Tagebuch von Peter live aus Sri Lanka

Hallo Peter

Brief Garden ist für uns immer ein Muss. Man sieht jedes Mal wieder andere Pflanzen.

Lese gerne was Du schreibst.

Premasiri
 
Von irgendwo her, von irgend wem gebracht erscheinen ohne Bestellung andere Speisen, „Nein, Danke brauchen wir nicht“ und schwups sind sie wieder verschwunden. Langzeiturlauber Manfred. möchte nichts essen, das ist hier für ihn nichts, doch das ist nicht so einfach. Zack und schon hat er ein gebratenes Hähnchen vor sich stehen., nein Danke, und Zack ist es genau so schnell wieder weg. Wir amüsieren uns köstlich.

Ich hab gerade ein Dejavue (oder wie das heisst). :smil_prust:
Ich lese auch sehr gern hier mit!

L.G. Biggi
 
Dienstag 22.12.2009
Eisenbahn fahren

Schon lange ein Wunsch, heute wird es Wirklichkeit, Eisenbahn fahren. Schon früh geht es ab zum Bahnhof, Fisherman begleitet mich, das ist mir lieber so. Am Bahnhof angekommen werden schnell Fahrkarten gekauft, „Erste Klasse bitte“, Nein“, die Auskunft des Schalterbeamten „es gibt nur zweiter Klasse“. Nicht nur wir warten auf den Zug.

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Es wird von Aluthgama über Galle nach Matra gehen, drei Stunden eine Strecke. Dröhnend fährt die Diesellok an uns vorbei in den Bahnhof ein.

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Einsteigen und auch einen Platz finden, schnell. Ein Ruck geht durch den Zug als die Diesellok den Motor auf brüllen lässt und beschleunigt. Ein scharfer, metallischer Knall erschallt, weil dadurch das Spiel aus den Kupplungen der Waggons gezogen wird und die letzten Wagen ganz leicht verspätet losrollen. Der umgekehrte Ablauf passiert jedes mal beim Bremsen. Es wird laut, sehr laut. Der Zug pfeift Warnsignale und er muss oft pfeifen, die Räder rollen über die Schienenstöße, es gibt derer viele. Auf dem Nachbargleis fehlt jeder zweite Schwellennagel .....

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Die Passagiere machen es sich bequem auf den Sitzen so gut es geht, die Arme auf des offene Fenster gelegt, besonders Kinder stecken auch gerne mal den Kopf ganz raus.

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Alle Türen der Waggons stehen offen, keiner schließt sie, wahrscheinlich wäre das auch gar nicht möglich. Die Ventilatoren an der Wagendecke, wenn denn welche vorhanden sind, drehen sich in alle Richtungen und spenden zusätzlich zum Fahrtwind etwas Kühlung. An an Haltestellen wird es in Sekunden drückend warm. Der Zug kommt auf Fahrt, schlingernd rollen die Waggons sklavisch der Lokomotive hinterher, jedoch sie wehren sich. Es geht auf und ab sowie hin und her, währen der eigene Wagen nach links schlingert, wird der nächste nach rechts gezogen, der eine nach oben, der andere gleichzeitig nach unter. Die Metallplatten, die ein Übergang von Wagen zu Wagen ermöglichen, geraten in Resonanz. Klappernd ,scheppernd schlagen sie aufeinander, Unterhaltung unmöglich. Zeitweise stehen sie fast senkrecht, durchgehen unmöglich.

Ich stehe in der Türe, eine Hand für den Mann, eine für den Fotoapparat. Manchmal auch zwei Hände für den Mann, dann muss die Knipse am Halse baumeln. Wenn es ganz schlimm mit der Schaukelei wird heißt es Nase rein und am Mittelgang festhalten.

Jetzt mache ich es kürzer: Nach drei Stunden Fahrt, die Ankunft in Matra. Schnell ins Tuk Tuk (schreib weise richtig?) und zum Tempel. Aufgrund der nötigen Rückfahrt erfolgte die Spende eines Geldscheines, der wohl wegen seiner Größe ein besonders langes Gebet auslöste.

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Kurze Einkehr, ein Cola trinken und Fisherman braucht was zum Essen, schafft es aber nicht ganz und lässt sich den Rest einpacken. Schon geht es,nach einer ganzen und einer halben Stunde Aufenthalt, wieder Richtung Heimat.

Der Zug ist zuerst nur voll, nachher brechend voll. Mütter mit kleinen Kindern suchen verzweifelt einen Sitzplatz. Alle rücken zusammen, Kinder werden zwischen fremde Passagiere geschoben, alles kein Problem. Ein Bettler, ein Krüppel, wohl ohne Füße oder Beine schiebt sich durch den Mittelgang, viele geben eine kleine Münze und Fisherman sein mitgenommenes Essen. Ein Bettler, der auch Einheimische anbettelt, bekommt von mir immer auch etwas. Unsere Sitzplätze werden aufgegeben, den Rest des Fahr verbringen wir stehend am Mittelgang zwischen den Türen.

Im Waggon vor uns steht eine Gruppe Jugendliche, sie haben eine Trommel dabei und singen dazu. Hin und wieder dringen Fetzen davon durch, obwohl sie keine zwei Meter entfernt sind. Die klappernden Bodenplatten schlagen ohne Taktgefühl ihren eigenen Rhythmus dazu.

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Das Gebet im Tempel wirkte. Nach sechs Stunden pure Eisenbahnromantik, mit der deutschen Heileeisenbahnweltfernsehsendung nicht zu verwechseln, bin ich froh wieder nach Hause zu kommen.

(jetzt ist es doch sehr lang geworden:sorry:)
 
Besser hättest Du die Zugfahrt nicht beschreiben können. Einfach super geschrieben.

Premasiri
 
Interessant wird die Eisenbahnfahrt dann, wenn Du dich nicht mehr festhalten mußt. Weil eben sämtliche Wagons mit Menschen vollgestopft sind. An den Türen hängen dann ganze Trauben von Menschen, meist Jugendlichen. In Europa wäre das absolut undenkbar!
Wenn man dann bei solchen Umständen sieht, wie sehr sich die Leute gegenseitig unterstüzen, dann wird die Enge des Zuges schon wieder attraktiv. So nehmen Sitzende schon mal das Gepäck oder auch Kleinkinder von eingezwängten Stehenden mit einem Lächeln auf den Schoß. Platzangst darf da niemand haben!

BS
 
Hallo SL-Board-Leser,


ich möchte allen die hier mitlesen, leicht verspätet, ein frohes Weihnachtsfest wünschen. Auch hier wurde gefeiert, wie ihr auf dem Foto ja sehen könnt.


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Insbesondere möchte ich mich einmal ausdrücklich für die vielen ermunternden Beiträge, Kommentare und Anmerkungen bedanken
:smil_dankä:

Sie wurden alle gerne von mir gelesen.




:pc: Peter, zur Zeit in Moragalla bei Beruwala
 
Freitag 25. 12.2009 erster Weihnachtstag
Rückblick Amateurfunkantennen

Da nicht viel passiert ist, nutze ich die Zeit im mal etwas über meine Antennenaktion zu schreiben. Ich werde versuchen einfach zu formulieren, damit es nicht nur für Funkamateure interessant ist.

Wir erinnern uns:
Ein Glasfibermast 13m hoch wurde aufgebaut, eine Tripple Leg Antenne (Antennendraht mit drei Beinen) hochgezogen, das Ergebnis war nicht berauschen. Durch Zufall wurde die Idee geboren einen schon stehenden Coconut-Tree, also eine Palme, als Antennenmast mitzubenutzen. Die Umlenkrolle mit Seil wurde durch einen Palmenkletterer installiert.

Was danach geschah:
Dank des um die Rolle gelegten Seiles sollt es eigentlich einfach sein die Tripple Leg hochzuziehen. Ist es auch, hochziehen geht gut und schnell, nur die drei Beine (wie ein umgedrehtes Y mit drei Beinen) am Boden abzuspannen ist ein großes Problem. Unten stehen noch kleine Palmen. Mit klein meine ich so 5-7m. Es ist schwierig, aber es geht.

Beim Ausmessen der Antenne stelle ich fest, das die Drahtlänge nicht stimmt, also wieder runter, Drähte etwas kürzen und dann wieder hoch. Das ist für Funkamateure ein gängiges Verfahren. Schon nach dem ersten Runterlassen der Antenne haben sich die Drähte so in den Palmenwedeln verfangen, das ein sofortiges Hochziehen nicht mehr möglich ist. Entwirren ist angesagt, nach einer Stunde hängt das Ding wieder. Neue Messung, Sch... immer noch nicht ok. Das ganze noch einmal.

Endlich, die Antenne hängt, abgestimmt und funktionierend, ich betrachte mein Werk mit in den Nacken gelegtem Kopf. Toll, Stolz macht sich gerade breit als es einen Schlag gibt, das mit hochgezogene Koaxialkabel inklusive der Antenne, alle Drähte und Abspannungen landen in den kleinen Palmen. Glück gehabt, mein Standpunkt war weit genug weg, nichts passiert.

Die Aufhängung war an der Antenne abgerissen, schlechte Arbeit von mir, kann man aber umgehen. Aber..... jetzt kommt der Hammer: Ein Ende des Seiles, mit einem schönen Knoten versehen, hängt oben an der Umlenkrolle. Nicht ärgern, eine Nacht darüber schlafen.sm3:sm3:sm3:

Die Nacht hat auch nichts gebracht, es gibt nur eine Lösung: einer muss auf die Palme. Fisherman kümmert sich darum, findet aber so schnell keinen Kletterer und als ich einmal nicht genug aufpasse, ist er auf dem Weg nach oben und holt das Seilende. :smilpalm:Total verschmutzt, es hatte in der Nacht geregnet, und mit schlotternden Knien steht er nachher wieder auf der Erde. Das war seine erste Palme mit solch einer Höhe.


Sofort werden beide Enden des Zugseiles festgebunden, das passiert mir nicht mehr.

Für Spezialisten:
Mittlerweile habe ich eine Inverted V hängen, sie lässt sich leichter hochziehen. Das SWR, gemessen am Funkgerät ist 1,7 bei 30m RG8 Koaxialkabel (etwa 30% Verlust auf 14Mhz). Sie ist noch100kHz neben der Sollfrequenz. Ein Schenkel ist viel zu steil abgespannt, der Draht geht in West/Ost Richtung. Also alles nicht ideal.
 
Hallo alle miteineinander und ein schönes Weihnachtsfest Euch allen.

Ja Peter, ich habe die Hochfrequenztechnik nie gemocht aber als langjähriger Funker ist es kein Neuland für dich und deine Erfahrung ist dir sicher sehr hilfreich.

Aus deinen gut geschriebenen Berichten schließe ich, dass es so richtig ein Urlaub nach deinem Geschmack ist.

Leider muß ich mich für 14 Tage vom Funkkreis abmelden und werde dann viel zu lesen haben.

Also schon jetzt Peter und allen im Forum ein schönes, gesundes 2010.

Frequenz vorübergehend geschlossen
*besond14*

diejohi
 
Hallo Peter

Tönt echt interessant.

Hast keine Matchbox dabei ?

Die Palme ist wahrscheinlich nicht gerade das Wahre, als Aufzugsmast. Ich kann mir gut vorstellen, dass die, da HF-leitend, das Abstrahlverhalten Deiner Antenne auch noch zusätzlich beeinflusst.

Ich gehe mal davon aus, dass die Konstruktion so ist, dass nach oben der " Strahler " geht und nach unten die 3 Schenkel als Gegengewicht dienen.
Am Strahler hängt dann die Seele des Koax und die Abschirmung geht auf's Gegengewicht.

QRU und QRT

sudu
 
Hallo Sudu,

das hast Du richtig erkannt, keine Matchbox. Erstens aus Gewichtsgründen, zweitens bin ich ein Freund resonanter Antennen. Bei denen braucht man keine Matchbox, sie sind dann aber auch nur auf einer Frequenz tauglich.

Die Tripple Leg Antenne hast Du sehr gut beschrieben.

Nach der Tripple Leg habe ich eine Invertet V hochgezogen. Auch nicht berühmt.

Heute Morgen habe ich alles wieder umgemodelt. Nachts kommen die besten Ideen. Jetzt hängt ein ganz normaler Dipol zwischen Palme und Haus. Es scheint erheblich besser zu funktionieren. Das SWR ist auf 1,3 runter.

Die Palme funktioniert vorzüglich als Mast, jetzt halte ich viel mehr Abstand und es klappt besser.

Jetzt warte ich auf die Zeit wo das Band nach Europa aufgeht 16 bis 18 Uhr Ortszeit.:smilhech:

Gruß, Peter, 4S7KKG
 
Hallo Peter
Deine Berichte lesen sich wie ein spannender Krimi,super!!
Wir sind ja vom 01.01.an in Robolgoda freue mich schon den tollen Schreiber kennenzulernen.
Rudi :

PS:
am 04.01.hat mein Mädchen Geburtstag,lade Dich jetzt schon ein*besond14*
ist noch jemand in der Nähe?natürlich auch herzlich willkommen:smil_welk:
Treff: Wunderbar Beach Club,Robolgoda/Bentota
 
Hi Peter, die Kinder haben mir die Adresse für deine Reiseberichte gegeben, du schreibst wirklich sehr unterhaltsam und da ich ja im letzten Jahr genau dort war, kann ich mir vieles sehr gut vorstellen! Auf jeden Fall wünsche ich dir eine schöne Zeit dort, und anscheinend ist es ja genau das, was du wolltest! Viel Spaß!! Christel
 
Hallo Zorro, hallo Bea, hallo all die Anderen die inzwischen hier geschrieben haben,

gerne nehme ich die Einladung von Zorro an und schlage ein SLB-Mini-Usertreffen vor. Hoffentlich klappt es terminlich mit dir Bea!

Nein, ich schlampe nicht mit meinen Berichten, es ist einfach nichts aufregendes mehr passiert. Die Tage vergehen mit der morgentlichen Strandwanderung, dem nachmittaglichen Funken und dem abendlichen Schluck Arrak.

Die Antenne verrichtet gut ihre Dienste, wenn Europa aufgeht, heißt es konzentriert arbeiten und eine Funkverbindung nach der anderen füllt das Logbuch. Die letzte Verbindung heute: Nr. 927 SM6BGG nach Schweden. Wenn es morgen gut läuft bekomme ich die 1000 voll.

Neujahr geht es zum Adams Peak, dann gibt es auch wieder etwas zu berichten.

Ich wünsche allen SLB-Usern jetzt schon einen guten Rutsch in das Neue Jahr.

*besond5**besond5**besond5**besond5*

Peter
 
Ich wünsche dir auch einen guten Rutsch und ein gutes Jahr 2010!! Christel
 
Ich lebe gut hier in Sri Lanka!

Silvesteressen vorher:

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und nachher:

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Er sieht auf dem Foto klein aus, aber drei kräftige Männer
haben diesen mehrere Kilo schweren Fisch nicht geschafft.

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*besond14*Allen ein frohes Neue Jahr ! Peter, 4S7KKG
 
Lieber Peter,

nachdem wir vier Stunden nach Euch (dieses Mal bei leichtem Schneetreiben) ins neue Jahrzehnt "gerutscht" sind, wünschen wir Dir einen guten Start in ein gesundes und in jeder Hinsicht glückliches Jahr 2010. Wir wünschen Dir, dass sich auch das letzte Viertel Deiner so spannend und abwechslungsreich dokumentierten Tour ganz in Deinem Sinne gestaltet.
Mit diesem Deinem Schreibstil bis Du auf jeden Fall prädestiniert für die Dokumentation des nächsten Events unter dem Motto "Heidegeier in Gefahr"!
Weiterhin viel Spaß und liebe Grüße

chrino

PS: Falls es noch nicht zu Dir durchgedrungen sein sollte:
Ab sofort wird der Schluchtweg auch wochentags wieder gemeinsam
an unseren Heidegeierterminen teilnehmen können.
 
Hallo Peter,

das Silvesteressen sieht ja traumhaft aus. :smil_koch:
By the way, auch Dir alles Gute für 2010, Gesundheit und noch viele schöne Stunden in SL.

Nein, ich schlampe nicht mit meinen Berichten, es ist einfach nichts aufregendes mehr passiert. Die Tage vergehen mit der morgentlichen Strandwanderung, dem nachmittaglichen Funken und dem abendlichen Schluck Arrak.

Das nennt man dann "einfach mal relaxen und den Urlaub geniessen".
Und das gönne ich Dir, zumindest zwischen den Berichten. :lol:

Liebe Grüsse, Biggi
 
Freitag 1.2.2010 / Samstag 2.2.2010
Adams Peek / Sri Pada

Pünktlich um 12:00 Uhr holt mich mein Fahrer an der Unterkunft ab. Pünktlich für Ihn, eine halbe Stunde verspätet aus meiner Sicht. Egal, es ist ja Zeit genug. Etwa 5 Stunden Autofahrt sind angesagt, es geht zuerst über gut ausgebaute Straßen, ab Ratnapura wird es dann immer enger. Natürlich werden die Straßen auch immer schlechter. Am Ziel ein kleiner Tempel der wenige Parkplätze zur Verfügung stellt. Kaum ausgestiegen wird eine kleine Gruppe zusammengestellt, anscheinend an dem Tag die einzige, die auch kurz darauf schon aufbricht. Es ist noch hell, so früh am Abend schon aufbrechen, es verwundert mich etwas. Die Gruppe, die auf den Berg will besteht aus drei Mönchen, einige jüngere Frauen und Männern aber auch aus kleineren Kindern, so um die 13 Personen.

Der Chef hat mir einige Münzen mitgegeben, die oben auf dem Berg am Tempel, in den dort befindlichen Sammelbehälter für ihn eingeworfen werden sollen. Es geht los. Der ältere Mönch, geschätzt so 35 bis 40 Jahre alt, geht einen sehr bedächtigen Schritt und stimmt schon an den ersten Stufen ein endloses singendes Gebet an. Strophe für Strophe ohne Unterbrechung, eine Frau stimmt ein und singt mit. bemüht, den Schritt zu halten wird es langsam langsam dunkel.

Pausen werden an Getränkeständen gemacht, der Weg ist bewirtschaftet, mitgebrachte Kleinigkeiten werden angeboten, alle sind sehr, sehr freundlich zu mir.

Gespräche werden geführt, die wenigen Worte englisch von mir und die des Gesprächspartners machen es nicht einfach, aber irgendwie klappt es dann doch immer. Er ist 24 und an einer technischen Hochschule in Colombo. So langsam wird es mir warm obwohl es immer kälter wird. Auf den Stufen ist in hunderter Schritten schon die geschaffte Anzahl vermerkt, 2200, 2300 usw. Ich fange an zu schwitzen, 2400, 2500. Wie alt ich bin, was ich denn arbeite, wie lange ich noch bleibe? Auskünfte gehen hin und her. 2600, 2700 endlos, 2800, der Schweiß rinnt mir den Rücken hinunter, auf dem Handrücken bilden sich Pfützen, Schweißperlen auf der Stirne putze ich schon lange nicht mehr weg. Nur wenn sie brennend in die Augen laufen wird gehandelt.

Meine Pausen die ich machen muß werden länger 2900, 3000, 3100, meine Pausen kommen immer öfter. Kein Problem der Student möchte bei mir bleiben, keiner geht alleine, zu gefährlich. 3200, 3300, so langsam werde ich nachdenklich, 3400, 3500. Mein Begleiter erzählt mir es gibt drei Wege auf den Sri Pada, der kurze von 6 km und der lange von 16 km. Alles versteh ich nicht, hin und her, Verständigungsschwierigkeiten, andere Worte werden gesucht. Dann kommt mir die Erkenntnis: Wir sind auf dem langen Weg, 16 km lang, noch 7 vor uns! 3600, 3700. Jetzt hat es mir die Sprache verschlagen. Eigentlich wollte ich den kurzen Weg nutzen. Schweigend geht es weiter, 3800 und dann steht mein Entschluss fest, ich werde abbrechen.

Etwa 3900 Stufen hoch, nach 10 km Stufe an Stufe, ein Getränkestand, Pause. Ich teile der Gruppe meinen Entschluss mit hier abzubrechen und umzukehren, welches ein großes Palaver auslöst. Man möchte mir helfen, langsamer steigen, einer bleibt immer bei mir, kein Problem auch wenn es sehr lange dauert. Der singende Mönch trifft auch ein, er hatte an der letzten Station eine längere Pause mit der jungen Frau gemacht, die er begleitete. Es wird kälter und er zieht eine pinkfarbene Pudelmütze an, ohne Pudel. Zu dem Orange seines Umhanges ein heftiger Kontrast. Jetzt wieder herunter, unmöglich, zu gefährlich. Man bietet wieder Getränke an, ich esse von meinem mitgebrachten Essen aber es geht nicht viel rein, von irgend woher erscheint eine Banane, ich nehme dankend an. Nass wie ich bin, wird es sehr schnell kalt. Über die nassen Klamotten ein Pullover, eine Windjacke drüber. Die kurze Hose wurde per Reißverschluss und mitgebrachte Beinhülsen in eine lange verwandelt, welches ein heftiges Kichern bei den Frauen auslöste, das kannten sie wohl noch nicht. Man ringt mir das Versprechen ab an diesem Punkt zu übernachten. Der kleine Shop ist nicht nur bewirtschaftet sondern auch beschallt. Die ganze Zeit brüllt die Musik, die nur nach Eintreffen des Mönches für kurze Zeit reduziert wird.


Die Gruppe bricht auf ,aber nach einer Minute erscheint der Mönch wieder und gibt den vier Jugendlichen, die den Stand bewirtschaften, wohl die Anweisung mich nicht alleine gehen zu lassen. Er verschwindet nicht ohne sich zu verabschieden in der Nacht. Sein Gesang wird schnell leiser, alle verschwunden.

Ich bin mit den vier netten Jungen, man sagt wohl besser junge Männer, so etwa 18-22 alleine. Es ist kalt, die nassen Kleider tragen nicht zum Wohlbefinden bei, ich friere. Wenn ich mich vorbeuge und bewege, steigt die feuchte Luft vor meiner Nase aus meinen Shirt und bildet an der kalten Luft ein kleines Wölkchen, welches aber schnell wieder verschwindet. Mir ist klar, das es eine quälende Nacht werden wird.


Fortsetzung folgt ….
 
Fortsetzung …..

Die Vier bitten um eine Zigarette, welche sie natürlich bekommen, die Zeit schleicht dahin. Das Angebot Tee zu trinken lehne ich ab. In meinem Leben habe ich nur einmal mit Genuss Tee getrunken. Das war nach einem Kamelritt durch den Sinai, bei dem von mir jegliches Trinkwasser vergessen wurde und am Ziel von den Beduinen Tee angeboten wurde. Das Stückchen Zucker aber wird dankend angenommen. Man sagt, das jetzt Feierabend ist, der Shop schließt, bitte etwas schlafen. Schon werden Planen vorgezogen und die Jungs gehen schlafen, es ist 01:30 Uhr. Ich packe alles in den Rucksack und nutze ihn als Kopfkissen auf einem 15cm schmalen Brett, welches normalerweise als Sitzplatz dient mache ich es mir bequem. Nein es ist unbequem!

Nach etwa zwei Stunden werde ich wieder wach, die Beine sind mir eingeschlafen. Durch Hin- und Hergehen wir der Kreislauf wieder in Schwung gebracht. Einer der Vier gesellt sich zu mir und einige Worte werden gewechselt. Er verschwindet wieder hinter der Plane.

So langsam trocknen meine Sachen am Körper, die Feuchtigkeit dringt nach außen und kondensiert an der Oberfläche wieder. Innen langsam trockener, außen langsam nasser! Es ist langweilig, die Musik dröhnt immer noch. Wie spät mag es denn sein?

Mangels einer Armbanduhr bringt ein Blick auf die Kamera immer die aktuelle Zeit. Der Rucksack ist schnell geöffnet, die darin befindliche Fototasche auch, diese ist jedoch leer! Es haut mich fast um, geklaut, mein guter Fotoapparat!

Es sind nur vier verdächtige Personen vor Ort. Wut steigt langsam empor, was kann man tun? Einer gegen vier? Trotzdem gehe ich hin und reiße die Plane vom Stand damit man reinkommt, das sie dabei einreißt ist mir egal und stelle den ersten der schaut zur Sprache.

Er ist unschuldig, ich könne gerne alles durchsuchen, seine Kollegen schlafen fest, es waren andere. Auch die Androhung die Polizei zu holen bringt nur ein verstecktes Grinsen, das wäre eine gute Idee. Demonstrativ repariert er seine Plane und geht wieder schlafen.

Was tun, der Entschluss sofort abzusteigen ist schnell gefasst, der Abstieg beginnt gegen 05:00 Uhr. Viele Stufen den Berg hinauf sind mir schon schwer gefallen, die vielen Stufen hinunter nicht weniger. Nach kurzer Zeit wird die Luft wärmer, auch dem Schreiber wird es wärmer. Die Jacke, der Pullover und auch die Verlängerungsbeine werden im Rucksack verstaut. Ich fange wieder an zu schwitzen. Die Stufen, einmal hohe, einmal breite, schmale und flache, sind kaum in einem vernünftigen Rhythmus zu gehen. Die Beine schlottern, die Muskeln schmerzen, die Pausen werden länger und kommen öfters. Motivierend die Beschriftung der noch zu laufenden Stufen, deren Abnahme man gut verfolgen kann.

Mein Fahrer steht am Fuße der Treppe und empfängt mich.


Fortsetzung folgt …...
 
Fortsetzung und Schluß

Besichtigung der Polizeistation Ratnapura

Der Rückweg führt wieder durch Ratnapura, da für die Versicherung des Fotoapparates eine Anzeige bei der örtlichen Polizei erforderlich ist wird dort ein Halt angelegt. Zuerst geht es nach mehrmaligem Nachfragen zu dem Chef der Anzeigenaufnahme, das Radio scheppert irgendeine Sportsendung, mehrere Leute warten im Raum, mein Anliegen wird aber sofort gehört. Es ist laut, im Nebenraum palavern mindestens 10 Leute, teilweise liegen sie sich heftig in der Wolle. Der Polizeichef, mit drei Pickeln auf der Schulter, entscheidet: Anzeige aufnehmen und eine Kopie für die Versicherung anfertigen lassen. Nun geht es in den Palaverraum. An einem Riesentisch sitzen fünf Schreiber oder Polizeibeamte, bei jedem stehen mindesten zwei Anzeigenaufgeber, sowie mehrere Zuschauer bzw. Zuhörer oder auch Wartende die noch nicht an der Reihe sind. Auf dem Tisch steht eine Arrakflasche, aber mit Wasser gefüllt, aus dem die Schreiber, die Polizisten aber auch die Gäste trinken dürfen. Die Streitenden sind immer noch sehr aufgeregt, alles quatscht durcheinander. Aus dem Büro des Polizeichefs nebenan erschallt immer noch der Sportbericht, alle Räume sind oben offen und der Schall wird durch das spitze Dach in jeden Winkel übertragen. Privatsphäre ist hier ein Fremdwort!

Relativ schnell sind wir an der Reihe, der Bericht wird aufgenommen der Fahrer dolmetscht. Nach einer viertel Stunde ist alles handschriftlich in einer großen Kladde vermerkt. Im Nachbargebäude wird die Anfertigung einer Kopie beantragt, leider nur in singhalesisch in englisch hätte zwei Tage zuzüglich zehn Stunden Autofahrt für das Abholen gedauert.

In der Zwischenzeit sollten wir essen gehen meint der Fahrer. Ich schaue dumm aus der Wäsche, wieso dauert eine Fotokopie solange?

Alle waren sehr freundlich zu mir: „Es tut ihnen Leid mit dem Fotoapparat, ja Sri Lanka ist schlimm! Ob ich denn trotzdem noch mal wiederkomme“?
Ja, es ist nicht schön mit der Kamera, überall wird geklaut auf der Welt, ich komme mit Sicherheit wieder nach Sri Lanka“. Ein Lächeln, die Gesichter hellen sich auf.

Nach dem Essen wird die Kopie abgeholt, sie muss aber noch bei einem anderen Polizeichef, auch mit drei Pickeln auf der Schulter, abgeholt, unterschrieben und abgestempelt werden. Ach ja sie kostet 25 SLR (etwa 0,15 Euro). Nachdem ich die Kopie in den Händen halte ist klar wieso es so lange gedauert hat. Handschriftlich wie gemalt!

Hier ist sie:

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Ich bin mal auf die Reaktion meiner Versicherung gespannt!

Anschließend bringt der Fahrer mich noch einmal in alle durchlaufene Stationen und ich muss mich persönlich, per Handschlag von jedem Beamten verabschieden. Für mich, den Ausländer stehen sie alle auf, reichen die Hand, ein paar wenige Worte, ein Lächeln, die Einheimischen stehen staunend dabei.
 
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