Ist Armut in SL mit Armut in D vergleichbar ?

Hänschen

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Ich stelle diese Frage bewusst provokativ. Selbst erlebte Dinge in beiden Ländern brachten mich auf dieses Thema und hinzu kommt der folgende Artikel einer Praktikantin aus dem "Angels Home".

Klick

Inga Sangermann schreibt dort u.a.:

Als wir die Hütte das erste Mal betraten, waren wir zunächst wie vor den Kopf gestoßen. Denn außer dem Büffettisch sahen wir: Nichts. Keine Möbel, keine Habseligkeiten, keine Dekoration; nichts, was eine Wohnung normalerweise ausmacht und zu einem Zuhause werden lässt.

Und abschliessend stellt Inga für sich selbst fest:

Und ich frage mich, ob die Dinge, die ich in Deutschland oft als „Probleme“ angesehen habe, auch wirklich „echte Probleme“ sind!

Für eine junge Frau zu weit gedacht ?

Glaube ich nicht............

P.S.: Extreme Fälle gibt es sicher in beiden Ländern und mir geht es um den Regelfall.
 
Vergleichbar sicherlich (vergleichen kann man alles mit allen), aber sicher nicht gleichzusetzen.

Wenn ich in Sri Lanka bin, komme ich auch mit viel weniger "Drumherum" aus, als hier in Deutschland. Außerdem setzen da auch die klimatischen Bedingungen engere Grenzen. Da vergammelt manches viel schneller als hier in unseren Breiten (damit meine ich keine Lebensmittel).

Außerdem betreibt man in anderen Ländern nicht unbedingt so einen Wohnkult wie hier in Deutschland, das kann man oftmals schon in den Nachbarländern beobachten. Ob das immer sinnvoll ist, muß wohl jeder für sich selbst entscheiden.
 
Hallo die Runde,

für mich stellt sich erst einmal die Frage was ist Armut? In der Wikipedia findet man erste Hinweise: klick

Zwei Unterbegriffe findet man dort:
Absolute Armut
„Armut auf absolutem Niveau ist Leben am äußersten Rand der Existenz. Die absolut Armen sind Menschen, die unter schlimmen Entbehrungen und in einem Zustand von Verwahrlosung und Entwürdigung ums Überleben kämpfen, der unsere durch intellektuelle Phantasie und privilegierte Verhältnisse geprägte Vorstellungskraft übersteigt."
Relative Armut (hier klickern)
Relative Armut bezieht sich auf verschiedene statistische Maßzahlen für eine Gesellschaft. Häufig wird dabei auf ein bestimmtes Verhältnis des gewichteten individuellen Einkommens zum Median des Netto-Äquivalenzeinkommens abgestellt. Üblich sind in Politik und Öffentlichkeit Armutsgrenzen bei 40 %, 50 % oder 60 % des Medians

Genug der Zitate. Da in diesem Thema ein Vergleich gefodert ist, kann es sich folgedessen auch nur um die relative Armut handeln. Relativ arm ist der, dem nur 40-60% des mittleren Einkommens zur Verfügung stehen. Ich lege hier für die weitere Betrachtung mal den unteren Wert 40% zugrunde.

Das deutsche mittlere, monatliche Einkommen betrug 1311€ (2009) (Wikipedia)
Für Sri Lankan habe ich den Wert von 2053 USD im Jahr gefunden. (Bundesamt für Migration)
Ich habe auch andere Werte gefunden, aber bei der folgenden Bewertung ändert das nicht viel.

Umgerechnet läge danach die Armutsgrenze für Deutsche bei 524€ und für Sri Lankan bei 56€. Auf dieser Basis ist die Armut in Sri Lanka mit der in Deutschland vergleichbar.

Etwa 4% der deutschen Bevölkerung gelten nach dieser Definition als arm (relative Armut).
Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) schreibt über Sri Lanka: (hier klickern) "Neuere Erhebungen gehen von einer Armutsrate von 23 Prozent aus."

Jetzt haben wir das Ergebnis: In Sri Lanka gibt es etwa sechs mal so viele Arme wie in Deutschland.

Noch etwas am Rande: In den USA sind wegen der schlechteren sozialen Absicherungssysteme rund 12,7 Prozent der Bevölkerung arm. In Polen sind es 12%. (Quelle)

Grüße von dc0kk, der froh ist, das er immer noch über dieser Grenze liegt.



PS: Ein interessantes PDF-Informationsblatt gibt es hier
 
Zuletzt bearbeitet:
Auch von mir ein Hallo in die Runde
Ich bin ja nun wahrlich kein Kenner des Landes,aber aber mein 1.Aufendhalt in S.L.hat mich doch gerade auch wegen diesem Thema sehr bewegt.
Der Begriff "Armut" ist natürlich sehr weitläufig und wird bestimmt nach jeweiliger sozialer Stellung jedes Einzelnen anders definiert.
Ich wusste schon wohin ich reise,aber die Realität hat mich doch schon des öffteren bewegt.Eigendlich ist es eine Erfahrung die besonders "Entscheidungsträger"aus Europa mal machen müßten.
Und ich frage mich, ob die Dinge, die ich in Deutschland oft als „Probleme“ angesehen habe, auch wirklich „echte Probleme“ sind!
Genau das war meine Einstellung nach der Rückkehr,aber leider gibt es zu wenig-eigendlich keine Menschen mit solchen Erfahrungen in meinem Umkreis-so das mich unser Leben wieder Alltag geworden ist.
Wir hatten vor langerZeit shon mal ein ähnliches Thema im Board(Wie viel darf ein Einheimischer verdienen)-das ist leider eskaliert-ich hoffe das es diesmal ruhiger zugeht.
Schönen Abend noch !
Bauzi
 
Nach meiner Erfahrung kann man's nicht mit einander vergleichen, es sind einfach zwei verschiedene Welten.

Wer in Sri Lanka richtig arm ist, der hat einfach nichts, oder so gut wie nichts und kann nur von einem Tag zum anderen leben. Unterstützung gibt es so gut wie keine, caritative Einrichtungen wie bei uns hab ich noch keine gesehen, oder kennt jemand so was wie ne Kleiderkammer oder Suppenküche?

hier in D ist man auf einem relativ hohen Niveau arm... wer von Hartz 4 leben muss, der ist wahrlich nicht zu beneiden, aber er hat sein monatlich festes 'Einkommen', Wohngeld etc. ausserdem gibt es viele Anlaufstellen wo man Hilfe bekommen kann, so dass eigentlich keiner auf dem nackten Boden oder in Hütten aus Plastikfolie schlafen muss.

Einem Armen in Sri Lanka würden die Augen übergehen, wenn er erfahren würde wie ein 'Armer' hier leben kann.
 
Bea,
Du sprichst mir aus dem Herzen.....
(ich hätte es nicht so ausdrücken können.)
 
@dc0kk Vielen Dank für den interessanten Beitrag! Wird man sich auch in Regensburg sehen?

Gruß
 
Wird man sich auch in Regensburg sehen? Gruß

Hallo Manuel,

ich werde nicht nach Regensburg kommen. Der Aufwand und die Entfernung sind mir zu hoch.

Beste Grüße, dc0kk
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