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Eine wacklige Angelegenheit
Hilfsorganisationen besorgt über Sicherheitslage in Sri Lanka
Von Falk Hornuß
Deutsche Hilfsorganisationen sind besorgt über die angespannte Sicherheitslage in Sri Lanka. Die Projektaktivitäten der Deutschen Welthungerhilfe beispielsweise im Tamilengebiet im Norden und Nordosten des kleinen südasiatischen Landes werden bis Ende des Monats in verringertem Umfang fortgeführt. Die drei deutschen Mitarbeiter, die in der von den Tamilen kontrollierten Stadt Kilinochchi arbeiteten, sind vorübergehend aus dem Gebiet abgezogen worden. Hintergrund sind die wieder zunehmenden Auseinandersetzungen zwischen den tamilischen Rebellen und Regierungstruppen, bei denen allein im vergangenen Monat 83 Regierungssoldaten und bewaffnete Tamilen ums Leben gekommen sind.
Der Ausnahmezustand, der nach der Ermordung des Außenministers verhängt wurde, besteht weiterhin. Die Auseinandersetzungen konzentrieren sich offenbar auf die von der Regierung kontrollierte strategisch wichtige Halbinsel Jaffna im Norden des Landes. Nach unterschiedlichen Angaben sind von dort in den letzten Tagen zwischen 1.000 und 30.000 Menschen geflohen. In einem Bürgerkrieg kämpften die Tamilen bereits seit 1982 um die Unabhängigkeit. Mehr als 65.000 Menschen kamen dabei ums Leben. Seit 2002 gilt in dem Land mit dem Löwen im Wappen an sich ein Waffenstillstand.
Die Welthungerhilfe hofft daher auf einen neuerlichen Verhandlungsversuch der norwegischen Regierung. Vom 23. bis 26. Januar wird eine Delegation erwartet, die Gespräche mit beiden Parteien führen wird, um einen neuen Verhandlungstermin auszuhandeln. „Die Situation ist angespannt wie seit langem nicht mehr", berichtet Heinz Seidler, Regionalkoordinator der Welthungerhilfe. In den Ortschaften rund um das Tamilengebiet würden die militärische Präsenz und Schutzanlagen verstärkt. Die Deutsche Welthungerhilfe ist seit den siebziger Jahren in Sri Lanka tätig. Seit 1992 arbeitet sie mit der renommierten srilankischen Nichtregierungsorganisation Sewalanka Foundation (SLF) zusammen, die von Tamilen und Singhalesen gleichermaßen respektiert wird. Schwerpunkt der Arbeit sind Projekte zur Ernährungssicherung
und der Reintegration von Bürgerkriegsflüchtlingen, die nach dem Waffenstillstandsabkommen verstärkt wurden. Die Welthungerhilfe leistete zudem Nothilfe nach dem Tsunami und engagiert sich bei Wiederaufbauprojekten für die Opfer der Katastrophe.
Als unberechenbar schildert auch Maren Paech, Projektkoordinatorin von Malteser International in Sri Lanka, die Sicherheitslage im Land: „Früher richteten sich die Anschläge eher gegen Armee-Stützpunkte, jetzt haben sich die Attacken auf die Zivilbevölkerung ausgeweitet. Und sogar am Strand, wo sonst Familien, Freunde und Studenten friedlich den Tag ausklingen lassen, ist man nicht mehr sicher. 200 Meter von meiner Wohnung in Trincomalee entfernt, explodierte am Montag eine Granate. Kurz darauf fuhr eine bewaffnete Gruppe auf der Uferpromenade entlang und erschoß sechs
Studenten." Seitdem, so Paech, halte die Gewalt an. Im Umland von Trincomalee komme es immer wieder zu Anschlägen und Schießereien. Elf Mitarbeiter von Malteser International, darunter sechs Deutsche, betreuen in Sri Lanka 20 Projekte mit einem Gesamtvolumen von mehr als fünf Millionen Euro. Die Projekte befinden sich in den vom Tsunami am stärksten betroffenen Regionen an der Nord-, Ost- und Südküste. Programmschwerpunkte sind: Wiederaufbau von Häusern, Behinderten- und Kinderheimen sowie Waisenhäusern. Zudem organisiert man Ausbildungs- und Einkommen schaffende Maßnahmen sowie eine psychosoziale Begleitung von traumatisierten Tsunami-Opfern.
Ebenfalls mit großer Sorge betrachtet das Deutsche Rote Kreuz (DRK) die instabile politische Situation in Sri Lanka. Alle Aktivitäten im Tamilengebiet könnten zur Zeit allerdings noch ohne Einschränkungen fortgeführt werden. Das DRK stellt mit 20 Mitarbeitern und 24 Projekten im Tamilengebiet eine der größten internationalen Delegationen. Mehr als 30 Millionen Euro der Tsunami-Spenden sollen in den kommenden fünf Jahren in diesen Gebieten eingesetzt werden. Zu den größten Projekten in den Distrikten Mullaitivu und Ampara zählen der Wiederaufbau von vier Krankenhäusern, der Bau von bis zu 1.700 Häusern und die Sicherstellung der Trinkwasserversorgung. Das DRK betreibt in Puthukkudiyiruppu zudem eines der wenigen noch intakten Krankenhäuser der gesamten Region. Seit Juli 2005 sind hier mehr als 100.000 Patienten behandelt worden. DRK-Ärzte halfen bei der Geburt von mehr als 1.500 Babies. Ein Zeichen der Hoffnung für das gebeutelte Land. Doch muß eine weitere Eskalation der Unruhen befürchtet werden. Denn zu wenig zeigt sich die Regierung geneigt, das Los der Tamilien zu erleichtern.
http://www.rbi-aktuell.de/cms/front_content.php?client=1&lang=1&idcat=5&idart=3246
Hilfsorganisationen besorgt über Sicherheitslage in Sri Lanka
Von Falk Hornuß
Deutsche Hilfsorganisationen sind besorgt über die angespannte Sicherheitslage in Sri Lanka. Die Projektaktivitäten der Deutschen Welthungerhilfe beispielsweise im Tamilengebiet im Norden und Nordosten des kleinen südasiatischen Landes werden bis Ende des Monats in verringertem Umfang fortgeführt. Die drei deutschen Mitarbeiter, die in der von den Tamilen kontrollierten Stadt Kilinochchi arbeiteten, sind vorübergehend aus dem Gebiet abgezogen worden. Hintergrund sind die wieder zunehmenden Auseinandersetzungen zwischen den tamilischen Rebellen und Regierungstruppen, bei denen allein im vergangenen Monat 83 Regierungssoldaten und bewaffnete Tamilen ums Leben gekommen sind.
Der Ausnahmezustand, der nach der Ermordung des Außenministers verhängt wurde, besteht weiterhin. Die Auseinandersetzungen konzentrieren sich offenbar auf die von der Regierung kontrollierte strategisch wichtige Halbinsel Jaffna im Norden des Landes. Nach unterschiedlichen Angaben sind von dort in den letzten Tagen zwischen 1.000 und 30.000 Menschen geflohen. In einem Bürgerkrieg kämpften die Tamilen bereits seit 1982 um die Unabhängigkeit. Mehr als 65.000 Menschen kamen dabei ums Leben. Seit 2002 gilt in dem Land mit dem Löwen im Wappen an sich ein Waffenstillstand.
Die Welthungerhilfe hofft daher auf einen neuerlichen Verhandlungsversuch der norwegischen Regierung. Vom 23. bis 26. Januar wird eine Delegation erwartet, die Gespräche mit beiden Parteien führen wird, um einen neuen Verhandlungstermin auszuhandeln. „Die Situation ist angespannt wie seit langem nicht mehr", berichtet Heinz Seidler, Regionalkoordinator der Welthungerhilfe. In den Ortschaften rund um das Tamilengebiet würden die militärische Präsenz und Schutzanlagen verstärkt. Die Deutsche Welthungerhilfe ist seit den siebziger Jahren in Sri Lanka tätig. Seit 1992 arbeitet sie mit der renommierten srilankischen Nichtregierungsorganisation Sewalanka Foundation (SLF) zusammen, die von Tamilen und Singhalesen gleichermaßen respektiert wird. Schwerpunkt der Arbeit sind Projekte zur Ernährungssicherung
und der Reintegration von Bürgerkriegsflüchtlingen, die nach dem Waffenstillstandsabkommen verstärkt wurden. Die Welthungerhilfe leistete zudem Nothilfe nach dem Tsunami und engagiert sich bei Wiederaufbauprojekten für die Opfer der Katastrophe.
Als unberechenbar schildert auch Maren Paech, Projektkoordinatorin von Malteser International in Sri Lanka, die Sicherheitslage im Land: „Früher richteten sich die Anschläge eher gegen Armee-Stützpunkte, jetzt haben sich die Attacken auf die Zivilbevölkerung ausgeweitet. Und sogar am Strand, wo sonst Familien, Freunde und Studenten friedlich den Tag ausklingen lassen, ist man nicht mehr sicher. 200 Meter von meiner Wohnung in Trincomalee entfernt, explodierte am Montag eine Granate. Kurz darauf fuhr eine bewaffnete Gruppe auf der Uferpromenade entlang und erschoß sechs
Studenten." Seitdem, so Paech, halte die Gewalt an. Im Umland von Trincomalee komme es immer wieder zu Anschlägen und Schießereien. Elf Mitarbeiter von Malteser International, darunter sechs Deutsche, betreuen in Sri Lanka 20 Projekte mit einem Gesamtvolumen von mehr als fünf Millionen Euro. Die Projekte befinden sich in den vom Tsunami am stärksten betroffenen Regionen an der Nord-, Ost- und Südküste. Programmschwerpunkte sind: Wiederaufbau von Häusern, Behinderten- und Kinderheimen sowie Waisenhäusern. Zudem organisiert man Ausbildungs- und Einkommen schaffende Maßnahmen sowie eine psychosoziale Begleitung von traumatisierten Tsunami-Opfern.
Ebenfalls mit großer Sorge betrachtet das Deutsche Rote Kreuz (DRK) die instabile politische Situation in Sri Lanka. Alle Aktivitäten im Tamilengebiet könnten zur Zeit allerdings noch ohne Einschränkungen fortgeführt werden. Das DRK stellt mit 20 Mitarbeitern und 24 Projekten im Tamilengebiet eine der größten internationalen Delegationen. Mehr als 30 Millionen Euro der Tsunami-Spenden sollen in den kommenden fünf Jahren in diesen Gebieten eingesetzt werden. Zu den größten Projekten in den Distrikten Mullaitivu und Ampara zählen der Wiederaufbau von vier Krankenhäusern, der Bau von bis zu 1.700 Häusern und die Sicherstellung der Trinkwasserversorgung. Das DRK betreibt in Puthukkudiyiruppu zudem eines der wenigen noch intakten Krankenhäuser der gesamten Region. Seit Juli 2005 sind hier mehr als 100.000 Patienten behandelt worden. DRK-Ärzte halfen bei der Geburt von mehr als 1.500 Babies. Ein Zeichen der Hoffnung für das gebeutelte Land. Doch muß eine weitere Eskalation der Unruhen befürchtet werden. Denn zu wenig zeigt sich die Regierung geneigt, das Los der Tamilien zu erleichtern.
http://www.rbi-aktuell.de/cms/front_content.php?client=1&lang=1&idcat=5&idart=3246