentlich wollte ich mir nur Beruwela anschauen. Hier wirkt alles ein wenig anders, Die Bevölkerung scheint mehrheitlich muslimischen Glaubens zu sein, man sieht viele Frauen mit Kopftüchern bzw auch ganz verschleiert. Sie erscheinen auch nicht ganz so kontaktfreudig. Ansonsten das gleiche Gewusel. Die Motorisierung schreitet voran. Es ist wie nach dem Krieg in Deutschland, nach dem Fahrrad ist das Motorrad die erste Errungenschaft, es trägt ja bis zu 5 Personen. Als ich mich mit einem der Englischlehrer über Motorräder unterhielt und auf Frage erzählte, dass meins 1600ccm hat, konnte er das nicht fassen, dafür bekäme man doch ein gutes Auto! Das Motorrad als Freizeitgerät ist hier noch nicht in den Köpfen. Die Reihenfolge ist : Motorrad, Threewheeler ( Tuk Tuk ) Auto, Auto mit Klima.
Hinter Beruwela fängt der Küstenstreifen an. Der Ozean zeigt sich recht ungebärdig, irgendwo draußen tobt sich ein Zyklon aus. Der erste halbe Liter Wasser fast auf EX. Längs der Küste muss ich nun ein altes Gewerbe ertragen Trockenfisch !!
Es stinkt erbärmlich. Also rasch weiter. Ein paar dekorative Wracks liegen noch am Straßenrand aber von der Trümmerwüste nach dem Tsunami, an diesem flachen ungeschützten Abschnitt hatte er besonders dreingeschlagen, ist kaum noch etwas zu sehen. Zwischendurch immer ein paar freundliche Fahrradschieber mit der absehbaren Unterhaltung: Wo kommst Du her, Germany, welche Stadt ? Hamburg.
Oh ein Freund von mir arbeitet da ! Dann drei Worte Deutsch, small talk und des Pudels Kern: Sein Schwager, Bruder Freund oder so arbeitet in der Edelsteinschleiferei oder im Tourismus oder hat ne Schneiderei..... Ich lehne dann immer freundlich ab, ich kann sie ja verstehen. Bei so wenig Touristen muss man
ja zumindest versuchen ein business zu starten. Sie sind aber immer freundlich.
Wald rein, Wald raus Theorie.
Nach nahezu unendlicher Gerade verlässt die Galle road wieder die Küste. Über die Bahnlinie geht es in den nächsten Ort. Dort finde ich so eine Art Bäckerei mit Stühlen. Monis Bakerie mit freundlichem Reinwinker in Uniform mit FlipFlops. Teigtaschen vegetarisch Wasser und Kaffee.
Am Tisch merke ich dann, dass es keine Selbstbedienung ist. Es ist eine Art MacDoof für Reisgerichte. Ganze Familien setzen sich, bestellen Rumdellarumdelldum oder so und bekommen dann Pappschachteln mit Reisgericht. Scheint was attraktives zu sein.
Erfrischt weiter Richtung Norden. Es ist wieder ziemlich warm, so was bei 32 Grad im Schatten. Nur Schatten ist wenig und hier abseits des Meeres leider auch kein Wind.
Eigentlich könnte ich ja noch bis Kalutera laufen ( Bin ich eigentlich völlig beknackt ?
Ähh ja, schon ). Nebenbei eine zoologische Entdeckung, Warane fressen Müll.
Die Straße zieht sich und schließlich der Ortseingang von Kalutera. Links ab Richtung Kirche und dann durch das Dorf Katukurunda zu Nelson und Rosi. Dort ist Ruhe nach dem Neujahrssturm. Die beiden können kaum glauben, dass ich zu Fuß da bin. Immerhin bummelig 22 km in 4,5 Stunden bei 2,5 Liter Wasserverbrauch. Ist doch wirtschaftlich.
Von Rosi den einen Km zurück zur Hauptstraße und dort den Bummelbus genommen. Mal wieder Tuchfühlung mit der Bevölkerung, für 35RPs kann aber auch nicht viel mehr verlangen. Leider sind die Fenster artgerecht so niedrig, dass der Mitteleuropäer im Stehen nichts sieht.
Mal gucken, was morgen so geht. Aber bestimmt nichts mit viel gehen.
Sunil hat zwei Tage Gäste, dann verdient er wenigstens etwas Geld.

Sudu zija

 
Hallo Sudu Zija,:smil_süs:

Danke für Deine wertvollen Info´s.
Ich laufe auch sehr oft und viel in dieser Gegend rum. Bis Kalutara hab ich´s allerdings noch nicht geschafft. Mit 2,5 L in 4,5 Stunden bist auf jedenfall ein sparsamer Geselle! sm13:

Grüß mir die Insel :smillanka:
 
Freitag bin ich mal Richtung Süden durch Bentota über die Brücke und gleich dahinter
an den Bahngleisen zur Bentota Beach gegangen. Von dort kann man längs des Strandes
hinter der Hotelreihe auf der Halbinsel entlang gehen. Im ersten Hotel ist noch ein wenig Betrieb. Allerlei sehr füllige Damen in knappen Bikinis, das läßt russische Gäste ver-
muten. Die sind da ziemlich schmerzfrei. Am fast menschenleeren Strand erreiche ich dann die Rückseite des Cey Sand Hotels, in dem wir schon 3 mal abgestiegen sind. Eigentlich wollte ich hier einkehren aber es sieht anhezu verlassen aus. Vielleicht 5 Gäste im riesigen Garten. Daher verzichte ich auf einen Besuch zumal ich erfahren habe, dass das Hotel von einer anderen Gruppe übernommen werden soll.
Weiter am Strand entlang schließlich endlich wummernde Bässe. Das hab ich ja so
vermißt. Club Bentota feiert ein Beachvolleyballmatch. Merkwürdiger Laden oder seh ich etwa so gefährlich aus ? Der Strandwächter bringt mich direkt zu einem Weißhemdträger, der mich an die Bar begleitet und so lange neben mir stehen bleibt, bis ich mein Wasser ausgetrunken habe. Dann bringt er mich wieder zum Zaun ??.
Weiter bis zur Nordspitze der Habinsel, die Praktisch die Mündung des Bentota River bildet. Dort ist ein Tempel, aus dem gerade zwei Mönche kommen, die ein Motorboot starten. Mit rübernehmen wollen sie mich aber nicht. Na gut, sie fahren auch nicht auf die andere Seite sondern flußaufwärts.
Also laut rübergewunken und schon kommt ein Boot und setzt mich unter dem üblichen woher und wohin , mein Schwager hat günstig blah blah, über. Der Preis flußpiratenartig 200 RPs für zwei Minuten. Für uns nicht viel Geld, ca. 1.50€ ,aber hier schon heftig. Alternative wären aber auf Schusters Rappen 6km zurück gewesen.
Straight Richtung EDC, am Abend sind wir in Katukurunda im Elternhaus eines der Englischlehrer eingeladen. Landfein gemacht und los. Die ganze Strecke, die ich gerade
Zu Fuß abgelaufen bin. Zu meiner Schande muß ich gestehen, dass es nur 19km lt. Lals Tacho sind. Den Km bis zu Rosi dazu, hab ich wohl übertrieben, es waren vorgestern
Nur 20 km.

Ein schönes großes Haus voller Menschen. Große Eingangshalle / Wohnhalle. Der Fernseher dröhnt und überall verteilt sitzen Menschen. Alisha und die nahezu gleichalte Tochter bilden natürlich den Mittelpunkt. Nach einem Begrüßungssaft bittet der Hausherr
die älteren Männer in den Garten. Die Frauen bleiben im Haus, die jungen Männer unter sich. Ab und zu wird mal einer zu Dienstleistungen gescheucht. Langsam wird die Hierarchie deutlich. Die alten Männer, das sind mindestens die verheirateten dürfen saufen,die jungen nur heimlich. Auf dem Männertisch steht eine Literflasche Rum und diverse Snacks. Da ich als Gutmensch ja weder trinke noch rauche, was durchaus respektiert wird, schlägt sich der Rest um so tapferer. Mit 4 – 5 Leuten ist die erste Flasche nach einer guten Stunde verleckert und der Hausherr scheucht einen der Jungmänner ins Haus um eine Neue zu besorgen. Dabei bleibt es immer freundlich. Ich vermeide es allerdings eine Meinung zum Krieg zu haben. Meine ehrlich Aussage, dass ich zu wenig darüber weis um mir ein Urteil zu bilden, aber für alle Beteiligten hoffe, dass es bald ein Ende hat, wird akzeptiert. Auch Arbeitnehmerrechte sind ein Thema, das ist dann aber nicht ganz so dünnes Eis.
Im Anschluß geht es ins Haus, wo die Frauen bereits am Essen sind, Es ist eine Art Büffet aufgebaut und jeder füllt sich den Teller und setzt sich irgendwo in der großen Halle hin.
Nach dem Essen löst sich die Veranstaltung relativ schnell auf. Der Hausherr hat mich zum wiederholten Mal eingeladen bei meinem nächsten Besuch doch unbedingt mit meiner Frau vorbeizukommen.
Heute am Sonnabend hat mich Lal mit zu seiner Arbeitsstelle der One World Foundation
mitgenommen. Mit dem Bummelbus ca. 25 km Richtung Süden .
Was für eine Oase. Ein traumhaft angelegter Naturgarten, also nicht importierte Blumen sondern Mangroven und Palmen. Die Häuser sind alle verschieden angelegt und von seltener Großzügigkeit. Sparsam aber edel eingerichtet. Kein Fernseher, kein Telefon, keine wummernden Bässe, keine Animation, kein All in. Traumhaft. Eine umfängliche Bibliothek in verschiedenen Sprachen. Das ganze liegt nicht gerade im Billigsegment aber ist nicht nur von sehr hohem Niveau sondern finanziert auch noch eine moderne Schule für 100 Kinder. Hier kann man sich nicht nur völlig vom Alltagsstress lösen und sich verwöhnen lassen, hier kann man damit auch noch eine gute Sache unterstützen. Mehr geht doch nun wirklich nicht.
Gegründet wurde die Stiftung von einem österreichen Ehepaar. Die Anlage verfügt über Jogalehrer und eine eigene Ärztin, die in Absprache alle Möglichkeiten der aryuvedischen Lehre ausschöpft. Im Gästebuch stehen nur Lobeshymnen auf das Haus und die Küche.
Besonders ein Eintrag ist mir im Gedächtnis geblieben:
„Die Kommunisten wollen den Reichen das Geld wegnehmen, Ihr verwöhnt sie so, dass sie es freiwillig für den guten Zweck herausgeben!“
Sogar der einzige „ Beachboy“ am Strand ist Öko, er will mir keine Rundfahrt oder sonstwas verkaufen, er will mir seinen Spicegarden zeigen.
Im Anschluß kommen Andrea Alisha und ein Cousin um uns mit dem Auto abzuholen, wir sind schon wieder zum Essen eingeladen. Diesmal vom Tischler des Hauses. Seine Werkstatt ist wirklich sehenswert. Eine Bandsäge, ein Abrichthobel und eine Drechselbank fast unter freiem Himmel, es gibt nur ein Welleternitdach. Und er zaubert Möbelstücke die man von industriell gefertigten nur an der besseren Verarbeitung unterscheiden kann.
Seine Hütte ist etwas bescheidener als das Haus gestern abend, das Essen aber keinesfalls schlechter. Schon gestern habe ich es aufgegeben Wasser aus Flaschen zu trinken, hier nun endgültig. Bisher ist alles in Ordnung, kein Magengegrummel oder andere zu erwartende Unannehmlichkeiten.
Danach zur örtliche Polzeidienststelle. Die Unterhaltung war aber nicht so ergiebig, da Constable nicht sehr gut Englisch sprach und eigentlich immer nur meinen Dienstgrad und meinen Verdienst wissen wollte. Da er 150$ vorlegte, habe ich mich etwas geziert ihm zu sagen was ich so bekomme. Ich hab dann ein Original Polizeibasecap dagelassen.
Danach zum Kuchen essen zur Computerlehrerin. Ich glaub ich platze bald.

Hajo
 
So, den vorletzten Tag war ich mit Sunil in Unawatuna. Seit meinem letzten Besuch hat sich doch einiges getan. es ist wieder das liebenswerte Chaos wie vor dem Tsunami. leider auch hier kaum Gäste. Das Wetter war traumhaft. Auf der Fahrt in den Süden fällt auf, dass die Lager, zumindest im Sichtbereich der Straße, nicht mehr existieren.
In den Orten ist kaum noch etwas zu sehen, dazwischen stehen allerdings immer noch viele Ruinen, an denen sich nichts getan hat. Ich denke viele ehemalige Bewohner haben einfach Angst hier wieder etwas aufzubauen. Längs der schlimmsten Durchbruchstellen, dort wo damals der Zug überschwemmt wurde und für unendlich viele Menschen zum Grab wurde, hat man eine Art Deich errichtet. Ich verstehe nichts von Deichbau aber er erscheint mir sehr niedrig. Vielleicht ist er nur gedacht um die erste Wucht zu brechen. Der Anblick der Ruinen ist jedenfalls immer noch bedrückend.
Am letzten Tag habe ich dann das Bentota Beach Hotel besichtigt, da ich für den Januar noch eine Bleibe für meine Frau und mich suche. Danach zu den 3 sisters und noch mal richtig durchkneten lassen. Packen und langsam den Abschied einläuten. Sunil fährt mich zum Flughafen. Da ich die Anfahrt per Zug und am Tage gemacht hatte, war mir noch gar nicht aufgegangen wie stark der Verkehr in Colombo zugenommen hat. Hölle! Außerdem mussten wir durch verwegene Umleitungen fahren. Es gibt doch Gegenden in denen ich nicht zu Fuß unterwegs sein möchte.
Am Flughafen dann ein Megastau wegen der Zufahrtskontrolle. In 6 bis 8 Reihen stinken die Autos gen Himmel, Vorankommen ca. 100m in 30 Minuten. Dazwischen eine VIP Kolonne mit schwarzen SUVs und japanischen 6 Zylindern, die natürlich durchgeschleust werden muss. Da ich Zeit genug hatte eigentlich nur nervig. Der Flughafen ist wieder ein Stück größer und auch moderner geworden. Es gibt sogar kostenfreie Internetterminals, von denen man aber nur in e-mail Programme kommt.
Platzreservierung hat natürlich nicht geklappt. Aber ich hatte Glück. Bis Dubai am Gang und neben mir frei, ab Dubai eine Dreierreihe für mich. Schön in die Mitte geflegelt und beide Armlehnen hoch. So geht´s. Nach drei dödeligen Filmen bin ich dann etwas kaputt wieder in Hamburg angekommen. 10 Grad Regen.



Hajo
 
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