Freitag 1.2.2010 / Samstag 2.2.2010
Adams Peek / Sri Pada
Pünktlich um 12:00 Uhr holt mich mein Fahrer an der Unterkunft ab. Pünktlich für Ihn, eine halbe Stunde verspätet aus meiner Sicht. Egal, es ist ja Zeit genug. Etwa 5 Stunden Autofahrt sind angesagt, es geht zuerst über gut ausgebaute Straßen, ab Ratnapura wird es dann immer enger. Natürlich werden die Straßen auch immer schlechter. Am Ziel ein kleiner Tempel der wenige Parkplätze zur Verfügung stellt. Kaum ausgestiegen wird eine kleine Gruppe zusammengestellt, anscheinend an dem Tag die einzige, die auch kurz darauf schon aufbricht. Es ist noch hell, so früh am Abend schon aufbrechen, es verwundert mich etwas. Die Gruppe, die auf den Berg will besteht aus drei Mönchen, einige jüngere Frauen und Männern aber auch aus kleineren Kindern, so um die 13 Personen.
Der Chef hat mir einige Münzen mitgegeben, die oben auf dem Berg am Tempel, in den dort befindlichen Sammelbehälter für ihn eingeworfen werden sollen. Es geht los. Der ältere Mönch, geschätzt so 35 bis 40 Jahre alt, geht einen sehr bedächtigen Schritt und stimmt schon an den ersten Stufen ein endloses singendes Gebet an. Strophe für Strophe ohne Unterbrechung, eine Frau stimmt ein und singt mit. bemüht, den Schritt zu halten wird es langsam langsam dunkel.
Pausen werden an Getränkeständen gemacht, der Weg ist bewirtschaftet, mitgebrachte Kleinigkeiten werden angeboten, alle sind sehr, sehr freundlich zu mir.
Gespräche werden geführt, die wenigen Worte englisch von mir und die des Gesprächspartners machen es nicht einfach, aber irgendwie klappt es dann doch immer. Er ist 24 und an einer technischen Hochschule in Colombo. So langsam wird es mir warm obwohl es immer kälter wird. Auf den Stufen ist in hunderter Schritten schon die geschaffte Anzahl vermerkt, 2200, 2300 usw. Ich fange an zu schwitzen, 2400, 2500. Wie alt ich bin, was ich denn arbeite, wie lange ich noch bleibe? Auskünfte gehen hin und her. 2600, 2700 endlos, 2800, der Schweiß rinnt mir den Rücken hinunter, auf dem Handrücken bilden sich Pfützen, Schweißperlen auf der Stirne putze ich schon lange nicht mehr weg. Nur wenn sie brennend in die Augen laufen wird gehandelt.
Meine Pausen die ich machen muß werden länger 2900, 3000, 3100, meine Pausen kommen immer öfter. Kein Problem der Student möchte bei mir bleiben, keiner geht alleine, zu gefährlich. 3200, 3300, so langsam werde ich nachdenklich, 3400, 3500. Mein Begleiter erzählt mir es gibt drei Wege auf den Sri Pada, der kurze von 6 km und der lange von 16 km. Alles versteh ich nicht, hin und her, Verständigungsschwierigkeiten, andere Worte werden gesucht. Dann kommt mir die Erkenntnis: Wir sind auf dem langen Weg, 16 km lang, noch 7 vor uns! 3600, 3700. Jetzt hat es mir die Sprache verschlagen. Eigentlich wollte ich den kurzen Weg nutzen. Schweigend geht es weiter, 3800 und dann steht mein Entschluss fest, ich werde abbrechen.
Etwa 3900 Stufen hoch, nach 10 km Stufe an Stufe, ein Getränkestand, Pause. Ich teile der Gruppe meinen Entschluss mit hier abzubrechen und umzukehren, welches ein großes Palaver auslöst. Man möchte mir helfen, langsamer steigen, einer bleibt immer bei mir, kein Problem auch wenn es sehr lange dauert. Der singende Mönch trifft auch ein, er hatte an der letzten Station eine längere Pause mit der jungen Frau gemacht, die er begleitete. Es wird kälter und er zieht eine pinkfarbene Pudelmütze an, ohne Pudel. Zu dem Orange seines Umhanges ein heftiger Kontrast. Jetzt wieder herunter, unmöglich, zu gefährlich. Man bietet wieder Getränke an, ich esse von meinem mitgebrachten Essen aber es geht nicht viel rein, von irgend woher erscheint eine Banane, ich nehme dankend an. Nass wie ich bin, wird es sehr schnell kalt. Über die nassen Klamotten ein Pullover, eine Windjacke drüber. Die kurze Hose wurde per Reißverschluss und mitgebrachte Beinhülsen in eine lange verwandelt, welches ein heftiges Kichern bei den Frauen auslöste, das kannten sie wohl noch nicht. Man ringt mir das Versprechen ab an diesem Punkt zu übernachten. Der kleine Shop ist nicht nur bewirtschaftet sondern auch beschallt. Die ganze Zeit brüllt die Musik, die nur nach Eintreffen des Mönches für kurze Zeit reduziert wird.
Die Gruppe bricht auf ,aber nach einer Minute erscheint der Mönch wieder und gibt den vier Jugendlichen, die den Stand bewirtschaften, wohl die Anweisung mich nicht alleine gehen zu lassen. Er verschwindet nicht ohne sich zu verabschieden in der Nacht. Sein Gesang wird schnell leiser, alle verschwunden.
Ich bin mit den vier netten Jungen, man sagt wohl besser junge Männer, so etwa 18-22 alleine. Es ist kalt, die nassen Kleider tragen nicht zum Wohlbefinden bei, ich friere. Wenn ich mich vorbeuge und bewege, steigt die feuchte Luft vor meiner Nase aus meinen Shirt und bildet an der kalten Luft ein kleines Wölkchen, welches aber schnell wieder verschwindet. Mir ist klar, das es eine quälende Nacht werden wird.
Fortsetzung folgt ….