Trümmerfeld am Ozeangrund

Biggi

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Trümmerfeld am Ozeangrund
étoile* 16 Jul. 2005 13:11

Es war ein gewaltiges Beben am Grunde des Ozeans, das am 26. Dezember 2004 über 200.000 Menschen das Leben kostete. Der Meeresboden riss auf einen Kilometer Länge auf und rutschte ab. Ein Tauchroboter war erstmals bei dieser tiefen Kluft und hat Bilder von der verheerenden Zerstörung gemacht.

Der Riss am Meeresgrund
Im März reiste der deutsche Seismologe Christian Müller an Bord eines japanischen Forschungsschiffes zu der Gegend vor Sumatra, wo Monate zuvor das Seebeben der Stärke neun auf der Richterskala den katastrophalen Tsunami ausgelöst hatte. Seine Aufgabe: Er sollte das genaue Epizentrum finden - eine "Suche nach der Nadel im Heuhaufen", so Müller. Nach wochenlanger Suche war die Stelle lokalisiert, der "Hyper-Dolphin" wurde in die Tiefe geschickt.

Allein in der Tiefe
So heißt der ferngesteuerte Tauchroboter von JAMSTEC, einem japanischen Meeresgeologie-Institut, der bis zu 3.000 Meter tief tauchen kann. Und so weit hinunter musste er dann auch, denn dort unten hatte sich die Erdkruste bewegt, hier war das Epizentrum des Sumatra-Bebens.

Puddingartige Mondlandschaft
Die Bilder, die der Hyper-Dolphin am Meeresgrund machte, überraschten die Forscher. Denn statt dem normalen Ozeanboden mit seiner zwar spärlichen Fauna und Flora fand der Tauchroboter eine zerklüfftete, zerrissene Mondlandschaft vor. Von Leben war keine Spur mehr zu sehen. Unter dem enormen Wasserdruck in 3.000 Meter Tiefe wird der Boden normalerweise steinhart zusammengepresst. Doch die riesigen, bleichen Sedimentbrocken zerfielen bei der geringsten Berühung durch den Roboterarm sofort.

Tiefseeboden verschwunden
Bei dem Beben muss es zu gewaltigen Hangrutschen gekommen sein. Mehrere Meter dicke Schichten des Ozeanbodens sind in die Tiefsee abgeglitten - und mit ihnen alles, was einst dort lebte. Was der Hyper-Dolphin stattdessen vorfand, sind neue Sedimentschichten, die sich erst noch verdichten werden - und mit der Zeit werden sie auch wieder von der Pflanzen- und Tierwelt besiedelt werden.

Neueste Forschungsergebnisse aus dem All
Noch viele Forschungen werden in den nächsten Monaten vor Sumatra vorgenommen werden, um die Mechanismen solch schwerer Seebeben besser verstehen zu lernen. Nicht immer müssen die Forscher dazu in die Tiefe. Auch aus dem Weltraum wird das Sumatra-Beben erkundet. So berichtet der französische Geowissenschaftler Christophe Vigny in der neuesten Ausgabe des Fachmagazins Nature von den kolossalen Verschiebungen in der Erdkruste durch das Beben.

Kontinentale Verschiebungen in Minuten
Vigny wertete die Messergebnisse von rund 60 GPS-Stationen aus, die sich in einem Umkreis von 400 bis 3.000 Kilometern um das Epizentrum befinden. Der gigantische Riss am Meeresboden muss sich extrem schnell nach Norden erweitert haben: Schon zehn Minuten nach dem Beben verschob sich die thailändische Insel Phuket - insgesamt um 27 Zentimeter. Auch Inseln von Malaysia und Indonesien wurden noch um über 15 Zentimeter verrückt. Selbst 3.000 Kilometer entfernt von Sumatra waren noch Bewegungen um bis zu zehn Millimeter messbar.


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