Stürmischer Jahreswechsel in Sri Lanka

adamspeak

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Stürmisches Sri Lanka
Mieses Wetter fesselt mich heute ans Zimmer. Viel kann man gerade nicht machen. Endlich mal wieder Zeit zum Schreiben. Und so wie das heute draussen aussieht, habe ich viel Zeit zum schreiben. Gerade verlassen uns Gäste von den Malediven. Wacker haben sie durchgehalten. Waren hier mit Daunenjacken! angekommen. Deren erster Nachmittag war noch angenehm sonnig, doch dann kamen Wind und Regen. Den Lipton Seat haben sie heute früh aufgegeben, die Diyaluma Wasserfalltour war sicherlich auch sehr feucht. Gerne hätte ich sie gefragt wie es war, doch sie reisen vorzeitig ab. Gerade erreichen sie die obere Treppe und winken im dichten Nebeltreiben zum Abschied.
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Vor 6 Wochen kam ich voller Vorfreude nach Sri Lanka. Flucht vor der nordischen Kälte, Freunde besuchen, endlich wieder Trekkingtouren machen, leckeres scharfes Essen von Fareena kosten und unsere neue Deutschlehrerin Lina aus Haldumulla kennen lernen. Alles hat geklappt, keine Frage, wenn man nur genug Zeit im Gepäck hat.
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Ankunft und Einkaufen
Alles fing so gut an. Ende November ein super Anflug über die Lagune von Negombo. Blauer Himmel, etwas diesig, aber angenehm warm. Endlich wieder Wärme! Der neue Highway zum Flughafen ist noch im Bau. Ein Kampfjet startet parallel zu unserer Landung. Wie klein der gegen uns wirkte! Ein Spatz, der über Leben und Tod entscheidet.

Dias und Promodh haben mich vom Flughafen abgeholt. Am Vormittag gab es ein Treffen mit Surol, ein kirchlicher Verein, über den unsere norddeutsche Gruppe 28 Schüler/innen und weitere Projekte unterstützt.

Danach ging es zum Einkaufen nach Colombo. Haufenweise Textilien, elektronische Artikel und Lebensmittel, die hier sehr viel billiger sind als in Haputale. Nach der langen Anreise war ich aber dann doch recht müde und verschlief die Fahrt nach Haputale (15.000 Rs/inkl. Einkaufstour und Staus).
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Lina und Richie
Am nächsten Tag war ich als Gast zu Richies Nachfeier eingeladen. Seinen 80. Geburtstag hatte er vor 2 Wochen in Deutschland gefeiert! Die beiden Leute sind ein ganz besonders nettes Paar. So etwas liebenswertes habe ich in Sri Lanka noch nicht getroffen. Kennengelernt haben wir uns durchs Internet. Vor einigen Monaten sucht ich eine Deutschlehrerin für zwei meiner Patenkinder. Das Goetheinstitut in Colombo konnte mir keinen passenden Kurs anbieten, dafür aber den Namen Lina aus Haldumulla. Ein Forumsaufruf brachte mich auf ihre Seite: "Alltagsgeschichten aus Sri Lanka". Auch ihre Email Adresse war da. Und ihre Antwort kam ganz schnell: "Ja klar, ich bin die Deutschlehrerin aus Haldumulla". Danach haben wir uns oft geschrieben, gut kennen und mögen gelernt. Die Lebensgeschichte dieser beiden Menschen ist einfach wunderbar. Da Lina neurerdings auch hier im Forum schreibt, werdet ihr bald viele ihre Erlebnisse lesen können. Vielleicht gibt es dann ja irgendwann noch einmal eine Fortsetzung ihres ersten Buches.

Die Feier war sehr lustig und Abwechslungsreich. Lina und Richie sind trotz ihres hohen Alters mobil und lebendig, kümmern sich sehr um ihre Gäste, haben einen hilfsbereiten Freundschaftskreis. Zahlreiche Hände halfen das Fest zu gestalten. Eine Schülerin, die im Herbst 2 Monate mit Lina und Richie in Deutschland war, berichtete lebhaft von ihrer Rundreise. Zahlreiche Bilder, eine Landkarte und Herbstlaub zierten die kleine Bühne. Besucher sangen deutsche Lieder, Linas Handpuppen erzählten die Geschichte vom Drachen und dem Lindwurm. Vieles genau so wie ich an darauf folgenden Wochenenden als Lehrmethode in Linas Deutschunterricht erlebte.
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Besuch aus Pottuvil
Plötzlich waren sie da. Keyasdeen und Adeeb aus Pottuvil. Der kleine gehörlose Junge hat sich stark verändert, wirkt viel selbstbewusster. Vor 2 Jahren hieß es noch er sei taub. Private Untersuchungen in einer modernen Klinik stellten Schwerhörigkeit fest. Dank zahlreicher Spenden konnten wir moderne Hörgeräte kaufen, Reisekosten, Batterien und Therapiekosten mitfinanzieren. Die Mittel sind nun aufgebraucht. Adeebs Familie wird sich fortan selbst um die laufenden Kosten bemühen müssen.

Allen Spendern sei noch mal gedankt. Der Aufwand hat sich gelohnt. Adeeb kann heute mit seinen Mitmenschen kommunizieren. Er hat viele neue Worte gelernt. Sein Lebensweg wird schwieriger sein, als für gesunde Kinder. Doch die Zeit wird kommen, da er uns allen beweist, das es wert war ihm zu helfen. Davon bin ich überzeugt.
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Es folgten viele Kindergeburtstage, warum nur so zahlreich im Dezember? Egal, den Kindern hat es Spass gemacht. Besonders jenen, die sonst nichts haben, außer ein Lächeln.
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SCOUT - Besuch bei einer moslemischen Familie
Seit Tagen sehe ich die Jungs von Team SCOUT kaum noch (Students Care Observer Umbrella Team). Sie haben ein neues altes Projekt gestartet. Im Sommer 2012 spendete ich einer moslemischen Familie eine Nähmaschine mit Zubehör (Dank SLF 2012 Kalenderaktion). Schon damals viel mir der starke Verfall des Hauses auf. Teils aus Lehm, teils mit Zement gemauert. Nach starken Regenfällen war nun die Lehmwand der Front eingestürzt. In jeder freien Minute kamen die Schüler hierher und mauerten eine neue Wand mit Tür und Fenster. Bei meinem letzten Besuch im Juni war der Fussboden noch eine unebene Lehmfläche. Diese Tage hat SCOUT den ganzen Boden ebenerdig aufgefüllt. zur Einweihung haben wir mit den Kindern Carom gespielt. Ich werde das Wirken von SCOUTweiter beobachten und gelegentlich unterstützen.

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Ufos, bunter Regen, Weltuntergang
Seit Tagen diese nervige Untergangsstimme wegen dem Maya-Kalender. Es gibt hier in den Bergen tatsachlich einige Menschen, die auf einmal Maya denken. Als wenn das eine neue Religion sei. Es könnte ja was dran sein, das die Welt untergeht, so reden hier manche. Als wenn der Mayagott sie dann beschützen würde. Dann noch die vielen Ufosichtungen in Sri Lanka. Roter und grüner Regen, aufgefangen in Eimern, und Funde von Meteoritensplittern. All das wurde in den Nachrichten gezeigt. Heute war ein merkwürdiger bunter Schein um die Sonne, als wenn man eine Folie mit Regenbogenfarben davor halten würde. Einer unserer Jungs machte mehrere Fotos mit seinem Handy. Da fehlte ein Stück, unten links auf jedem Foto! War das etwa eine Teilsonnenfinsternis? Ich hab es mit meiner Kamera versucht, und sah die Sonne, nicht rund, wie gewohnt, sondern horizontal breit gedrückt. Merkwürdige Dinge passieren in Sri Lanka. Soll das etwa die Besucherzahlen erhöhen?
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Wie jedes Jahr, haben wir auch diesmal wieder einen Ausflug zum Adisham Kloster gemacht. Mit dabei, haufenweise Kinder in Sonntagskleidung, ein Badminton Set und ein Cricketball. Der Klostergarten hat eine schöne Rasenfläche, wo Kinder ungestört spielen dürfen. Gelegentlich besuchen wir das Museum in den 3 zugänglichen Innenräumen. Es scheint, die Ausstellungsstücke werden immer weniger. Da kann man nur hoffen, dass die Büchersammlung erhalten bleibt. In einem Shop gibt es selbstgemachte Produkte zu kaufen. Säfte und Marmelade. Im Anschluss folgte dann noch eine Wanderung durch den Wald. Seitlich vom Kloster verläuft ein Wanderweg, der zu einem Aussichtspunkt führt, von den man die Provinz Uva überblicken kann. Rechts, zwischen den Bäumen, schaut das mit Teakplatten bedeckten Adisham-Dach hervor.
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Warmes Bettzeug
Zum Glück habe ich diesmal warmes Bettzeug aus Deutschland dabei. Zwei zusammensteckbare Bettdecken vom Discounter. Fareenas Schwester Beebi hat mir aus den Colombo Stoffen schönes Bettzeug gefertigt. Ich glaub ich bin der einzige Gast im "White Monkey", der im Dezember mit nur einer Bettdecke auskommt. Meine Zweitdecke habe ich Dias Mutter Vellama zu Weihnachten geschenkt. Darin liegt sie jetzt den ganzen Tag und mag nicht mehr heraus kommen. Die Enkelkinder meckern nun, weil die Oma die Decke nicht teilen mag. Also wer das hier liest, und Dias Familie während der Wintermonate besuchen sollte, kann ihnen, und sich selbst, mit wärmenden Bettdecken eine Freude machen. Nur bitte ohne Daunen und Federn. Die halten hier keiner Wäsche stand und brauchen ewig zum Trocknen.

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Weihnachten 2012
Das war mal wieder ein lustiges Fest. Die Jugendlichen fertigten einen echten Weihnachtsbaum, die Kinder schmückten ihn mit reichlich Zirde. Der Weihnachtsmann erschien im schönsten Anzug. Schwer beladen mit reichlich Säcken und einem lustigen Narren im Gefolge. Der trug einen langen grünen Hosenanzug, war frech geschminkt und erlaubte sich so manchen Spass mit den 40 Gästen. Davon gut 20 Kinder und Jugendliche. Und Gäste aus Kanada, Mexiko und Deutschland. Für die Schulkinder gab es reichlich neue Schulsachen. Fareena erhielt endlich einen Dampfkochtopf und Dias eine weitreichende LED Taschenlampe. Danach wurde in mehreren Gängen und traditionell um Gemeinschaftsschalen sitzend gegessen. Es folgte Musik und Tanz bis in die Nacht.

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Strand oder Berge?
Wieder mal ein traumhafter Morgen und Ausblick. Über unserem Hausberg Eaglerock, ein breiter Streifen goldenes Meer vor dem Yala National Park. Heute wäre ein schöner Tag, Arugam Bay zu besuchen. So´n Pech, dass nun ausgerechnet jetzt eine Erkältung über mich kommt und meine Stimme belegt. Die Kinder hätten sich so über einen Ausflug gefreut. Andererseits ist "White Monkey" ist diesen Tagen so gefragt und ausgebucht, dass ans Reisen nicht zu denken ist. Und dann war da noch was mit einem wichtigen Gast aus Deutschland, die bald kommen sollte. So blieb es nur bei einem kleinen Ausflug zur Worlds End Lodge.

Die Worlds End Lodge erreicht man von der A4 bei km 175. Eine anfangs einfache, dann schlechte Teerstraße führt einige Kilometer hinauf auf den Berg. Schon der Weg nach oben ist ein Erlebnis der besonderen Art. Hier rücken die Berge eng zusammen. Der Weg führt durch Wälder und an einem Wasserfall vorbei. Oben angelangt führen Treppen durch einen gepflegten Garten. Ein riesiger Pool befindet sich in einer Rasenfläche. Den Rand begrenzt eine flache Mauer mit fantastischen Ausblick zum Worlds End. 16 Zimmer stehen hier für Gäste zur Verfügung. Ein alter Wanderweg von 1870 führt hinauf nach Udaveriya (Ohiya, Horton Plains). Auf dem Weg noch unten sahen wir eine gepunktete Wildkatze und weisse Affen mit schwarzen Gesichtern. Bisher habe ich diese Affen immer nur in niederen Regionen gesehen.
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29. Dezember - Besuch aus Deutschland
Endlich ist sie da. Eine Reisespinne. Vor einiger Zeit schrieb sie mich im Internet an. Sie wolle durch Sri Lanka reisen, hätte aber noch viele offene Fragen. Es folgte ein ganze Liste, die ich so weit wie möglich beantwortete. Daraufhin wollte sie mich kennenlernen und den Jahreswechsel im "White Monkey" verbringen. Als Gastgeschenk brachte sie weisse Schokolade für die Kinder, Marmelade und Nutella für mich. Super. Meine Vorräte waren gerade aufgebraucht. Mein schönstes Weihnachtsgeschenk! Ich hatte viele Leckereien zu Hause lassen müssen, für die 10 kg Deutschbücher meiner beiden Schülerinnen.

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Silvester-Party 2012
Und wieder mal ein volles Haus. Diesmal waren alle Zimmer belegt. Da waren Gäste aus Japan, England, Indien, Mexiko, Kanada und Deutschland. Andreas aus Hamburg, von einem anderen Gästehaus, wollte aber unbedingt bei uns feiern, und blieb die ganze Nacht bis zum Neujahrsmorgen. Vielen Dank für deine großzügige Schulspende.

Den ganzen Tag waren wir unterwegs, um alles für den Abend vorzubereiten. Dias besorgte Obst und Gemüse, ich und mit seinen Söhnen Fleisch, Würstchen, Fleischklöße, Knabberzeug, leckeres Blueberry Eis und Feuerwerk. Das Eis war ein Gedicht!

Abends wurde dann deftig gegessen, Musik gespielt, auf Trommeln geschlagen, gesungen und getanzt. Um Mitternacht startete dann ein bescheidenes Feuerwerk. Dabei macht uns ein kraftiger Wind zu schaffen, der manche Rakete im hohen Bogen fort trieb. Diemal gab es auch zwei Elefantenböller. Ganz gefährliches Zeug. Noch auf 15 Meter Entfernung flog uns der Dreck um die Ohren. Ich spürte die Einschläge im Gesicht - und war froh, das meine Augen durch meine Kamera geschützt waren.
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Stürmische Tage
Unser deutscher Gast ist nach Kandy weitergezogen. Als Abschiedsgeschenk gab sie mir 40 $ für die Kinder. Davon haben wir 3 Paar Schulschuhe für Hiran, Fazil und Sabra gekauft.

Von ihrem Erste-Klasse Ticket hat sie leider nicht viel Nutzen gehabt. Der Zug kam nur wenige Stationen weit. Was genau passiert ist, wissen wir nicht. Der Zug ist wohl in einem Tunnel aus dem Gleis gesprungen. Irgendwo nach Idalgashinna. Dort gab es auch mehrere Erdrutsche. Neue Züge fuhren von beiden Seiten heran. Gäste musste durch den entgleisten Zug wechseln, um dann auf der anderen Seite weiter fahren zu können. Manche schlossen sich in Gruppen zusammen und fuhren mit Taxen weiter.

Dies war nur eines von vielen Ereignissen, die Sri Lankas Leben in den letzten Wochen belastete. Zweimal erlebte ich hier nun heftige Unwetter, die mehrere Tage anhielten. Dazwischen aber auch immer wieder wunderbare Sonnentage mit fantastischen Ausblick.

Wir sahen zahlreiche Fernsehberichte von Überschwemmungen, besonders im Norden und Osten Sri Lankas, und von vermissten Fischern an den Küsten. Überall hieß es Land unter, beschädigte Häuser, Straßen, Brücken und Fahrzeuge. Bäume stürzten um, Erdrutsche behinderten den Verkehr. Wieder mal wurde das Land und die Menschen vor große Herausforderungen gestellt. Touristen erreichten ihre Ziele nicht mehr, nur auf Umwegen oder brachen ihre Sri Lanka Reise sogar ganz ab. Manchen Gästehäusern liefen die Gäste davon, andere mussten wegen der Wassermassen umquartiert werden. "Dias Rest" erhielt in dieser Zeit viele Absagen. Gelegentlich kamen aber auch neue Leute an, deren Züge nicht weiterfuhren, und andere die vor der stürmischen See der Küste flohen. Der Verlust und Frust durch die vielen Absagen war deutlich spürbar.
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9. Januar 2013 - Der schönste Tag des Jahres
Heute früh telefonierte ich mit Lina in Haldumulla. Sie fragte nach dem Wetter. Ich sag, "es ist der schönste Tag des Jahres!"

Das ganze Flachland unter mir ist komplett von Wolken bedeckt. Der Himmel ein wunderschönes blau. Ich möchte hinunter springen und über Wolken laufen. Sie reichen bis zum Horizont. Weit strahlend erscheint die Sonne über dem Wolkenmeer. Lipton Seat, Dambatenne und Pitaratmalie liegen noch im tiefen Schatten. Unser Thotulagalla erscheint wunderbar farbenprächtig im Sonnenlicht. Weisse Fabrik, blaue Kirche, bunte Häuser, saftig grüne Teeplantage. Ich stieg hinauf zur Straße, von wo ich mir bessere Bilder erhoffte. Mit dabei mein Hund Blacky. Gerne hätte er seine Leckerlies vorab bekommen. So trottete er mir aber hinterher, zum ersten Sonnenbad.

300 m gen Haputale ist die Kurve nach Kelburne. Rechts im Hang führt ein Trampelpfad und eine Treppe den kleinen Hügel hinauf. Ein Fuchs, hellbraun und mit buschigen Schwanz, kam mit dem Wind und schlich an uns vorbei. So weit unten sehen wir Füchse eher selten. Oben angekommen erwartete mich ein beeindruckender Ausblick auf die ganze Landschaft. Die endlosen Wolken, Teefelder, Eaglerock, Haputale und Horton Plain. Es wirkte alles so genial gedacht, wie im Märchen. Worte können es kaum beschreiben. Ich könnte alles fotografieren, und doch nicht die Gefühle wiedergeben, wie schön dieser Spaziergang für mich war. Wer das erleben will, muss diesen einen Tag abwarten und hierher kommen.

Leider endete dieser Tag mit einem gesundheitlichen Zusammenbruch. Es gab genug Anzeichen in den den letzten 2 Wochen, dass ich eine Pause bräuchte. Die rauhe Stimme seit Weihnachten, danach die vielen erschöpfenden Gepräche mit den Gästen, eine leichte Erkältung, gelegentlicher Husten, mal hoch gefühlt, mal tief gespürt. Das neue Jahr mit Antibiotika gestartet, nur leider waren die viel zu schwach. Den Hochs folgten meine Ausflüge nach Ella und zu den Wasserfällen. Die letzte Tour gab mir den Rest. Meine Stimme versagte. Dann fiel Dias Sohn Hiran auch noch in schweres Fieber. Mit starken Schmerzen und tränenden Augen brachten wir ihn zum Arzt. Es gab zahlreiche bunte Pillen und ein mehrstündiges Schwitzbach. Ein Tortour für Hiran. Aber es hatte sich gelohnt. Nach 5 Stunden fiel das Fieber. Heute spielt er wieder Kricket.

An meinem schönsten Tag, nach Beendigung meiner Wanderung, verfiel ich dem gleichen Fieber. Dicke Weste und Mütze während der Wanderung hatten es nicht verhindern können. Das unglaublich schöne Wetter hatte mich zu dieser Wanderung verführt. Die Bilder waren es wert! Dank starker Medikamente, Schwitzbad und Fürsorge durch Dias Familie geht es mir schon wieder besser. Einen Tag lang lief eine Ameisenarmee durch meine Nase und verursachte heftigste Nieser. Danach war meine Lunge wie platt. ich traute mich nicht mehr zu sprechen, nur zwischen den Lippen zu Nuscheln.

Ich frage mich nur, warum meine deutsche Ärztin vor meiner Abreise meinte, ich solle auf jeden Fall noch eine Grippeschutzimpfung machen. Ich hatte nicht den Eindruck, als wenn es mir irgendwas genützt hätte. Früher haben mir die Ärzte immer gesagt, überstehst Du dieses Jahr eine Grippe in Asien, mache dir keine Sorge um die nächste Grippe in Deutschland. Hat wohl mit der Wanderbewegung des Virus und der Herstellung des Impfstoffes zu tun. Da will ich mal hoffen, dass jetzt alles überstanden ist.

Sprechen kann ich noch nicht wieder. Das wird sich hoffentlich in den kommenden Tagen ändern.
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10. Januar 2013 - Pfirsichdiebe
Wie so oft in den letzten Wochen, hört man sie schon lange bevor man sie sieht. Die Diebe kommen. Sie schleichen früh morgens durchs Gebüsch und über die Dächer. Schauen zu jeden Fenster hinein und treiben die Hunde zur Verzweiflung. Was Dias Familie ihr Ärger ist, bereitet fotografierenden Gästen ein Freude. Die Affenbande ist wieder da. Da sitzen zig Affen in den Obstbäumen und plündern alles fressbare. Bananen, Avocados und Pfirsiche standen in den letzten Wochen auf dem Plan. Manches landet angeknappert am Boden. Ganz schön laut, wenn so eine Avocado aus 10 m Höhe auf dem Cottagedach landet. Oder die Affen wild über die Dächer toben. Noch schlimmer ist es für die Nachbarn, die haben nur Wellblechdächer.

Direkt unter meinem Einzelzimmer ist ein Spielplatz mit Pfirsich- und Jackfruitbaum. Manche Affen spielen, die anderen fressen. Und kommt ein Hund zu nah, wird auf ihn gepinkelt. Hier erlebe ich hautnah, was mir kein Gästehaus in Haputale bieten kann. Wilde Affen in Aktion. Und noch während ich hier schreibe, kommt ein knallrot-köpfiges, junges Weibchen an meine offen stehende Tür und äfft hinein. So viel Übermut bestraft mein Blacky mit Gebell und persönlichen Erfolg. Er hat sich seine Leckerlies verdient.

Es gibt noch einige ausgegliederte Berichte zu Wetter in Haputale, Ella, Haputale Forest, Diyaluma und Bambarakanda Wasserfall, die ich bei Gelegenheit nachschieben werde.

Liebe Neujahrsgrüße vom "White Monkey Dias Rest" Haputale.
Oliver
 
Hallo Oliver,

danke für den authentischen und super geschriebenen Reisebericht!
Da wir auch schon mal bei der Fam. vom Dias übernachtet haben, kamen gerade wieder schöne Erinnerungen auf... z.B. die familiäre Atmospäre, den ersten Morgenkaffee über den Wolken mit Weitblick...

L.G., Biggi
 
Hallo Oliver,

vielen lieben Dank für deinen lebendigen Bericht. Er hat mir sehr gut gefallen!!!

Ich wünsche dir ebenfalls alles Gute für das neue Jahr und noch viele schöne Tage, wie du sie beschrieben hast, auf der Insel. :smilwink:
 
Hallo Oliver,

auch von mir ein Dankeschön für diesen spannenden Bericht. Wünsche Dir gute Gesundheit.

LG Premasiri
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Hey Oliver,

danke für den tollen Bericht, sehr lebendig beschrieben, schön formuliert. Teilweise hätte ich es auch gerne erlebt, kleine Teile allerdings auch nicht.

Ich freue mich auf Deine angekündigten anderen Beitrage und grüße aus....

Moragalla, Peter, dc0kk
 
Hallo Oliver,
danke für den Bericht und Dir weiter gute Besserung.
Es freut mich von Adeeb aus Pottuvil zu hörenn un das sich unser aller Einsatz gelohnt hat.
Auf Berichte von Lina freuen sich glaube ich alle hier.
Weter schöne Ferien.
LG Elli
 
Moin, moin euch allen!
Hat gut getan, mal wieder was zu schreiben.
Hier noch ein Tipp, der in keinem Reisefuehrer steht.

Haputale Forest - Ein erholsamer Tag
Es ist schon ein Trauerspiel zu erleben, wie lange es braucht, diesen Wald touristisch zu gestalten. Es gibt einen Rundweg, einige Bänke, einen neuen Hut und ein geschlossenes Infohaus. Ein wunderschöner kolonialer Bungalow mit Garten liegt auf dem Weg. Auch gibt es einen Wegweiser und einige Namensschilder an den Bäumen. Noch ist das alles aber weit davon entfernt, mit anderen Erholungsgebieten ebenbürtig zu werden. Kaum eine Veränderung in den letzten 2 Jahren! Immerhin, es gibt es jetzt Besuchertickets für 28/500 Rs (Einheimische/Ausländer).

Hier muss man gescheit reden, dann kommt man auch umsonst hinein. Wir sollten warten, weil der Manager gerade weg sei, oder bei der Rückkehr bezahlen. Wir wollten den Wald aber nur durchlaufen, einmal nach Panketiya, dann über einen Seitenweg zur Sherwood Estate hinauslaufen. Bei so viel Ortswissen durften wir dann so passieren. Vielleicht wollte er auch einfach nur seine Ruhe haben. Hinter ihm lagen mehrere gefällte, dickstämmige Bäume. Und sein Gesprächspartner sah auch nicht gerade wie ein normaler Besucher aus.

In letzter Zeit wurden hier beim Forest Department viele Bäume gefällt. Schöne, alte Bäume. Auch beim Info-Center wurde viel abgeholzt. Wohl nur, damit man nicht am Häuschen vorbeiläuft. Mancher Anblick hat sich seit meinem letzten Besuch verändert. Doch es bleibt noch genug zu entdecken. Der Wald ist immer noch wie ein echter Wald. Gewaltige Baumriesen, über 40 m hoch, von Lianen umschlugen, viele Pflanzenarten und eine versteckte Tierwelt. Biologen und Fotografen werden hier ihre Freude haben.

Es ist nicht so einfach zu finden, was sich da alles im Wald versteckt. Erst hört man nur die Geräusche von der Stadt, die Vogelstimmen, das Geraschel in Gebüsch. Woodcutter, ein streunender Hund? Langsam gewöhnen wir uns an die Umgebung und entdecken einige Ursachen. Die schon gewohnten braunen Eidechsen mit dem Horn auf der Nase. Sie sind klein und sehr scheu, flitzen schnell durchs Laub. Nicht so ihr großer, grüner Vetter mit dem gelblichen Rücken. Selbstbewusst nahm er ein Sonnenbad auf einem Ast und ließ uns ganz nahe heran. Selbst als wir über den Ast stiegen, nur ein kurzes Blinzeln. Ein wunderschönes Tier.

Verlaufen?
Scheideweg am Rundweg. Der Seitenweg nach Panketiya (NW) ist eher ein Trampelpfad denn Teil des Wanderweges. Wer sich nicht auskennt, kann hier schnell die Orientierung verlieren. Wegweiser, wie am Eingang, gibt es hier nicht. Für uns kein Problem. Wir waren schon oft im Wald unterwegs. Anfangs mit GPS, heute geht es auch ohne.

Bienen - so groß wie Hornissen!
Einen Kilometer folgten wir den Trampelpfad durch Gebüsch, klettern über gestürtzte Bäume und Felsen, durchliefen kleine Bäche. Unterwegs fanden wir eine riesige Honigwabe. Hiran und Fazil taten wie hungrige Bärchen und wollten hineinbeissen. Oben in den Bäumen hing eine neue Wabe. Und daran tausende Bienen so groß wie Hornissen. Wir sehen diese Waben fast jeden Tag bei unseren Wanderungen. An manchen Bäumen hängen gleich mehrere Waben. Ein Horror daran zu denken, ein Wabenast könnte abbrechen, oder die Bienen uns angreifen.

Ich habe diese Schwärme schon öfters auf Wanderschaft erlebt. Einmal sass ich in der Cottage, als es draussen zu summen begann und plötzlich dunkel wurde. Schnell schloss ich die Tür. Eine dichte Wolke schloss sich um mich, zog dann aber über die Teeplantage weiter. Ein anderes mal stand ich mitten in einem Schwarm, der sich eine neue Bleibe suchte, zum Glück nicht mich! Ein Wahnsinns Erlebnis, das nach wenigen Minuten stichfrei endete. Man muss halt die Nerven bewahren und ruhig bleiben. Ich hatte in der Situation auch keine andere Wahl.

Baumriesen
Unterwegs war ein riesiger Baum mit tief eingefurchter Rinde. Sie fühlte sich ganz weich an, war voller Feuchtigkeit. Zu dritt konnten wir einmal drumherum fassen. Über 5 m Umfang! Wo gibt es so etwas noch in Deutschland? Am Ende des Weges fanden wir eine Baum, dessen Rinde einen großen Felsen so umwuchs, das die Seitenwand einer Höhle bildete. Weitere Bäume waren von Felsen eingequetsch. Blieb nun die Frage, wer zuerst hier war. Die Felsen oder die Bäume. Ein gutes Versteck!

Tanzender Vogel
Über den Waldfluss hing ein Ast, auf dem ein kleiner aber aufdringlicher Vogel saß. Klein, grauer Kopf, grünliches Gefieder, dunkler Rücken. Frank stand vor mir, wollte ein Foto machen. Ich 2 m hinter ihm. So konnte ich erleben, wie der Vogel tanzend von Ast zu Ast flog, oder ganz nah um Franks Beine kreiste. So schnell, dass Frank kaum ein Foto gelang. Sicherlich war irgendwo ein Gelege, doch konnten wir nichts entdecken. So folgten wir dem Bachbett bis der Vogel ruhe gab.

Oranger Blattfrosch
In einem anderen Bach hüpfte mir ein wunderschöner bräunlich-oranger Frosch ans Bein. Sein Rücken hatte die Maserung eines filigranen Blattes. Meine Begleiter gerieten in Aufregung, es sei ein giftiger Frosch. Ich dürfe ihn nicht berühren. Ich wollte ihn aber unbedingt fotografieren. Da es ihm an meinem Bein nicht lange gefiel, sprang er ins nahe Gras, wo mir gute Bilder gelangen.

Affenbande
Am dritten Bach spielte eine Affenbande auf einer Baumbrücke. Unser Erscheinen weckte ihre Neugierde, so wie bei uns. Ein paar Fotos gemacht und weiter ging es. Affen sehe ich jeden Tag in Thotulagalla. Sie sitzen gerade vor meinem Fenster und plündern den Pfirsichbaum.

Wald auf Stein
Zurück am Rundweg, kamen wir zu einem mehrere Quadratmeter großen und hohen Felsen, auf dessen Oberseite ein kleiner Wald wuchst. Knorrige Wurzeln wanden sich mehrere Meter tief die Felsen entlang, bevor sie im Boden verschwanden. Gleich nebenan wurde ein kleiner Hut mit zwei Sitzbänken aufgestellt. Die wohl größter Neuerung in den letzten 6 Monaten. Nicht gerade eine Hochleistung auf dem Weg eine Touristenattraktion zu werden. Mir soll es recht sein. Noch gibt es hier keine Müllberge.

Sherwood
Ein Seitenausgang des Waldes führte nach Sherwood, das erste Dorf an der Dambatenne Road. Robin Hood haben wir hier nicht gesehen. Sicherlich hätte ihm dieser Wald gefallen. Überrascht schauten uns einige Teepflücker an, wie wir so aus dem Gebüsch kamen. Freundliche Gesichter, Fragen nach der Herkunft und dem Weg. Dann weiter hinauf zu den großen Felsen. Der letzte große Felsen dieser Teeplantage gewährt einen schönen Ausblick über den Haputale Forest und die Gebirgskette von Haputale bis nach Nuwara Eliya. Wir sahen die Antennen der Militärbasis auf Sri Lankas höchsten Berg Pidurulagalla, weiter links einige Windkraftanlagen und Horton Plains. Uber uns die Steilwand von Haputale. Und die Fahne vom Surungamuni Tempel. Dem besten Ausblickspunkt über Haputale.

Vom Süden brandete ein gewaltiges Wolkenmeer gen Haputale, im Norden blieb alles klar. Langsam kroch ein difuser Nebel herauf. Sonnenstrahlen strecken sich filligran zum Wald hinab. Ein fantastisches Spiel aus Licht und Schatten. Und immer neue Muster. Ich wünschte ich hätte eine bessere Kamera. Der Ausblick war einfach gewaltig, spannend und abwechslungsreich zugleich.

Ein kleiner Höhlentempel
Nahebei liegen 3 riesige Felsen beieinander. In einem Hohlraum befand sich eine Höhle und ein kleiner Kovil. Ein hinduistischer Tempel, den man auf der Rückseite wieder verlassen kann. Mit etwas Geschick kann man auch über die Felsen klettern und einen Schatz entdecken. Muggel wissen hier wohl nicht, was gemeint ist.

Plötzlich ein riesen Geschrei. 50 m über uns bekämpfen sich zwei Affengruppen. Wild schreiend liefen sie zwischen Bäumen und Teeplantagen und blockierten unseren weiteren Weg. Das ging alles so schnell und heftig zur Sache, dass wir auf unserem Felsen abwarteten, bis der Weg wieder frei war.

Der Abend nahte, rötlich ging es in den Sonnenuntergang. Haputale lag schon im Schatten, immer dichter wurden dort die Wolken. Nicht so gen Lipton Seat. Schönes Wetter bis zum Schluss. Bis zur Rückkehr im "White Monkey". Dies war einer meiner schönsten Tage im Dezember 2012.
 
Neujahr - Ausflug nach Ella

Viele liebe Gäste verließen uns heute. Wir hatten ein super Silvester gefeiert. Es gab eine Abschiedstour zum Bahnhof in Ella. Zuvor bestiegen wir noch den Little Adams Peak. Traumhaftes Wetter. Wunderbarer Ausblick über Plantagen, Teefabriken, Berge, Wasserfall und Wälder. Der Ella Rock ist einfach gigantisch. Tief in seinem Hang schlängelt sich die Straße nach Wellawaya. Der Weg zum Little Adams Peak ist imer noch eine echte offroad-Angelegenheit. Dafür gibt es jetzt ein kleines Restaurant mit gutem Ausblick für erschöpfte Wanderer. Und nahebei eine luxeriös wirkende Cottage Anlage.

Von hier oben bietet das Umfeld Ella einen herrlichen Anblick. Doch was hat sich die Region verändert! Vor vielen Jahren noch ein ruhiges Nest, tummeln sich hier nun hunderte Touristen, viel mehr als in Haputale. Wer das braucht, ist hier gut versorgt. Überall enstehen neue Bauten, Restaurants, Gästehäuser. Lonely Planet & co. haben diesem Ort einen starken Aufschwung beschwert.

Ich verstehe nur nicht warum Ella immer wieder vor Haputale empfohlen wird. Ella's Reiz ist sicherlich die wärmere Höhenlage auf 1022 m, die Nähe zu Wellawaya, Doha und Bogoda Bridge. Aber andere Sehenswürdigkeiten, wie Lipton Seat, Adisham Kloster, Tangamalai Sanctuary, Haputale Forest, Horton Plains, die höhsten Wasserfälle Bambarakanda (241 m) und Diyaluma (191 m) oder unser Hausberg Eaglerock sind von Ella sehr viel umständlicher zu erreichen, als von Haputale. Wo bitte schön ist der schöne und bezahlbare Ausblick von lowbudget Gästehäusern? Da hat Haputale viel, viel mehr zu bieten. Ein Blick aus dem Fenster, ein Schritt vor die Tür, und schon habe ich den besten Ausblick, den man sich wünschen kann.

So wie es jetzt aussieht, wird Ella für mich immer nur ein Tagesausflug bleiben. Und wenn ich mir so die Beschwerden mancher Gäste anhöre, wie teuer Ella sei (teils mehrfach höhere Preise fuer Unterkunft, Verpflegung, Touren) dann kann ich nur raten: Wohnen in Haputale, Tagesausflug mit dem Zug nach Ella.

Ella hat eine wunderschöne Landschaft, aber passt auf euer Geld auf.
 
Hallo Oliver,
danke für deine sehr schönen Berichte aus SL. Bei uns geht es am 28.1. los. Wir werden auch nach Haputale kommen. Wir überlegen in Ella oder Hapütale zu wohnen. Nach deinem Bericht eher doch Haputale? 1982 waren wir in Haputale und machten einen Tagesausflug nach Ella, waren damals dort die einzigen Touristen.
Wir freuen uns Kibris
 
Moin, moin Kibris,

grundsaetzlich wueder ich Haputale vorziehen. Einfach weil es billiger ist und m. E. einen besseren Ausblick bietet. Auch gibt es hier schoene Strecken zum Wandern. Schau mal bei Geocaching rein. Da gibt es zahlreiche Spiele und Bildberichte rund um Haputale.

Ich habe hier aber auch Reisende getroffen, die wochenlang durch Gebiete gereist sind, wo sie selten Auslaender trafen, und andere, die gerne dort absteigen, wo viele Auslaender sind. Es haengt halt davon ab, was du suchst.


Gruss
Oliver
 
Hallo Oliver,
danke für deine schnelle Antwort. Hab mir die haputale.de Seite angesehen. Ich denke die Mischung machts. Gerne auch Gegenden mit wenig Touris, viel Natur, Wanderungen, Ruhe. Dann wieder alles was das Touriherz will.

Grüße
Kibris
 
Bambarakanda und Diyaluma Wasserfall (221/191m)

Mein zweiter Ausflug zum Diyaluma Wasserfall. Vor drei Wochen waren wir mit Dias Kindern und einigen Gästen hier. Der perfekt Tag zum Baden, herum toben und Picknick.

Doch diesmal war alles anders. Oben in den Bergen dichte Wolken und Regen. Vier Gäste wollten einen Ausflug mit Guide zu den Wasserfällen Diyaluma und Bambarakanda machen. Virajh, gerade mit der Schule fertig, machte den Guide. Die Italiener wollten mit dem Bus fahren, die Australier mit dem Taxi. Wir konnten alle überzeugen, diese 100 km Tour (4.000Rs/25 Euro) gemeinsam mit dem Taxi zu machen. Einfach weil es viel wenig Aufwand bereiten würde. Und bei dem regnerischen Wetter viel kostbare Wartezeit für Busse einspart. Wären die Italiener mit dem Bus gefahren, hätten sie 4-5 umsteigen müssen und 12 km extra laufen oder ein Taxi nehmen müssen. Dann wären die Kosten auch wieder bei 2.000 Rs. angekommen.

In Haputale versorgten wir uns mit Getränken und Proviant. Je weiter wir hinunter fuhren, umso besser wurde die Sicht. Ab 1200 m Höhe, 200 m unter Haputale, war das Flachland gut zu überblicken. Der große See des Udawalawe NP war gut im Süden zu erkennen. Gen Westen wurde das Wetter immer besser. Nach 20 km erreichten wir den 221 m hohen Bambarakanda Wasserfall. Ungewohnt kräftig war der Wasserfall nach den Regenfällen der vergangenen Tage. Wo man sonst unter einem Wasserstrahl stehen konnte, würde man diesmal von den Wassermassen erschlagen werden.

Die Fahrt ging weiter nach Koslanda und 6 km entlang der Ponagalla Road. Hier gibt es noch alte, versteckte Pfade, die zu den natürlichen Pools am Oberlauf des Diyaluma Wasserfalls führen. Leider wurden hier in den letzten Jahren viele Zäune gezogen, die es ortsunkundigen Besuchern immer schwieriger machen, den Weg zu finden. So folgen viele Backpacker lieber der alten Wegbeschreibung von der Gummifabrik (s. diverse Reiseführer).

Da sich durch die Zäune auch der Lebensraum der Elefanten einengt, empfiehlt sich hier die Begleitung von wachsamen Führern. Auf unserem Weg lagen einige Elefantenködel. Manche alt, andere noch recht frisch. Gesehen haben wir aber keine Elefanten. Wir wählten diesmal eine leichtere Route, was ein Vorteil war, als kurz darauf starker Regen einsetzte, der uns bis zur Badestelle begleite. Dort klarte es wieder auf. Wir machten uns frei, hielten Picknick und Pallaver. Zum Baden war es diesmal ungeeignet. Mit dem Regen kam schlammiges Wasser von den Bergen. Nach kurzer Rast kletterten wir einem alten, steilen Trampelpfad parallel zu einem 25 m hohen Wasserfall hinab. Nach weiteren 250 m scheint der Fluss im Himmel zu enden. Die Absturzkante des Diyaluma Wasserfalls. Unten standen wieder neugierige Besucher und winkten uns zu. Schön, dass es so schwer ist, nach oben zu finden. Wir sind hier ganz alleine. kein Lärm, kein Müll und super Ausblick.

Von hier aus wollte der Italiener mit seiner Freundin nach unten laufen! Wir mussten einige Zeit reden, bis er seine Meinung änderte. Akzeptierte er, dass die Schuhe seiner Freundin absolut ungeeignet waren? Oder störten ihn die 500 Rs. Zusatzkosten für den Fahrer? Denn der hätte dann extra km fahren müssen. Bis hier war es schon ein Problem gewesen, seiner jungen Freundin beim Wandern zuzusehen. Er war ehrlich bemüht ihr zu helfen, nahm aber selbst keine Hilfe an. Eine Wanderung über eine Stunde durch schwieriges Gelände und im Regen wären riskant gewesen. Für Virajh war dieser Guidetag ein Verlust. Die Italiener reisten ohne Dank und Lohn ab. Umso schöner war die Zeit mit den Australiern. Sie hatten deutlich mehr Erfahrung und Verständnis. Und dankten Virajh für seine Tour.
 
Hallo Oliver,

danke für den weiteren Bericht!
Zu den Italienern fällt mir nicht wirklich viel ein. Irgendwo haben die "Geiz ist geil" wohl zu sehr verinnerlicht und vergessen dabei das Wesentliche...
Schade für Virajh und für Euch, den letztlich ward Ihr alle an dem Tag betroffen.

Da sich durch die Zäune auch der Lebensraum der Elefanten einengt,

Einfach nur traurig, das zu lesen.

Dir noch eine schöne Zeit bei Dias und Familie, Biggi
 
Danke Biggi,

dieser Bericht war nur ein Nachzügler, den ich schon lange posten wollte.
Ich bin jetzt wieder im kühlen und feuchten Norden angekommen.

Ja das mit den Elefanten ist wirklich schade. Die Kleinbauern haben von unten herauf immer mehr Land besetzt. Oberhalb vom Diyaluma wurde eine alte Plantage in Betrieb genommen. Zwei Seiten des Diyaluma Oberlaufes wurden mit Stacheldraht so stark begrenzt, dass nur noch wenige der alten Wege passierbar sind.

An einem Rand haben sie einen großen Hochsitz gebaut. Groß genug für eine Kanone. Die Arbeiter sagen es sei ein Schutzbau, nicht zum Schießen. Hoffentlich stimmt es! Die Elefanten kämen jeden Tag und würden alles kaputt machen. Ich war da nun mehrmals unterwegs, habe aber nur wenige Schäden und Spuren entdeckt. Gelegentlich ein Haufen, plattgedrückte Liegeplätze, abgebrochene Äste und Reibespuren an Bäumen. Insgesamt aber deutlich weniger als vor 10 Jahren.

Andererseits weiß ich von meinen Treffen bei Little Smile, dass deren abgelegenen Projekte öfters von den Elefanten besucht werden. Und dabei so mancher Schaden entstand. Immerhin, sie fanden eine Lösung. Anstelle eines Tores, hängt da nun eine hohe Kette mit Schild "Privatgrundstück", wo die grauen Riesen schadlos passieren können. Eine gute Lösung, die Tier und Mensch weniger Probleme bereitet.
 
Hallo Oliver,

dann mal herzlich willkommen zurück im heute endlich mal frühlingshaften D.

Ich kann die Kleinbauern zum Teil sogar verstehen, sie brauchen ihre Ernte zum Überleben und möchten sie irgendwie schützen. Hoffen wir mal, das der Hochsitz wirklich nur so eine Art Schutzbau ist...
Little Sime... Anstelle eines Tores, hängt da nun eine hohe Kette mit Schild "Privatgrundstück", wo die grauen Riesen schadlos passieren können. Eine gute Lösung, die Tier und Mensch weniger Probleme bereitet.

Das ist wirklich gut gelöst, aber das werden die Grundstücksbesitzer leider bestimmt nicht übernehmen.

Hoffen wir das Beste für Mensch und Tier.

L.G., Biggi
 
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