News 05.04./ Konflikt nicht zu gewinnen

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"Konflikt nicht zu gewinnen"

Von unserem Mitarbeiter RALF LEONHARD (Die Presse) 05.04.2006

Wiener Friedensforscher vermitteln im singhalesisch-tamilischen Bürgerkrieg.



WIEN. Die Lösung komplizierter ethnischer Konflikte braucht Zeit. Das habe seine Erfahrung in Bosnien gezeigt, erklärte Wolfgang Petritsch, derzeit Österreichs Botschafter bei der UNO in Genf. Der ehemalige hohe Vertreter in Bosnien war der erste Gastredner bei einem Seminar, bei dem es um einen Konflikt geht, der - rund 7000 Kilometer von Sarajewo entfernt - schon mehrere Jahrzehnte andauert: der Bürgerkrieg auf Sri Lanka.



Seit Montag tagt eine hochrangige Gruppe von Vertretern von Regierung und Opposition in einem Hotel im Wienerwald. Gesponsert vom Außenamt und organisiert vom Institute for Integrative Conflict Transformation and Peacebuilding (IICP) werden dort Modelle für eine Autonomielösung diskutiert, mit der sowohl die tamilischen und muslimischen Minderheiten als auch die singhalesische Mehrheit leben können.

Gudrun Kramer, Co-Direktorin des in Wien ansässigen IICP, freut sich, dass die in den vergangenen Jahren von ihren Seminaren ausgegangenen Diskussionen schon bisher Einfluss auf die Verhandlungsparteien gehabt haben.

Nach Ostern werden Regierung und und die Tiger-Rebellen (LTTE-Liberation Tigers of Tamil Eelam) in Genf zum zweiten Mal über die bessere Umsetzung des brüchig gewordenen Waffenstillstandsabkommens von 2002 diskutieren.


Ferial Ashraff, die der Regierungsdelegation angehört, ist optimistisch: "Anton Balasingham, der Leiter der LTTE-Delegation, hat zuletzt in Genf zugegeben, dass der Krieg militärisch nicht zu gewinnen ist. Diese Position ist neu und stimmt mich optimistisch. Weil das heißt, dass auch die Tamilen eine Verhandlungslösung suchen. Bis dahin hatten sie immer den Eindruck zu erwecken versucht, sie könnten gewinnen."

Der Weg zum nachhaltigen Frieden ist aber noch weit. Das einzige konkrete Ergebnis der Dialogrunde war die Verpflichtung der Regierung, bewaffnete Gruppen zu demobilisieren. Gemeint ist vor allem die vor zwei Jahren von der LTTE abgespaltene Gruppe von Major Karuna, die im Osten für eine Reihe von blutigen Attentaten verantwortlich ist. Die Regierung bestreitet aber, dass diese Dissidenten - wie von der LTTE behauptet - unter dem Schutz der Armee operieren. Aus diesem Grund wurden auch noch keine Anstalten gemacht, diese Paramilitärs tatsächlich zu entwaffnen.



www.iicp.at Institut für den Frieden


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