Die Romanfigur bekommt ein reales Gesicht
Vor 25 Jahren lernte Claudia Ackermann in Sri Lanka den Tamilen Sooriya Kumar kennen. Damals hatte dort der Bürgerkrieg begonnen. Sooriya musste das Land verlassen, die Rucksacktouristin aus Backnang half ihm dabei. Dann verloren sie sich aus den Augen. Ihre Herzen blieben aber stets verbunden. Die tiefen Eindrücke, die Ackermann während ihres einjährigen Aufenthaltes in Asien gewann, beschrieb sie über zwei Jahrzehnte später in ihrem Buch „Der Krokodilfelsen – Sehnsucht nach Sri Lanka“. Hauptfigur ist Sooriya Kumar. In Indien bekam er das Buch in die Hände, und ein neues Kapitel ihrer Freundschaft wurde aufgeschlagen. Vor kurzem besuchte der mittlerweile als angesehener Künstler in Hawaii lebende Srilanker die Autorin in Backnang.
VON INGRID KNACK
Wegen des Konflikts zwischen Tamilen und Singhalesen brach Sooriya Anfang der 1980er seine Zelte an der Ostküste von Sri Lanka ab. Ohne die Hilfe von Claudia Ackermann hätte er es vielleicht nicht geschafft, in die USA auszureisen. Vor 23 Jahren ließ er sich schließlich in Hawaii nieder. Nach Sri Lanka kehrte er nicht mehr zurück. Denn immer wieder flammt in seiner Heimat der Bürgerkrieg auf. Manchmal reist der inzwischen amerikanische Staatsbürger aber nach Indien und trifft sich mit Freunden, die er aus früheren Tagen kennt, darunter auch Europäer. Es war ein Bekannter aus der Schweiz, der eines Tages ein ganz besonderes Geschenk mit im Gepäck hatte. Den Reiseroman „Der Krokodilfelsen“. „Weißt du überhaupt, dass ein Buch über Dich geschrieben wurde – von Claudia Ackermann?“, fragte der Schweizer Sooriya. „Er hat sofort gewusst, dass ich das bin, obwohl ich anders heiße als damals“, erfuhr die Autorin und BKZ-Mitarbeiterin später. Und: „Er hat’s komplett gelesen – auf Deutsch.“ Dass der Sri Lanker ihre Muttersprache so gut beherrscht, wusste sie nicht. Vor 25 Jahren unterhielten sie sich auf Englisch. Doch Anfang der 70er-Jahre hatte sich Sooriya von Indien aus auf dem Landweg nach Deutschland aufgemacht. Ohne einen Pfennig Geld. Insgesamt acht Mal. Heute lebt sein Bruder übrigens in Hamburg.
Beim Abschied in Colombo, der Hauptstadt von Sri Lanka, hatte Claudia Ackermann Sooriya die Telefonnummer ihrer Eltern gegeben. Vor einigen Monaten rief er dort und kurz darauf bei seiner guten Freundin von damals an: „Hi Claudia, this is Sooriya, calling from Hawaii.“ Die alte Vertrautheit war sofort wieder da, am Telefon, und auch, als der Künstler, dessen Name übersetzt Sohn der Sonne heißt, dann Wochen später auf dem Backnanger Bahnhof stand. Fünf Tage verbrachte er in der Murr-Metropole. Und er erzählte, dass die temple art seine Profession ist. In seinem Oeuvre finden sich Motive wie Pflanzen, Tiere oder der Lebensbaum. „I love the nature and we are part of nature“, sagt der Künstler, der zum Beispiel Gartentore oder Türen als Kunstobjekte herstellt. „Wenn man in Honolulu landet, entdeckt man dort auf dem Flughafen ein Kunstwerk von ihm“, weiß Ackermann. Und als der Hindu für eine christliche Kirche einen Altar schaffen sollte, war er sehr erfreut über den Auftrag. Claudia Ackermann: „Es ist ihm wichtig, über die Grenzen hinweg zur Verständigung der Religionen beizutragen.“ Dies beweist zudem die Tatsache, dass er bei seiner Ankunft in Hawaii vor 23 Jahren einen Bodhi-Baum pflanzte, eine Pappelfeige. „Der Bodhi-Baum ist den Buddhisten heilig, unter einem solchen Baum wurde Buddha erleuchtet“, erklärt die Autorin. Auch als Yoga-Lehrer ist Sooriya tätig.
Über den charismatischen Künstler aus Honolulu dreht Eddie Kamae gerade einen Film. Und Sooriya selbst will jetzt zusammen mit seiner deutschen Freundin an einer englischen Übersetzung des „Krokodilfelsens“ arbeiten. Der Kontakt zu einem Verlag auf Hawaii wurde bereits hergestellt. Schon lange wird Ackermanns Buch nicht nur in Deutschland gelesen. Der Reiseroman ist immer wieder Thema in den Sri-Lanka-Foren im Internet. In diesem Quartal ist der Roman sogar auf dem zweiten Platz der Bestsellerliste des traveldiary.de Reiseliteratur-Verlags, Hamburg.
Weitere Informationen zu dem Thema gibt’s auf folgender Internetseite:
www.claudia-ackermann.com.
Quelle
Leider ist das Sooriya`s inzwischen zu verkaufen. Ausbleibende Touristen sind sicher ein Gund zu diesem Schritt.