Pak Bahasa

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Der Brite Sir James Emerson Tennent schrieb bereits 1859 in seinen Werken über Ceylon: „Die Stadt Colombo bietet nur wenig, was auf einen Fremden anziehend wirken könnte“. Diese Ansicht scheinen auch heute noch viele Reisende zu teilen und sie begeben sich gleich nach Ankunft an die tropischen Strände oder machen sich auf den Weg zu den kulturellen Schätzen der Insel. Wenn man es zeitlich einrichten kann, sollte man aber mindestens einen, besser zwei oder drei Tage für die Besichtigung Colombos einplanen.

Neben dem wuseligen Pettah (Colombo 11, siehe auch „Ein Streifzug durch die Sea Street – Pettah (Colombo 11)“) und Slave Island (Colombo 2) ist Fort (Colombo 1) der für Touristen vielleicht interessanteste Stadtteil und das historische Zentrum der Hauptstadt Sri Lankas. Nachdem hier bereits ab dem 8. Jh. arabische Händler siedelten, bauten die Kolonialmächte an diesem Ort ihre Festungen. Die Portugiesen eroberten die Stadt 1517 und begannen bereits 1520 mit dem Bau erster Verteidigungsanlagen. Die Holländer vertrieben die Portugiesen 1656 und erweiterten die vorhandenen Befestigungen. Zu ihrer Zeit wurde Colombo innerhalb der Stadtmauern von etwa 2500 Familien bewohnt. 1796 übernahmen schließlich die Briten die koloniale Herrschaft. Sie rissen 1872 die holländischen Bauten nieder und so ist im heutigen Colombo 1 nur noch die britische Architektur zu erkennen.

IMG_9492_resize.JPG Das altehrwürdige Grand Oriental Hotel (2 York St., Colombo 1, Tel. (011) 2320320, www.grandoriental.com) an der Kreuzung von Church und York Street ist ein guter Ausgangspunkt für einen Spaziergang durch diesen Teil Colombos, der am Galle Face Hotel enden soll. Es befindet sich gegenüber dem Passenger Terminal, dem Abfertigungsgebäude für ankommende Schiffe und galt in früheren Zeiten als eines der besten Hotels der Stadt. Erbaut wurde das „GOH“ 1837 zunächst als britische Kaserne bis es am 5. November 1875 als Grand Oriental Hotel mit 154 luxuriösen Zimmern, einer tropischen Gartenanlage und einem eigenen, täglich spielenden Orchester eröffnet wurde. Zu dieser Zeit zechten hier die Kapitäne, bis ihnen das Läuten einer Glocke die Abfahrt ihrer Dampfschiffe ankündigte. Die „Große alte Dame“ ist neben dem Galle Face Hotel (s.u.) das älteste Hotel der Stadt, ein wenig in die Jahre gekommen versprüht es aber auch heute noch einen gewissen Charme, der viele Reisende anzieht. Vom Restaurant Harbour Room (tgl. 7–23 Uhr) genießt man einen spektakulären Blick auf das Hafengeschehen. Das ausgezeichnete Mittagsbuffet schlägt hier mit 1.650 Rs. zu Buche. Die Zimmer haben fast Wohnungsgröße und sind sehr gemütlich und sauber. EZ und DZ kosten ab 65 US$ (Deluxe). Ein Frühstück kostet 9 US$.

Nördlich vom „GOH“ führt die Church Street in westliche Richtung zu einigen weiteren sehenswerten Bauwerken. Zunächst lohnt ein kurzer Blick auf und in die St. Peter’s Church. Ursprünglich wurde sie um 1627 von den Portugiesen als Kloster und Kapelle erbaut und zählt zu den ältesten Kirchen Colombos. In den frühen 1700er wurde sie von den Holländern zum Wohnsitz des Gouverneurs umgebaut. Nach der Machtübernahme durch die Briten wurde sie 1804 zur Garnisonskirche und diente zwischen 1810 und 1820 zudem als Gerichtsgebäude. Zahlreiche Gedenktafeln an den Wänden und die im Original erhaltene Holzdecke vermitteln einen guten Einblick in die koloniale Vergangenheit Colombos. Die Kirche ist täglich von 7–17 Uhr geöffnet.
 
Wenig weiter westlich wird die Church Street zur Chaithya Road (früher als Marine Drive bekannt) und man trifft auf eines der wohl eigenartigsten architektonischen Bauwerke Colombos. Der 47 m hohe Stupa Sambodhi Chaithya thront auf geschwungenen, nach oben aufeinander zulaufenden Betonpfeilern hoch über der Straße. Der Stupa wurde in den 1950er Jahren gebaut und ist so etwas wie ein „spiritueller Leuchtturm“, der von der vorherrschenden Religion des Landes kündet. Auf dem Weg durch die Church Street dorthin passiert man rechter Hand das verschroben wirkende alte „Customs House“, das Zollamt. Vom Sambodhi Chaithya (geöffnet an Sonn- und Feiertagen) ergibt sich ein fantastischer Blick auf die Stadt, den Hafen und das mit Hilfe von chinesischen Investoren finanzierte Colombo Port City Project (s.u.). Über einen elf-stöckigen Treppenturm mit insgesamt 258 Stufen und eine Stahlbrücke mit hohen Geländern gelangt man nach oben und ins Innere des Stupas. Der optische Vergleich des Ensembles mit einer Startrampe im John F. Kennedy Space Center (Cape Canaveral, Florida) ist durchaus berechtigt. Wie in allen buddhistischen Tempeln sind auch hier die Schuhe vor dem Aufstieg zum Heiligtum auszuziehen.

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Zurück auf dem Boden der Chaithya Road kann man nun noch gleich das nördlich der Straße im Hafen gelegene, 2003 gegründete und von der Sri Lanka Ports Authority betriebene Colombo Port Maritime Museum (19 Chaithya Road) besuchen. Das Museum ist in einem weißen, zweistöckigen Gebäude aus dem Jahr 1676 untergebracht, das früher als Gefängnis diente und zu ältesten holländischen Gebäuden in Colombo zählt. Die Exponate dokumentieren die Geschichte der Seefahrt Sri Lankas. Zu sehen sind u.a. Schiffsmodelle, zahlreiche interessante Informationstafeln sowie Nachbildungen modernerer Hafenmaschinen und Fahrzeuge.

Von hier verläuft die Chaithya Road weiter in südliche Richtung und man erreicht schon bald mit dem Colombo Lighthouse oder Galle Buck Lighthouse den nächsten Stopp. Dieser voll funktionsfähige Leuchtturm wurde 1952 gebaut, nachdem das Navigationsfeuer des alten Leuchtturms (s.u.) abgeschaltet wurde. Er ist 29 m hoch und steht auf einem 12 m hohen Betonsockel mit vier Löwenstatuen. Früher hatte man von hier einen atemberaubenden Blick auf den Indischen Ozean, die ganze Küste hinunter bis zum Galle Face Green. Doch diese Zeiten gehören mit den Landgewinnungsarbeiten der letzten Jahre für das von China finanzierte Port City Project der Vergangenheit an.

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Das von der Navy geführte und klimatisierte Restaurant Light House Galley gegenüber vom Leuchtturm serviert neben lokaler Küche auch internationale Spezialitäten und bietet eine gute Auswahl an Bieren, Softdrinks, Cocktails und Spirituosen.

Light House Galley, Chaithya Road, Tel. (011) 7192583, http://lighthousegalley.lk, tgl. 10–23 Uhr.
 
Wenige Meter weiter südlich führt ein kleiner Weg von der Chaithya Road hoch zur Galle Buck Road, die weiter östlich an der Kreuzung mit der Flag Staff Street zur Upper Chatham Street wird. Unübersehbar von hier ist der Clock Tower – eigentlich ein Leuchtturm – mitten auf der Kreuzung von Chatham Street und Janadhipathi Mawatha (früher Queens Road). Der 29 m hohe Turm wurde ab 1856 erbaut und am 25. Februar 1857 fertiggestellt und war zu seiner Zeit das höchste Bauwerk in Colombo. Die heutige Uhr, mit einem 6 Fuß hohen und mit Opal verglastem und beleuchtetem Ziffernblatt, stammt aus dem Jahr 1914. Das Uhrwerk wurde übrigens von den berühmten englischen Uhrmachern Dent konstruiert, die auch „Big Ben“ im Westminster Palace in London (1852) gebaut haben. Seine Lage auf dieser früher so belebten Kreuzung brachte ihm lange den Ruhm ein, wohl der einzige im Landesinneren stehende Leuchtturm weltweit zu sein.

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Light House Colombo Fort um 1907

In den ersten Jahrzehnten zeigte der Turm den weniger betuchten Hafenarbeitern, die sich keine eigene Uhr leisten konnten, die Zeit an. Sein mit Kerosin betriebenes Leuchtfeuer strahlte bis zu 17 Meilen auf den Ozean und ermöglichte den Schiffen die sichere Einfahrt in den Hafen. Doch bereits in den 1920er Jahren war der Turm vielen Verkehrsteilnehmern ein ärgerliches Hindernis. Die Klagen mehrten sich und man plante den Leuchtturm direkt ans Ufer zu versetzen. Das ist – wie wir heute noch sehen – niemals geschehen. Der Leuchtturm wurde am 12. Juli 1952 außer Betrieb genommen. nachdem sein Lichtstrahl immer mehr durch umliegende Gebäude verdeckt wurde.

Leider lässt sich der alte Leuchtturm aus Sicherheitsgründen nicht besteigen, aber er bleibt immer noch als ein beeindruckendes Fotomotiv.

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Colombo Fort Clock Tower, 2012
 
Wer möchte kann vom Clock Tower ein kleines Stück die Janadhipathi Mawatha hinauflaufen und erblickt schon bald das strahlend weiße President’s House, den heutigen Amtssitz des Präsidenten. Seit 1804 wurde die Insel von hier aus von den britischen Gouverneuren verwaltet und für offizielle Anlässe und Empfänge genutzt. Zur damaligen Zeit nannte man es Queen´s House (Victoria reg. 1837–1901) bzw. davor King´s House, als England von einem König regiert wurde). Die daran vorbeiführende Straße hieß demnach Queen´s Street (bzw. King´s Street) und wurde erst nach der Unabhängigkeit des Landes 1972 mit einem lokalen Namen benannt. Viel zu sehen gibt es nicht und den derzeitigen Präsidenten wird man garantiert auch nicht antreffen.

Vor dem President´s House steht eine Statue des britischen Gouverneurs Sir Edward Barnes, der Anfang des 19. Jh. die Geschicke der Insel leitete.

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President´s House und Sir Edward Barnes Statue, 2017

Gegenüber des President´s House befindet sich das imposante zweistöckige weiße Gebäude des ehemaligen General Post Office aus dem Jahr 1895. Bis 2000 war hier das Hauptpostamt der Stadt Colombo untergebracht. Das im viktorianischen Stil erbaute GPO wurde vom britischen Ingenieur und Architekten Herbert Frederick Tomalin (1852–1944) vom Public Works Department (Ministerium für öffentliche Arbeiten) entworfen und von Arasi Marikar Wapchi Marikar, einem sri-lankischen Mauren, erbaut.

Leider ist das GPO für die Öffentlichkeit nicht zugänglich und so bleiben die unterschiedlichen Architekturstile im Inneren auch für Reisende verborgen. Durch vier hohe Torbögen führt eine Treppe in die Eingangshalle, in der mehrfarbige Tiefdruckfliesen verlegt sind. Das Untergeschoss ist im Dorischen Stil gebaut worden, während das 18.500 m² umfassende Erdgeschoss nach Ionischer Architektur gestaltet wurde und das Obergeschoss korinthische Merkmale aufweist.
Neben seiner Funktion als Postamt mit Paket– und Briefmarkenschalter, Sparkassen– und Poste Restante-Schalter diente das Gebäude auch als Standort der ersten Telegrafen- und Telefonzentrale des Landes, die im Obergeschoss untergebracht war. Neben dem GPO und südlich der Mudalige Mawatha befindet sich das Gebäude der Chartered Bank of India, Australia and China mit seinen markanten Elefantenköpfen an der Fassade.

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General Post Office Colombo (17 Janadhipathi Mawatha), 2017
 
Zurück zum Clock Tower geht es in die östlich liegende Chatham Street. Das erste Gebäude auf der südlichen Straßenseite ist das Central Point Building (54 Chatham Street) zwischen der Hospital Lane und Janadhipatha Mawatha. Das Gebäude aus dem Jahr 1914 war früher als National Mutual Building bekannt und zu seiner Zeit das höchste Gebäude Colombos. Die National Mutual Life Association of Australasia Limited (heute AMP) war hier untergebracht. Das Haus im griechisch-römischen Stil mit korinthischen Säulen, einer runden Glaskuppel und großen Glasfenstern lohnt durchaus einen Besuch. Der größte Kronleuchter Asiens soll das siebenstöckige Atrium schmücken. Heute ist hier das Wirtschaftsgeschichtliche Museum von Sri Lanka oder Economic History Museum of Sri Lanka untergebracht. Zu sehen sind neben einer interessanten Auswahl an Münzen, Geldscheinen und Inschriften auch Karshapana, die ältesten Münzen ursprünglich indischer Herkunft, die hier im Umlauf waren.


Kontakt und Infos:
Economic History Museum of Sri Lanka
54 Chatham Street, Colombo 01, Tel. (011) 2444503, 2477587, Mo.–Fr. 9–13.15 und 14.15–17 Uhr (Publications Sales Counter 9–15 Uhr), Eintritt frei, currency@cbsl.lk, https://www.cbsl.gov.lk/en/about/bank-premises/economic-history-museum
 
Wenige Meter weiter passiert man die elegante t-Lounge by Dilmah (62 Chatham Street), bekannt für feinsten Tee zu leckerem Kuchen und Gebäck. Auf der Karte stehen zudem auch Salate, Crêpes, Waffeln, Sandwiches und Desserts. Gegenüber blickt man auf die Fort Jummah Mosque, die einzige – von der Port Mosque im Hafen einmal abgesehen – Moschee hier im Stadtteil Fort.

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Fort Jummah Mosque, Januar 2015

Das von Sir Henry De Mel erbaute De Mel Building (105 Chatham Street) aus dem Jahr 1870 war der Haupt- und Verwaltungssitz des Familienunternehmens, das in jenen Tagen mehr als 4.000 Kokosnussplantagen besaß. Nach Landreformen sind es auch heute noch beachtliche 700 Plantagen und auch das historische Gebäude an der Chatham Street ist weiterhin im Besitz der Familie. Einen Blick lohnen die hohen Decken und aufwändigen Schnitzereien. Das Gebäude steht unter Denkmalschutz und seine Fassaden dürfen nach Auflagen der Stadtentwicklungsbehörde (Urban Development Authority) nicht verändert werden. Im Erdgeschoss befindet sich seit 1884 das zunächst als „Ceylon Tea Kiosk“ im Hafen gegründete älteste Restaurant der Stadt. Der Pagoda Tea Room bietet neben schmackhaften Rice&Curries zur Mittagszeit auch ein großes Angebot an Short Eats. Das Video zum Hit „Hungry like the Wolf“ der New Wave Band Duran Duran wurde 1982 hier gedreht. Auch wenn man heute weder Simon Le Bon, noch Schlangenbeschwörer und Affen an den Tischen antreffen wird, bleibt das Restaurant immer noch ein guter Ort um ein bisschen in der Nostalgie und Erinnerungen zu schwelgen.

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De Mel Building und Pagoda Tea Room, 2015

Kontakt und Infos:
t-Lounge by Dilmah at Chatham Street, 62 Chatham Street, Colombo 01, Tel. (011) 2447168, tgl. 8.30–21 Uhr, www.dilmaht-lounge.com/sri-lanka
Pagoda Tea Room, 105 Chatham Street, Tel. (011) 2323086, Mo–Fr 7.30–17.30, Sa 7.30–13.30 Uhr
 
Beim Bummel über die Chatham Street sollte man einen kurzen Moment an einen Portugiesen mit Namen Gaspar de Figuera denken. In den letzten Tagen der portugiesischen Herrschaft in der Mitte des 17. Jahrhunderts floh der sonst so tapfere Soldat als Deserteur in das holländische Lager und bot ihnen gegen eine angemessene Entlohnung an, die „schwachen Stellen“ der Bastionen zu verraten. Die Holländer nahmen sein Angebot zunächst dankend an und hatten danach ein leichtes Spiel. Eine anschließende Standpauke des holländischen Gouverneurs ließ nicht lange auf sich warten: Das ungeheuerliche Vergehen, seine eigenen Landsleute verraten zu haben, musste bestraft werden. Gaspar wurde festgenommen und man verurteilte den Verräter dazu auf dem Dach des Pulverhauses eingesperrt zu werden. Dort, am östlichen Ende der heutigen Chatham Street, wurde Gaspar zusammen mit einem Laib Brot und einer Flasche Wein eingemauert und lebendig begraben. Als die Briten die koloniale Herrschaft übernahmen und die holländischen Bauten in den 1870er Jahren zerstörten, verschonten sie zunächst das Pulverhaus aus Respekt vor dem tragischen Schicksal des glücklosen Portugiesen.

Am östlichen Ende der Chatham Street kommt man zur Kreuzung mit der York Street. Zur holländischen Kolonialzeit hatte sich hier ein Kanal befunden, auf dem Waren vom Hafen zu einem Lagerhaus an der heutigen Mudalige Mawatha, der früheren Baillie Street, transportiert wurden. Wo auch immer die Holländer sesshaft wurden, schufen sie ein Stück Heimat und buddelten sich ihre Grachten.
Folgt man der York Street in Richtung Norden, kommt man nach wenigen Metern zum staatlichen Geschenk- und Souvenirladen Laksala (60 York Street, www.laksala.gov.lk). Das Haus offeriert eine große Auswahl an traditionellen sri-lankischen Handwerksartikeln in sehr guter Qualität zu annehmbaren Preisen. Ein idealer Ort, um sich einen Überblick über das sri-lankische Kunsthandwerk zu verschaffen und das eine oder andere Souvenir zu Festpreisen zu erwerben.

An der Ecke zur Mudalige Mawatha trifft man auf Miller’s, eines der traditionsreichen Kaufhäuser Colombos. Der markante ziegelrote Bau im viktorianischen Stil ist das Cargill’s Building, das ursprünglich dem niederländischen Militärkommandanten von Galle und Kapitän Pieter Sluysken als Residenz diente. Am 08. August 1844 eröffneten William Milne und David Sime Cargill ein allgemeines Lager-, Import- und Großhandelsgeschäft in Colombo, das heute als Cargill’s Ceylon PLC bekannt ist. Das Haus an der York Street wurde 1896 von Cargill’s erworben, mit dem Umbau und der Renovierung des von Edward Skinner entworfenen Gebäudes 1902 begonnen. 1906 eröffnete ein erstes Geschäft, das schon wenige Jahre später dem berühmten Fortnum & Mason in London gleichwertig war. Im Angebot waren neben Nahrungsmitteln auch Luxusartikel aus der britischen Heimat. Bereits 1909 beschäftigte das Unternehmen hier 32 Europäer und 600 einheimische Arbeiter. Die frühere Pracht lässt sich heute nur noch erahnen. Die rot-weißen Fassaden sind beeindruckend und bieten wunderschöne Fotomotive. Das Innere steht größtenteils leer und hat im Laufe der Jahre eine ordentliche Schicht Staub angesetzt. Die schattigen Säulengänge und hölzernen Fußböden, das Treppenhaus, Aufzüge und gemalte Schilder geben dennoch einen tollen Einblick in vergangene Jahre.

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Cargill’s Building, 40 York Street, Colombo
 
Auf der nördlichen Seite des Cargill’s Building kreuzt die York Street die Sir Baron Jayatilaka Mawatha (früher Prince Street). Diese läuft man ein kleines Stück in Richtung Westen und trifft auf einige weitere sehenswerte historische Bauten.

Direkt neben Cargill’s liegt das ehemalige Gebäude der Imperial Bank of India (24 Sir Baron Jayatilaka Mawatha) aus dem Jahr 1928. Heute ist hier die State Bank of India beheimatet, ein Teil des Hauses wird heute von der Hongkong and Shanghai Banking Corporation (HSBC) genutzt.

Auf der gegenüberliegenden Straßenseite sieht man das prachtvoll restaurierte Whiteaway & Laidlaw Building im eleganten viktorianischen Stil aus dem Jahr 1907 mit seinen hübschen hölzernen Fenstern und dem königlichen, kronenartigen Giebeldach. Whiteaway Laidlaw and Co. wurde 1882 in Kalkutta gegründet und war schon bald im gesamten Osten für Textilien, Nähmaschinen und importierte Luxusgüter bekannt. Es gab Filialen in mehr als 20 Städten in Indien, darunter Bombay, Madras, Lahore und Shimla, sowie in Burma, den Straits Settlements und Shanghai. Das Kaufhausimperium trug schnell den Spitznamen „Right-away and Paid-for“, da man nur Barzahlungen akzeptierte und Schecks oder gar Kredite nicht angenommen oder vergeben wurden.

Während der fast drei Jahrzehnte des Bürgerkriegs stand das Gebäude viele Jahre leer, war verrammelt und mit Brettern vernagelt, zwischenzeitlich von der Polizei besetzt und verfiel mehr und mehr. Die Restaurierung nach Kriegsende 2009 war eine herausragende Leistung. Die Gewölbe waren über all die Jahre bis unter die Decken zugemüllt, Teile der Fassaden auf die Straße gestürzt. Heute erstrahlt das Gebäude in neuem Glanz und ist immer noch als „Whiteaway’s“ bekannt, auch wenn Whiteaway Laidlaw and Co. heute nicht mehr existiert. Das „Credit Information Bureau of Sri Lanka“ residiert seit einigen Jahren an dieser Adresse.

IMG_3396_resize.JPG Lloyds Building
Gleich nebenan befindet sich das Lloyds Building. Das von Edward Skinner entworfene und von Clifford Lake and Company gebaute weiße, fünfstöckige Gebäude aus dem Jahr 1908 mit seinem Arkadengang im Erdgeschoss verbindet den Stil der Renaissance mit der architektonischen Eleganz des Barock. Ursprünglich hieß das Haus „Freudenberg Building“, benannt nach dem 1873 von Philipp Freudenberg gegründeten Kaffeehandelsunternehmen Freudenberg and Company. Das hier ansässige Unternehmen expandierte in den Folgejahren in die Bereiche Bankwesen, Im- und Export sowie als Agentur für eine Reihe deutscher Schifffahrtsgesellschaften. Dazu gehörten der Norddeutsche Lloyd und die Deutsche Ost-Afrika Linie. Philipp Freudenberg war von 1876 bis 1906 deutscher Konsul in Ceylon. Zwischenzeitlich wurden Teile des Gebäudes vermietet, darunter waren namhafte Unternehmen wie die Colombo Apothecaries Company Ltd., die Shanghai Life Insurance Company, Morrison and Bell, Standard Oil Company, C. W. Mackie and Company, Clark Young and Company und die Vacuum Oil Company. Der Konsul der Vereinigten Staaten von Amerika residierte hier ebenfalls. 1918 wurde das Gebäude schließlich von Aitken Spence gekauft und zum neuen Hauptsitz des Unternehmens. Aitken Spence war seinerzeit Alleinvertreter von Lloyd’s of London in Ceylon und benannte das Gebäude entsprechend um. Den Namen Lloyd’s Building trägt es noch heute. Nach abgeschlossenen Renovierungen wurde das Haus am 1. Juni 2011 offiziell von Gotabaya Rajapaksa, dem heutigen Präsidenten Sri Lankas, wiedereröffnet.

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Whiteaway & Laidlaw Building / Lloyds Building in Colombo Fort (Mai 2017)
 
Nun kann man sich entscheiden: direkt die York Street zum Colombo Old Dutch Hospital zur ausgiebigen Pause zu laufen oder aber noch einen kleinen Umweg durch die Bristol Street zu nehmen. Diese geht man in Richtung Süden bis zur Commercial Bank of Ceylon. Das auf dem Gelände der Bank gelegene Delft Gate war früher einer der drei Haupteingänge zum Colombo Fort. Als die Briten in den 1870er Jahren die holländischen Gemäuer niederrissen, verschonten sie das Delft Gate und so ist es heute eines der wenigen Überbleibsel des alten Forts. Das für die Öffentlichkeit frei zugängliche Tor steht unter dem Schutz des Department of Archaeology of Sri Lanka und wird von der Commercial Bank erhalten, die auch dessen Restaurierung finanziert hat. Wer das heute von modernen Gebäuden umgebene Bauwerk nicht gleich findet, frage einen der Sicherheitsbeamten in der Bank. Durch das Tor gelangt man zur Duke Street.

Zurück auf der York Street geht es in südliche Richtung über die Kreuzung mit der Chatham Street (s.o.) bis zur kleinen Canal Row, passiert das an dieser Gasse gelegene Colombo City Hotel und kommt zum vielleicht beliebtesten Shopping- und Gastronomiezentrum Colombos, definitiv aber die beste Möglichkeit für eine ausgiebige Pause in dieser Gegend der Stadt.

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Colombo City Hotel an der Canal Row

Das niederländische Kolonialgebäude des Colombo Old Dutch Hospital mit seinen Innenhöfen aus dem Jahr 1681 gilt als das älteste Bauwerk im Fort. Ursprünglich diente es der Versorgung der Offiziere und Angestellten der Dutch East India Company. Später wurden hier kranke niederländische Seefahrer und andere Reisende – dank der Nähe zum Hafen – behandelt. Auch der berühmte deutsche Mediziner und Pflanzensammler Paul Hermann praktizierte hier bis 1692 im Auftrag der Niederländer. In den 1980er und 1990er Jahren war im Gebäude mit seinem 50 cm starken Mauerwerk die Colombo Fort Police Station untergebracht. Der Gebäudekomplex besteht aus fünf Flügeln und zwei weitläufigen luftigen Innenhöfen, die das feuchtheiße Klima erträglich machen.

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Colombo Old Dutch Hospital

2011 wurde nach vollständiger Restaurierung unter Erhaltung der alten Bausubstanz ein neues Zentrum für kulinarische Genüsse eröffnet. Ergänzt wird das Angebot durch exklusive kleine Shops, in denen sich herrlich stöbern und das eine oder andere Souvenir erwerben lässt.

Eine kleine Auswahl:
Ministry of Crab: www.ministryofcrab.com/colombo
Ceylon Curry Club: http://ceyloncurryclub.com
Taphouse by RnR: www.facebook.com/TaphouseByRnr

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BAREFOOT at the Dutch Hospital: https://barefootceylon.com
Spa Ceylon Boutique: https://lk.spaceylon.com
 
Direkt gegenüber des Dutch Hospital – an der Bank of Ceylon Mawatha – stehen die beiden Zwillingstürme des World Trade Center Colombo. Die 152 m hohen Wolkenkratzer aus Glas und Stahl – in den 40 Stockwerken befinden sich überwiegend Büros – waren während des sri-lankischen Bürgerkriegs Ziel terroristischer Anschläge.
Das World Trade Center Colombo wurde offiziell am 12. Oktober 1997 von der damaligen Präsidentin Chandrika Kumaratunga eröffnet. Bereits drei Tage später sprengte die LTTE (Liberation Tigers of Tamil Eelam) einen mit Sprengstoff beladenen Lastwagen auf dem angrenzenden Hotelparkplatz. Der westliche Turm wurde dabei stark beschädigt. Das höchste Gebäude und Symbol des wirtschaftlichen Zentrums des Landes wurde nach monatelangen Restaurierungen im Juni 1998 erneut eröffnet.
Zurzeit sind hier u.a. die Börse von Colombo (Colombo Stock Exchange), die Securities Exchange Commission, die Asian Broadcasting Corporation (Hiru TV und weitere Radiosender, darunter GOLD FM) und das Board of Investment of Sri Lanka untergebracht. Einen schönen Blick auf die beiden Türme hat man von der Roof Top Bar des Colombo City Hotel (s.o.).

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World Trade Center Colombo (rechts das Bank of Ceylon Building)

Bevor man nun direkt zum Galle Face Hotel spaziert, sollte man erneut einen kleinen Abstecher einplanen, sich die Füße nach den kulinarischen Genüssen vertreten und ein kleines Stück in östliche Richtung laufen. An der Ecke Lotus Road und York Street befindet sich der buddhistische Tempel Sri Sambuddhaloka Maha Viharaya mit seinem nicht zu übersehenden riesigen weißen Stupa. Jeder Reisende, der schon in dieser Ecke der Stadt unterwegs war, ist bestimmt schon einmal daran vorbeigefahren. Betritt man die Tempelanlage sieht man gleich die goldene Statue eines sitzenden Buddhas. Das gegenüber der Statue liegende dreistöckige Gebäude erinnert an die 2.600-jährige Geschichte des Buddhismus. Im Inneren befindet sich ein Meditationszentrum mit 2.600 kleineren Buddhastatuen an seinen Wänden, die jeweils exakt ein Jahr Buddhismus symbolisieren.

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Sri Sambuddhaloka Maha Viharaya und Stupa
 
Zurück geht es zunächst zum Colombo Old Dutch Hospital. Direkt westlich davon, auf dem Parkplatz des Ceylinco House an der Ecke zur Janadhipathi Mawatha, befindet sich die Gefängniszelle des letzten Königs von Kandy Sri Wickrama Rajasingha (reg. 1798-1815). Nach seiner Kapitulation wurde dieser am 18. Februar 1815 vom damaligen britischen Gouverneur Sir Robert Brownrigg in Madamahanuwara östlich von Kandy gefangen genommen und nach Colombo gebracht. Am 6. März 1815 erreichte man das Fort von Colombo. Hier blieb der König bis zu seiner Deportation nach Vellore in Indien (im heutigen Bundesstaat Tamil Nadu) am 24. Januar 1816, wo er 1832 im Alter von 51 Jahren starb.

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Kandy-König Sri Wickrama Rajasingha

Im heutigen kleinen Denkmal mit seinem gewölbten Dach befinden sich neben einer Büste des Königs auch Porträts der Königin, des Gouverneurs Robert Brownrigg sowie Gemälde des Schiffes, mit dem Sri Wickrama Rajasingha nach Indien gebracht wurde und seines Grabes in Vellore. Auf kleinen Informationstafeln (auch auf Englisch) erfährt man zudem ein wenig zur Geschichte und der Haft in Colombo. Tatsächlich saß Sri Wickrama Rajasingha allerdings niemals hier hinter Gittern, sondern stand in einem benachbarten Gebäude unter Hausarrest. Die heutige kleine Gedenkstätte war vermutlich früher ein Wachposten für die in der Nähe gelegene britische Kaserne.

Zurück auf der Bank of Ceylon Mawatha geht es an der Kreuzung zur Janadhipathi Mawatha auf dieser weiter in südliche Richtung. Zur Rechten passiert man das 2012 nach umfassender Sanierung eröffnete luxuriöse Kingsbury Hotel. Das ehemalige Ceylon Inter-Continental Hotel war eine der Zielscheiben der Terroranschläge in Sri Lanka vom Ostersonntag 2019. Nach wenigen Metern erreicht man einen großen Kreisverkehr mit Brunnen und steinernen Löwen, den „Galle Face Roundabout“.

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An dessen südöstlicher Seite steht das alte Parlamentsgebäude, das seit der Verlegung des Regierungssitzes nach Sri Jayawardhanapura im Jahr 1983 nur noch Denkmal-Charakter hat. Vor dem Gebäude im neobarocken Stil, das während der britischen Kolonialzeit als Sitz des Legislative Council of Ceylon errichtet wurde, befindet sich eine Grünfläche mit Statuen bedeutender Staatsmänner der Insel. Zu sehen sind neben weiteren die ersten drei Premierminister Ceylons, darunter der „Vater der Nation“ D. S. Senanayake, Dudley Shelton Senanayake und General Sir John Kotalawela. Heute residiert hier das Präsidialsekretariat und so lässt sich das alte Parlament nicht ohne vorherige Genehmigung besichtigen.

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Das "Alte Parlament" mit der Statue des Dudley Shelton Senanayake - links das Galadari Hotel

IMG_9561_resize.JPG Der "Vater der Nation": Don Stephen Senanayake
 
Nochmals vielen Dank für den schönen Spaziergang :love:

Ich habe ein wenig in meinen Bildern gestöbert und gefunden was ich suchte.
Hier sieht man sehr gut den Galle Face Roundabout mit den steinernen Löwen
und das alte Parlamentsgebäude mit den Statuen.

(Bild anklicken um es groß zu sehen)

 
Im Süden von Colombo Fort liegt Galle Face Green, ein weiter, unendlich scheinender offener Platz, der im Westen auf einer Länge von 500 m vom Meer und einer Uferpromenade begrenzt wird. Der Name stammt vom holländischen Galle-Fosse („Galle-Graben“). Dies bezeichnete den Graben, der sich vor den südlichen Befestigungsanlagen – in Richtung Galle blickend – befand. Dabei ist das Areal heute nicht wirklich grün, sondern aufgrund der vielen Besucher, die ihn tagtäglich gerade in den frühen Abendstunden bevölkern, eher rötlich-braun. Der Platz war schon immer unbebaut, um bei feindlichen Angriffen aus Richtung Süden vom Fort ein freies Schussfeld zu haben. Noch heute sind einige alte Kanonen zu sehen, in deren Schatten sich gern junge Paare oder Spaziergänger eine Pause gönnen und sich die leichte Meeresbrise um die Nasen wehen lassen.

Zu Beginn der britischen Kolonialzeit war Galle Face Green ein militärischer Exerzier- und Hinrichtungsplatz. Mindestens vier Exekutionen britischer Soldaten, die sich des Ungehorsams schuldig gemacht hatten, sollen hier dafür gehenkt worden sein. Ab 1828 wurde der Platz zum gesellschaftlichen Zentrum Colombos. Gouverneur Barnes ließ hier Pferderennen veranstalten, zu denen sich die bessere Gesellschaft der Stadt auf Sänften und in vornehmen Kutschen einfand. Vor den Rennen mussten allerdings die vielen Termitenhügel, die auf dem Rasenplatz (engl. green) herangewachsen waren, eingeebnet und die zahlreichen Löcher der Sandkrabben zugestopft werden. Neben den Pferderennen fanden Konzerte von Militärkapellen und ebenso manch hitziges Cricket-Match statt. Im Clubhaus des Cricket-Vereins wurden Theaterstücke aufgeführt.

Heute ist Galle Face, wie man es kurz nennt, für viele Bewohner Colombos ein beliebter Treffpunkt, besonders an Wochenenden oder Feiertagen. Man sollte nicht zu früh hier sein, denn die Sonne brennt am Tage gnadenlos vom Himmel und es gibt kaum Schatten. Ab dem späten Nachmittag lässt es sich hier bei frischer Brise herrlich flanieren. Jugendliche lassen Drachen steigen oder spielen Cricket (das in allen früheren britischen Kolonien mit Fanatismus gehegt und gepflegt wird, der restlichen Welt aber stets ein Rätsel geblieben ist), verliebte Pärchen kommen zum Knutschen, Familien mit ihren Kindern zum Plantschen im Indischen Ozean. Spätestens wenn die glutrote Sonne am Horizont im Indischen Ozean versinkt und die Nacht hereinbricht, drehen unzählige Verkäufer an ihren mobilen Essensständen ihre Gasflaschen auf und bieten eine Vielzahl von köstlichem Street Food und kleinen Mahlzeiten an.

Colombo lässt sich wahrscheinlich nirgendwo schöner erleben, als sich hier unters bunte Volk am Galle Face Green zu mischen, kulinarischen Genüssen zu verfallen und den an Hunderten bunten Drachen am Abendhimmel zuzuschauen.

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Singapur hat das Raffles, Georgetown in Penang das Eastern & Oriental, Rangun das The Strand und Colombo das Galle Face Hotel. Das 1864 erbaute und direkt am Meer stehende Hotel am Südende des Galle Face Green galt in seinen jüngeren Tagen als das älteste Luxushotel östlich von Suez. Zudem markierte es seinerzeit auch das Nordende des mondänen Viertels Kollupitiya mit seinen prunkvollen Villen betuchter Herrschaften.

Das Hotel wurde in mehreren Abschnitten gebaut. Zunächst entstand der zentrale Bereich, der zu den beeindruckenden Ballsälen führt. Es folgten der Süd- und Nordflügel. Dreißig Jahre später wurde das „GFH“ durch den berühmten Architekten Edward Skinner (s.o.) zu einem zweistöckigen Luxushotel ausgebaut. Zwischen 1903 und 1909 kaufte die Galle Face Hotel Company weiteres Land für die Expansion auf seine heutige Größe. Einer der Anteilseigner im Jahr 1911 war Victor Vicarosso, der Urgroßvater des heutigen Vorsitzenden und Eigentümers Sanjeev Gardiner. 1960 wurde dessen Vater Cyril Gardiner zunächst Direktor des Hotels, 1965 dessen Vorsitzender. Nach seinem Tod im Jahr 1996 nahm sein einziger Sohn Sanjeev die Geschicke in die Hand und führt das Galle Face Hotel bis heute weiter.

IMG_2016_resize.JPGVon den 1950er bis in die 1970er Jahre war das Coconut Grove im Galle Face Hotel DAS Unterhaltungszentrum schlechthin im damaligen Ceylon. Menschenmassen strömten in diesen populären Nachtclub, um die hier aufgezeichneten Talentwettbewerbe von Radio Ceylon, dem ältesten Radiosender Südasiens, live zu erleben. Moderiert wurden die Radioshows von Vernon Corea, einem Pionier öffentlich-rechtlicher Radiounterhaltung sowohl in Ceylon als auch in Großbritannien. Der auf dem ganzen indischen Subkontinent bekannte Corea war es auch, der Sri Lankas erste Superstar-Band Mignonne Fernando and The Jetliners auf die Bühne eines ausverkauften Coconut Grove holte. Als Schauplatz vieler Silvesterbälle wünschte Vernon Corea der Nation Jahr für Jahr vom Mikrofon des Galle Face Hotels ein „Happy New Year“.
Im Laufe der Jahre wurde das Galle Face Hotel mehrfach aufwändig umgestaltet. 1970 unterzog man unter Leitung von Cyril Gardiner den Nordflügel umfangreichen Renovierungen. Mehrere Restaurants, Bars, Tagungsräume und auch ein „Spa“ wurden eröffnet. Der Südflügel, der über 40 Jahre geschlossen war, folgte 2006 unter der Verantwortung von Sanjeev Gardiner.
 
IMG_2314_resize.JPEGDie umfangreichsten Restaurierungen des GFH wurden nach fast 30 Monaten im Oktober 2015 abgeschlossen. Die 72 Zimmer und Suiten des Nordflügels, Restaurants, Bars, die Lobby und Ballsäle wurden komplett modernisiert und vollkommen neugestaltet, ohne dabei ihren kolonialen Charme zu verlieren. Die Lobby im Nordflügel mit ihren hohen Decken, korinthischen Säulen, holländischen Kolonialstühlen aus dem 17. Jahrhundert und einem beeindruckendem, wandfüllenden Terrakotta-Wandgemälde mit traditionellen Bildern aus Sri Lanka wurde ebenfalls aufwändig für das 21. Jahrhundert aufpoliert. „The Long Room“, eine 25 m lange Executive Lounge mit Meerblick, die ausschließlich wohlhabenden Gästen der Suiten vorbehalten ist, entstand ebenso wie ein Wintergarten mit riesigen Bogentüren, der den Grand Ballroom mit dem Jubilee Ballroom verbindet.

Dazu Sanjeev Gardiner in einem Interview: „Wir denken, dass unser Haus mit dieser Restaurierung wieder zu einem der traditionsreichsten Hotels in ganz Asien werden wird“.

Im kleinen Galle Face Museum im „Regency Wing“ lässt sich der fast 90 Jahre alte Oldtimer bewundern, den Prinz Phillip fuhr, als er auf der Insel lebte. Der Duke of Edinburgh war ein enthusiastischer Autoliebhaber, der den 1935er Standard Nine für 12 Pfund als sein erstes Auto überhaupt während seiner Stationierung mit der britischen Marine 1940 in Colombo kaufte.

Die erste Fahrt, so Aufzeichnungen des Museums, führte ihn von Colombo zum Marinestützpunkt der Briten ins 260 km entfernte Trincomalee. Das von Gardiners Vater Cyril in den frühen 1950er Jahren gekaufte Auto zeigt heute einen Kilometerstand von 93.040 km, wurde mehrfach restauriert und wäre auch heute noch fahrtauglich. Allein die hohen Versicherungskosten schrecken vor einer Fahrt ab.

IMG_2318_resize.JPEGGenau genommen ist das Galle Face Hotel ein einziges großes Museum. An und in jeder Ecke des Hotels findet man Relikte aus der kolonialen Vergangenheit: Bilder seiner berühmten Gäste, alte Fotografien bis zu Glasvitrinen mit wertvollem Silber, Geschirr und Glaswaren. Im Gästebuch findet sich eine lange Liste mit Einträgen berühmter Staatsoberhäupter, königlichen Persönlichkeiten und weiterer Prominenz: Mahatma Ghandhi, Yuri Gagarin (der erste Mensch im All), Richard Nixon gaben sich hier ebenso die Klinke in die Hand wie Roger Moore oder Vivien Leigh aus „Vom Winde verweht“ und Sir Arthur C. Clarke, der hier gleich ein ganzes Jahr lang verbrachte und seine letzten Kapitel von „3001: The Final Odyssey“ zu Papier brachte.

Das Galle Face Hotel ist eine einzigartige Oase der Ruhe. Das koloniale Ambiente mit seinen luxuriösen Annehmlichkeiten ist die Hauptattraktion des Hauses, in dem man umhegt wird wie ein König. Beschwerden über mangelhaften Service, wie noch gelegentlich zu Beginn der 2000er Jahre, gehören der Vergangenheit an. Wer es sich leisten kann, sollte hier in einer der großartigen Suiten absteigen. Diese haben Wohnungsgröße, sind mit wunderbaren Kolonialmöbeln ausgestattet und herrlich komfortabel. Die Preise variieren enorm je nach Lage und Saison. Wenn Zeit oder Budget nicht zulassen, kann man vielleicht zur britischen Tradition des High Tea vorbeikommen und auf der offenen Veranda des Hotels den Blick auf den Indischen Ozean genießen.

IMG_2312_resize.JPEGDas Galle Face Hotel verfügt über drei Restaurants, drei Bars und einen Pub: Das kubanische Restaurant „King of the Mambo“, das „1864 Fine Dining Restaurant“, die bereits erwähnte „Verandah“ (Buffet) sowie die Travellers Bar, die Pool Bar, das „Chequerboard“ und den typisch britischen Pub namens „In... On the Green“.

Das allabendliche Flag Lowering, das Einholen der Flagge Sri Lankas mit Dudelsack um 18 Uhr, ist ebenso Tradition und ein Schauspiel im Galle Face, das man sich nicht entgehen lassen sollte.



Galle Face Hotel, 2 Galle Road, Colombo 3, Tel. (011) 2541010
 
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