Mai/Juni 2017 - Kurzgeschichten von der Insel...

Jaffna...

ist immer eine Reise wert. Ob nun die Stadt selbst, die Jaffna-Halbinsel oder die kleinen, teilweise über Dämme verbundenen Inseln davor. Man sollte mindestens drei Übernachtungen einplanen hier im hohen Norden. Dann bleibt reichlich Zeit für Entdeckungen innerhalb der City sowie für zwei lange Tagestouren in die Umgebung. Wer mehr Zeit hat: noch besser!
Mit einer guten Stunde Verspätung rollt der Intercity gegen 13 Uhr endlich in den Bahnhof von Jaffna ein. Die Stimmung ist gut, alle im Abteil freuen sich angekommen zu sein. Ist auch schon eine lange Tour hier hoch... Ich verabschiede mich von einigen Mitreisenden und ab geht's auf den Bahnsteig...
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Die Hitze schlägt einem entgegen. Es ist noch heißer als in Colombo - das Thermometer zeigt fast 40 Grad - aber dank relativ trockener Luft einigermaßen auszuhalten. Man gewöhnt sich ja nach ein paar Tagen an alles...
Raus aus dem Bahnhof und erst mal eine Zigarette im Schatten; Lage peilen und Schlachtplan ausarbeiten für die anstrengende Wanderung mit Gepäck zur 100m entfernten Unterkunft... Bevor es hier einen Aufschrei gibt: ja, wir rauchen eigentlich nicht mehr! Ausnahme Dienst- und andere Reisen :-) Ich bin für die nächsten Tage mal wieder im Green Grass, das in den letzten Jahren zu meiner Lieblingsunterkunft in Jaffna geworden ist. Die Wanderung hat sich schnell erledigt - ein Elektro-Mobil wartet auf Gäste des Hotels und ab geht's...
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Nach dem Check-In mit dem Tuk ab in die Stadt. Essen im Hotel Rolex - eine Zugfahrt, die macht hungrig - und ein wenig Programm... Chicken Rolls im Rolex (40 Rs.) ausgezeichnet!
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Am späten Nachmittag kurz zum Nallur Kovil und zurück ins Green Grass. Abends treffe ich dort Suresh, meinen Begleiter in den nächsten Tagen...
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Shanmuha Raja Gopuram (Einweihung 2011), Südseite Nallur Kovil
 
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AW: Jaffna...

Ist es "unser" Suresh ?
Deine Berichte und Fotos wecken Erinnerungen und machen mir viel Freude.Danke dafür.
LG Cordula
 
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Alleine reisen ist eigentlich blöd...

ziemlich blöd sogar. Da freut man sich doch umso mehr, wenn man unterwegs gelegentlich alte Bekannte, noch unbekannte Bekannte (siehe weiter oben) oder gar alte und neue Freunde trifft. Einzig "Tarzan" guckt heute Abend ein wenig grimmig aus der Wäsche... "Tarzan" heißt eigentlich Thasan und wir kennen uns bereits von vergangenen Aufenthalten im Green Grass.
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"Tarzan, was ist los?" frage ich ihn. "Ach nichts, nichts los, wenig Gäste nicht gut fürs Geschäft"... Thasan spricht relativ gut Deutsch, langsam kommt auch bei ihm die Erinnerung durch und seine Mine hellt sich durch ein wenig Smalltalk merklich auf. Erst recht als ich ein zweites Lion bestelle und er wieder einen seiner "Jungs" los jagen kann, einen seiner Auftrge zu erfüllen. Na, alles gut jetzt.
Pünktlich gegen 19 Uhr erscheint Suresh im Green Grass. An dieser Stelle einmal einen herzlichen Dank an unsere Userin "gecko" (Cordula) für die kurze Vorstellung in ihrem Reisebericht vom Januar 2017.
Suresh ist mir vom ersten Moment an sehr sympathisch. Und das ist bei mir eigentlich äußerst selten... Er hat mehr als zwei Jahrzehnte in einer Ecke Deutschlands gelebt, die ich ganz besonders mag. Der Typ spricht perfekt Deutsch, genau mit diesem rheinländischen Dialekt, den man auch in der Nordkurve im Mönchengladbacher Borussia-Park versteht. Meine Stimmung steigt... Einziger Wermutstropfen: Suresh hängt eigentlich mehr an schwarz-gelb, am BVB...
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Wir planen grob die anstehenden Touren (was sich natürlich ziemlich einfach gestaltet), quatschen ein wenig über vergangene Zeiten und es wird ein ganz interessanter Abend. Die nächsten Tage können kommen...
 
Ab Mittwoch werden Nadee, ihr Bruder Thushan, Siri und meine Wenigkeit nach Jaffna unterwegs sein...mit dem Auto von Siri...wir werden in Jaffna auch mit Suresh unterwegs sein...freue mich sehr auf diese Tour.
 
Ganz viel Spaß euch,liebe Paula und grüsse Suresh von Cordula und Michael.
 
Jaffna-Halbinsel

Unser erstes heutiges Ziel ist die karge Dünenlandschaft von Manalkadu südöstlich von Point Pedro. Ein erster kurzer Stopp lohnt bereits im Vorort Nallur. Die 2011 restaurierte Statue des letzten Jaffna-Königs Cankili II (auch Sankili / Sangili, reg. 1617–1619) ist 600m östlich des Nallur-Tempels an der Point Pedro Road zu bestaunen: https://en.wikipedia.org/wiki/Sangiliyan_Statue
Das tamilische Königreich Jaffna beherrschte von 1215 bis 1624 n. Chr. weite Teile im Norden des heutigen Sri Lanka bevor die Portugiesen die Macht gewaltsam übernahmen. Aus der Zeit der Jaffna-Könige sind heute noch einige verstreute Ruinen zu finden.
Die Ruine des Manthiri Manai, der damaligen Residenz der Minister auf der Westseite der Point Pedro Road ist sehenswert. Die verfallene Villa vereint dravidische Elemente mit Stilen der Kolonialzeit. Auch wenn das Jahr 1890 heute auf dem Turm in Stein gemeißelt ist, stammen große Teile des Gebäudes aus dem 15. Jahrhundert - einige sind vermutlich noch älter...
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siehe auch:
https://www.yamu.lk/blog/kingdom-of-jaffna/
http://amazinglanka.com/wp/manthiri-manai/

wenige Meter nördlich des Manthiri Manai lohnt ein Blick auf und in den recht neuen Sattainathar Sivan Kovil...
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Lageplan:
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Diese Holzschnitzereien finde ich immer klasse. Und, wie viele Jahre diese schon hinter sich haben.
 
Es macht so Spass hier zu lesen! Allein beim Lesen über Deine Zeit in Jaffna kommen bei mir auch so viele schöne Erinnerungen an unsere ersten Besuche und Erfahrungen dort auf :urlaub:

Danke Joerg und ich freu mich schon auf mehr, Biggi
 
"A horse with no name"...

Langsam tingeln wir weiter Richtung Point Pedro. Auf dem Weg fällt immer wieder auf, wie viele neue und prachtvolle Tempel zurzeit gebaut werden. Irgendwo im Niemandsland; kein Dorf, keine Menschenseele in der Nähe... Steinreiche, neureiche Geschäftsleute investieren hier viel Geld in religiöse Monumente und Denkmäler...wäre es nicht besser die teilweise bettelarme lokale Bevölkerung und Infrastruktur zu unterstützen? Auch mein Begleiter hat auf diese Frage keine Antwort, kein Verständnis für diese Bauwut...Bei Nelliady halten wir noch kurz am Malai Santhai Varatharaja Pillayar Kovil. Nicht sonderlich spektakulär, aber für ein paar Minuten und Fotos ein ganz netter Stopp.
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Wir fahren zunächst nicht nach Point Pedro, sondern direkt an die Küste nach Manalkadu zur "alten" St. Anthony´s Church aus dem Jahr 1894, die heute von den Sanddünen dieser surrealen Dünenlandschaft verschluckt wird. Es ist ein wenig bedeckt, trotzdem ein Glutofen und ich laufe hier eine ganze Weile herum. Irgendwann habe ich diesen uralten Song von America in den Ohren...
The heat was hot and the ground was dry
But the air was full of Sound
I've been through the desert on a horse with no name
It felt good to be out of the rain
In the desert you can remember your name
'Cause there ain't no one for to give you no pain
Na, ein Pferd zur Flucht aus dieser Wüste habe ich hier nicht, aber immerhin ein Tuk in ca. 500m Entfernung mit ein wenig Schatten...
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Der Strand hier oben hätte durchaus touristisches Potential. Leider (oder Gott sei Dank) gibt es nichts... nicht einmal einen kleinen Laden, in dem man kalte Getränke oder ein Reisgericht kaufen könnte. Das Wasser ist glasklar, ruhig und pullewarm... ideale Voraussetzungen eigentlich. Es wird aber schon noch dauern, bis hier größere Horden Touristen einfallen. Eigentlich auch gut so...
Sehenswert die "neue" St. Anthony´s Church mit der noch neueren Christus-Statue davor...
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AW: "A horse with no name"...

Wir fahren zunächst nicht nach Point Pedro, sondern direkt an die Küste nach Manalkadu zur "alten" St. Anthony´s Church aus dem Jahr 1894, die heute von den Sanddünen dieser surrealen Dünenlandschaft verschluckt wird.
Zur Ergänzung.

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MA*R*CO 07/2013

Die Kirche sollte irgendwann mein neues Rätselbild werden.
 
Wir werden Anfang August wohl auch irgendwann nach Jaffna kommen. Ich hatte erst noch gehadert, ob es sich wirklich lohnt, aber deine Bilder (besonders von den "Ruinen") haben mich überzeugt. Vielen Dank für die Mühe, Jörg!!!
 
Wir werden Anfang August wohl auch irgendwann nach Jaffna kommen. Ich hatte erst noch gehadert, ob es sich wirklich lohnt, aber deine Bilder (besonders von den "Ruinen") haben mich überzeugt. Vielen Dank für die Mühe, Jörg!!!
Jaffna lohnt sich. Noch ist Jaffna und die Umgebung normal.
 
Irgendeinen kleinen Laden gibt es bestimmt. Notfalls trinke ich auch mal warme Getränke.
Nun: nachdem wir durch ausführliche und zeitraubende Recherche feststellen, dass es heute an diesem Strandabschnitt keinen Laden gibt - weder einen mit kalten Getränken, noch einen mit kleinen Snacks - und wir uns beide einig sind, dass wir keine warmen Getränke an einem heißen Strand zu uns nehmen wollen (die gibt es hier aber auch nicht), machen wir uns auf, auf den Weg zum Vallipuram-Vishnu-Temple.
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Der Vallipuram Aalvar Kovil ist einer der ältesten und der zweitgrößte Hindu-Tempel auf der Jaffna-Halbinsel. Ein erster Tempel entstand hier bereits im 13. Jahrhundert. Das Heiligtum ist dem Fisch Matsya geweiht, der ersten Inkarnation des hinduistischen Gottes Vishnu, dem Erhalter des Universums. Im Inneren findet man einige schöne Darstellungen Krishnas (8. Inkarnation des Vishnu). War der Nallur Kandaswamy Kovil immer schon ein Tempel der Könige, so ist der Vallipuram Kovil noch heute das bei den einfachen Leuten beliebte Pendant. Pujas täglich um 7, 9.30, 12, 16.15 und sonntags auch um 18 Uhr.
 
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