Erstes mal Sri Lanka - eine für uns bewegende Reise

Hallo Sonne,

danke für Deinen Bericht. Er könnte genau so auch von mir sein, wenn ich zurück denke, was und wie ich das erste Mal in Sri Lanka erlebt habe. Die Kofferboys mit den grossen Händen, der Verkehr, die Müllhalde (Markt) am Bentota River....
Herrlich.

Freue mich schon auf die Fortsetzung.

L.G., Biggi
 
Hallo Sonne

DEine Reiseerzählung macht Lust auf M E H R... speziell natürlich Kalmunai... was ja bei uns "um die Ecke liegt", wir uns aber nie lange aufgehalten haben...

Grüsse vom Osten

Aliel

:smilinse:
 
Etwa genau so haben wir unser erstes Mal in Sri Lanka erlebt. Freue mich auf das nächste Erlebniss.

LG Premasiri :wink:
 
Also ich finde es spannend zu lesen und hoffe auf mehr. Bin auch grad dabei meine erste Sri Lanke Reise im August zu planen.

Grüße
Reeko
 
Danke für die netten feedbacks, das freut mich wirklich sehr. Und weiter geht's... :coffee:

World Vision lotst uns zu unserem Hotel. Es gibt so gut wie keine Hotels in Kalmunai. Man hat das beste für uns herausgesucht und direkt am Meer untergebracht, im Sea Breeze. Hört sich ja nett an. Wir fahren dem World Vision Bus hinterher – und schauen uns immer wieder beklommen an. Auch Rana schaut oft in den Rückspiegel und unsere Gesichter. Die Straße ist nicht asphaltiert und besteht aus lauter Schlaglöchern. Man kann gut die Spuren des Tsunami aus 2004 erkennen – Zerstörung überall, direkt am Strand. Und Müll. Immer wieder dieser Müll. Wir haben das Gefühl, durch Slums zu fahren. Uns ist ein wenig seltsam zumute, Rana geht es nicht anders. Hier ist wirklich die Armut zu Hause. Im Gegensatz zur Westküste fühlen wir uns nun erstmals zu Besuch in einem Entwicklungsland.
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Das Hotel hat sicherlich keine besseren Zeiten gesehen… Wir lassen uns nichts anmerken, alles ist gut. Die World Vision Mitarbeiter sind erleichtert. Wir verabschieden uns bis zum nächsten Tag. Rana fragt uns dann, ob wir wirklich dort bleiben möchten. Ja, möchten wir. Ist das wirklich unser Ernst? Ja, ist es. Ok – also die Sachen aufs Zimmer gebracht. Die Zimmer sind sehr einfach, das Bett besteht aus einer Holzplatte mit einer ganz dünnen Auflage. Egal. Es ist nur für 1 Nacht. Und das Wichtigste überhaupt: es ist definitiv sauber. Auch für Rana ist es eine ungewöhnliche Unterkunft.

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Vor dem Essen wollen wir ein wenig hier herumlaufen, Atmosphäre schnuppern. Man merkt, dass sich hierher selten oder so gut wie nie Touristen verirren. Wir werden angestarrt, wie das 8. Weltwunder. Alle sind heiß darauf, fotografiert zu werden. Shoot me, shoot me – rufen die Kinder und stellen sich in Pose. Danach sehen sie ihr Bild auf dem Monitor unserer Kamera und bedanken sich artig. Dabei müssen wir uns bedanken. Was uns positiv auffällt: es wird nicht gebettelt, keiner fragt uns nach Geld.

Am Strand sind ein paar nette Mädchen. Sie würden scheinbar gerne zu uns kommen, trauen sich aber nicht. Ein Mädchen ist behindert – sie ist die erste, die sich traut und kommt auf uns zu. Dann versucht sie, meine Hand zu nehmen. Ich gehe in die Knie, gebe ihr die Hand und lächele sie an. Sie ist außer sich vor Freude – und läuft zu ihren Schwestern. Sichtlich stolz, dass sie sich getraut hat. Die anderen trauen sich nun auch, wir kommen mit dem Vater ins Gespräch. Er hat nichts dagegen, dass wir seine Kinder fotografieren. Drei Mädchen und ein Junge. Wir versprechen, die Fotos nach unserem Urlaub per mail zu schicken - PC haben sie zwar keinen, aber eine email-Adresse.

Danach geht es zur Hauptstraße - wir haben Hunger...
 
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Hallo - DANKE für diesen tollen Bericht -hab schon den ganzen auf eurer Homepage gelesen! TOLL - lesen hier trotzdem weiter und genieße eure Zeilen!
LG H.
 
Hallo Sonne

den Mülleindruck hatten wir auch von Kalmunai.. leider...und schön, dass Ihr die Menschen so erlebt habt.. wie es uns auch immer wieder passiert.

LG

Aliel
 
Hallo Sonne

den Mülleindruck hatten wir auch von Kalmunai.. leider...und schön, dass Ihr die Menschen so erlebt habt.. wie es uns auch immer wieder passiert.

LG

Aliel

Ja, Müll ist aber generell ein Problem in Sri Lanka, nicht nur in Kalmunai... haben wir zumindest so empfunden. Und die Menschen sind einfach nur offen und freundlich.
 
Und weiter geht's...
Um 18.30 Uhr fahren wir mit Rana zur Hauptstraße. Das ist sehr abenteuerlich, Ranas Auto tut uns leid. Am Ende der Straße ist ein Riesenloch – er kommt so gerade daran vorbei. Wo man hier halbwegs vernünftig und für uns ungefährlich (auf das Essen bezogen) essen kann – keine Ahnung. Wir gehen in ein Lokal, wo Einheimische auch beim Abendessen sitzen. Allerdings werden wir nach oben gebeten. Wir sind oben die einzigen Gäste – es ist alles heruntergekommen. Laut Rana ein ganz normales, landesübliches Lokal. Immer wieder fragt er, ob das für uns wirklich in Ordnung ist. Auch für ihn ist das alles eine neue Erfahrung, quasi ein Abenteuer. Das Essen ist überraschend gut. Und mir fällt das erste Mal bewusst eine singhalesische Eigenschaft auf: das Kopfwackeln. Es signalisiert Interesse, Freude – und gehört hier bei den Einheimischen eben dazu. An der Westküste hat man sich wohl den Touristen angepasst und macht das sehr dezent – aber hier… bei der Bestellung frage ich mich heimlich zwischendurch, wie lange er das wohl aushält.

Nach dem Essen wollen wir noch etwas die Hauptstraße entlang schlendern. Rana bleibt lieber bei seinem Auto. Wir kommen uns vor, wie im Zoo. Nur dass wir in diesem Falle die Exoten sind. Frauen sind keine zu sehen – ich bin abends die einzige Frau auf der Straße, weiß und unverschleiert, werde noch mehr angestarrt als Dirk. Trotzdem fühle ich mich sicher. Es ist so dunkel auf unserer Straßenseite, dass wir fast die allgegenwärtigen Kühe übersehen und drüber stolpern:
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Wir haben noch Lust auf ein Bier, das wir als Absacker am Strand trinken möchten. Rana fragt im Geschäft nach – und man merkt, dass Kalmunai streng muslimisch geprägt ist: in ganz Kalmunai gibt es keinen Alkohol. Nach einigem hin und her gibt man Rana den Tipp, etwas stadtauswärts ein Hotel anzufahren. Dort gibt es eine Bar mit Aussengastronmie (Getränke), wo man auch Flaschenbier kaufen kann. Ich soll besser im Auto sitzen bleiben, dem komme ich gerne nach.
Wieder zurück beim Hotel erscheint uns der Strand nicht angebracht - wenn es schon so schwierig ist, überhaupt an Alkohol zu kommen, auch wenn es nur ein Flaschenbier ist. Also holen wir Stühle auf den Balkon, setzen uns und trinken unsere Flasche.

Oder vielmehr: haben vor, unser Bier zu trinken… Der arme Hotelboy bekommt fast einen Herzinfarkt. Zum einen, weil wir uns draußen hinsetzen. Und zum anderen – viel, viel schlimmer -, dass wir Alkohol trinken! Dabei sind wir von der Straße aufgrund einer Leuchtreklame gar nicht zu sehen. Da der Junge kein Englisch spricht, Riesenpalawer mit unserem Fahrer. Rana entschuldigt sich 1.000-mal – dabei kann er doch gar nichts dafür. Und wir sehen das Ganze mehr als gelassen. Der Hotelboy ist ganz aufgeregt, das Kopfwackeln wird immer stärker, als wir nicht sofort aufspringen, da mein Freund gerade eine Zigarette raucht. Wir wundern uns, wie sein Hals das aushält. Ich gehe ins Zimmer vor, Dirk kommt nach. Die ganze Zeit steht der Hotelboy dabei, ist ganz aufgeregt und schlägt innerlich wahrscheinlich ein Stoßgebet zu Allah, als auch Dirk aufs Zimmer kommt. Wir trinken in Ruhe unser Bier und lassen den Tag Revue passieren. Und stellen fest, dass das hier wie ein richtiges Abenteuer ist.

Für mich ist es ein ganz komisches Gefühl – ich bin die einzige Frau im Hotel. Rana und wir haben die einzigen Doppel- bzw. Einzelzimmer mit eigenem Bad, ansonsten sind es Etagenzimmer mit Waschgelegenheit und WC auf dem Gang. Immer 3-5 Männer teilen sich ein Zimmer. Ich bin wirklich froh, dass wir unser eigenes Bad haben – zwar in einfachster Ausfertigung, aber immerhin auf dem Zimmer, nicht auf dem Gang. Und ich lerne, dass es auf Sri Lanka nicht üblich ist, warmes Wasser zu haben. Die meisten waschen sich bzw. duschen mit kaltem Wasser. Heißes Wasser ist so teuer, das kann sich kaum jemand leisten und wird als nicht erforderlicher Luxus angesehen. Das erklärt auch, warum bei einigen Gästehäusern extra darauf hingewiesen wird, dass man sowohl warmes als auch kaltes Wasser fließend hat.
 
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Am nächsten Morgen sind wir gespannt, was uns erwarten wird. Doch erstmal heißt es Frühstück. Rana putzt schon sein Auto – ein morgendliches Ritual, wie wir die nächsten Tage lernen werden. Er liebt sein Auto sehr und ist stolz darauf. Gegenüber vom Hotel ist ein zerstörtes, leerstehendes Gebäude. Mit gestapelten Matratzen. Das wird über Nacht von den Menschen genutzt, die kein eigenes Heim haben.

Im Hotel hat man keine Erfahrung mit Touristen wie uns und ist unsicher, was man uns zum Frühstück servieren kann. Doch Rana kümmert sich um alles und lässt das Hotel ein Continental Breakfast organisieren. Wahrscheinlich zum ersten Mal in der Geschichte des Hotels. Wir bekommen Kaffee und Tee. Der Tee ist extrem stark – ich bekomme heißes Wasser zum Verdünnen dazu. Wir sagen Rana, dass wir nicht unbedingt ein Frühstück benötigen, wir können auch unterwegs bei einer Bäckerei anhalten. Doch zu spät. Man ist bereits auf dem Weg. Nur wegen uns. Frisches Toastbrot. Und extra für uns wird Marmelade gekauft. In Export-Qualität. Wow. Rana entschuldigt das Hotel, betont immer wieder, dass sie keine Touristen gewohnt sind. Dabei sehen wir alles ganz locker. So langsam merkt er, dass wir das nicht nur so daher sagen - sondern wirklich so sind. Der Hotelboy von gestern Abend bedient uns wieder. Kopfwackelnd, versteht sich. Das Kopfwackeln habe ich danach noch oft beobachtet in Sri Lanka – aber nie wieder so extrem, wie bei ihm. Ich bin total fasziniert davon.

Pünktlich um kurz vor 8.30 Uhr sind wie am World Vision Office. Fünf Mitarbeiter kommen mit uns nach oben, in den Besucherraum. Bevor wir starten werden wir gefragt, ob es für uns ok ist, mit einem Gebet zu beginnen. Ok – also erst einmal das. Danach werden wir über die einzelnen Projekte informiert. Obwohl wir bereits seit 1,5 Jahren Paten sind, waren wir manchmal ein wenig skeptisch. Sind wirklich Patenbesuche erwünscht oder ist das nur Presse? Kommen die Gelder wirklich an, was passiert damit? Vor Ort werden wir komplett überzeugt. Unglaublich, was World Vision hier auf die Beine stellt. Wir sind beeindruckt. Und entsetzt: in diesem Teil von Sri Lanka müssen 90 % der Bevölkerung mit weniger als 15 US-$ auskommen – im Monat. Vor kurzem war hier noch alles überflutet – genau der Grund, warum unser Besucht bis vor kurzem so fraglich war: Es hat in einem Monat soviel geregnet, wie sonst in einem ganzen Jahr – insgesamt stand das Wasser fast 2 m hoch.

Danach geht es mit dem Wagen zum Dorf, wo unser Patenkind mit seiner Familie lebt. Wir fahren über die Brücke, die vor kurzem noch völlig überflutet war. Die Mitarbeiter mussten einen Umweg von 5 Stunden in kauf nehmen, um in das Projekt zu kommen. Und dann sind wir endlich da. Aufgeregt. Nervös. Und werden empfangen wie Könige, wie Staatsgäste: erstmal Blumengirlanden für Dirk und mich, dann werden wir mit Öl begossen und bekommen einen Punkt als Segenszeichen auf die Stirn gemalt. Midhuluksha empfängt uns – wir sind alle sehr bewegt. Die Kinder haben diverse Auftritte vorbereitet. Wir sind so bewegt – haben beide teils Tränen der Rührung in den Augen. Wir reden auch heute noch häufig darüber und stellen fest, wie gut wir es doch im Leben haben. Was uns sehr bewegt ist, dass sie uns als zweite Familie betrachtet – wir sind irgendwie Vater, Mutter und Schwester für sie.

Während unseres Besuchs kommen schlimme Nachrichten: ein Tsunami in Japan. Unglaubliche Bilder sehen wir im Internet bei World Vision.

Nach unserem Besuch fahren wir weiter, Richtung Dambulla. Haben noch ca. 4 Stunden Fahrt vor uns, werden also erst in der Dunkelheit dort ankommen. Für Rana eine ganz schön anstrengende Tour, abseits der üblichen Touristenpfade. Kurz hinter Kalmunai sehen wir einen schlimmen Unfall. Ein Mann ist – wie dort üblich – mit dem Motorrad unterwegs, seine Frau und ein Baby mit auf dem Motorrad. Natürlich ohne Helm. Er begeht einen Fahrfehler – weit und breit kein anderes motorisiertes Fahrzeug in der Nähe. Und stürzt. Wir sind gerade die einzigen in der Nähe, halten an. Und ich sehe den ersten offenen Knochenbruch meines Lebens. Der Unterschenkel ragt kurz über dem Fuß aus dem Bein heraus. Mir wird übel, ich schaue schnell weg, nehme das Baby auf den Arm, da die Mutter unter Schock steht. Zum Glück ist wenigsten den beiden nichts passiert, nur ein paar leichte Schrammen und der Schock. Sehr schnell füllt sich der Unfallplatz, Menschen kümmern sich. Ich gebe das Baby wieder ab, wir fahren weiter. Ambulanz, Krankenwagen wie bei uns – Fehlanzeige. So etwas gibt es hier nicht. Die Frau wird inkl. Baby in ein Tuk-Tuk verfrachtet – völlig überladen, ich kann gar nicht zählen, wieviele Personen im Tuk-Tuk sitzen. Der Mann wird vorsichtig in ein Tuk-Tuk gehoben, ein Mann hält seinen Kopf und seine Hand und so geht es Richtung des nächsten Krankenhauses. Welches wir mit dem Auto nach ca. 20 Minuten erreichen – ich möchte nicht wissen, wann und in welchem Zustand der Mann mit dem Tuk-Tuk dort angekommen ist… Rana erzählt uns, dass die oberflächliche Behandlung kostenlos ist – aber eine Operation und die korrekte Versorgung des Bruchs muss privat bezahlt werden. Wenn das Krankenhaus nicht in der Lage ist, den Bruch ordentlich zu richten und zu versorgen, wird man in das nächste Krankenhaus verlegt – in diesem Falle dann aber doch mit der Ambulanz. Kein schöner Zwischenstop. Wir hoffen, dass die Familie sich mehr als die Notfallversorgung leisten kann.


Abends im Hotel eine heisse Dusche, danach hängen alle vor dem Fernseher, Nachrichten aus Japan. Eine japanische Reisegruppe ist auch dort, verständlicherweise sehr aufgewühlt, man sieht es ihnen an. Ein ereignisreicher Tag geht zu Ende - was für ein Tag...


Hoffe, der Bericht ist nicht zu ausführlich... dann bitte melden, es geht auch kürzer :roll:
 
Tolle Berichte! :danke:
Ich schaue schon immer nach ob es etwas Neues zu lesen gibt .:smileanmach::smillanka:
 
kann nicht aufhören zu lesen, freue mich immer wenn ich etwas Neues lesen kann.

:smil_dankä: :dafuer: LG Premasiri
 
Oh - gefunden, obwohl ich keinen link hier gesetzt habe? Supi 8-)

@Sonne: na ja, wenn man was von "googeln" versteht, is es ja nicht so schwer .....
Übrigens, wir waren auch schon des öfteren am Pilion, deshalb hab ich diesen Bericht auch gleich GANZ Neurierig verschlungen - SUPER! Wir waren zwar immer im Sommer da, aber haben vor, auch mal im Herbst diesen tollen Landstrich von Greece zu bereisen!
aber um auf SL zurückzukommen: schade, dass ihr in Unawatuna etwas gesundheitlich angeschlagen ward, wir werden in 3 Wochen dort vor Ort sein und freuen uns schon. Regenwald bzw. Nationalparks habt ihr ja gänzlich ausgelassen - oder?
LG aus Austria
 
@ all: danke schön... dann mach' ich gleich mal weiter, leider ist es nicht mehr allzuviel - 12 Tage gehen schnell herum, besonders wenn man krank wird...

@ harry67: Ja, Regenwald/ Nationalparks haben wir ausgelassen. Wir waren insgesamt nur 2 Wochen in Sri Lanka - genau genommen durch die Flüge 12 Tage. Das hätten wir nicht geschafft. Insbesondere, weil wir ja ziemlich krank geworden sind. Durch den Besuch unseres Patenkindes haben zeitlich auch 2 Tage verloren - aber unglaublich viel gewonnen, was machen da Sehenswürdigkeiten aus, die man sich ein anderes Mal ansehen kann... Nächstes Mal wollen wir auf jeden Fall zum Yala Nationalpark, das steht jetzt schon fest. Sigiriya reizt mich irgendwie gar nicht... was soll ich 30 $ Eintritt zahlen, um mich total abzumühen, da hoch zu laufen? Ist für mich ähnlich wie man auf Kreta unbedingt die Samaria-Schlucht gelaufen sein muss. Was ich auch schon getan habe - aber nicht nicht unbedingt ein zweites Mal haben muss. Aber wer weiss, wie wir das beim nächsten Besuch sehen...

Ja, der Pilion ist landschaftlich echt unglaublich schön - auf jeden Fall eine Reise wert. Wann wollt Ihr denn dorthin im Herbst und macht Ihr eine Art Rundreise oder eine Unterkunft? Fahrt nicht zu spät - das Wetter, sage ich da nur...
LG aus Köln
 
Samstag
Wir überzeugen Rana, dass wir definitiv nicht nach Sigiriya wollen, zu anstrengend und zeitaufwändig – und fahren weiter nach Dambulla, einem Buddha-Tempel. Wir machen zum ersten Mal Bekanntschaft mit den üppigen Eintrittspreisen – 1.200 Rps pro Person. Ich habe das Gefühl, mir den Magen verdorben zu haben. Rana warnt uns vor, dass wir ca. 20-25 min laufen müssen, um den Tempel zu erreichen. Ich frage mich, warum er das so ausdrücklich betont. 20-25 min sollten doch kein Problem sein? Doch jetzt, jetzt weiß ich, was er meint… es geht nämlich 20-25 min steil bergauf… er erwähnte es, aber ich habe wohl nicht richtig hingehört. Nur aufwärts, in der glühenden Hitze – mein Gefühl wird zur Gewissheit, mir ist übel. Überall laufen die wilden Affen herum. Suchen sich die Menschen mit Taschen aus, wohlwissend, dass da in der Regel Leckereien enthalten sind. Die Menschen haben teils Angst vor den Affen, trauen sich nicht daran vorbei. Dirk schaut sich den Tempel an, ich bestehe darauf. Wenn wir schon einmal hier sind. Und ich sitze im Schatten auf einer Treppe – und erlebe den einzigen Lichtblick: eine ältere Singhalesin grüßt mich, ich grüße selbstverständlich zurück. Da geht ein Strahlen über ihr Gesicht und sie meint „Thank you for smiling me.“ Ansonsten kann ich nicht viel aufnehmen, weiß gar nicht, wie ich den Weg zurück zum Auto schaffen soll. Wir canceln unser Programm und fahren direkt nach Kandy zu unserem nächsten Guesthouse. Die Fahrt von ca. 2 Stunden ist fast zu viel für mich. Den Rest des Tages verbringe ich im Bett, mir ist sterbenselend zumute. Die Toilette ist mein Freund...


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Sonntag
Es geht mir besser, zum Glück. Dafür kränkelt Dirk. Trotzdem wagen wir es, fahren zu den Teeplantagen. Auf dem Weg dorthin kommen wir an der Universität von Kandy vorbei – und fragen Rana, wie es hier so läuft mit einem Studium. Studiengebühren werden nicht erhoben, allerdings muss man die Bücher und alles natürlich selbst kaufen. Allerdings muss man für die Uni sehr gut Englisch sprechen. Gerade im Bereich Medizin werden die Vorlesungen in Englisch gehalten, da es für viele medizinische Begriffe keinen singhalesischen Ausdruck gibt. Die Aufnahmeprüfungen sind nicht leicht. Wir hoffen sehr, dass unser Patenkind einmal die Möglichkeit nutzen kann, wenn sie dann immer noch Ärztin werden möchte. Wir können leider nur einen kleinen Beitrag leisten – der Ansatz von World Vision „Hilfe zur Selbsthilfe“ ist richtig. Aber ich fange an zu begreifen, warum es den Spruch gibt "Helfen kann zur Sucht werden". Was wir gesehen haben – nicht nur bei World Vision – lässt niemand kalt.

Die Teepflanzen sehen aus wie ein grüner Teppich. Teepflückerinnen sind leider keine zu sehen – es ist Sonntag. Doch eine Fabrik ist geöffnet, man kann besichtigen. Wir werden durch die Anlage im Schnelltempo durchgeschleust. Maschine an, looki, looki, los, schnell weiter. Es ist ein wenig witzig. Natürlich kaufen wir auch Tee. Ist zwar nicht gerade günstig, aber die Qualität soll sehr gut sein. Auf dem Rückweg nach Kandy haben wir Glück – und sehen eine Gruppe von Teepflückerinnen. Eine Teepflückerin verdient nicht gerade ein Vermögen… die Angaben schwanken zwischen 1 – 2 Dollar pro Arbeitstag. Doch Rana meint, so schlecht geht es ihnen nicht. Sie bekommen Wohnung vom Arbeitgeber gestellt, die Kinder können in die Schule gehen, medizinische Versorgung ist gewährleistet.

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Zurück in Kandy essen wir eine Kleinigkeit und dann geht es in den Botanischen Garten. Eintritt: 10 US-Dollar… Erst Gewächshaus - wunderschön... Danach schlendern wir durch den Garten – und sind mehr als überrascht. Wir haben gelernt, dass man in Sri Lanka sehr zurückhaltend mit Gefühlen in der Öffentlichkeit umgeht. Händchen halten oder gar küssen in der Öffentlichkeit – geht gar nicht. Doch im Park sehen wir jede Menge Liebespaare. An fast jedem Baum. Knutschen, ein bisschen fummeln… Selbst muslimische Paare, sie verschleiert, machen keine Ausnahme. Rana lacht, als wir ihn darauf ansprechen. Hier gibt es nicht viele Möglichkeiten, der Botanische Garten ist DER Treffpunkt schlechthin, schon immer gewesen. Offiziell trifft man sich mit Freunden, die auch tatsächlich mitkommen – und dann trennen sich die Wege und man trifft seinen Partner.

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Ebenfalls interessant ist der Zahntempel. Gemäß Überlieferung wird hier der linke Eckzahn des historischen Buddha Siddhartha Gautama als Reliquie aufbewahrt. Es ist sehr touristisch, aber auf jeden Fall sehenswert. Bevor man auf das Gelände kommt, muss man eine Sicherheitskontrolle passieren. Ich werde abgetastet, Handtaschen werden durchsucht. Man hat Angst vor Anschlägen. Traurig, aber wahr. Das Gelände allein ist schon imposant. Doch auch hier wundern wir uns, wieviel Müll überall herumliegt. Vor Betreten des Tempels muss man seine Schuhe ausziehen, auch Kopfbedeckungen sind unerwünscht. Es gibt extra eine Art Garderobe hierfür.
Im goldenen Schrein wird die Reliquie aufbewahrt. Dieser wird 3 x täglich für jeweils eine Stunde geöffnet – morgens, mittags und abends. Wir sind froh, dass wir nicht zu diesem Zeitpunkt da sind – auch so ist es bereits voll genug.

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Wir fahren zurück zum Guesthouse, essen unser schlechtestes Curry bisher und gehen früh zu Bett. Der Tag hat uns geschafft, so ganz fit sind wir wohl nicht.
 
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Danke für die Fortsetzung deines Reiseberichts. :danke:
In Peradenyia sind mir die Paare auch aufgefallen. Meisst verstecken sie sich noch unter einem Regenschrim ;).
In Galle kann man sie in den vielen versteckten Nischen im Fort auch beobachten.

In Dambulla brach mich auch der Schweiss aus und ich war froh, als wir oben waren. ;)
 
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