Sri Lanka am Rande des Bürgerkriegs

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Sri Lanka am Rande des Bürgerkriegs
UN-Generalsekretär Annan hat nach dem schwersten Anschlag in Sri Lanka seit Beginn des Waffenstillstands Anfang 2002 vor einem Wiederaufflammen der Kämpfe gewarnt. Indessen flog die Luftwaffe erneut Angriffe gegen Rebellen-Stellungen.
Eine Frau muß ihre toten Verwandten identifizieren, die bei dem Minen-Anschlag getötet wurden
Eine Frau muß ihre toten Verwandten identifizieren, die bei dem Minen-Anschlag getötet wurden
Foto: AP

Colombo - Nach dem schwersten Anschlag in Sri Lanka seit Beginn des Waffenstillstandes Anfang 2002 hat die Luftwaffe am Freitag erneut Vergeltungsangriffe auf Stellungen der Tamilen-Rebellen geflogen. Die Armee teilte mit, Kilinochchi und Mullaitivu, zwei Hochburgen der Befreiungstiger von Tamil Eelam (LTTE), seien angegriffen worden. Mullaittivu war beim Tsunami Ende 2004 weitgehend zerstört worden.Über Opfer wurde zunächst nichts bekannt.

In Kebithigollewa, wo es am Donnerstag den Landminen-Anschlag auf einen Bus mit 64 Toten gegeben hatte, bereiteten sich die Menschen auf ein Massenbegräbnis vor. Unter den Opfern waren 15 Kinder.

Regierung und LTTE geben sich gegenseitig die Schuld an dem Anschlag. Wenige Stunden danach hatte die Luftwaffe Stellungen der LTTE angegriffen. UN-Generalsekretär Kofi Annan warnte vor einem Wiederaufflammen eines Bürgerkrieges. Er forderte am Sitz der Vereinten Nationen in New York, beide Konfliktparteien müßten den Waffenstillstand erneuern. Annan nannte es „vollkommen unverantwortlich und nicht zu rechtfertigen“, daß Landminen benutzt würden, die zu einem solchen „tragischen Ergebnis“ führten.

Zwischen LTTE und Regierung gilt seit Anfang 2002 ein zunehmend brüchiger Waffenstillstand. Seit Jahresbeginn wurden mehr als 700 Menschen getötet, darunter Zivilisten, Soldaten und Rebellen. Friedensgespräche sind auf unbestimmte Zeit verschoben. Die EU hatte die LTTE Ende Mai offiziell als Terrororganisation eingestuft, zugleich aber auch
scharfe Kritik am Vorgehen der Regierung Sri Lankas geübt.

Vor dem von Norwegen vermittelten Waffenstillstandsabkommen hatten zwei Jahrzehnte Bürgerkrieg in Sri Lanka rund 69.000 Menschen das Leben gekostet. Die LTTE fordert weitgehende Autonomie des Nordens und Ostens der Insel, wo Tamilen die Bevölkerungsmehrheit stellen. Rund drei Viertel der etwa 20 Millionen Bewohner Sri Lankas sind Singhalesen, die sich vor allem zum Buddhismus bekennen, während Tamilen vorwiegend Hindus sind. WELT.de/dpa


Artikel erschienen in Die Welt am Fr, 16. Juni 2006
 
Kriegsangst im Urlaubsparadies

SPIEGEL ONLINE - 16. Juni 2006, 17:47
URL: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,421813,00.html

Sri Lanka

Kriegsangst im Urlaubsparadies

Von Anna Bilger

Der Waffenstillstand zwischen Tamilen-Rebellen und Regierung auf Sri Lanka wird zur Farce: Als Reaktion auf den tödlichen Anschlag auf einen Bus setzte die Armee heute ihre Luftangriffe gegen die Befreiungstiger im Nordosten der Urlaubsinsel fort. Uno-Generalsekretär Annan warnt vor einem Bürgerkrieg.

Colombo - Heute Morgen habe die Luftwaffe fünf Bomben auf das Rebellenquartier der Tamilen in Kilinochichi abgeworfen, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters. Später sollen Jets der Luftwaffe die Stadt erneut bombardiert haben. Die Regierung macht die Befreiungstiger von Tamil Eelam (LTTE) für den Anschlag auf den Bus verantwortlich und geht militärisch gegen zwei Rebellengebiete vor. Gestern bombardierte die Luftwaffe die Stadt Mullaittivu im Nordosten der Urlaubsinsel.


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Foto: AP
Video: Reuters
Die Rebellen wiederum haben die Verantwortung für den Anschlag auf der LTTE-freundlichen Website TamilNet zurückgewiesen und die Attacke auf Zivilisten verurteilt. Die Befreiungstiger sehen in der Tat den Versuch, sie international zu diskreditieren.

Die LTTE fordert weitgehende Autonomie des Nordens und Ostens der Insel, wo die Tamilen die Bevölkerungsmehrheit stellen. Rund drei Viertel der etwa 20 Millionen Bewohner Sri Lankas sind Singhalesen, die sich vor allem zum Buddhismus bekennen, während Tamilen vorwiegend Hindus sind. Im Bürgerkrieg in den achtziger und neunziger Jahren kamen rund 69.000 Menschen auf Sri Lanka ums Leben.

SRI LANKA: NEUE GEWALT IM URLAUBSPARADIES
AFP AFP REUTERS

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Trotz einer 2002 geschlossenen Feuerpause sind seit Jahresbeginn über 700 Menschen bei Übergriffen beider Seiten getötet worden. Von schweigenden Waffen kann auf Sri Lanka also keine Rede mehr sein. Seit Monaten kocht der Konflikt zwischen den Tigern und der Regierung immer wieder hoch. Unter den Opfern sind Soldaten und Rebellen - vor allem aber leidet die Zivilbevölkerung.

Der gestrige Anschlag auf einen vollbesetzten Bus war dabei der vorerst traurige Höhepunkt: Mindestens acht Kinder starben, insgesamt kamen 64 Personen ums Leben. Über 70 Menschen wurden verletzt. Der Bus war nach offiziellen Angaben durch zwei ferngezündete Minen in die Luft gesprengt worden.

"Schlimmster Vorfall in der Konfliktgeschichte"

"Es sieht so aus, als sei die Regierung bereit für den Krieg", kommentierte der Leiter des Friedenssekretariats der LTTE, Puleedevan, die Bombardements der Regierung. Auch unabhängige Beobachter sehen die Insel bereits wieder in einem Bürgerkrieg. "Die Grundlage des Friedensprozesses ist total aufgeweicht, übrig ist nur noch die leere Hülle", sagte Jehan Perara vom Nationalen Friedensrat in Colombo der "New York Times".

Als schlimmsten Vorfall in der Geschichte des Konfliktes wertete die Beobachtermission zur Überwachung der Waffenruhe (SLMM) den Anschlag auf den Bus. "Beide Seiten hatten schon vorher kein Vertrauen ineinander. Das wird jetzt natürlich noch schlechter", sagte der Sprecher der SLMM, Thorfinnur Ommarsson.

Uno-Generalsekretär Kofi Annan zeigte sich ebenfalls erschüttert. In New York warnte er vor dem Wiederaufflammen eines "richtiggehenden Bürgerkrieges". Dass Landminen benutzt würden, die zu einem solchen tragischen Ergebnis führten, sei unverantwortlich, sagte Annan. Er forderte die Konfliktparteien auf, einen neuen Waffenstandstillstand auszuhandeln.

Angst vor einer Spirale der Gewalt

Das aber scheint kaum noch möglich: In der vergangenen Woche platzten in Oslo Friedensgespräche zwischen beiden Seiten. Die tamilischen Rebellen lehnten es ab, mit Vertretern der Regierung zu verhandeln. Außerdem weigerten sie sich, in Anwesenheit von EU-Mitgliedern zu diskutieren. Die Europäische Union hatte die LTTE Ende Mai offiziell als Terrorgruppe gebrandmarkt und folgte damit den USA, Großbritannien und Indien. Der Friedensprozess liegt seitdem auf Eis.

Der Druck auf der Urlaubsinsel aber wächst weiter. Diplomaten fürchten nun, dass Präsident Mahinda Rajapakse aus den eigenen Reihen zu mehr Gewalt angetrieben wird. Zwar hat der Präsidenten nach Medienberichten heute gesagt, die Regierung fühle sich dem Friedensprozess verpflichtet. Zu Rajapakses engsten Beratern gehören aber zwei Hardliner: Der Generalstabschef der Armee, Sarath Fonseka, und der Bruder des Präsidenten, Gotabaya Rjapakse, zugleich Vize-Verteidigungsminister, sind für ihre extremen Positionen bekannt. Verstärkte Gewalt gegen die Befreiungstiger könnte aber wiederum Gegengewalt nach sich ziehen: In Diplomatenkreisen werden Bombenanschläge der LTTE in der Hauptstadt Colombo nicht mehr ausgeschlossen.

Wie das Treffen in Oslo gezeigt hat, scheinen auch die Rebellen nicht mehr an einer politischen Lösung interessiert zu sein. Eines ihrer Ziele könnte daher sein, die Aufteilung der Insel durch Gewalt zu zementieren. Die LTTE gilt als eine der brutalsten Guerillatruppen der Welt. Sie waren die ersten, die Selbstmordattentate verübten.

Doch auch die Sicherheitskräfte der Regierung sollen in letzter Zeit immer wieder brutal gegen die Tamilen-Bevölkerung vorgegangen sein. Die Beobachtermission SLMM sprach im April von illegalen Morden an Zivilisten durch Regierungstruppen.


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Verschärfung des Konfliktes

Waffenstillstand in Sri Lanka bricht weiter


Am Strand von Sri Lanka sind drei Taucher, vermutlich Mitglieder der tamilischen Rebellen, festgenommen worden. Zwei von ihnen nahmen Zyanid und wurden in ein Krankenhaus gebracht. Die Marine Sri Lankas lieferte sich unterdessen ein Seegefecht mit Schiffen der Tamilen-Rebellen, bei dem mehr als 30 Menschen ums Leben kamen. Der Zwischenfall ereignete sich nach Angaben eines Militärsprechers in einem Küstenabschnitt rund 320 Kilometer nördlich der Hauptstadt Colombo. Acht der elf Boote der tamilischen Aufständischen sollen versenkt worden sein.
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http://www.euronews.net/create_html.php?page=detail_info&article=364416&lng=3
 
tamilpress berichtet von der vernichtung von 3 booten und 12 opfern auf seiten der SLN............


die SLN soll auf der anderen seite bei angriffen 44 personen verletzt und 5 personen getötet haben.

quelle: tamilpress
 
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