Rajapakse neuer Präsident
Colombo - Ministerpräsident Mahinda Rajapakse hat die Präsidentenwahl in Sri Lanka gewonnen. Wie die Wahlkommission am Freitag mitteilte, kam der Sozialist auf 50.29 Prozent der Stimmen, während Oppositionsführer Ranil Wickremesinghe 48,38 Prozent erhielt. Der Rest entfiel auf elf weitere Bewerber. Rajapakse gilt als Hardliner im Konflikt mit den tamilischen Rebellen, die den Norden und Osten der Insel teilweise kontrollieren und einen unabhängigen Staat anstreben.
Kein Kandidat des Krieges
Während Wickremesinghe für eine Wiederaufnahme der Gespräche mit der Rebellenorganisation Befreiungstiger von Tamil Eelam (LTTE) eintritt, will Rajapakse den Friedensprozess einer Totalrevision unterziehen. Darstellungen, er wolle zum bewaffneten Konflikt zurückkehren, weist er jedoch entschieden zurück. "Ich bin kein Kandidat des Krieges, aber es muss ein ehrenhafter Frieden sein", sagte Rajapakse bei seiner Stimmabgabe am Donnerstag. Die seit elf Jahren amtierende Präsidentin Chandrika Kumaratunga durfte gemäß der Verfassung nicht mehr für eine dritte Amtszeit kandidieren.
Die Börse in der Hauptstadt Colombo reagierte panisch auf den Wahlsieg des sozialistischen Premiers. Kurz nach ihrer Öffnung stürzte der Index um mehr als sechs Prozent ab. "Alle verkaufen, was das Zeug hält", berichtete ein Aktienhändler.
Hohe Wahlbeteiligung
Rajapakse, der am Freitag seinen 60. Geburtstag feiert, kam dem offiziellen Ergebnis zufolge auf 4,88 Millionen Stimmen. Auf den 56-jährigen Ex-Premier Wickremesinge entfielen 4,7 Millionen Stimmen. Die Wahlbeteiligung betrug rund 75 Prozent der 13 Millionen Stimmberechtigten; doch blieben in den Tamilen-Gebieten im Norden und Osten der Insel die meisten Menschen den Urnen fern. Wahlbeobachter berichteten, zahlreiche Tamilen seien von Anhängern der Befreiungstiger an der Wahlteilnahme gehindert worden. Der Boykott dürfte vor allem Wickremesinghe geschadet haben. Er hatte als Regierungschef im Jahr 2002 einen Waffenstillstand mit den Rebellen ausgehandelt, der aber in jüngster Zeit immer brüchiger geworden ist.
Anschläge gehen weiter
Unterdessen gingen die Anschläge im tamilischen Teil der Insel weiter. Bei einem Anschlag auf eine Moschee in der Stadt Akkararaipattu im Osten Sri Lankas wurden am Freitag in der Früh vier Menschen getötet und 25 verletzt, wie die Polizei mitteilte. Armeeangaben zufolge zufolge warfen Rebellen der Befreiungstiger zwei Handgranaten in die Moschee, in der sich hunderte Gläubige aufhielten. Das Motiv für den Anschlag einen Tag nach der Präsidentenwahl war zunächst nicht klar.
Anschläge
Die Wahl selbst war relativ ruhig verlaufen. Bei mehreren Granatenanschlägen waren am Donnerstag vier Polizisten und zwei Zivilisten verletzt worden. Zwei tamilische Rebellen starben bei Explosion eines selbst gebastelten Sprengsatzes. Um Ausschreitungen bei der Wahl zu verhindern, waren fast 100.000 Polizisten und Sicherheitskräfte im Einsatz. Rund 20.000 einheimische und ausländische Beobachter überwachten den ordnungsgemäßen Ablauf der Wahlen.
Die Rebellen kämpfen seit 1984 mit gewaltsamen Mitteln für eine Unabhängigkeit der tamilischen Gebiete im Osten und Norden der Insel. 64.000 Menschen sind in diesem Bürgerkrieg ums Leben gekommen. Von den 19 Millionen Einwohnern Sri Lankas sind 76 Prozent Singhalesen und 18 Prozent Tamilen.
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