Wirtschaftliche Daten

Manfred

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Titel: Sri Lanka - Wirtschaftsentwicklung 2005
Datum: 14.07.2006
Land: Sri Lanka
Sri Lanka - Wirtschaftsentwicklung 2005

Colombo (bfai) - Insgesamt hat sich die sri-lankische Wirtschaft 2005 als sehr widerstandsfähig erwiesen. Trotz Tsunami, stark gestiegener Ölpreise, Auslaufen des Multifaserabkommens und Präsidentschaftswahlen am 17.11.05 mit bis zum Schluss nicht vorhersehbarem Ausgang konnte die positive Wirtschaftsentwicklung der letzten Jahre fortgesetzt werden. Die Regierung hat erst kürzlich erneut als Ziel genannt, ein Wachstum zwischen 6 bis 8% mittelfristig erreichen zu wollen. Nur so könne die Armut wirksam bekämpft werden.
1 Überblick

Der Tsunami vom 26.12.04 hat entgegen vielen Befürchtungen die günstige Wirtschaftsentwicklung Sri Lankas während des Jahres 2005 nicht sehr beeinträchtigt, wohl aber Teilbereiche wie Fischerei und Tourismus in Mitleidenschaft gezogen. Insgesamt hat das Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2005 trotz der Flutkatastrophe sogar noch zugelegt und betrug 6 (2004: 5,4)%. Der Wechsel von der eher wirtschaftsliberalen Politik der Vorgängerregierung zu einer mehr die staatliche Wirtschaft betonenden Politik Rajapakses hat bislang die positive wirtschaftliche Entwicklung nicht verändert. Zu der günstigen Entwicklung im Jahr 2005 dürften auch die reichlich ins Land strömenden Hilfsgelder nach dem Tsunami beigetragen haben.

Verstärkt durch die nach der Flutkatastrophe akut notwendig gewordenen Sofortmaßnahmen und einer im 1. Halbjahr 2005 ziemlich expansiven Ausgabenpolitik der Regierung erreichte die Inflation im Februar einen Spitzenwert von 15,7%. Durch eine restriktivere Geldpolitik der Zentralbank konnte die Inflationsrate im Folgezeitraum dann sukzessive wieder heruntergedrückt werden und lag im Dezember nur noch bei 8%.

Die Bewältigung der Katastrophenschäden bleibt für das Land mittelfristig eine schwere, lösbare Aufgabe. Mehr als 34 000 Todesopfer, 500 000 Menschen wurden obdachlos, Fischerei und Tourismus waren schwer getroffen - das war die Bilanz unmittelbar nach der Flutkatastrophe. Durch die von Regierung sofort eingeleiteten Nothilfemaßnahmen und großzügige internationale Unterstützung ist es gelungen, weitere Opfer und Folgeschäden zu vermeiden.

Für die Regierung wird es nun in ihrer Wirtschaftspolitik darauf ankommen, ein Konzept für den Wiederaufbau der zerstörten Küstengebiete zu finden. Die Chancen, dass dieses gelingt, stehen dabei nicht schlecht, weil 97% der Wirtschaft vom Tsunami kaum beeinträchtigt wurden; die Fischerei machte vor der Flutkatastrophe nur 2,3% der Wirtschaftsleistung aus, der Tourismus gar nur 0,7%.

Überschattet werden alle wirtschaftlichen Betrachtungen über Sri Lanka von den wieder zunehmenden Spannungen im ethnischen Konflikt. Seit der Ermordung von Außenministers Kadirgamar am 12.8.05 und noch verstärkt seit den von Rajapakse nur knapp und wegen des Wahlboykotts der LTTE im Tamilengebiet gewonnenen Präsidentschaftswahlen kommt es immer wieder zu gravierenden Verletzungen des Waffenstillstands, Attentaten und Anschlägen. Ein Wiederausbruch des Bürgerkriegs, Mitte 2006 zunehmend für möglich gehalten, hätte nicht nur für den Tourismus, sondern für die gesamte sri-lankische Wirtschaft negative Folgen.
2 Wirtschaftslage
2.1 Binnenwirtschaft

Durch das beschleunigte Wirtschaftwachstum 2005 bei relativ geringem Bevölkerungswachstum (1,1% p.a.) erhöhte sich das Pro-Kopf-Einkommen auf knapp 1.200 (2004: 1.030) US$. Auch im langfristigen Vergleich war es für die sri-lankische Wirtschaft kein schlechtes Jahr: In den letzten 50 Jahren betrug das durchschnittliche jährliche Wachstum 4,4%.

Die Wirtschaftsleistung Sri Lankas entfällt zu 17,2% auf die Landwirtschaft (Tee, Gummi, Kokosnüsse), zu 27% auf den industriellen Sektor (insbesondere Textilherstellung und Weiterverarbeitung landwirtschaftlicher Produkte) und zu 55,8% auf den Dienstleistungssektor.

Die Industrieproduktion wuchs 2005 mit 8,3% am stärksten. Befürchtungen wegen der stark gestiegenen Ölpreise und dem Fortfall des Multifaserabkommens, die industrielle Wettbewerbsfähigkeit Sri Lankas werde sinken, haben sich jedenfalls bisher nicht bewahrheitet. Wichtigste Industrieprodukte sind Textilien, Nahrungsmittel, chemische, Kunststoff- und Kautschukerzeugnisse.

Trotz der empfindlich von der Flutkatastrophe getroffenen Tourismusbranche erzielte auch der Dienstleistungssektor 2005 ein Wachstum von 6,4 (2004: 7,6) % . Beim Tourismus gab es einen Einbruch von -29%, vor allem in der ersten Jahreshälfte. Der Tourismus macht allerdings nur rund 1% des Dienstleistungssektors aus. Aufgrund seiner für die sri-lankische Wirtschaft überragenden Bedeutung trug der Dienstleistungssektor insgesamt mit 59% zum erzielten Wirtschaftswachstum bei.

Trotz des Rückgangs der Fischerei um 42,2% nach dem Tsunami wuchs die Landwirtschaft, die sich auf die Produkte Reis, Tee, Gummi und Kokosnüsse konzentriert, 2005 noch um 1,5%. Die relative Bedeutung der Landwirtschaft für Sri Lanka geht seit langem zurück. Präsident Rajapakse hat in seinem Programm "Mahinda Chintana" angekündigt, vor allem den ländlichen Raum mit einer ganzen Reihe von subventionierenden und unterstützenden Maßnahmen stärker fördern zu wollen.

2005 waren 8 Mio. Sri-Lanker erwerbsfähig. Die Arbeitslosenquote betrug im August 2005 rd. 7,5%, in den vom Tsunami betroffenen Gebieten 11,8%, und im Landesdurchschnitt lag sie 2005 bei 7,7 (2004: 8,3)%. Im öffentlichen Sektor kam es 2005 wieder zu erheblichen Lohnerhöhungen von rund 29%. Im formellen Sektor schwankten die Lohnsteigerungen zwischen 3 und 4% (Industrie, Dienstleistungen) und 9% in der Landwirtschaft. Im Bereich des informellen privaten Sektors sollen die Lohnerhöhungen ähnlich hoch gewesen sein wie im formellen Sektor.

Die Inflationsrate (Colombo Consumer Price Index), die seit Anfang 2004 bis Mitte 2005 kontinuierlich gestiegen war, konnte durch eine restriktivere Geldpolitik in der zweiten Jahreshälfte wieder unter Kontrolle gebracht werden. Die monatliche, auf das Jahr hochgerechnete Inflationsrate sank von über 15% im Frühjahr auf rund 8% im Dezember 2005; im Jahresdurchschnitt betrug die Inflation aufgrund der starken Teuerung im 1. Halbjahr trotzdem noch 11,6 (2004: 7,8)%.

Zu der Preissteigerung in der ersten sechs Monate dürften auch die seit Anfang des Jahres fließenden Hilfs- und Wiederaufbaugelder aus dem Ausland, die die Nachfrage anheizen sowie die gestiegenen Rohölpreise beigetragen haben. Staatliche Preiskontrollen bestehen insbesondere im erweiterten Grundbedürfnissektor, z.B. Brot, Mehl, Öl, Transport, Telekommunikation, Wasser und Elektrizität.

Freilich verläuft die positive Wirtschaftsentwicklung regional sehr unterschiedlich. Der Großraum Colombo ist das wirtschaftliche Herz und der Wachstumsmotor. Andere Gebiete im Osten und Norden fallen hinter der Westregion wirtschaftlich weit zurück. Präsident Mahinda Rajapakse hat in seiner Regierungserklärung angekündigt, größeres Gewicht auf eine ausgeglichenere Entwicklung der verschiedenen Regionen legen zu wollen. Insbesondere der ländliche Raum soll dabei durch verschiedene staatliche Unterstützungsmaßnahmen verstärkt gefördert werden. In den vom Tsunami betroffenen Küstengebieten dürfte die touristische Infrastruktur durch private Initiativen schon bald wiederhergestellt sein. Ähnlich rasch dürfte mit dem Bau neuer Fischerboote auch die Fischerei bald wieder ihre frühere Bedeutung erlangen.
2.2 Investitionen

Die Bruttoinvestitionen haben 2005 weiter zugelegt und betrugen nunmehr 26,5% des BIP (2004: 25%). Die privaten Investitionen betrugen dabei 19,6%, staatliche Investitionen einschließlich öffentlicher Unternehmen 6,9% des BIP. Der größte Teil der staatlichen Investitionen betrifft Infrastrukturprojekte beim Straßenbau und der Energieversorgung.

Die sri-lankische Gesetzgebung gilt hinsichtlich ausländischer Investitionen im Vergleich zu anderen südasiatischen Staaten als liberal und investitionsfreundlich. Trotzdem ist es 2005 zu vereinzelten Klagen von Investoren gekommen, dass die von der Regierung gegebenen Garantien nicht eingehalten oder durch Entscheidungen der sri-lankischen Gerichte zunichte gemacht würden.

Ausländische Direktinvestitionen (2005: 272 Mio. US$, rund 5% der Gesamtinvestitionen; 2004: 223 Mio. US$) werden über das staatliche Board of Investment (BOI) kanalisiert, das ausländische Investitionen in Sri Lanka fördern soll und 374 ausländische Direktinvestitionen im Jahr 2005 genehmigt hat. Die vom BOI genehmigten Projekte erhalten erhebliche fiskalische Vergünstigungen (Steuerbefreiungen und reduzierte Steuersätze, 100%ige Ausführung von Gewinnen).
2.3 Zahlungsbilanz

Vermehrte Überweisungen von Auslands-Sri-Lankern nach Hause und internationale Tsunami-Hilfsgelder sind die Hauptgründe dafür, dass die Leistungsbilanz Sri Lankas nach einem Defizit von 205 Mio. US$ im Vorjahr 2005 mit einem Plus von 501 Mio. US$ abschließen konnte. Der stark defizitäre Austausch von Waren mit dem Ausland bleibt ein Strukturproblem für Sri Lanka, den das Land sich nur wegen der fortlaufenden Auslandsüberweisungen sri-lankischer Gastarbeiter leisten kann.

a) Handelsbilanz

Bei einer weltweit florierenden Wirtschaft konnte auch Sri Lanka 2005 seine Handelsaktivitäten auf dem Weltmarkt weiter ausbauen (Exporte: 6,347 Mrd. US$, +10,2% ; 2004; Importe: 8,863 Mrd. US$, +10,8%; % im Vergleich zu 2004). Damit hat sich das Defizit bei der Handelsbilanz, vor allem wegen der teurer gewordenen Öleinfuhren, die jetzt ein Fünftel der gesamten Importe ausmachen, um rund 10% auf 2,516 Mrd. US$ vergrößert.

Die Exportstruktur hat sich in den letzten Jahren kontinuierlich verändert und wird heute großteils von Industrieerzeugnissen bestimmt. Die Agrarexporte machten 2005 noch 18% der gesamten Ausfuhr aus, wobei Tee (70%), Kokosnüsse (10%) und Naturgummi (5%) die wichtigsten landwirtschaftlichen Exportgüter darstellen. Zum Vergleich: Noch 1977 waren 79% aller Exporte landwirtschaftlicher Art. Heute sind 78% der gesamten Ausfuhr industrielle Produkte; von den exportierten Industriewaren wiederum sind rd. 60% Textilien. Wichtige weitere industrielle Exporterzeugnisse sind Edelsteine, Werkzeuge und Gummiprodukte. 2005 waren die EU-Mitgliedstaaten (31%) und USA (31%) die wichtigsten Absatzmärkte für sri-lankische Waren.

b) Dienstleistungsbilanz

Transport und Tourismus sind die traditionellen Exportdienstleistungen, mit denen Sri Lanka Geld verdient. In den vergangenen Jahren haben sich darüber hinaus Kommunikationsdienstleistungen und Angebote im IT-Bereich zu aufstrebenden Exportdienstleistungen entwickelt.

Durch den Rückgang des Tourismus hat sich 2005 der Überschuss in der Dienstleistungsbilanz um 19,3% auf jetzt 338 Mio. US$ verringert. Insgesamt wurden Dienstleitungen von rund 1,8 Mrd. US$ exportiert. Hiervon waren rund 200 Mio. US$ Transportdienstleistungen, 115 Mio. entfielen auf den Tourismus, 82 Mio. auf IT-Dienstleistungen und 25 Mio. auf Telekommunikationsdienste.

c) Einkommensbilanz, Kapitalverkehrs- und Transferbilanz

Das Defizit in der Einkommensbilanz hat sich trotz geringerer Zinszahlungen für externe Kredite der Regierung auf 299 Mio. US$ vergrößert. Die Kapitalverkehrsbilanz (+974 Mio. US$, 2004: + 567 Mio. US$) hat sich wegen der ins Land strömenden internationalen Tsunamihilfsgelder erheblich verbessert.

Transferüberweisungen von Sri-Lankern aus dem Ausland, meist Gastarbeitern aus dem Nahen Osten, stellen seit vielen Jahren einen wichtigen Beitrag für die sri-lankische Wirtschaft dar. Die Übertragungsbilanz wies 2005 einen Überschuss von 1,825 Mrd. US$ auf (+32%, 2004: 1,35 Mrd. US$).

Die Auslandsverschuldung stieg in absoluten Zahlen bis Ende 2005 marginal auf 11,4 Mrd. US$. 2005 betrug sie 48,3% des BIP (2004: 56,6%); diese relative Verbesserung ist die Folge der Aufwertung der Sri-Lanka-Rupie gegenüber dem Euro und einigen anderen Hauptwährungen.

Die offiziellen Devisenreserven haben 2005 wieder zugenommen und betrugen am zum Jahresende 2,74 Mrd. US$ (2004: 2,20 Mrd. US$). Die Sri-Lanka-Rupie hat 2005 gegenüber dem Dollar nur leicht an Wert verloren (31.12.04: 1 US$ = 102 SLR; 31.12.05: 1 US$ = 104 SLR).
2.4 Bilaterale Wirtschaftsbeziehungen zu Deutschland

Deutschland ist nach USA, Großbritannien und der Beneluxregion mit einem Absatzanteil von 4% für sri-lankische Waren einer der wichtigsten Exportmärkte. Beim Import ist Deutschland an 16. Stelle (wichtigste Länder: Indien, Hongkong, Singapur, VR China). 2005 betrug das bilaterale Handelsvolumen 484 Mio. Euro (2004: 505 Mio. Euro); die deutschen Exporte nach Sri Lanka betrugen 226 Mio. Euro, während Deutschland Waren für 258 Mio. Euro aus Sri Lanka einführte.

Nach dem Tsunami ist die Zahl deutscher Touristen, die Sri Lanka besucht haben, erheblich zurückgegangen und dürfte voraussichtlich erst 2006 wieder das frühere Niveau (2004: 58000 Reisende) erreichen.

Die deutschen EZ-Zusagen von 2005 belaufen sich auf 11 Mio. Euro für zwei Jahre und dienen der Fortführung bereits begonnener Projekte. Außerhalb der regulären EZ wurden Sri Lanka wegen des Tsunamis 92 Mio. Euro Hilfszusagen gemacht, die bis 2008 ausgegeben werden sollen.

Es besteht keine Repräsentanz der deutschen Wirtschaft in Sri Lanka. Einige in Sri Lanka tätige deutsche Kaufleute haben den Sri Lankan - German Business Council gegründet.
3 Wirtschaftspolitik
3.1 Allgemeine Wirtschaftspolitik

Die wirtschaftliche Entwicklung Sri Lankas war trotz Tsunami und der wieder zunehmenden ethnischen Spannungen und Verletzungen des Waffenstillstands weitgehend positiv. Der am 17.11.05 zum Präsidenten gewählte bisherige Premierminister Rajapakse hat angekündigt, seine in seiner früheren Funktion begonnene Wirtschaftspolitik fortsetzen zu wollen, die er unter die Schlagworte "Pro-Poor" und "Pro-Growth" subsumieren möchte. Regierungsvertreter wollen die Staatsquote, die in den vergangenen Jahren immer weiter gefallen war und 2004 mit nur noch 15% des BIP die bisherige Tiefstmarke erreicht hatte, wieder auf 20% vom BIP anheben. Mit verstärkten Steuereinnahmen soll nicht nur mittel- und langfristig ein für die Armutsbekämpfung für notwendig erachtetes durchschnittliches Wirtschaftswachstum von 6 bis 8% p.a. erreicht werden, sondern insbesondere auch die seit Jahrzehnten vernachlässigte Infrastruktur (Verkehr, Energie) verbessert werden.

Trotz der durch den Tsunami bedingten Einbußen bei der Fischereiwirtschaft (-42%) und beim Tourismus (-29%) wuchs die sri-lankische Wirtschaft insgesamt im Jahr 2005 um 6%. Die positive wirtschaftliche Entwicklung des Landes hat dazu geführt, dass das Land mit einem Pro-Kopf-Einkommen von 1197 US$ zu den "Lower Middle Income"- Ländern gezählt wird. Die Ankündigungen des am 17.11.05 ins Präsidentenamt gewählten Rajapakse geben jedoch Anlass zur Sorge, dass die bisherige stabile Wirtschaftsentwicklung nicht wie gewohnt fortgesetzt werden könnte.

Präsident Rajapakse möchte seine bereits als Premierminister begonnene Wirtschaftspolitik fortsetzen und hat vor und nach den Wahlen entsprechende Erklärungen abgegeben. Als wichtigste Eckpunkte dieser Wirtschaftspolitik sind zu nennen: Ende der Privatisierung, Verbesserung der Staatsbetriebe, Förderung der Landwirtschaft durch Subventionen für Saatgut, Düngemittel und Mindestpreise für bestimmte Agrarerzeugnisse. Kleine und mittlere Unternehmen sollen durch günstigere Kredite gefördert werden. Daneben soll der Tourismus ausgebaut werden. Durch staatliche Programme soll versucht werden, eine regional besser ausgeglichene Wirtschaftsentwicklung auch außerhalb des Großraums Colombo, der mit 49% den Hauptanteil der gesamten Wirtschaftsleistung erbringt, zu erreichen. Außerdem wird ein großzügiger Ausbau der lange vernachlässigten Infrastruktur versprochen. Das Wirtschaftswachstum soll auch durch eine Förderung der ausländischen Direktinvestitionen mittelfristig auf 8% p.a. geführt werden.

Für die angekündigten großen Infrastrukturmaßnahmen (mehrere Fernstraßenprojekte, neuer internationaler Flughafen im Süden, Ausbau der Schienenwege, Stromnetz und Kraftwerke) dürften kaum Mittel zur Verfügung stehen, weil der größte Teil der zusätzlichen Ausgaben für konsumtive Zwecke und Wahlgeschenke vorgesehen ist. Der Ausbau der Infrastruktur, vor allem beim Verkehr und der Stromerzeugung wird seit Jahrzehnten von allen Regierungen vernachlässigt und behindert die weitere Wirtschaftsentwicklung.

Problematisch ist das Festhalten der Regierung an den wenig effizienten Staatsbetrieben, die, wie z.B. das Central Electricity Board, defizitär arbeiten und deshalb nicht in der Lage sind, dringend notwendige Erhaltungs- und Erweiterungsinvestitionen zu leisten. Diese maroden Unternehmen werden den Staat auch in Zukunft noch viel Geld kosten.

Ausländische Direktinvestitionen, die 2005 mit 272 Mio. US$ einen - relativen - Rekordbetrag erreichten, sind für die weitere Entwicklung des Landes ein Schlüsselfaktor. Zuständig dafür ist das Board of Investment (BOI), eine wenig effiziente Regierungsbehörde. Eine grundlegende Reform des BOI wäre neben der Schaffung von mehr Rechtssicherheit für Investoren geeignet, in Zukunft ausländischen Investoren eine Entscheidung für Sri Lanka leichter zu machen. Dazu kommen die Befürchtungen um einen drohenden Bürgerkrieg.

Insgesamt ist die Wirtschaftspolitik des gerade gewählten Präsidenten eher von sozialen und Gerechtigkeitsmotiven bestimmt. Wie weit er dabei das wirtschaftlich Machbare im Blick behält, wird die weitere wirtschaftliche Entwicklung entscheidend beeinflussen. Das Jahr 2005 war insoweit ein Sonderjahr, als der Zufluss von internationalen Hilfsgeldern für die Tsunamischäden einige wirtschaftlichen Probleme verdeckte und zu einer Art Sonderkonjunktur in bestimmten Bereichen, etwa der Bauwirtschaft, führte. Das gute Wachstum 2005 ist deswegen noch kein Beweis für eine erfolgreiche Wirtschaftspolitik. Die Zentralbank hat 2005 ihre geldwertorientierte Politik fortgesetzt und die Inflation in der zweiten Hälfte des Jahres wieder unter Kontrolle gebracht.
3.2 Fiskalpolitik

Auf der Einnahmenseite wurden seit 2004 eine Reihe von Maßnahmen ergriffen, um die staatlichen Einkünfte zu verbessern: Reformierung der Steuer- und Zollverwaltung, Änderungen bei der Einkommenssteuer durch Verbreiterung der Bemessungsgrundlage, Einführung einer Vorabbesteuerung für NGO mit Ausnahme von Hilfsorganisationen, Aufsplittung der Mehrwertsteuer in vier Steuerklassen, Anhebung von Verbrauchssteuern auf Tabak und Alkohol, Differenzierung der Importzölle, Erhöhung staatlicher Gebühren und Beiträge. Diese Maßnahmen haben 2005 Wirkung gezeigt mit der Folge, dass die staatlichen Einnahmen, deren Anteil am BIP seit vielen Jahren immer weiter abnehmen und 2004 nur noch 15,4% betragen hatten, erstmals wieder zugelegt haben und nun 16,5% des BIP betragen - dies entspricht einer Erhöhung von 21,9%. Die verbesserten Einnahmen sollen nach dem Willen der Regierung dazu benutzt werden, mit aktiven staatlichen Eingriffen in das Wirtschaftsgeschehen zu einer günstigeren Wirtschaftsentwicklung und mehr sozialer Gerechtigkeit beizutragen .

Den verbesserten Einnahmen stehen beträchtlich erhöhte staatliche Ausgaben gegenüber. Das Haushaltsdefizit ist dadurch 2005 noch einmal von 8,2 auf jetzt 8,7% des BIP angewachsen und betrug in absoluten Zahlen 191 Mrd. SLR. Zu dieser Verschlechterung dürften in erster Linie die durch den Tsunami bedingten Sonderausgaben beigetragen haben, daneben aber auch die Aufblähung des öffentlichen Sektors und die Einführung neuer Subventionen vor allem für die Landwirtschaft. Die beiden staatlichen Unternehmen Ceylon Electricity Board und Ceylon Petroleum Corporation tragen ebenfalls in erheblichem Maße zu dem großen Defizit bei. Die Zentralbank verweist in ihrem Jahresbericht allerdings nicht zu Unrecht darauf, dass das Haushaltsdefizit in Relation zum BIP ohne die exorbitanten Sonderausgaben, die die Flutkatastrophe 2005 erforderlich machte, wohl auf 7,5% zurückgegangen wäre. Die Ausgaben betrugen 2005 insgesamt 24,7 (2004: 23,5)% des BIP.

Die Staatsschulden sind durch das neuerliche Budgetdefizit 2005 um 3,9% angewachsen; bezogen auf das BIP allerdings betragen sie nur noch 93,9 (2004: 105)%. Das Budgetdefizit konnte ausschließlich durch interne Schuldenaufnahme (122,3 Mrd. SLR) finanziert werden, während die externe Verschuldung durch die Aufwertung der sri-lankischen Rupie gegenüber wichtigen Währungen sogar abgenommen hat. Die Außenverschuldung hat sich in absoluten Zahlen gerechnet kaum verändert und betrug Ende 2005 rd. 13,034 Mrd. US$, d.h. 55,4 (2004: 64)% des BIP.
3.3 Geld- und Kreditpolitik

Der Zustrom internationaler Hilfsgelder und zusätzlicher Ausgaben für Sofortprojekte in den vom Tsunami betroffenen Gebiete der Regierung sowie der Anstieg der Ölpreise haben in der ersten Hälfte des Jahres 2005 zu einem Wiederanstieg der Inflation geführt. Die Zentralbank hat dem durch eine restriktivere Geldpolitik (Leitzinserhöhungen) und verstärkte Offenmarktoperationen (verstärkter Verkauf von Schatzbriefen aus dem Portfolio der ZB) Rechnung getragen. Diese Maßnahmen der Zentralbank haben dazu beigetragen, die Inflationsrate in der zweiten Jahreshälfte wieder in den Griff zu bekommen.
3.4 Außenwirtschaftspolitik

Sri Lanka gehört folgenden internationalen bzw. regionalen Wirtschaftsorganisationen an:

WTO und IWF

IBRD (und IDA)

ADB

SAFTA (South Asian Free-Trade Area)

SAARC (South Asian Association for Regional Cooperation)

BIMST-EC (Bangladesh, Indian, Myanmar, Sri Lanka Thailand Economic Corporation)

ILFT (Indo Lanka Free Trade Agreement)

IOR-ARC (Indian Ocean Rim Association for Regional Cooperation)

Außerdem nimmt Sri Lanka an folgenden Warenabkommen teil:

International Commission for Rice

International Textile Agreement

International Coffee Agreement

International Pepper Community

Viel erwartet wird vom South Asia Free Trade Agreement (SAFTA), das am 06.01.04 in Islamabad unterzeichnet wurde und am 1.1.06 in Kraft getreten ist. Es sieht einen schrittweisen Zollabbau auf 0 bis 5% bis 2013 (bzw. 2016 für Least Developed Countries) vor.

Im ersten Jahr nach dem Auslaufen des Multifaserabkommens hat Sri Lankas Textil- und Bekleidungsindustrie auf den Weltmärkten der gestiegenen Konkurrenz z.B. aus der VR China standgehalten und ist in diesem Zeitraum um 4,9% gewachsen. Trotz zunehmendem Preiskampf vor allem bei einfachen Textilien konnte Sri Lankas Textilindustrie im Segment hochwertiger und teurer Produkte seine Position ausbauen. Die verstärkten privaten Reinvestitionen gerade in diesen Bereich zeigen, dass hier trotz intensivem Wettbewerbsdruck durchaus auch Chancen für die sri-lankische Wirtschaft gesehen werden.

Zwischen Indien und Sri Lanka besteht ein Freihandelsabkommen. Mit etwa zehn weiteren Ländern finden entsprechende Verhandlungen statt (USA, Malaysia, Singapur, Thailand, Bangladesh, Ägypten u.a.). Seit der wirtschaftlichen Öffnung des Landes in den 70er Jahren wurde der Außenhandel erheblich liberalisiert.

Import- und Exportpolitik sind wenig konsistent. Der Zolltarif bleibt weiterhin wichtiges Instrument; der durchschnittliche Zollsatz hat steigende Tendenz (2001: 9,3%, März 2003: 9,8%). Die ursprünglich Ende 2003 auslaufende sog. Import Surcharge in Höhe von 20% besteht weiterhin. Schon 2004 hat die Regierung für bestimmte "Luxusgüter" wie z.B. Personenwagen den Einfuhrzoll drastisch erhöht.

Andere Handelsbeschränkungen, insbesondere Lizenzen, betreffen zahlreiche Waren und werden - wie auch die Zölle - kurzfristig angepasst. Gleichzeitig versucht sie, durch gezielte Ausnahmen bestimmter Güter vom Einfuhrzoll einzelne Bereiche der sri-lankischen Wirtschaft gezielt zu fördern. Auch hierin spiegelt sich die Neigung der Regierung wieder, mit Einzelinterventionen in die wirtschaftliche Entwicklung eingreifen zu wollen.

Im Rahmen von Export-Förderprogrammen bestehen Freihandelszonen und Steuerbefreiungen. Exportzölle wurden aufgehoben, einige wenige Artikel unterliegen jedoch Exportlizenzen. Maßnahmen zur Diversifizierung der Exportstruktur waren bislang wenig erfolgreich. Restriktionen für ausländische Investoren in den Bereichen Banken, Finanzen, Börse, Transport, Telekommunikation, Wasserversorgung oder Elektrizität bestehen nicht.
3.5 Währungspolitik

2001 wurde das "Crawling Peg"-System wegen starken Währungsdrucks durch ein flexibles Kurssystem ersetzt. Gelegentlich werden kurzfristige Währungskontrollen bei Spekulationsgefahr verfügt. Leistungsbilanztransaktionen sind frei; für Kapitalbilanztransaktionen bestehen Kontrollen. Nachdem es gleich nach der Wechselkursfreigabe anfänglich zu einem rapiden Kursverfall der sri-lankischen Rupie gegenüber dem US-Dollar gekommen war, hat sie sich zwischenzeitlich stabilisiert und lediglich um rund 2% an Wert verloren. Gegenüber dem Euro war sogar eine erhebliche Aufwertung zu verzeichnen: Am 31.12.05 mussten für einen Euro nur noch 120 SLR. bezahlt werden (31.12.04: 138 SLR). (A)

© 2006 Bundesagentur für Außenwirtschaft

Quelle:Bundesagentur für Außenwirtschaft
 
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