S
Samuel
Guest
Mein alter Freund Wolfgang, schon vor über 20 Jahren Textautor unseres gemeinsamen Bildbandes "Thailand - zwischen Tradition und Tourismus", schrieb seine tiefen Erfahrungen auf, die im Jahre 2007 in einem Straßengraben von Sri Lanka ihren Anfang nahmen..........
Hier sein Bericht, Teil 1:
Reisen - Alles beginnt im Kopf!
Da blickt man nun zurück auf ein zum großen Teil gelebtes Leben, hat sich beruflich etabliert, privat gut engagiert und die sogenannten Jahresurlaube immer zielorientiert auf neue Länder und Menschen ausgerichtet.
So komme ich auf immerhin ca. 50 Länder dieser Erde auf verschiedenen Kontinenten, aber der Rest der Welt ist - so ungeführ - immer noch über weit mehr als100 Staaten groß.
Zugegeben: Die Welt ist kleiner geworden, was die Erreichbarkeit und Bereisbarkeit betrifft; in vielen Regionen herrscht Krieg oder kriegsähnliche Zustände; in viele islamische Länder zieht es mich derzeit gar nicht, obwohl ich gute Erinnerungen an den Nahen Osten und Nordafrika habe.
Und doch sind diese Erinnerungen an all die Reisen immer geprägt von ihrer zeitlichen Begrenztheit: Längstens 5 Wochen USA und Kanada 1980, meistens 3 - 4 Wochen in den letzten zwanzig Jahren, überwiegend Südostasien um den deutschen Wintern ein Stück aus den Rippen zu schneiden.
Und am Ende dieser vielfach schönen Tage steht man wieder in einem Airport irgendwo und liest auf den Anzeigetafeln neben Frankfurt die vielen anderen Ziele in die Welt, aber die Arbeitskollegen zu Hause erwarten mich doch - und das zurecht!
Und das Leben geht weiter, wird natürlich auch im Alltag zu Hause gerne gelebt und dennoch nagt die Sehnsucht nach einer Zeit, die, weniger begrenzt das Reisen erlaubt und erlaubt zu verlangsamen, zu verharren und loszulassen.
Also habe ich mit meinem öffentlichen Arbeitgeber ein sogenanntes “Sabbath-Jahr” vereinbart, konkret: Vier Jahre Vollzeit arbeiten für 80 % der Bezüge, 1 Jahr frei für 80 % der Bezüge. Klingt gut, ist gut, aber gar nicht soo einfach, weil man mit weniger Geld auskommen muss und auch fast nix gespart kriegt, will man nicht in Sack und Asche gehen.
Jetzt ist bald so weit und die “Arbeit” geht jetzt erst richtig los:
Wohin und wie lange jeweils vor Ort? Welche Ziele kann man sich mit durchschnittlich 50 Euro am Tag leisten? Route, Klima, Sicherheit? Ernährung, Unterkunft, Transport? Sprachen, Kultur, touristische “Highlights”? Versicherungen, Geldtransfer und “Notfallpläne”?
Und zu Hause? Wohnung, Fahrzeug, Mitgliedsbeiträge, Abo`s und all die anderen Kosten, die am Bein hängen…?
Von Anfang an klar ist: 1 Jahr ohne Winter! Also bietet sich an, auf der Westroute den Globus zu umrunden, immer der Wärme nach! Mein kompetenter Beraterfreund Samuel Degen von macht Vorschläge: Round-the-world-Ticket im Airlineverbund von Frankfurt nach Los Angeles, weiter über Hawai zu den Südseeinseln und dann rüber nach Neuseeland. Australien, klar und am Ende weiter über Singapur in mein geliebtes Südostasien: Thailand, Burma, Laos…vielleicht über Bangladesh nach Indien rein?
Spätestens jetzt holt mich die Begrenztheit der Zeit wieder ein. Ich wollte doch verweilen, wollte vor Ort da und dort die Tage fließen lassen, wollte mich einlassen auf Situationen und Begegnungen die nicht leiden unter Eile und schnellem Abschied.
Mittel- und Südamerika muß sein, weil da war ich noch nie. Also: Mexico, Guatemala, Honduras, El Salvador…Kolumbien lieber nicht (wer will schon in der Tagesschau erscheinen und vom Auswärtigen Amt freigekauft werden? Aber vielleicht ist es vor Ort doch ganz anders?), Ecuador, Bolivien, Peru!
Ich lese mich über das Internet ein, hauptsächlich. Uff, das ist der beste Tipp aus meinem Selbstreisehandbuch Bd.I, denn die dort zu lesenden Blogs mach schnell klar, daß Verlangsamung nicht nur wollen, sondern auch müssen sein kann. Transportmittel (Chickenbus?!?) , Unterkünfte unterschiedlicher Niveaus (gebetene und ungebetene Gäste), Grenzüberschreitungsabenteuer (Welcher Stempel, welches Dokument fehlt?), Nepper, Schlepper, Überfall? Und natürlich alles in spanisch! Bin ich froh, daß ich mir derzeit eine dumpfe Ahnung von dieser Sprache in der Volkshochschule verschaffe…
Also, mit den neuen Erkenntnissen, ergänzt auch über globetrotter.org wieder zu Samuel und Rat geholt - die Reise wird gesund geschrumpft:
Von Los Angeles nach Mexico City, erst mal zwei Wochen intensiven Sprachkurs, dann weiter durch Mexico, nach Yucatan und ans Meer, weiter nach Guatemala und Belice vielleicht noch Honduras und El Salvador - Südamerika ist bei geplanten 4 Monaten eher auf der Streichliste. Zurück nach Mexico City und L.A., jetzt auf die südl. Halbkugel, nach New Zeeland (endlich wieder englisch!), 4 Wochen müssen reichen, es ist jetzt schon Februar, dann 2 Monate durch Australien und zuletzt für 4 Monate durch Asien, die Seele baumeln lassen…
Soweit, so gut. Aber was nimmt man alles mit? Wieviel kann ein Mensch (er-) tragen? Ich packe meinen Koffer lieber schon jetzt!
Plötzlich Eile in der Gegenwart
Das mit dem Koffer packen ist durchaus wörtlich zu verstehen: Bei aller Spannung und Freude auf den “großen” Trip ist der seit langem schon geplante, alljährliche Winterurlaub mit leisen Schritten herangeeilt. Nächste Woche, am 14. Feb. geht’s ab nach Südasien. 10 Tage nach dem tsunamigeschädigten Sri Lanka, das ich schon 1996 mit meinem Freund M.S. bereiste und 10 Tage nach Goa in Indien, das mir von Samuel Degen schon seit Jahren ins Ohr und ins Herz geträufelt wurde. Eine gute Gelegenheit, gleich mal auszuprobieren, mein blog, das mir sein Sohn Michael im Schweiße seines Angesichts “gebaut” hat, aus fernen Internetcafe’s zu befüttern.
Ganz gelassen habe ich also meinen Rucksack-Rollerkoffer von der Staubhülle befreit und schon mal ein paar Lieblingsklamotten bereitgelegt; leichte Baumwollsachen in maximaler Stückzahl von jeweils drei Einheiten (plus eine am Körper) - glücklicherweise gibt es in Asien an jeder Ecke eine Laundry wo man binnen Stunden sein Zeugs gewaschen und gebügelt bekommt. Übrigens: Bei Kleidung gibt es nichts unverzichtbares; in Asien bekommt man diesbezüglich alles zu mehr als moderaten Preisen. Okay, die wärmende Fleecejacke für kühle Augenblicke muß man evtl. länger suchen.
Aber was ist mit dem ganzen anderen Krempel? Fängt schon mit Büchern an, die machen gleich Gewicht. Ein Paar feste Schuhe machen Volumen, wenn man nix findet, was mein reinstopfen kann, Trekkingsandalen und Badeschläppchen nicht vergessen. Waschbeutel ausdünnen, für die Reiseapotheke 1 Fläschchen Underberg (für alle Fälle, darf nicht fehlen; der Tipp stammt von der weitgereisten Andrea Liere von 4U-Tours) die Medikamente von Schachteln befreien, aber Beipackzettel irgendwo unterbringen, falls ein Autorisierter mehr wissen will. Bedauerlich auch Fälle und Gewicht von Sonnenschutzmitteln und artverwandten Essenzen, die vor Ort vielleicht teurer oder gar nicht zu bekommen sind. Und dann die “Gimmiktüte”, die übers Jahr mit allerlei Nettigkeiten zum Verschenken gefüllt wird: Farbstifte und Malbücher für Kinder, kleines Spielzeug sowieso; bunte Kalender, Feuerzeuge, Kugelschreiber und Taschenmesser für die Erwachsenen. Nächste Woche noch einen “Bettelgang” durch die Karlsruher Parfümerien um Kosmetik- und Parfümpröbchen-Spenden zu ergattern; darauf stehen sie dort alle - das Personal in den Unterkünften, Taxifahrer, Fremdenführer und manchmal auch Amtspersonen.
Macht alles zusammen zwei Kilo im Umfang eines Schuhkartons.
Und wo bleibe ich? Taschenlampe, Ersatz-Taschenmesser, Ersatzbrillen, Discman und CD’s (in die Welt von MP3 und i-pod bin ich noch nicht vorgedrungen), klitzekleine Lautsprecher, weil ich Ohrstöpsel hasse - die braucht Raymonde tonlos weil mein Schnarchen gegen die Genfer Konvention verstößt.
Ein großes und ein kleines Badetuch, Sarong und Hängematte (die stammt aus kambodschanischen Armeebeständen, ist aus hauchdünnem Fallschirmgewebe und hält mich aus).
Fehlt noch was? Das fällt mir dann dort auf. Und ich werde es verschmerzen.
Sri Lanka - Die ersten Tage
Wie war das doch mit dem Gepaeck? Zuviel, zuviel, viel zuviel. Schock an der Waage beim einchecken nach Colombo: 22 Kilo! Sind es die Buecher? Sind es die vielen kleinen Dinge in der “Werkzeugbox”? Sind es die vielen Tuben und Flaeschchen mit allem Schmierie gegen dies und das? Ich weiss es nicht. Dies bedarf einer besonders scharfen Analyse nach der Heimkehr. Allein die Vorstellung, ich muesste den ganzen Krempel tragen, gar noch ueber mehrere 100 Meter weit, macht mich schaudern.
Das Taxi, das wir fuer guenstige 3000 RS ergattern packt jedenfalls uns und unser Gepaeck in gut eineinhalb Stunden nach Kalutara ins schicke Hibiskus Beach Hotel, wo wir noch vor den anderen “All Inclusive”-Gaesten am Fruehstuecksbuffet nagen - schliesslich ist es erst 7.30 Uhr.
Das Wasser im Pool ist klar und trinkbar und ein paar Meter weiter bollert das Meer an den leeren Strand. Es hat was, das all inclusive, du musst dich um nix mehr kuemmern, kannst poolen, pennen und dir zwischendurch nen coolen Drink bringen lassen, bevor am Mittag und am Abend ein ordentliches Buffet aufgefahren wird, dessen Vielfalt mit einer Mahlzeit nicht zu erfassen ist. Und ueberhaupt ist Aklimatisierung ein langsamer Prozess, schliesslich kommt man aus einem arbeitsreichen, wenn auch nicht zu kalten Europa ins sonnige Suedasien und hat sich das ja auch verdient, weil man sich sonst nix goennt…
Spannend war dann doch der erste Schritt vor die beschuetzende Einrichtung Sterne-Hotel: Ruckzuck haben wir einen freundlichen Einheimischen an der Backe, der uns (auf seine Kosten), mit oeffentlichen Bus nach Wadduwa lotst, wo wir erfolgreich uns mit Rupien versorgen und er fuer seine Kinder (auf unsere Kosten) Michpulver kauft und uns ein Tuktuk (die heissen hier Threeweehler) fuer 1000 RS zurueck zum Hotel organisiert - da wren wir aber froh dass dort wieder all inclusive war, sogar die als Mexikaner verkleideten Singhalesen die exclusiv fuer uns “Marmor, Stein und Eisen bricht” spielten.
Aber wie schnell sind drei Tage vorbei, man ist schon richtig eingelullt zwischen Liege und Leckereien, da gehts schon ab zum oertlichen Bahnhof und Schwupp in die Eisenbahn nach Colombo und sofort in politische Gespraeche mit einem jungen Kerl verwickelt der mehr ueber Bush und Merkel weiss als einem im Urlaub lieb sein kann.
Aber auch das geht vorbei und nahtlos werden wir im Hbf von Colombo von Rodney uebernommen, der uns gleich Plaetze im Zug nach Kandy erkaempft - kaum sitzen wir, ist der Zug ueberfuellt und wir sind froh.
Froh auch das Rodney uns von seinen Jungs am Bhf von Kandy abholen laesst und in sein Guesthouse bringen mit ordentlichen Zimmern und tollem Blick ueber Tal und Fluss und eben schnell die 4-Tage-Tour an uns vercheckt - all inclusive versteht sich - fuer satte 400 Euro.
Nachts koennen wir kaum schlafen, weil wir uns dermassen ueber den Tisch gezogen fuehlten - im nachhinein hat sich das aber wieder relativiert, weil wir doch ganz schoen viel geboten bekamen fuer unser Geld.
Mit Soma, unserem Fahrer und Begleiter fuer die naechsten Tage sofort klar gekommen und warm geworden. Er ist ein fahrerisches Ass, bedenkt man die Strassen- und Verkehrsverhaeltnisse, die an sich unbeschreiblich sind, so man sie nicht selbst erlebt hat.
Im Hindu-Tempel von Matale empfangen uns gleich Trommeln und Hoerner, weil just zu dieser Stunde eine Gottheit freigelegt wird. Anschliessend gibts im Kraeutergarten gewuerzten Tee und eine beachtliche Ruecken- und brustmassage, was den steilen Treppenaufstieg zu den Hoehlen-Tempeln von Dambulla gestaerkt bewaeltigen laesst.
Ein kleiner Snack mit gefuellten Teigtaschen gibt dann doch nicht Kraft genug den Felsen von Sigiriya zu erklimmen - es ist noch bruetende Mittagshitze - aber die Fahrt durch den Milneriya-Nationalpark erfreut uns mit wilden Elefanten, Fuchs und Stachelschwein.
Abends im Peacock-Solitude bei Pollonaruwa gedaempfte Geraeusche aus den uns umgebendem Dschungel bei einem ausgezeichneten Dinner-Menue auf Rodneys Kosten…
Hier sein Bericht, Teil 1:
Reisen - Alles beginnt im Kopf!
Da blickt man nun zurück auf ein zum großen Teil gelebtes Leben, hat sich beruflich etabliert, privat gut engagiert und die sogenannten Jahresurlaube immer zielorientiert auf neue Länder und Menschen ausgerichtet.
So komme ich auf immerhin ca. 50 Länder dieser Erde auf verschiedenen Kontinenten, aber der Rest der Welt ist - so ungeführ - immer noch über weit mehr als100 Staaten groß.
Zugegeben: Die Welt ist kleiner geworden, was die Erreichbarkeit und Bereisbarkeit betrifft; in vielen Regionen herrscht Krieg oder kriegsähnliche Zustände; in viele islamische Länder zieht es mich derzeit gar nicht, obwohl ich gute Erinnerungen an den Nahen Osten und Nordafrika habe.
Und doch sind diese Erinnerungen an all die Reisen immer geprägt von ihrer zeitlichen Begrenztheit: Längstens 5 Wochen USA und Kanada 1980, meistens 3 - 4 Wochen in den letzten zwanzig Jahren, überwiegend Südostasien um den deutschen Wintern ein Stück aus den Rippen zu schneiden.
Und am Ende dieser vielfach schönen Tage steht man wieder in einem Airport irgendwo und liest auf den Anzeigetafeln neben Frankfurt die vielen anderen Ziele in die Welt, aber die Arbeitskollegen zu Hause erwarten mich doch - und das zurecht!
Und das Leben geht weiter, wird natürlich auch im Alltag zu Hause gerne gelebt und dennoch nagt die Sehnsucht nach einer Zeit, die, weniger begrenzt das Reisen erlaubt und erlaubt zu verlangsamen, zu verharren und loszulassen.
Also habe ich mit meinem öffentlichen Arbeitgeber ein sogenanntes “Sabbath-Jahr” vereinbart, konkret: Vier Jahre Vollzeit arbeiten für 80 % der Bezüge, 1 Jahr frei für 80 % der Bezüge. Klingt gut, ist gut, aber gar nicht soo einfach, weil man mit weniger Geld auskommen muss und auch fast nix gespart kriegt, will man nicht in Sack und Asche gehen.
Jetzt ist bald so weit und die “Arbeit” geht jetzt erst richtig los:
Wohin und wie lange jeweils vor Ort? Welche Ziele kann man sich mit durchschnittlich 50 Euro am Tag leisten? Route, Klima, Sicherheit? Ernährung, Unterkunft, Transport? Sprachen, Kultur, touristische “Highlights”? Versicherungen, Geldtransfer und “Notfallpläne”?
Und zu Hause? Wohnung, Fahrzeug, Mitgliedsbeiträge, Abo`s und all die anderen Kosten, die am Bein hängen…?
Von Anfang an klar ist: 1 Jahr ohne Winter! Also bietet sich an, auf der Westroute den Globus zu umrunden, immer der Wärme nach! Mein kompetenter Beraterfreund Samuel Degen von macht Vorschläge: Round-the-world-Ticket im Airlineverbund von Frankfurt nach Los Angeles, weiter über Hawai zu den Südseeinseln und dann rüber nach Neuseeland. Australien, klar und am Ende weiter über Singapur in mein geliebtes Südostasien: Thailand, Burma, Laos…vielleicht über Bangladesh nach Indien rein?
Spätestens jetzt holt mich die Begrenztheit der Zeit wieder ein. Ich wollte doch verweilen, wollte vor Ort da und dort die Tage fließen lassen, wollte mich einlassen auf Situationen und Begegnungen die nicht leiden unter Eile und schnellem Abschied.
Mittel- und Südamerika muß sein, weil da war ich noch nie. Also: Mexico, Guatemala, Honduras, El Salvador…Kolumbien lieber nicht (wer will schon in der Tagesschau erscheinen und vom Auswärtigen Amt freigekauft werden? Aber vielleicht ist es vor Ort doch ganz anders?), Ecuador, Bolivien, Peru!
Ich lese mich über das Internet ein, hauptsächlich. Uff, das ist der beste Tipp aus meinem Selbstreisehandbuch Bd.I, denn die dort zu lesenden Blogs mach schnell klar, daß Verlangsamung nicht nur wollen, sondern auch müssen sein kann. Transportmittel (Chickenbus?!?) , Unterkünfte unterschiedlicher Niveaus (gebetene und ungebetene Gäste), Grenzüberschreitungsabenteuer (Welcher Stempel, welches Dokument fehlt?), Nepper, Schlepper, Überfall? Und natürlich alles in spanisch! Bin ich froh, daß ich mir derzeit eine dumpfe Ahnung von dieser Sprache in der Volkshochschule verschaffe…
Also, mit den neuen Erkenntnissen, ergänzt auch über globetrotter.org wieder zu Samuel und Rat geholt - die Reise wird gesund geschrumpft:
Von Los Angeles nach Mexico City, erst mal zwei Wochen intensiven Sprachkurs, dann weiter durch Mexico, nach Yucatan und ans Meer, weiter nach Guatemala und Belice vielleicht noch Honduras und El Salvador - Südamerika ist bei geplanten 4 Monaten eher auf der Streichliste. Zurück nach Mexico City und L.A., jetzt auf die südl. Halbkugel, nach New Zeeland (endlich wieder englisch!), 4 Wochen müssen reichen, es ist jetzt schon Februar, dann 2 Monate durch Australien und zuletzt für 4 Monate durch Asien, die Seele baumeln lassen…
Soweit, so gut. Aber was nimmt man alles mit? Wieviel kann ein Mensch (er-) tragen? Ich packe meinen Koffer lieber schon jetzt!
Plötzlich Eile in der Gegenwart
Das mit dem Koffer packen ist durchaus wörtlich zu verstehen: Bei aller Spannung und Freude auf den “großen” Trip ist der seit langem schon geplante, alljährliche Winterurlaub mit leisen Schritten herangeeilt. Nächste Woche, am 14. Feb. geht’s ab nach Südasien. 10 Tage nach dem tsunamigeschädigten Sri Lanka, das ich schon 1996 mit meinem Freund M.S. bereiste und 10 Tage nach Goa in Indien, das mir von Samuel Degen schon seit Jahren ins Ohr und ins Herz geträufelt wurde. Eine gute Gelegenheit, gleich mal auszuprobieren, mein blog, das mir sein Sohn Michael im Schweiße seines Angesichts “gebaut” hat, aus fernen Internetcafe’s zu befüttern.
Ganz gelassen habe ich also meinen Rucksack-Rollerkoffer von der Staubhülle befreit und schon mal ein paar Lieblingsklamotten bereitgelegt; leichte Baumwollsachen in maximaler Stückzahl von jeweils drei Einheiten (plus eine am Körper) - glücklicherweise gibt es in Asien an jeder Ecke eine Laundry wo man binnen Stunden sein Zeugs gewaschen und gebügelt bekommt. Übrigens: Bei Kleidung gibt es nichts unverzichtbares; in Asien bekommt man diesbezüglich alles zu mehr als moderaten Preisen. Okay, die wärmende Fleecejacke für kühle Augenblicke muß man evtl. länger suchen.
Aber was ist mit dem ganzen anderen Krempel? Fängt schon mit Büchern an, die machen gleich Gewicht. Ein Paar feste Schuhe machen Volumen, wenn man nix findet, was mein reinstopfen kann, Trekkingsandalen und Badeschläppchen nicht vergessen. Waschbeutel ausdünnen, für die Reiseapotheke 1 Fläschchen Underberg (für alle Fälle, darf nicht fehlen; der Tipp stammt von der weitgereisten Andrea Liere von 4U-Tours) die Medikamente von Schachteln befreien, aber Beipackzettel irgendwo unterbringen, falls ein Autorisierter mehr wissen will. Bedauerlich auch Fälle und Gewicht von Sonnenschutzmitteln und artverwandten Essenzen, die vor Ort vielleicht teurer oder gar nicht zu bekommen sind. Und dann die “Gimmiktüte”, die übers Jahr mit allerlei Nettigkeiten zum Verschenken gefüllt wird: Farbstifte und Malbücher für Kinder, kleines Spielzeug sowieso; bunte Kalender, Feuerzeuge, Kugelschreiber und Taschenmesser für die Erwachsenen. Nächste Woche noch einen “Bettelgang” durch die Karlsruher Parfümerien um Kosmetik- und Parfümpröbchen-Spenden zu ergattern; darauf stehen sie dort alle - das Personal in den Unterkünften, Taxifahrer, Fremdenführer und manchmal auch Amtspersonen.
Macht alles zusammen zwei Kilo im Umfang eines Schuhkartons.
Und wo bleibe ich? Taschenlampe, Ersatz-Taschenmesser, Ersatzbrillen, Discman und CD’s (in die Welt von MP3 und i-pod bin ich noch nicht vorgedrungen), klitzekleine Lautsprecher, weil ich Ohrstöpsel hasse - die braucht Raymonde tonlos weil mein Schnarchen gegen die Genfer Konvention verstößt.
Ein großes und ein kleines Badetuch, Sarong und Hängematte (die stammt aus kambodschanischen Armeebeständen, ist aus hauchdünnem Fallschirmgewebe und hält mich aus).
Fehlt noch was? Das fällt mir dann dort auf. Und ich werde es verschmerzen.
Sri Lanka - Die ersten Tage
Wie war das doch mit dem Gepaeck? Zuviel, zuviel, viel zuviel. Schock an der Waage beim einchecken nach Colombo: 22 Kilo! Sind es die Buecher? Sind es die vielen kleinen Dinge in der “Werkzeugbox”? Sind es die vielen Tuben und Flaeschchen mit allem Schmierie gegen dies und das? Ich weiss es nicht. Dies bedarf einer besonders scharfen Analyse nach der Heimkehr. Allein die Vorstellung, ich muesste den ganzen Krempel tragen, gar noch ueber mehrere 100 Meter weit, macht mich schaudern.
Das Taxi, das wir fuer guenstige 3000 RS ergattern packt jedenfalls uns und unser Gepaeck in gut eineinhalb Stunden nach Kalutara ins schicke Hibiskus Beach Hotel, wo wir noch vor den anderen “All Inclusive”-Gaesten am Fruehstuecksbuffet nagen - schliesslich ist es erst 7.30 Uhr.
Das Wasser im Pool ist klar und trinkbar und ein paar Meter weiter bollert das Meer an den leeren Strand. Es hat was, das all inclusive, du musst dich um nix mehr kuemmern, kannst poolen, pennen und dir zwischendurch nen coolen Drink bringen lassen, bevor am Mittag und am Abend ein ordentliches Buffet aufgefahren wird, dessen Vielfalt mit einer Mahlzeit nicht zu erfassen ist. Und ueberhaupt ist Aklimatisierung ein langsamer Prozess, schliesslich kommt man aus einem arbeitsreichen, wenn auch nicht zu kalten Europa ins sonnige Suedasien und hat sich das ja auch verdient, weil man sich sonst nix goennt…
Spannend war dann doch der erste Schritt vor die beschuetzende Einrichtung Sterne-Hotel: Ruckzuck haben wir einen freundlichen Einheimischen an der Backe, der uns (auf seine Kosten), mit oeffentlichen Bus nach Wadduwa lotst, wo wir erfolgreich uns mit Rupien versorgen und er fuer seine Kinder (auf unsere Kosten) Michpulver kauft und uns ein Tuktuk (die heissen hier Threeweehler) fuer 1000 RS zurueck zum Hotel organisiert - da wren wir aber froh dass dort wieder all inclusive war, sogar die als Mexikaner verkleideten Singhalesen die exclusiv fuer uns “Marmor, Stein und Eisen bricht” spielten.
Aber wie schnell sind drei Tage vorbei, man ist schon richtig eingelullt zwischen Liege und Leckereien, da gehts schon ab zum oertlichen Bahnhof und Schwupp in die Eisenbahn nach Colombo und sofort in politische Gespraeche mit einem jungen Kerl verwickelt der mehr ueber Bush und Merkel weiss als einem im Urlaub lieb sein kann.
Aber auch das geht vorbei und nahtlos werden wir im Hbf von Colombo von Rodney uebernommen, der uns gleich Plaetze im Zug nach Kandy erkaempft - kaum sitzen wir, ist der Zug ueberfuellt und wir sind froh.
Froh auch das Rodney uns von seinen Jungs am Bhf von Kandy abholen laesst und in sein Guesthouse bringen mit ordentlichen Zimmern und tollem Blick ueber Tal und Fluss und eben schnell die 4-Tage-Tour an uns vercheckt - all inclusive versteht sich - fuer satte 400 Euro.
Nachts koennen wir kaum schlafen, weil wir uns dermassen ueber den Tisch gezogen fuehlten - im nachhinein hat sich das aber wieder relativiert, weil wir doch ganz schoen viel geboten bekamen fuer unser Geld.
Mit Soma, unserem Fahrer und Begleiter fuer die naechsten Tage sofort klar gekommen und warm geworden. Er ist ein fahrerisches Ass, bedenkt man die Strassen- und Verkehrsverhaeltnisse, die an sich unbeschreiblich sind, so man sie nicht selbst erlebt hat.
Im Hindu-Tempel von Matale empfangen uns gleich Trommeln und Hoerner, weil just zu dieser Stunde eine Gottheit freigelegt wird. Anschliessend gibts im Kraeutergarten gewuerzten Tee und eine beachtliche Ruecken- und brustmassage, was den steilen Treppenaufstieg zu den Hoehlen-Tempeln von Dambulla gestaerkt bewaeltigen laesst.
Ein kleiner Snack mit gefuellten Teigtaschen gibt dann doch nicht Kraft genug den Felsen von Sigiriya zu erklimmen - es ist noch bruetende Mittagshitze - aber die Fahrt durch den Milneriya-Nationalpark erfreut uns mit wilden Elefanten, Fuchs und Stachelschwein.
Abends im Peacock-Solitude bei Pollonaruwa gedaempfte Geraeusche aus den uns umgebendem Dschungel bei einem ausgezeichneten Dinner-Menue auf Rodneys Kosten…