Pak Bahasa

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Udappu / Udappuwa

Der kleine traditionelle tamilische Fischerort Udappu oder Udappuwa liegt ca. 105 km nördlich von Colombo zwischen Chilaw und Puttalam. Die Einwohner sind hinduistische Karavas (Kharvas), ursprünglich Angehörige einer Kriegerkaste aus dem nordwest-indischen Gebiet von Kutch, Kathiawar und Cambay im heutigen indischen Bundesstaat Gujarat, die sich im Laufe der Jahre der Seefahrerei und Fischerei zugewandt hatten. Mit diesem Broterwerb verdienten sie sich einen guten Namen und beherrschten lange Zeit den Warentransport entlang der indischen Küsten bis in den Golf von Aden, Ostafrika und segelten sogar bis Singapur. Im Ort gibt es einen Fischmarkt, der allerdings nichts bietet, was eine zeitaufwendige Anreise rechtfertigen würde und nicht auch auf anderen Fischmärkten zu sehen wäre.

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Downtown Udappu

Der Legende nach hatte der König der Karava eine wunderhübsche junge Tochter mit Namen Kamalakanni. Diese wurde vom mächtigen König der Marvars als Braut begehrt, was auf wenig Zustimmung ihres Vaters stieß. Aus Angst vor dem hartnäckigen und mächtigen Liebhaber stimmte er der Heirat jedoch zunächst zu und bereitete, wie es zu der damaligen Zeit üblich war, die prunkvolle Hochzeit vor. In der Nacht vor der Hochzeit aber floh er mit seinem Gefolge und allen Habseligkeiten über das Meer nach Sri Lanka. Der wütende Marvar-König schwor Rache für den Verlust seiner Ehre und die erlittenen Demütigungen, als er anstatt seiner Braut nur eine angekettete Hündin vorfand.

Die Karavar betraten in Mannar sri-lankischen Boden, zogen weiter nach Kalpitiya und von dort nach Puttalam und reisten schließlich durch Mundel, um sich in Udappu niederzulassen. Einige von ihnen zogen später in nahe gelegene Dörfer wie Munneswaram oder Gojaragama bei Galgamuwa.


Die an der Westküste Sri Lankas angesiedelte Karava-Kaste der Fischer genoss bei den der Goyigama-Kaste angehörigen Reisbauern kein sehr hohes Ansehen. Was lag da näher als sich durch die Konvertierung zum Christentum bei den Kolonialherren Anerkennung zu verschaffen? Von Negombo bis Puttalam fanden sich somit die meisten Konvertiten zum Christentum unter den Fischern der Gegend, den Karavas. Im Laufe der Jahrhunderte haben viele von ihnen auch das singhalesische Brauchtum und die buddhistische Religion angenommen – wurden gar zu Verfechtern des singhalesisch-buddhistischen Nationalismus bis hin zur Leugnung der eigenen Wurzeln.

Dazu aus Heinz Bechert: „Der Buddhismus in Süd- und Südostasien: Geschichte und Gegenwart“

„Das singhalesische Volk hat als besonderes Volkstum wohl nur überleben können, weil es ihm möglich war, andere auf der Insel lebende Volksgruppen dazu anzuregen, sich als Singhalesen zu fühlen und mit der kulturellen Tradition der Singhalesen auch ihr politisches Bewusstsein zu übernehmen“.

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Udappu Post Office
 
Der einzige Grund in das staubige Udappu zu kommen ist der interessante Hindutempel Sri Partha Sarathi Kovil mit seinem beeindruckenden Eingangsportal (Gopuram). Eine Sandpiste führt von der Hauptstraße zum an der Küste gelegenen Heiligtum. Der Hauptschrein des Tempels ist Draupadi geweiht, eine der populärsten weiblichen Figuren des Mahābhārata-Epos (das Mahābhārata ist die Geschichte der Karavas) und der indischen Mythologie. Draupadi war die gemeinsame Ehefrau der fünf Pāndava-Brüder Arjuna, Bhima, Nakula, Sahadeva und Yudhishthira, mit denen sie jeweils einen Sohn zeugte. Udappu ist bekannt für weitere kunstvolle Hindu-Tempel und seine einzigartigen Feste.

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Sri Partha Sarathi Kovil

Im Juli und/oder August, dem tamilischen Monat Aadi, der Zeit der Buße, Besinnung und der großen Tempelfeste, beginnt das 18-tägige Draupadi-Festival, das mit dem Hissen der heiligen Flagge des Kovil (Flag Hoisting, Kodiyetram) beginnt und am letzten Abend mit dem berühmten „Fire Walking“ (Tamil: Tee Mithi) vor dem Draupadi-Tempel endet. Die männliche Bevölkerung von Udappu läuft dann in einer Zeremonie barfuß über ein Bett glühender Kohlen ohne Verbrennungen oder Verletzungen davonzutragen. Die Tage des Festivals werden mit Gebeten und Fasten verbracht, Priester lesen aus dem Mahābhārata-Epos, Szenen daraus werden aufgeführt, um an die Geschichte von Draupadi zu erinnern.

Udappu wird nur selten von Touristen besucht, obwohl es auf dem Weg von Negombo nach Anuradhapura oder Trincomalee passiert wird. So sind die Bewohner heute Reisenden gegenüber freundlich zurückhaltend. Aufdringliche Verkäufer sind hier nicht anzutreffen, auch Bettelei ist eher die Ausnahme.
 
Huhu Joerg,

danke, die Geschichte zu den Bewohnern ist auch sehr interessant zu lesen. :smil_dankä:
 
Unterkunftstipp

Sollte man Udappu z.B. zur Zeit des Draupadi-Festivals besuchen und in der Nähe komfortabel übernachten wollen, bietet sich mit dem Anantaya Resort & Spa Chilaw eine luxuriöse und bezahlbare Unterkunft ca. 20 km südlich von Udappu sowie ca. 13km nördlich von Chilaw:

Anantaya Resort & Spa Chilaw
Karukupane, Bangadeniya, Chilaw, Sri Lanka
Tel. 0094 (0)32 2233200
inquiries.chilaw@anantaya.lk

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