Irgendwie wurde es plötzlich politisch. Als Gast in diesem Land werde ich ich mich natürlich an die Regeln halten, nicht kolonial besserwisserisch hier aufzutreten und meine, zudem völlig unbedeutende, Meinung niemals äußern. Ich weiß nur, dass die Leute in den Dörfern hier seit der Präsidentenwahl bis heute Knaller und Raketen zünden, um ihre Freude über das Wahlergebnis auszudrücken.
Meine Freiheitsliebe in fernen Ländern drückt sich meist durch das Mopedfahren aus. Mit den Kameras im Rücksack über die Felder streifen und jederzeit und sofort anhalten zu können, wo ein lohnendes Motiv wartet, ist für mich schon immer der Vorhof zum Himmel.
Gestern nun war es soweit. Manju aus der Nachbarschaft inverstierte seinen freien Nachmittag, um mit mir weit ins Hinterland zu fahren, wo die Einheimischen ihre Bikes kaufen, da dort weniger betrogen wird. Manju sagte, dass die Händler an der Küste meist Unfallfahrzeuge aufpolieren, die Tachos zurückdrehen um das Ganze dann zum Fantasiepreis den Weißen anzudrehen.
Mein "neues" Bike ist 1 Jahr alt, hat knapp 4.000km auf dem Tacho, lag 30% unter dem Neupreis und sieht aus wie neu. Nicht ein Kratzer. Ber Besitzer konnte angeblich die Raten nicht mehr bezahlen und musste das Bike zurückgeben. Versichert ist es noch für ein Jahr.
Bei den Diskussionen um den Preis kam die obengenannte Politik ins Spiel. Noch vor wenigen Jahren habe laut dem Verkäufer und meinem Freund Manju z.B. ein Tuk-Tuk 2.500 Dollar gekostet, der jetzt abgewählte Präsident sezte die Importsteuern jedoch so hoch, dass der Preis heute bei 4.800 Dollar liegt. Ähnlicher Preisanstieg besteht durch diese staatliche Steuerabzocke bei allen anderen Importfahrzeugen, auch bei Mopeds.
Die beiden hoffen, dass der jetzt gewählte Präsident dies wieder korrigiert. Ich hörte den Gesprächen beim Motorradhändler nur passiv zu, denke aber, dass es kaum eine neue Regierung weltweit geschafft hat, Steuersünden ihrer Vörgänger rückkängig zu machen.
Ich muß wegen der Umschreibung meines internationalen Führerscheins nun nur noch nach Colombo, dann geht es los mit den Film und Fotoreportagen aus dem Hinterland.