Wie entkommt die Luftfahrt der starken Hand der Mächtigen?
29.01.2015 - 13:01
Manchmal betrachtet ein Staatspräsident seinen Flag Carrier als Verlängerung des eigenen Egos - so war es bis vor Kurzem auch in Sri Lanka. Andreas Spaeth hat sich gefragt, wie die aktuelle Entwicklung dort einzuschätzen ist.
Es war etwas bizarr Ende April vergangenen Jahres, als unsere Delegation in nur 20 Minuten mit einer halbvollen A330 aus der Sri-lankischen Hauptstadt Colombo kommend per Sonderflug
auf diesem merkwürdigen Flughafen in der Mitte des Nichts im Süden der Insel landete. Schon der Name machte stutzig: Mattala Rajapaksa International Airport stand da in großen Lettern über dem großzügigen Terminalgebäude. Rajapaksa - das war der Name des Staatspräsidenten, dessen Porträt an jeder Straßenecke prangte.
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Dobrindt-Allee am BER? Bloß nicht!
Das gab es bisher sonst vor allem in afrikanischen Staaten, wo auch schon mal der Hauptstadt-Flughafen nach dem amtierenden Staatsoberhaupt benannt ist oder der einzige Jumbo-Jet der Staatsairline "Président Leon Mba" heißt, wie früher bei Air Gabon in Gabun, Westafrika. Der Präsident, der sich diese Ehre verschaffte, ist übrigens ist schon lange nicht mehr im Amt, der Jumbo wurde kürzlich verschrottet.
Sogar in den USA gibt es manchmal Ausrutscher in Sachen Personenkult und Luftfahrt, so heißt die Zufahrtsstraße zum Flughafen Denver "Peña Boulevard". Und das bereits zu Zeiten, als der Namensgeber Federico Peña erst Bürgermeister von Denver war und später US-Transportminister unter Bill Clinton.
Gott bewahre uns vor einer Dobrindt-Allee am BER...
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Eine weitere pragmatische Entscheidung der neuen Administration in Colombo kann ich allerdings sehr gut nachvollziehen: Sie hat sogleich den Airline-Chairman in die Wüste geschickt.
Nishanta Wickramasinghe hieß der und war mir mehrfach bei Interviews durch sein Desinteresse aufgefallen. Am Vorabend der Zeremonie letztes Jahr
wankte er mir sogar im Hotel betrunken entgegen. Es hatte also wohl seinen Grund, dass er seine Sonnenbrille nie abnahm. Offenbar, so wurde jetzt bekannt, hatte ihn auch nicht seine vorgebliche fachliche Qualifikation ins Amt gespült. Sondern schlicht familiäre Verhältnisse - er war der Schwiegersohn des Präsidenten.
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Quelle: www.airliners.de