Respektvoll Reisen: Es ist kompliziert

Moin, Moin ins Netz
respektvoll Reisen ist ein sehr heikles Thema und es beschaeftigt mich seit meiner Seefahrtszeit. Mir faellt im deutschen Blaetterwald immer auf, dass man moeglichst einheimischer ist, als die Einheimischen. Habe ich nur Beruehrungen mit einem fremden Land ueber einige Tage, kann ich vieles durchgehenlassen, was mich sonst in Rage bringt.

Bin ich jedoch laenger im einem Land, wende ich jedoch schon meine Grundprinzipien der Zivilisation an. Besonders bei den Traditionen versuche ich schnell herauszufinden, ob es der schwarze Teil der Tradition, der zivilisationsverachtend und damit die Gleichheit der Menschen verhindert und Menschenrechte einschraenkt, oder ob es die harmlose weisse Schwester der Tradition, die Folklore ist. Das gilt fuer Bayern genauso, wie fuer Sri Lanka.

Anders ist das bei Religionen, hier bin ich etwas vorsichtiger und mache mich erst sachkundig, imdem ich mich mit den Standardwerken der Religion vertraut mache. Mein muslimischer Chefmissionar, der mich immer fuer den Islam begeistern will, laesst jetzt schon von mir ab, da ich oft nach der Sure frage, in der ich seine Behauptung wiederfinde. Oft wurde mir eine genannt, beim Studium der Sure fand ich aber nichts dergleichen. Das liess ich dann auch meinen Missionar wissen, der sich dann in Ausfluechte verrannte.

Der singalesische Buddhismus hat wenig mit Buddhasaussagen zu tun, deshalb stehe ich dem sehr kritisch gegenueber. Hier gibt es auch manchmal Diskussionen mit meiner Frau. Buddha wollte sich nicht durch eine Statue verehren lassen, und wenn es schon nicht ohne Idol geht, dann doch bitte mit einer Statue, die etwas Schoepfungskraft enthaelt. Abgeformte Buddhastatuen haben keine Wirkungskraft, weder aus Gips noch aus Plasik, schon gar nicht die abgegossen Statuen, die schoen weiss ins Land schimmern. Sie sind eine Ansammlung von Sand, Zement Wasser und Moniereisen. Statuen, die aus einem Stueck gemeisselt sind haben doch schon etwas Schoepfungskraft.

Um jetzt einem aufgeregten Shitstorm vorher die Kraft zu nehmen, Religionsfreiheit bedeutet fuer mich, dass ich die Anwesenheit der Religion tolleriere, ich mich aber wohl mit den Auswirkungen der Religionen kritisch beschaeftige.

Zivilisations- oder menschenrechtsverachtendes Verhalten hat bei mir in jedem Land einen schweren Stand. Schliesslich soll die Franzoesische Revolution mit ihren Denkanstoessen nicht umsonstgewesen sein.

Nach kurzen Irritationen, hatte ich oft fruchtbare Diskussionen, die mich auch ein Stueck weiterbrachten.

Ist aber nur meine unwesentliche unwesentliche Meinung, vielleicht gibt es auch bessere.
meint der Captain
 
Über das was du schreibst habe ich mir auch schon viele Gedanken gemacht. Wobei ich auf Menschenrechte nicht eingehen will - auch um einen Shitstorm zu vermeiden.

Respektvoll Reisen bedeutet für mich, dass man ein Grundverständnis gegenüber Fettnäpfchen mit denen man als Tourist jemand stören könnte. Es gibt ja Dinge die man einfach nicht wissen kann. Aber aus Respekt vor dem Land in das man reist, kann man sich ja ein bisschen schlau machen. z.B. Verhalten in Tempeln, gegenüber Buddhastatuen, ein lautes Wort geg. jemand erheben .. Das meine ich völlig losgelöst von Religionen und Traditionen.

Und genau das ist der Punkt. Ich finde Sri Lanka ist so ein durcheinandergewürfelter Kessel buntes, dass es schwierig ist noch zu beurteilen was Religion und Tradition ist. Was ist mit den Kolonialüberbleibsel? Machen die das, weil es Touris lockt oder weil es über die Jahre wirklich so normal geworden ist udn übernommen wurde?

Die offene aber zurückhaltende Freundlichkeit der Sri Lankaner gegenüber Fremden ist mir in Portugal so ähnlich aufgefallen. Portugal ist ja auch durch die Seefahrt lange Zeit insofern geprägt worden, dass sich da aus aller Welt Menschen eingefunden haben. Und da eignet man sich halt eine Umgangsweise an um mit möglichst allen klarzukommen.

Ich war mit einem Führer in Anuradhapura der uns das "Old Book" (wie er es nannte) erklärt hat. Das Buch beschreibt die ursprüngliche Lehre des singhalesischen Buddhismus. Die sich hauptsächlich mit der Natur beschäftigt und allem Materiellem entsagt. Die ursprüngliche Lehre Buddhas auf Sri Lanka hat mit dem Buddhismus der von der Masse ausgeführt wird also kaum noch etwas zu tun.
Ich weiß nicht welchen Status genau unser Führer in dem Tempel hatte aber er durfte sich da alles erlauben. Das war mal eine interessante Erfahrung die die Realität gezeigt hat. z.B. in einem Tempelraum wo viele Leute andächtig meditierten oder beteten und eben ihrer Religionsausführung nachgingen hat er mit manchen geschimpft, die eben im "falschen Film" sind. :)
Er hat gesagt, dass man Buddha nicht mit Spenden bestechen soll. Du bittest Buddha zuerst um etwas ohne zu Spenden .(z.b. dass dein Kind gesund auf die Welt kommt) Und wenn es dann so wird, spendest du was. 9 von 10 die da rangetreten sind haben das genau andersherum gemacht. Die hatte er eines besseren belehrt.
Ebenso junge Mönche die im Tempel mit dem Handy Fotos gemacht haben.. aber das ist ein anderes Thema :)

Zum Thema Buddhastatuen: Der Mensch strebt danach sich Dinge rational erklären zu können. Was bei Religion nicht so ohne Weiteres möglich ist. Deshalb ist es angenehm greifbare Dinge in Verbindung mit Religion zu haben. (ich habe absichtlich nicht das Wort materiell benutzt). z.b. Kirchen, Tempel, Buddhastatuen, Zahn, Fußabdrücke usw.. Im ursprünglichen Buddhismus war "das" die Natur und jedes Lebewesen an sich - was es permanent zu respektieren galt. Man bekommt die Wahl.
Sagt man allem materiellem ab und gibt sich komplett der geschenkten Natur und der Lehre Buddhas hin, dann erreicht man den Spiritualismus und sieht und fühlt Dinge (wie ein zusätzlicher Sinn) die nur wenige sehen können. Vegetarismus gehört ebenfalls zur Religion. Wenn man denkt, dass man in einem Tier wiedergebohren wird dann macht es völlig Sinn vegetarisch zu leben. Es wird Realität und Wirklichkeit in Frage gestellt. Buddha akzeptiert aber auch Menschen die dem nicht nachkommen. Dafür erlangen sie eben nicht die Spiritualität wie z.B. Mönche. Das alles geht Hand in Hand mit Ayurveda.

Dass das sehr ursprünglich ist kann man noch weiter spinnen. Die Stupas Ruwanweliseya, Mirisawetiya und Jetavana sind genau wie die 3 Pyramiden von Gizeh so angeordnet, dass sie der Anordnung Orion Gürtels entsprechen. Die Stupas galten als Energiespeicher die Energien mit dem Himmel austauschen.
Andere Zeit, anderer Ort, gleiche Ausführung.
 
Man sollte einfach immer sehr offen für alles sein. Keine Vorurteile haben und dann wird das auch laufen.
 
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