ZDF 18.12.2005 09:02 Uhr

Admin

Administrator
Registriert
23. Juli 2005
Beiträge
2.113
ZDF 18.12.2005 09:02 Uhr


unter anderem....

Ein Jahr danach
Tsunami-Projekt der Johanniter in Sri Lanka

Nach dem Tsunami: Über ein Aufbauprojekt der Johanniter

Am Zweiten Weihnachtstag vor einem Jahr wütete an den Küsten Sri Lankas der Tsunami. Über 510.000 Menschen verloren ihre Häuser. Dank großzügiger Spendengelder können die Johanniter nun die Menschen unterstützen, sich ein neues Zuhause zu schaffen.

Nach der ersten Katastrophenhilfe und Trinkwasser-Aufbereitungsprojekten konzentriert sich die Johanniter Unfall-Hilfe jetzt auf den Wiederaufbau. 100 Häuser errichtet die Hilfsorganisation bereits im Süden Sri Lankas. Das Geld stammt aus vielen kleinen Spenden, die in diesem Jahr mit dem Stichwort "Tsunami" geschickt wurden.

Wieder in den eigenen vier Wänden
Andor Gipp schiebt sich seinen Hut zurecht, wischt den Schweiß von der Stirn, legt seine Handflächen aneinander und begrüßt die 28-Jährige Sunil Muthumala: "Ayubowan" - "Mögest du dich eines langen Lebens erfreuen." Sunil antwortet mit der gleichen Geste und strahlt den Deutschen an. Im Gepäck hat Andor Gipp einen Scheck, der sich über 100.000 Rupies beläuft, das sind umgerechnet etwa 800 Euro. Damit kann Sunil ihren Hausbau vorantreiben.


Die Rohkonstruktion steht schon, das Dach ist gedeckt, jetzt müssen noch die Fenster eingesetzt werden. In einer Woche möchte Sunil mit ihrem Mann und dem Baby einziehen. Zum Jahrestag des Tsunamis wird die kleine Familie wieder in ihren eigenen vier Wänden leben.

Spendengelder in Etappen
Seit sechs Monaten ist der Bauingenieur Andor Gipp im Süden von Sri Lanka unterwegs, um vor Ort die Verwendung der deutschen Spendengelder zu überwachen. Der 35-Jährige arbeitet als Projektkoordinator für die Johanniter Unfallhilfe und hat derzeit 68 Häuser zwischen Matara und Hambantota im Bau. 100 sind insgesamt geplant.


Regelmäßig besucht Gipp die Baustellen zur Bestandsaufnahme. Denn das Geld wird in Etappen ausgezahlt, gebunden an den jeweiligen Bauabschnitt. Erst wenn Andor Gipp den Fortschritt gesehen und alle Quittungen geprüft hat, überreicht er den nächsten 800-Euro-Scheck. "Wir sind sehr zufrieden, unser Projekt läuft richtig gut", zieht Gipp Bilanz. "Mit den deutschen Spenden ermöglichen wir den Familien ihren Hausbau, einen Neuanfang. Da wird kein Geld zweckentfremdet eingesetzt."


Auf Sri Lanka ist das ganze Jahr über Bausaison. Seit dem Tsunami ziehen die Handwerker durch das Land und bauen ihre Werkstätten direkt vor Ort auf. Sunil Muthumala beschäftigt gerade drei Tischler, die ihre Fenster- und Türrahmen nach Maß anfertigen. Umgerechnet rund 6,50 Euro verdient ein Tischlermeister am Tag. Diesen Lohn zahlt Sunil von den deutschen Spendengeldern.




Ein neues Zuhause für 4100 Euro



Das Land hingegen, auf dem das neue Haus entsteht, müssen die von der Flut betroffenen Familien selbst suchen und kaufen. "Wir finden es wichtig, dass sie sich selbst um die Landfrage kümmern", sagt Andor Gipp. "Das ist auch eine Trauma-Überwindung. Die Familien lassen sich neu nieder, empfinden es wirklich als ihr Land und ihr Haus und bekommen nicht irgendein Grundstück vorgesetzt, zu dem sie gar keine Beziehung haben."

Die Gesamtkosten für ein neues Haus betragen bei den Johannitern jeweils rund 4100 Euro. Jedes Gebäude hat drei oder vier Zimmer, Küche und Waschraum und bietet auch für größere Familien Platz. "Dach und Wände sind massiv gebaut, sie halten auch dem Monsunregen stand", so Andor Gipp. "Unsere Häuser stehen die nächsten 100 Jahre."
 
Oben