Papaya mit Rosinen.

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Papaya mit Rosinen



Aachen (kobinet) Helmut Gotschy, der wegen der Spätfolgen einer Kinderlähmung im Rollstuhl sitzt, hat einen autobiografischen Roman geschrieben - "Papaya mit Rosinen" erscheint im Fünf Raben Verlag. Als eine Reise durch ein entfesseltes Leben empfand Lothar Epe vom Polio-Forum den Roman, mit dessen Protagonisten Wolfgang er sich verbunden fühlt. Seine Buchbesprechung schickte er heute an kobinet:

Wolfgang ist mein Freund. Gemeinsam schreiten wir durchs Leben, bestehen ein Abenteuer nach dem anderen, eines atemberaubender als das andere. Wolfgang nimmt mich mit auf den Weg durch sein Polioleben, weil das auch mein Leben ist.

Wir hatten beide Kinderlähmung und schlagen uns heute mit dem Post-Polio-Syndrom herum. Wir haben beide von früher Kindheit an ein Humpelbein, einen fast identischen Musikgeschmack und hatten ähnliche Probleme mit Frauen. Beide haben wir das Studium der Erziehungswissenschaften erfolgreich abgebrochen, um gleich anschließend etwas anderes auszuprobieren. Beide haben wir auf der Suche nach dem richtigen Weg ständig neue Wege beschritten, weil wir keine Zeit hatten, Jahre darauf zu warten, ob denn der jeweils eingeschlagene Pfad auch der richtige ist, weil wir genau wussten, dass er das nicht war, natürlich ohne gleich zu wissen, welcher der richtige ist.

Beide waren wir hungrig auf das Leben und haben uns dabei ständig zu viel zugemutet, wobei uns dieser Umstand mit zunehmenden Alter immer schwerer zusetzte, wegen der zunehmenden gesundheitlichen Einschränkungen, die uns heute für das büßen lassen, was wir uns damals an Zu viel geleistet haben. Immer wollten wir trotz unserer körperlichen Einschränkungen nicht nur genauso gut sein wie die "Normalsterblichen”, sondern immer noch einen Zacken besser. Dabei waren wir eigentlich, wie wir heute wissen, schon bei "normaler” Belastung kräftemäßig überfordert. Die Rede ist hier aber von einem Leben, das erfüllt war und es deshalb keine Alternative gab und auch nicht geben durfte.

Auch wegen der Gemeinsamkeiten in unserem Lebenslauf fasziniert mich der Roman. Doch das wäre völlig ohne Bedeutung, wenn er nicht gut geschrieben wäre, nicht fesseln würde. Denn dieser Roman rockt! Er ist voller Ritchie Blackmores, Phil Collins', Rory Gallaghers und stählerner Schmetterlinge, voller irischer Deftigkeit, Sri Lanka-Exotik, indischer Armut und afghanischer Brutalität. Und immer mal wieder riecht man dabei irgendwo den intensiven Duft einer "Tüte”. Überhaupt ist dieser Roman voller intensiver Gerüche, duftend und stinkend zugleich, alles vermischt sich und wird zu prallem Leben. Prall gefüllt ist er mit Wut und Verzweiflung, mit Hass, Resignation und Eifersucht. Aber er ist auch voller Vergebung und Hoffnung, voller Liebe, Zärtlichkeit und Demut.

Bei dem Buch handelt es sich um einen autobiografischen Roman, der sich auf zwei Handlungsebenen abspielt. Ausgangspunkt und Handlungsrahmen ist ein Ayurveda-Resort auf Sri Lanka, von wo aus der Autor immer wieder weite Ausflüge in sein zurück gelegtes Leben unternimmt. Wenn man so will, sind es zwei Romane. Der eine spielt in einem Ayurveda-Resort und hat in gewisser Weise Ähnlichkeit mit einem Liebesroman im klassischen Sinne, in dem sicher auch einige Klischees bedient werden, der aber immer glaubwürdig "rüberkommt”.

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"Papaya mit Rosinen" von Helmut Gotschy erscheint im März 2009 im Fünf Raben Verlag, ISBN 978-3-935566-20-9, Hardcover, 17,80 Euro

http://www.kobinet-nachrichten.org/cipp/kobinet/custom/pub/content,lang,1/oid,20347/ticket,g_a_s_t
 
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