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Paris (Reuters) - Die seit elf Nächten andauernden Unruhen in französischen Vorstädten haben ein erstes Todesopfer gefordert. Ein Mann, der während der Krawalle am Freitag zusammengeschlagen wurde, erlag am Montag seinen Verletzungen. Ungeachtet eines Regierungsaufrufs zu Ruhe und Ordnung verschärften sich die Ausschreitungen. In Grigny südlich von Paris schossen Randalierer gezielt auf Polizisten und verletzten zwei von ihnen schwer. Augenzeugen berichteten von bürgerkriegsähnlichen Szenen. In Berlin und Bremen riefen die Krawalle möglicherweise Nachahmungstäter auf den Plan.
Das französische Innenministerium bestätigte den Tod des in einem Vorort nördlich von Paris zusammengeschlagenen Mannes. Die Zeitung "Le Parisien" berichtete, er sei 60 Jahre alt gewesen und vor seinem Haus in Stains von einem Jugendlichen angegriffen worden. Seitdem habe er im Koma gelegen.
Neben dem Großraum Paris waren in der Nacht zum Montag die Städte Marseille, Saint-Etienne, Toulouse, Metz und Lille von den Unruhen betroffen. Insgesamt kam es in 274 Kommunen zu Ausschreitungen. 36 Sicherheitskräfte wurden verletzt. Rund 1400 Autos gingen in Flammen auf. 395 Menschen wurden festgenommen.
Eine der größten Moslemorganisationen Frankreichs verhängte eine Fatwa - einen islamischen Rechtsspruch -, der sie die Unruhen verurteilte. Sie reagierte damit auf Spekulationen, militante Moslems hätten einen Teil der Krawalle organisiert.
In Grigny gingen Randalierer mit Schusswaffen, Molotow-Cocktails und Steinen gegen Polizisten vor. "Sie haben wirklich auf die Beamten geschossen. Das ist fürwahr ernste Gewalt und nicht so wie in den Nächten zuvor", sagte ein Polizist. Die Gewalt nehme immer mehr zu. "Ich fühle mich wie in einem Kriegsgebiet", sagte eine Anwohnerin.
Die Polizeigewerkschaft CFTC erklärte: "Nichts scheint den Bürgerkrieg stoppen zu können, der sich jeden Tag im ganzen Land immer weiter ausbreitet." Sie forderte eine Ausgangssperre für die von den Unruhen betroffenen Gebiete und ein Einschalten der Armee. "Die Ereignisse, die wir jetzt erleben, sind seit Ende des Zweiten Weltkriegs ohne Beispiel."
VILLEPIN: KEINE GHETTOBILDUNG ZULASSEN
In Saint-Etienne kaperten Jugendliche einen Bus, forderten die Passagiere zum Verlassen auf und setzten das Fahrzeug in Brand. In Straßburg warfen Randalierer Brandsätze in eine Grundschule und in Toulouse wurde ein Auto in den Eingang eines Metro-Tunnels gestürzt.
Ministerpräsident Dominique de Villepin sollte am Montagabend Maßnahmen für die verarmten Vorstädte der französischen Großstädte bekannt geben. Zuvor erklärte er, es dürfe keine Ghetto-Bildung zugelassen werden. In den von den Krawallen betroffenen Satellitenstädten leben zumeist Einwandererfamilien aus Nord- und Schwarzafrika. Für den Ausbruch der Gewalt machen die meisten Beobachter eher Diskriminierungen und die Perspektivlosigkeit verantwortlich als religiöse Hintergründe.
Präsident Jacques Chirac hatte am Sonntag nach Beratungen des nationalen Sicherheitsrates erklärt, die Wiederherstellung von Sicherheit und öffentlicher Ordnung habe absolute Priorität. "Das Gesetz muss das letzte Wort haben." Frankreich sei entschlossen, Stärke zu zeigen. Justizminister Pascal Clement forderte die Staatsanwälte auf, insbesondere gegen Wiederholungstäter härtere Urteile zu fordern.
Die Vorsitzende des größten französischen Wirtschaftsverbands, Laurence Parisot, warnte inzwischen vor den Folgen für die Wirtschaft des Landes. Vor allem der Tourismus und Investitionen seien gefährdet. "Das Ansehen von Frankreich ist tief beschädigt worden", sagte Parisot dem Rundfunksender "Europe 1".
In der Nacht zum Montag wurden auch in Berlin und Bremen sechs Autos in Brand gesetzt. Die Polizei in Berlin schloss nicht aus, dass die Anschläge auf fünf Fahrzeuge im Stadtteil Tiergarten von Nachahmern der Jugendkrawalle in Frankreich verübt wurden. Die Behörden ordneten eine Verstärkung der Polizei-Präsenz in dem Stadtteil an. In Bremen, wo bereits in der Nacht zum Sonntag Brandanschläge auf drei Autos verübt worden waren, ging ein Wohnmobil in Flammen auf. Zudem wurden mehrere Müllcontainer angezündet.
http://de.today.reuters.com/news/Ne...751033_RTRDEOC_0_FRANKREICH-UNRUHEN-TOTER.xml
Das französische Innenministerium bestätigte den Tod des in einem Vorort nördlich von Paris zusammengeschlagenen Mannes. Die Zeitung "Le Parisien" berichtete, er sei 60 Jahre alt gewesen und vor seinem Haus in Stains von einem Jugendlichen angegriffen worden. Seitdem habe er im Koma gelegen.
Neben dem Großraum Paris waren in der Nacht zum Montag die Städte Marseille, Saint-Etienne, Toulouse, Metz und Lille von den Unruhen betroffen. Insgesamt kam es in 274 Kommunen zu Ausschreitungen. 36 Sicherheitskräfte wurden verletzt. Rund 1400 Autos gingen in Flammen auf. 395 Menschen wurden festgenommen.
Eine der größten Moslemorganisationen Frankreichs verhängte eine Fatwa - einen islamischen Rechtsspruch -, der sie die Unruhen verurteilte. Sie reagierte damit auf Spekulationen, militante Moslems hätten einen Teil der Krawalle organisiert.
In Grigny gingen Randalierer mit Schusswaffen, Molotow-Cocktails und Steinen gegen Polizisten vor. "Sie haben wirklich auf die Beamten geschossen. Das ist fürwahr ernste Gewalt und nicht so wie in den Nächten zuvor", sagte ein Polizist. Die Gewalt nehme immer mehr zu. "Ich fühle mich wie in einem Kriegsgebiet", sagte eine Anwohnerin.
Die Polizeigewerkschaft CFTC erklärte: "Nichts scheint den Bürgerkrieg stoppen zu können, der sich jeden Tag im ganzen Land immer weiter ausbreitet." Sie forderte eine Ausgangssperre für die von den Unruhen betroffenen Gebiete und ein Einschalten der Armee. "Die Ereignisse, die wir jetzt erleben, sind seit Ende des Zweiten Weltkriegs ohne Beispiel."
VILLEPIN: KEINE GHETTOBILDUNG ZULASSEN
In Saint-Etienne kaperten Jugendliche einen Bus, forderten die Passagiere zum Verlassen auf und setzten das Fahrzeug in Brand. In Straßburg warfen Randalierer Brandsätze in eine Grundschule und in Toulouse wurde ein Auto in den Eingang eines Metro-Tunnels gestürzt.
Ministerpräsident Dominique de Villepin sollte am Montagabend Maßnahmen für die verarmten Vorstädte der französischen Großstädte bekannt geben. Zuvor erklärte er, es dürfe keine Ghetto-Bildung zugelassen werden. In den von den Krawallen betroffenen Satellitenstädten leben zumeist Einwandererfamilien aus Nord- und Schwarzafrika. Für den Ausbruch der Gewalt machen die meisten Beobachter eher Diskriminierungen und die Perspektivlosigkeit verantwortlich als religiöse Hintergründe.
Präsident Jacques Chirac hatte am Sonntag nach Beratungen des nationalen Sicherheitsrates erklärt, die Wiederherstellung von Sicherheit und öffentlicher Ordnung habe absolute Priorität. "Das Gesetz muss das letzte Wort haben." Frankreich sei entschlossen, Stärke zu zeigen. Justizminister Pascal Clement forderte die Staatsanwälte auf, insbesondere gegen Wiederholungstäter härtere Urteile zu fordern.
Die Vorsitzende des größten französischen Wirtschaftsverbands, Laurence Parisot, warnte inzwischen vor den Folgen für die Wirtschaft des Landes. Vor allem der Tourismus und Investitionen seien gefährdet. "Das Ansehen von Frankreich ist tief beschädigt worden", sagte Parisot dem Rundfunksender "Europe 1".
In der Nacht zum Montag wurden auch in Berlin und Bremen sechs Autos in Brand gesetzt. Die Polizei in Berlin schloss nicht aus, dass die Anschläge auf fünf Fahrzeuge im Stadtteil Tiergarten von Nachahmern der Jugendkrawalle in Frankreich verübt wurden. Die Behörden ordneten eine Verstärkung der Polizei-Präsenz in dem Stadtteil an. In Bremen, wo bereits in der Nacht zum Sonntag Brandanschläge auf drei Autos verübt worden waren, ging ein Wohnmobil in Flammen auf. Zudem wurden mehrere Müllcontainer angezündet.
http://de.today.reuters.com/news/Ne...751033_RTRDEOC_0_FRANKREICH-UNRUHEN-TOTER.xml